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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1907
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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137, 15. Juni 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 6115 gedrängten Darstellung und mit Berücksichtigung der neuesten Zeit weder in der deutschen, noch in der französischen Fach literatur vorhanden sein dürfte und für die moderne belgische Presse jedenfalls als Originalarbeit zu betrachten ist. Das erste Kapitel enthält einige Mitteilungen über Ein richtungen bei den Ägyptern, Babyloniern, Griechen und Römern, die in gewissem Grade an unser Zeitungswesen erinnern; der eigentliche Ursprung der Zeitung wird in den Diaro»« der Römer gesehen, die unter der Regierung Julius Cäsars täglich ausgegeben wurden (jedoch schon vorher bestanden haben sollen). Aus dem Worte »äiarv»« wird übrigens von vielen der Ausdruck »Journal« abgeleitet, der später den im Anfang des europäischen Zeitungswesens gültigen Ausdruck »Gazette« mehr oder weniger ablöste. Es sei hier gleich erwähnt, daß dieser letztere seit dem ersten Jahrzehnt des siebzehnten Jahrhunderts in Venedig in Ge brauch war und von der italienischen Münze »g»rstt»« her rührt, die für eine unter diesem Namen dort erscheinende Zeitung bezahlt wurde. Das 2. Kapitel, das die Zeit von der Erfindung der Buchdruckerkunst bis zum Ausbruch der französischen Revolution behandelt, ist hauptsächlich den ersten Zeitungen in Belgien und Frankreich gewidmet und macht uns vor allem mit dem Antwerpener Buchdrucker Abraham Verhoeven bekannt, der im Jahre 1605 die »diisaws Ltjäingüsll«, das erste europäische Journal, ins Leben rief, und mit Theophraste Renaudot, dem Leibarzt Ludwigs XIII., der im Jahre 1631 von dem allmächtigen Richelieu das Privileg zur Herausgabe einer Zeitung erhielt, nach dem Vorbild der eben erwähnten italienischen Zeitungen »D» dsrstts« benannt. Die Geschichte dieser ersten Zeitungen ist vom allergrößten menschlichen Interesse und bereits Gegen stand eingehender Untersuchungen und Darstellungen ge worden; de Bock zitiert drei belgische Gelehrte, die in neuerer Zeit Monographien über Verhoeven verfaßt haben: Govaerts, den Antwerpener Stadtarchivar I. van den Branden und den Genter Universitätsbibliothekar F. van der Haeghen. Die beiden epochemachenden Erfinder teilten übrigens das gleiche Los: sie sind, mit Schulden überlastet, im Elend ge storben. Es folgen interessante Mitteilungen über die An fänge des holländischen und englischen Zeitungswesens, nach dem vorher noch der Lebenslauf der zweihundertvierzigjährigen 6srstts vsu Llenä geschildert ist, die im Jahre 1676 unter dem Titel »dbsaätsolis Lost - l^ckillKÜsü« gegründet wurde und je nach dem politischen Regime, das in Belgien jeweils herrschte, den Namen ein halbes dutzend mal ändern mußte. Die Zeitung unter der französischen Revolution, mit der sich ebenfalls bereits mehrere Historiographen in Frankreich sehr ausführlich beschäftigt haben (allen voran E. Hatin in seiner »üistoirs äu joarvsl sa Uranos«, sodann L. Gallois in »llistoirs ckss joaraaar et äss joaraslists» äs l» Revolution«) wird auf Grundlage dieser Monographien im 3. Kapitel ge schildert. Wir erfahren aus diesem, welche bedeutende und eigenartige Rolle die Presse gerade beim Ausbruch der Re volution gespielt hat, sah doch das »erste Jahr der Freiheit« deren mehr als 150 erstehen, darunter das »ckoaro»! äse vöbsts«, das noch heute existiert. Sehr suggestiv sind die Titel dieser Zeitungen, die natürlich mit verschwindenden Ausnahmen nur eine ephemere Lebensdauer aufweisen: Journal der Generalstaaten, Evangelist des Tages, Akten der Apostel, Schüler der Apostel, Tagesanbruch, Aurora, Morgenstern, Patriotische Henne, Affe, Dummheiten der Woche, Volksfreund, Französischer Junius usw. Die Frei heit der Presse nahm mit Napoleons Diktatur ein Ende: durch ein Dekret vom 17. Januar 1800 wurde die Zahl der politischen Blätter auf 