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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.09.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-09-24
- Erscheinungsdatum
- 24.09.1929
- Sprache
- Deutsch
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X-222,24. September ISA. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Nein ideell betrachtet, ist die Beziehung des deutschen Buchhan dels zu dem grasicu Bcgrissskomplcx Rom naturgemäß eine unge mein enge, insbesondere wenn man das Papsttum mit berück sichtigt, das ja trotz der staatsrechtlichen Grenzziehung durch die Gründung der Cittä del Vaticano doch sllr alle Zeiten mit Rom un trennbar verbunden bleibt. Aber auch vom Papsttum abgesehen, bildet das klassische, das späthtstorische und das moderne Rom ein Thema von tteser Bedeutung sür das Deutschtum, sllr die deutsche Literatur und sllr den deutschen Buchhandel. Ich darf hier wohl bet Ausschaltung aller politischen Erwägungen daraus verweisen, daß mir Mussolini in einem Gespräch, dessen Inhalt ich kürzlich der deutschen und österreichischen Presse übergeben habe, seinen in denk bar lebhaster Weise geäußerten Wunsch mitgeteilt hat, die jahr- tausendalten kulturellen Beziehungen Italiens zur deutschen Nation wieder ganz enge zu knüpfen. Es ist wohl bezeichnend — ich bitte, auch diese Feststellung nicht irrtümlicherweise als eine politische, son dern als eine rein kulturelle Angelegenheit zu werten —, daß der Direktor der oben erwähnten deutschen Libreria Herder in Rom, Herr Carl Urban, derjenige Büchersachverständige gewesen ist, der als erster eine Bibliographie der faschistischen Literatur versaßt hat. Sie ist natürlich nicht in seinem Verlag erschienen, sie ist inzwischen längst vergriffen. Besser als das deutsche geht in Rom das sranzösische Buch. Der gebildete Römer spricht französisch. Das sranzösische Buch ent spricht in Preis und Ausstattung den Wünschen des römischen Käu fers. Das englische Buch teilt das Schicksal des deutschen; es ist teurer und kostbarer ausgestattet als das durchschnittliche italienische oder französische Vcrlagserzeugnis. Für die katholischen Priester und Laien, die aus aller Welt hierher kommen, nicht um Nom auszu- suchcn, sondern die Stadt des Vatikans, sühren einige Sorti menter spanische und lateinische Werke aus Lager. Eine Anzahl von Firmen ist dem deutschen Buchhandel ange schlossen. Man bezieht direkt oder durch Kommissionär. Vor fakturen sind vom deutschen Standpunkt meist überslüsfig, zu weilen aber notwendig, wie ich oben angedeutet habe. Den als ver läßlich bekannten Firmen — und dies ist die erdrückende Mehrheit — sollte man womöglich nicht so kurze Zahlungstermine stellen, wie dies der deutsche Ezportbuchhandel zuweilen tut. Das römische Sortiment selbst hat nicht die Möglichkeit, seine Kunden zur Einhaltung kurzer Zahlungstermine zu bestimmen. Der italienische Buchhandel ist bekanntlich verpflichtet, zu den vom Verleger angesetzten Ladenpreisen zu verlausen. Wie in Frankreich wirb seit längerer Zeit von mehreren Verleger» der Preis dem Buche ausgebruckt. Da die Mehrzahl der Verleger nicht in Rom ihren Sitz hat, wird der Bllcherkäuser in der Hauptstadt des Reiches ost zu einem Agio gezwungen, da cs üblich ist, die Bersanbspesen in den Ordinärprcis einzubezichen. Es heiß also beispielsweise: »Preis in Mailand 8 Lire, außerhalb Mailands seinschlicßlich Portos 8.50 Lire.