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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.12.1907
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.12.1907
- Sprache
- Deutsch
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298, 23. Dezember 1907. Amtlicher Teil. Börsenblatt s, d. Dtschn. Buchhandel. 13913 Reklame fehlen, er wagt und riskiert nicht viel, er liebt es nicht, Verbindungen mit ausländischen Firmen anzuknüpfen, über deren Kreditfähigkeit er sich nicht orientieren kann, denen er womöglich in Kommission liefern soll und die ganz anders behandelt sein wollen als die Sortimenter im eigenen Lande, welche letzteren immer gegen viertel- oder halbjährliche Tratte zahlen und für die die Wünsche der großen Pariser Verleger fürsten häufig genug die reinsten Befehle sind. Der Haupt grundist aber wohl folgender: Selbst wenn der oder die Chefs, — meistens sind es mehrere — selbst auch eine genügende Kenntnis vom Leben im Auslande haben, so ist doch der Be trieb ihrer Häuser so groß und ihre Zeit ist mit andern, wichtigeren Sachen so ausgefüllt, daß sie sich nicht mehr in dem erforderlichen Maße um den verhältnismäßig geringen Vertrieb ins Ausland kümmern können. Und doch muß, wie Herr Gautier sehr richtig bemerkt, gerade Frankreich noch mehr als andre Länder mit starkem Geburtenüberschuß darauf bedacht sein, seinen Ruf im Ausland aufrecht zu er halten. Dafür ist leine literarische Produktion, das Buch, das beste Mittel. Die französischen Verleger überlassen aber in den meisten Fällen den Vertrieb ins Ausland ihrem Per sonal, und bei diesem ist Unkenntnis aller ausländischen Verhältnisse noch viel mehr zu bemerken, als bei ihren Chefs. Die meisten Pariser Verlagshäuser deren Ex port hier in Frage kommt, sind so groß, daß ihr Betrieb weniger etwas Buchhändlerisches als mehr Kauf männisches, ja sogar Fabrikmäßiges an sich hat, in dem dann alle Sortimenter, seien sie nun im eigenen Lande oder in Brasilien, häufig über einen Kamm geschoren werden. Das ist ein grundfalsches Prinzip, das schon den Abbruch mancher wertvollen Verbindung zur Folge hatte. Alle diese Gründe fallen natürlich fort bei allen solchen Firmen, die nicht fast nur von altem Ruhme leben, son dern ihren Betrieb den Ansprüchen des heutigen Verkehrs und den Anforderungen der Zeit entsprechend eingerichtet haben. Diese Firmen haben ihrem Geschäftsbetrieb meistens noch eine besondere ausländische Abteilung angegliedert, deren Posten sie mit Ausländern besetzen, die Sprachen- und Weltkenntnisse haben, mehrere andere Länder und ihre Aufnahmefähigkeit für französische Literatur aus eigner Anschauung kennen und die sich in bezug aus Behandlung der ausländischen Sortimenter weniger einseitig und rigoros zeigen als ihre französischen Kollegen. Diese Firmen werden sich über ihren Absatz im Auslande gewiß nicht zu beklagen haben; ja es kommen dabei manchmal Abschlüsse vor, die einen staunen machen. Hierher gehört auch eine Geschichte, die an und für sich fast unglaublich klingt, die mir aber von so ernsthafter und glaubwürdiger Seite bestätigt worden ist, daß ich sie doch wiedergeben möchte: Demzufolge sollen etwa im Jahre 1902 zwei große Pariser Firmen, deren Verlag sich hauptsächlich aus guter Belletristik zusammensetzt, durch einen tüchtigen Reisenden in den südamerikanischen Re publiken zusammen eine Million Bände im Preise von 3 Frcs. 50 Cts. und darunter abgesetzt haben. Natürlich wird es sich hier um veraltete Werke gehandelt haben, die jedenfalls mit einem ungeheuren Rabatt geliefert wurden; aber darauf kommt es im Grunde genommen weniger an, als darauf, daß diese riesige Zahl überhaupt abgesetzt werden konnte, dazu noch in Ländern, deren geistige Kultur zu wünschen übrig läßt und in denen das Französische nur von einem verhältnismäßig kleinen Teil der Bevölkerung gesprochen wird. — Eine andre, sehr gute Idee hatten kürzlich sechs verschiedene Pariser Firmen mit ganz verschiedener Verlags richtung, um ihren Absatz im Ausland zu heben. Diese Firmen wandten sich an einen klassisch gebildeten