Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.01.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-01-20
- Erscheinungsdatum
- 20.01.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19100120
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191001203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19100120
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1910
- Monat1910-01
- Tag1910-01-20
- Monat1910-01
- Jahr1910
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
offenbar (s. Salaman, a. a. O. 9), daß die von Le Blon in Farb stich wiedergegebenen Gemälde beim englischen Volke nicht an- sprachen, die Blätter infolgedessen keine Abnehmer fanden. Die schönen Künste hatten damals in England ungünstige Zeiten. Öffentliche Kunstausstellungen gab es noch nicht. Der aristokratische Sammler und der vornehme Kunstkenner vertraten den Geschmack des Landes, denn einen volkstümlichen Geschmack gab es nicht. Das Romantische und Sentimentale war außer Mode, die Lite ratur des Tages stand in ausgesprochenem Gegensatz dazu. Künstler mit einem Streben nach Natur fehlten. Die graphischen Künste in England hatten unter Georg I. wirklich eine sehr ge drückte Zeit. Die schwere Perücken und ungeheuerliche Reifröcke tragende Gesellschaft war zu sehr mit ihren Belustigungen und Ränken, Heucheleien, Launen und Übertreibungen beschäftigt, um irgendwie Geschmack oder Neigung für Schönheit zu pflegen. Kent war der Modearchitekt, der an Stelle des unsterblichen Wren herrschte, und Kneller war so lange und so unbedingt der malerische Götze des Landes, daß Pope, der Hauptdichter, von ihm schreiben konnte, »die erhabene Natur befürchtete, daß Kneller ihre Werke übertreffen könnte«. Was sonst noch an malerischer Kunst damals in England vorhanden war, stand auf der Höhe der langweiligen Decken und Treppenhäuser Thornhills oder der steifen, geschmack losen Bildniskunst mit der einförmigen Stellung der minder be rühmten Nachahmer Knellers, wie Jonathan Richardson, Highmore und Jervas, die Pope durch seine Lobeserhebungen noch lächer licher machte. Welche Aussichten konnten selbst so ausgezeichnete Stecher haben wie John Smith, George White, John Simon, Faber, Peter Pelham, deren Mezzotintblätter aus Mangel an male rischem Interesse sogar schon anfingen, an Gunst zu verlieren, wenn sie nur solche Maler wie die angeführten wiederzugeben hatten? Es nimmt nicht groß wunder, daß damals die Schab künstler, als sie Le Blons Mißerfolg trotz all seines Einflusses und des von ihm Erreichten sahen, nicht begierig waren, die Grundsätze seines »Loloritto« in ihrer eigenen Praxis zu erproben; dadurch erlitt der Farbstich in England einen Rückschlag. Das hindert aber nicht, daß Le Blons Farbdrucke heute äußerst wert voll und kostbar sind. Was ist nun aus den 9000 Drucken ge worden, die von dem »kieturo OkLos« hergestellt wurden? Vor dem Zusammenbruch dieser Le Blonschen Gründung wurden etwa tausend Blatt von fünfzig Platten für 600 Pfd. St. ver kauft, aber diese Drucke sind sogar in den Museen außerordent lich selten. Wie H. W. Singer und auch A. M. Hind (in seiner »Uistor^ vk LnAravinA anä LtebiriA«) vermuten, sind viele der großen Drucke (Kinder des Rubens, Engel nach Corregio usw.) überfirnißt worden, um sie Ölbildern ähnlich zu machen und hängen in vergessenen Winkeln alter Häuser. Diese Annahme hat manches für sich, wie sich ja auch im Britischen Museum gefirnißte Exemplare davon befinden. Le Blons wichtiges Unternehmen reizte in England keine Nachahmer, obwohl einige Versuche zur Verschönerung von Stichen durch Farbe gemacht wurden. Hauptsächlich waren dies jedoch Anpassungen des alten Clairobscurverfahrens, Flächen kolorit, das man durch Verwendung mehrerer Holzblöcke in Ver bindung mit gestochenen Kupferplatten erzielte. Die Maler Arthur Pond und Charles Knapton ahmten mit Hilfe der Radierung eine Anzahl von Zeichnungen in dieser Weise nach. Schon früher hatte sich Elisha Kirkall mit Erfolg farbiger Holz stöcke mit Schabkunstplatten bedient, welch letztere mit Stichel und Ätzung überarbeitet wurden. Kirkalls Schüler I. B Jackson verwendete für seine hervorragenden Drucke nur Holzschnitte. Diese Versuche waren aber nur vereinzelt, sie bildeten keine wichtige ununterbrochene Fortsetzung des englischen Farben kupferstichs, dessen weitere Entwicklung man in dem oben er wähnten Werke von Salaman und Holme verfolgen möge Von englischen Farbstechern seien genannt: W. W. Ryland, F. Bartolozzi, Th. Burke, I Jones, C. Wilkin, Th. Stothard, M. W. Peters, P. W. Tompkins, F. D. Soiron, T. Gaugain, I. R. Smith, W. Ward, Th. Cheesman, L. Schiavonetti, G. Ven- dramini, B- Duterreau, I. Ogborne, CH. Knight, W. Nutter, Th. Watson, G. Keating, S. W. Reynolds, I. S. Agar, CH. Turner, M. Bovi, I. Collyer, Fr. Hayward, W. Bond, R. Pollard, R. M. Meadows, R. Earlom, W. Dickinson