13 reduziert, und auch diese mußten sich beinahe aller politischen Kritik enthalten und darauf be schränken, das wiederzugeben, was Napoleon durch den »Llonltsur otüeisl« verkünden ließ. Wir vermissen in den bisherigen Ausführungen de Bocks leider vollständig Angaben über die Erscheinungsweise der angeführten Zeitungen; es wäre interessant gewesen, zu verfolgen, wie aus den zuerst in ganz unregelmäßigen Zwischenräumen erscheinenden Jour nalen allmählich an eine im voraus bestimmte Periodizität gebundene, monatlich, wöchentlich und täglich ausgegebene Blätter geworden sind. — Im nächsten Kapitel, das uns zunächst auf die Bedeutung der am 1. Januar 1792 gegründeten »Times« aufmerksam macht, deren Einfluß auf das kontinentale Preßwesen mehr bedeutet, als ihre Rolle in England selbst, und die namentlich durch Einführung der Schnellpresse die Entwicklung einer bis dahin ungeahnten technischen Vervoll kommnung einleitete, begegnen wir einer ähnlichen Zeitungs komödie unter der Märzrevolution des Jahres 1848. Die neuen Zeitungen aus dieser Periode hielten sich streng an ihre Vorbilder von 1789 und 1793, sogar in den Titeln: Freiheit, Ereignis, Konstitution, Das soziale Bankett, Der republikanische Christus, Brüderlichkeit, Die Neue Welt. Hinzu kamen die Blätter der bonapartistischen Partei: Adler, Der kleine Korporal, Der graue Überzieher (Na poleons) u. a. Eine unter dem sonderbaren Titel: »Der Totengräber (orogas-iaort) der Presse« erscheinende Zeitung verzeichnete von Februar bis Dezember 1848 400—500 neue Zeitungen, von denen die wenigsten länger als einen Monat, die meisten kaum acht Tage lebten. Im Jahre 1850 wurde zur Reglementierung der Presse das noch heute gültige Gesetz erlassen, das jeden Verfasser eines politischen, philosophischen oder religiösen Artikels verpflichtet, diesen mit seinem Namen zu zeichnen. Die Bedeutung dieses Erlasses für die Sanierung der Presse ist in Frankreich unschätzbar gewesen. An der Lebensgeschichte des 1864 gegründeten »Figaro« und seiner Chefredakteure zeigt uns der Autor den weiteren symptomatischen Gang in der großartigen, durch die Er findung der Eisenbahn und des Telegraphs bedingten Ent wicklung des modernen Zeitungswesens. (Der Titel »Figaro« hatte vorher bereits zwei andern, weniger glücklichen franzö- ischen Zeitungen gedient.) Er stellt ihr die Geschichte des demokratischen »Rstit ckoarasl« gegenüber, das schon im Jahre 1863 bewies, wie groß das Bedürfnis der Masse nach Zcitungslektüre war, daß eine Zeitung billig und doch rentabel sein konnte, und das als das erste der »Sou blätter« schon drei Jahre nach der Gründung, am 1. Mai 1866, eine Auflage von 200 000 Exemplaren aufweisen konnte. Und wieder spielt die Presse in der blutigen Kommune des Jahres 1870 eine Rolle, die uns sofort an 1789 und 1848 erinnert. Wieder einige Titel: Der Rächer, Die rote Mütze, Die Strafe, Das freie Paris, Der Volks- Tribun, Die Losung, Die Soziale. — Der Verfasser gibt uns reichliche Auszüge aus jeder dieser Epochen, um uns m den Geist der Zeit zu versetzen, und versäumt nicht, durch gut ausgewählte Proben auch die literarisch-ästhetische Seite des Journalismus zu beleuchten. Die finanzielle Seite ist durch einige Ziffern rascher veranschaulicht. So hatte der »Figaro« im Gründungs ahr täglich 80, 20 Jahre später bereits 800 Francs Redaktionskosten. Sein Gesamtbudget belief sich 1904 auf 4 Millionen 300 000 Francs, davon 674 000 Francs Re daktionsausgaben. Der Gewinn betrug 454 000 Francs. Der »Rstit Rariblsor arbeitet mit einem Aktienkapital von 27 Millionen Francs und warf im letzten Verwaltungsjahr einen Reingewinn von 2 741 000 Francs ab, wovon über eine Million auf den Anteil des Direktors fiel. Die »Times« gibt allein für ihre ausländischen Korrespondenten 800 000 Francs jährlich aus. Ihr erster Spezialbericht erstatter wurde während der napoleonischen Kriege in Altona etabliert. Die argentinische Revolution kostete der Times 798'
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