Herrn, also keineswegs einen gewöhnlichen Reisenden, und schickten ihn auf ihre Kosten nach Ägypten, Kleinasien, Konstantinopel und Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. in die Balkanstaaten, um dort Vorträge über neuzeitige fran zösische Literatur zu halten, natürlich unter besonderer Berück sichtigung des Verlags der betreffenden sechs Firmen. Um der Sache größeren Nachdruck zu geben, wurde der Minister des Äußeren um seine Empfehlung ersucht, die er auch gab, und die Konsuln in den betreffenden Städten wurden benachrichtigt. Außerdem hatte die ^.Iliavos lravxaiss, ein etwa dem »All deutschen Verbände« gleichkommender, im Ausland sehr ver breiteter Verein, alles zur Abhaltung der Vorträge schon vorbereitet, mit denen dann immer noch eine kleine Aus stellung der Verlagswerke der betreffenden sechs Firmen ver bunden war. Mit Hilfe aller dieser Unterstützungen hat sich alles schnell und gut abgewickelt, manche wertvolle neue Verbindung mit Buchhandlungen oder Instituten ist angeknüpft, manche alte erneuert worden, und das Unternehmen hat sich gut rentiert. — Hierauf dürfte auch die Umfrage der Regierung bei den ausländischen Konsulaten nach dem Absatz französischer Literatur zurückzuführen sein, deren sehr ausführliche und lesenswerte Antworten schon seit Wochen in der Libliograxüis äs lg, lkraveo veröffentlicht werden. Alle diese Berichte sind mit großer Sachkenntnis geschrieben; sie nennen, wenn ein schwacher Absatz in dem betreffenden Lande besteht, die Ursachen dafür, geben Mittel und Wege zur Besserung an, nennen Adressen von Buchhändlern u. a. m. — Auch sonst sind Reisende im französischen Verlagsbuchhandel durchaus nichts Un bekanntes; die Spesen dafür scheinen sich bezahlt zu machen. Sehr große Firmen, wie Hachette L Cie., deren Verlag sich außer aus streng wissenschaftlichen Werken, auch vielfach aus im Ausland eingeführten Schulbüchern, Jugend schriften und populärer Literatur mit großem Interessenten kreis, sowie auch weitverbreiteten Zeitschriften zusammensetzt, schicken ihre Reisenden sogar nach Amerika. Noch weniger überzeugend als die Ausführungen des Herrn Gautier sind die des Herrn Hugues Le Roux. Herr Le Roux hat eine Reise nach den Vereinigten Staaten und nach Canada unternommen — ob ausschließlich zu dem Zwecke, um sich von der Verbreitung französischer Literatur in Nord-Amerika zu überzeugen, ist mir unbekannt — und hat seine Beobachtungen in einer Reihe von Artikeln zu sammengefaßt, die vor einiger Zeit im Pariser »Nativ« er schienen. Dem »Nativ« läßt sich nicht nachsagen, daß er sich einer deutschfreundlichen Gesinnung befleißige, eher das direkte Gegenteil. Er macht übrigens aus dieser Überzeugung gar kein Hehl, und Herr Le Roux, der sich in seinen Aus führungen manchen Ausfall gegen das Deutschtum und den deutschen Buchhandel erlaubt, auch nicht. Doch dies nur neben bei —, uns interessiert hier allein die buchhändlerische Seite seiner Ausjührungen. Außer den schon erwähnten Artikeln im »Nativ«, hat Herr Le Roux kürzlich in der Aula der Sorbonne einen Vortrag über das gleiche Thema gehalten, vor einem zwar spärlich erschienenen Publikum, aber mit all dem Pomp und der etwas aufdringlichen Reklame, mit der der »Nativ« alle derartigen Veranstaltungen seiner Mitarbeiter in Szene zu setzen liebt, in diesem Falle mit der Anwesenheit eines Vertreters des Ministers des Innern und des ameri kanischen Gesandten in Paris, ja sogar mit Militärmusik. — In sehr weitläufigen Ausführungen beklagte Herr Le Roux bitter, daß der Absatz von französischer Literatur in den Vereinigten Staaten immer mehr zurückgehe; den Grund dafür sucht er unter mehreren andern Sachen auch darin, daß das amerikanische Publikum dem modernen fran zösischen Roman ein gewisses Mißtrauen entgegenbringe, ein Mißtrauen, das durch die zahlreiche schlüpfrige Literatur, die unter der Flagge von »Pariser Romanen» segle, nur allzu berechtigt sei. Diesen Umstand hätten die zahl reichen in Nordamerika etablierten deutschen Buchhändler — t812
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