usw. Eine sehr gute Übersicht der englischen Farbstecher mit Angabe ihrer Hauvt- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. blätter ist in »Olck Lo^lisb Oolour-krints« von M. C. Salama« und CH. Holme zu finden, wo auch vierzig Hauptblätter farbig wiedergegeben sind. In Frankreich sind von Farbstechern besonders Le BlonS Schüler I. F. G. Dagoty (1717—86) und dessen Sohn E. G. Dagoty zu nennen. Der letztere führte u. a. Raffaels Madonna della Sedia in Kupferfarbendruck aus. Die Künstler, die in Frankreich den Farbendruck auf Grund der Schabkunst betreiben wollten, Le Blon eingeschlossen (siehe Lippmann, a. a. O-), scheiterten daran, daß sie die Schabkunst nicht zu beherrschen wußten und daß damals in Paris weder Künstler noch Drucker zu finden waren, die das Mezzotinto tadellos zu behandeln ver standen. Erst das Aufkommen der Aquatintamanier ermöglichte die Verwendung von Kupferplatten, die alle für den Farbendruck notwendigen Eigenschaften besaßen. Als Erfinder der Aquatinta gilt der Pariser Maler Jean Baptist Le Prince (1733—81). Francois Janinet (1752—1813) wandte die Aquatinta aus den Farbendruck an und nennt sich auf einem Blatte als Erfinder der neuen Kunstart: »6ravö L Limitation cku lavis on oouleur xar 1?. .laninet, 1s eoul qui ait trouve ostts maniöre . . .« Janinet entfaltete im Kupferfarbendruck eine reiche und vielseitige Tätig keit. Den Hauptteil seiner Arbeiten bilden sittengeschichtliche Dar stellungen. Ein Glanzstück Janinets ist das Porträt der Königin Marie Antoinette mit reicher in Gold und Farben gedruckter Umrahmung. Janinet hat auch eine Reihe von Wasserfarben malereien des Adriaen Ostade mit großer Treue im Treffen des koloristischen Charakters nachgeahmt. Janinets Schüler Charles Melchior Descourtis (1753—1820) erreicht seinen Meister nicht ganz. Die »Dorfhochzeit« und der »Dorsjahrmarkt« von Descourtis wirken wie fein gestimmte, sorgsam durchgeführte Aquarelle. Eine farbige Nachbildung der »Dorfhochzeit« findet sich in dem kürzlich erschienenen Hefte Nr. 234 des »LiAg.ro illustre« in einer Abhandlung von Francois Courboin über »üg drgvuro t'rgnygise«. Der Hauptmeister des Kupferfarbendrucks ist Louis Philibert Debucourt (1755—1832), der nicht nur diese Technik in vollkommener Weise ausübt, sondern auch als selbsterfindender Künstler seine Kompositionen von vorn herein für die Ausführung in Kupferfarbendruck einrichtet. Da durch erhielten seine Blätter höheren selbständigen künstlerischen Wert und einheitlichere Gestaltung als die Blätter aller seiner Mitbewerber. Das Hauptblatt Debucourts ist die »Lromsuacks cko lg Olalsris cku kglais üo^gl«. Andere hervorragende Blätter Debucourts sind die »Liomonacks publique«, das Menuett der Neu vermählten, der Neujahrswunsch, der Geburtstag des Großvaters, das Bildnis des Herzogs von Orleans. Ein tüchtiger Künstler, der hauptsächlich Bildnisse zeitgenössischer Personen schuf, war Pierre M. Alix (1762—1817). Das Verfahren der für den farbigen Kupferdruck arbeitenden Künstler dieser Periode ist (wie Lippmann ausführt) nicht in allen Einzelheiten bekannt und aus den vorhandenen Drück exemplaren nicht immer mit genügender Sicherheit zu erklären. Viele beim Drucken mit mehreren Farben vorkommende Hand griffe blieben Werkstattgeheimnis und sind mit dem Erlöschen der Technik im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts in Vergessenheit geraten. Die Fehldrucke, deren es bei diesem Verfahren ohne Zweifel sehr zahlreiche gab, sind wahrscheinlich immer vernichtet worden, andrerseits half man auch den gelungenen Exemplare« mit außerordentlich geschickter, oft kaum entdeckbarer Handretouche hie und da nach. Das Interesse an Handzeichnungen alter Meister, das der Kunstforscherund vielseitige Kunstdilettant Graf Caylus (1692-1765) durch seine umfangreichen Veröffentlichungen erweckt hatte, eiferte dazu an, die Nachahmung solcher Kunstwerke zu vervollkommnen, wozu jetzt die verschiedenen neu aufkommenden Verfahren und der farbige Kupferstich geeignete Mittel boten. Bald bildete die Nachahmung von Zeichnungen und Skizzen älterer und neuerer Meister einen besonderen Zweig der Kunsttechnik; es entwickelte sich eine lebhafte Liebhaberei sür derartige Nachahmungen. Um den Charakter des Rotstiftes, der Kreide, der Tusche und Sepia lavierung entsprechend wiederzugeben, bediente man sich ver schiedener Kombinationen von Radierung, Aquatinta, Punktier- und Kreidemanier, zuweilen mit Zuhilfenahme des Holzschnittes, indem man die Holzplatte zum Anlegen breiter Flächen und zu Tönungen des Papiers benutzte. Besonders das Auskommen der 104
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder