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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.05.1907
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 28.05.1907
- Sprache
- Deutsch
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»Das Geld ist in der heutigen, auf Erwerb und Ge winn beruhenden Wirtschaftsperiode der Träger aller ma teriellen Interessen und daher von ungeheurer Bedeutung. Es gibt kaum einen Menschen, dem nicht täglich Geld durch die Finger geht. Der Wechsel spielt im heutigen Zahlungs und Kreditverkehr eine kolossale Rolle. Es gibt keinen Be ruf, für den nicht einmal Fragen der Geld- und Kapital anlage brennend werden könnten. Von gleicher Bedeutung sind die Banken. Es besteht keine größere Fabrik, kaum ein kaufmännisches Geschäft, das nicht mit einer Bank resp. mit mehreren Bankinstituten in Verbindung stände. Sie sind die großen Vermittler im Geld- und Kreditverkehr. Hier laufen alle Fäden zusammen, an denen Produktion und Güter umsatz hängen. Von hier aus wird die ganze Volkswirt schaft mit kapitalistischem Geiste getränkt und befruchtet. »Trotz dieser, man möchte sagen universellen Bedeutung des Geld- und Bankwesens ist doch das Publikum über kein so naheliegendes Gebiet weniger orientiert, als über dieses.« — Wenn sich der Verfasser hier an das »Publikum« wendet, so zieht er mit gutem Recht den Jnteressenkreis für sein Thema weit. Innerhalb dieses »großen Publikums« aber sollten sich die kleinen Kreise selbst zu bilden wissen, die da Interesse für Fragen haben, haben müssen für den Stoff, den das Buch behandelt. Und das sind nicht in letzter Linie »wir Buchhändler«. Die so gern hervorgekehrte Jdealaufgabe des Buchhändlers, die ich oft, zumal aus jüngerem Munde hörte, wo es sich darum handelte, die edlere Sonderstellung des Buchhandels innerhalb des kauf männischen Gewerbes hervorzukehren, ist, vermittelnd zu wirken zwischen Wissenschaft und Publikum. Berechtigt uns diese gewiß schöne Aufgabe der Vermittlerrolle, zu ver gessen, daß wir auch in ihr in erster Linie Kaufleute sind? Ein »guter Kaufmann« zu sein, ist im geschäftlichen Leben, selbst eines Privatmanns von jeher ein Ehrentitel gewesen, mögen auch wir Buchhändler danach trachten, uns als solche zu fühlen, als solche fühlen zu könnenl Im kaufmännischen Wissen liegt das sicherste Fundament des Geschäftsmanns, und so soll jeder danach trachten, dieses zu erweitern und jede Gelegenheit mit Freuden ergreifen, die ihm Gelegenheit dazu bietet. Stillich tut das mit seinem Buch. Wie tief unsre kaufmännische Unkenntnis liegt, erfahren wir sogleich eingangs des Buches, in dem wir Aufklärung erhalten über Begriffe, mit denen wir täglich arbeiten, ohne über ihren Charakter und Wert Näheres zu wissen. Es sind die Ausführungen über »Reichskassenschein, Bank note und Reichsschatzschein«, deren Natur, wie Stillich in interessantesten Beispielen ausführt, selbst angesehensten deutschen Zeitungen zu irrigen Mitteilungen Anlaß gab. -Diese fundamentale Unkenntnis-, sagt Stillich, »hat zwei Quellen. Das Geldwesen ist bis jetzt nicht Gegenstand schul- mätziger Unterweisung; es fehlt als Lehrfach in den Vorstufen unsrer Bildung. Das Kind lernt zwar Flüsse und Städte kennen, die in Asten und Afrika und in andern entfernten Ländern liegen, die es nie in seinem Leben sehen wird; aber über das Geld, dessen Erwerb den Hauptzweck seiner spätern Berufstätigkeit bildet, mit dem es in Zukunft täglich zu tun hat, lernt es nichts, nicht einmal in den Fortbildungsschulen. In den amerikanischen Unterrichtsanstalten ist das anders. Dort wird die Jugend z. B. bereits mit dem Wesen und dem Gebrauch des Schecks bekannt gemacht, — obgleich bei uns der Scheckverkehr doch auch schon ge waltig entwickelt ist. — Ein zweiter Grund besteht darin, daß die ganze Materie außerordentlich kompliziert ist.« Wenn man sich klar macht, in welch verschiedener Form wir Geldgeschäfte machen, hier mit geprägter Münze, dort mit Schecks, heute mit Scheinen, morgen mit Wechseln, so dürften die im ersten Moment überflüssig erscheinenden Aus führungen über die Frage: »Was ist Geld?« gesucht und überflüssig erscheinen, und gerade sie bieten so unendlich viel des Belehrenden und Interessanten, daß wir mit förm licher Spannung in das folgende Kapitel »Die Arten des Geldes« Hinübergleiten. Im Anschluß hieran geht der Verfasser eingehender auf Charakter und Bedeutung der »Reichskassenscheine« und »Banknoten« ein, Themata, denen wir erst Interesse abzugewinnen wissen, wenn uns, wie hier, Gelegenheit geboten ist ihnen näherzutreten. Wechsel. Mit ehrfürchtiger Scheu begegnen wir diesem so segensreichen Zahlungsmittel, das anderseits so tausend fältigem Betrug Tür und Tor öffnete. Ihm widmet Stillich ein besonders eingehend behandeltes Kapitel, in dem er uns seinen Charakter darlegt, sowie seine für das kauf männische Leben hohe Bedeutung. Wir erfahren unter genauer Darlegung seiner formellen Eigenschaften, wie ein Wechsel auszustellen, zu akzeptieren, girieren, diskontieren ist und erhalten Aufklärung über solche Wechsel (Kellerwechsel), deren Aussteller und Vertreiber nur leider gar zu oft be trügerische Absichten als Endziel verfolgen. Über das bequemste aller Zahlungsmittel, den »Scheck«, hinweg unterrichtet uns Stillich über den internationalen Zahlungsverkehr. Interessant in diesem Kapitel ist ganz besonders das Thema über die Wechselkurse, deren Studium uns in bequemster Weise wichtige Aufschlüsse über das gesamte wirtschaftliche Leben zu geben vermag. Höchst anregend ist das Kapitel Geld und Preis. In einem der früheren Kapitel wurde bereits hervorgehoben, inwiefern der Wert des Geldes in seiner Kaufkraft zum Ausdruck kommt. In diesem Kapitel sollen die Bestimmungsgründe dargelegt werden, die ein Verständnis der Währungsfrage ermöglichen. Wir erfahren, welche Bedeutung und in welchem Zusammen hang das wirtschaftliche Leben Einflüsse erfährt durch die Entdeckung von Goldfeldern, durch kriegerische Unterneh mungen, durch Zollgesetzgebungen rc. Es liegt nahe, daß der Verfasser im Anschluß an dieses Kapitel auf das mehr praktische Thema Goldgewinnung und Minenindustrie zu sprechen kommt, und wir danken ihm Aufklärung hochinteressanter Art. Alsdann führt uns Stillich in die mehr theoretischen Fragen ein: über das Wertverhältnis von Gold und Silber, Währungsfrage, Über die Ursache und Wirkung der Silberentwer tung, Gegner und Anhänger der Goldwährung, die uns, so wenig sie uns im geschäftlichen Leben direkt be rühren, vom Standpunkt der Allgemeinbildung im höchsten Grade interessieren müssen, bieten uns doch nicht allein Ver handlungen im Parlament, sondern auch dauernde Berichte in den Zeitungen oft Gelegenheit, mit diesen Thematen in Be rührung zu kommen, ohne daß mancher eigentlich so recht weiß, um was es sich dabei handelt. Seltsam berührt uns die Überschrift des letzten Themas über das Geldwesen »Feinde des Geldes«. Wir lesen es aber nicht minder mit vollem Interesse, zumal es uns in das Gebiet der sozialen Frage hinüberführt, deren Bedeutung sich zu ver schließen, wohl kaum jemand möglich sein dürfte. Hiermit haben wir das Ende des ersten Teils des Buchs über Geldwesen erreicht und werden nun mit dem Bankwesen vertraut gemacht. Wenn wir angesichts der Paläste der großen Bankinstitute, die besonders in den letzten Jahren wie Pilze aus der Erde geschossen sind, das Verlangen haben, zu erfahren, was sind diese und was vollzieht sich hinter ihren vergitterten Fenstern, so dürfte diese Frage allgemein als höchst berechtigt aner kannt werden. Stillich versucht es, ohne daß wir tat sächlich einen Schritt in diese Institute zu tun haben, als Führer zu dienen und uns unsere Fragen zu beant worten. Er erläutert uns zuerst die Bankgeschäfte als solche, als da sind: das Lombardgeschäft, das Hypo thekengeschäft, das Diskontgeschäft, das Emissions-
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