« Nu» ereignet sich hier aber nicht allzu selten der Kall, daß ein Sortimenter den Ordinärprcis unterbietet, indem er Käufern, die er zu ständigen Kunden gewinnen will, einen Rabatt einräumt. Auf diesem Gebiet hat die »Festa del libro«, der Tag des Buches, — dessen hohen propagandistischen Wert ich kürzlich im Börsenblatt anläßlich meines Berichts aus Florenz gebührend betont habe — einen un günstigen, um nicht zu sagen, demoralisierenden Einfluß ausgeübt. Am Tag des Buches sber auf mehrere Tage ausgedehnt wird), ist dem Käufer offiziell ein Kundenrabatt von 1», 15 und mehr Prozent eingeräumt. Damit erscheint die Unantastbarkeit des Ladenpreises durchbrochen und es ist nur mehr ein Schritt zu einem ständigen Rabatt für Dauerkunden des Sortiments. Rom besitzt eine Reihe wertvoller Antiquariate, darunter mehrere, die mit dem deutschen Antiquartatsbuchhandel in regel mäßiger Verbindung stehen. Um schließlich auch noch kurz den römischen Straßenhandel zu be sprechen, sei aus die verhältnismäßig große Zahl von fahrenden Ramschbuchhandlungen hingewiesen, die aus Handkarren betrieben werben. Die Zeitungskioske und auch manche Papierhandlungen unterhalten Lager kleiner Broschüren. Wie der italienische Buchhandel so ist auch das Zeitungs wesen des Landes dezentralisiert. Das italienische Welt blatt, der »Corrtere della Sera«, erscheint in Mailand. Die »Stampa«, das große faschistische sd. h. aktive Politik betreibende) Blatt, er scheint in Turin. Die führenden römischen Blätter sind das »Giornale d'Jtalia« und der hochoffiziöse »Messagers». Das Blatt des Vati kans ist der ehrwürdige »Osservatore Romano«. Wichtige Mtt- tagsblätter sind »Jl Piccolo» des »Giornale d'Jtalia» und der fa schistische »Teuere«. Die Blätter sind redaktionell und technisch gut ausgemacht, sic bringe» gern Strichzeichnungen, nur selten Photos. 1032 Alle Zeitungen kosten 25 Centesimi, ohne Rücksicht aus ihren Um-, sang und ihre» Erscheinungstermin. Die Sonntagsausgaben sind nicht umfangreicher, sondern meist sogar viel schwächer als die Werk tagsausgaben. Die Tageszeitungen erscheinen in der Regel abends vordatiert. Schon um 5 Uhr nachmittags kommt die erste Ausgabe heraus, die »Quarta»; um 7 Uhr erscheint die »Quinta«, um 8 Uhr gcgebenensalls noch eine »Scsta« mit den letzten Nachrichten. Außer halb der Großstadt wird die Zeitung abonniert und dem Abonnenten durch die Post zugestellt. In der Großstadt ist dieser Vorgang nicht üblich. Man kauft sein Blatt beim nächsten Kolporteur oder im Kiosk. Jede Zeitung hat ihre gut sunktionierende Verteilungsorganisation. Die Autos der Administration führen das Blatt in die verschiedenen Bezirke von Rom, wo es von den wartenden Radfahrerposten über nommen wird. Die erste Ausgabe ist um 5 Uhr in den Händen der Radler. Und diese sahren nun alle Kioske ihres Bezirkes ab. Der entlegenste Kiosk von Rom muß spätestens um 7 Uhr abends im Be sitz der Zeitung sein. Am den früheren Ladenschluß. Für die Einführung eines früheren Ladenschlusses wird nun schon seit Jahren regelmäßig in den Sommermonaten eine Bewegung in Gang gebracht, mit dem Ziel, die dieser Forderung ablehnend gegenüber stehenden Kreise für einen früheren Ladenschluß zu ge winnen. Die Vorstöße hierzu gehen von den Gewerkschaften und An gestelltenverbänden aus, deren Bestreben es ist, nach der Erreichung eines früheren Ladenschlusses einen völligen Geschästsschluß an den Sonnabend-Nachmittagen herbeizuführen. Im Jahre 1926 hatten sie in Berlin den Bürgermeister vr. Scholz gewonnen, der sich durch eine lebhafte Aktion, u. a. durch Veröffentlichungen in der Tages presse, für die Durchführung des Wochenendes und eines früheren Ladenschlusses einsetzte, zunächst allerdings nur mit dem Ergebnis, daß eine Wochenend-Arbeitsgemeinschaft gebildet wurde, von der man unter der Bezeichnung »Gemeinnützige Vereinigung zur Förderung und Durchführung des Wochenendes« dann nichts wieder hörte. Durch die im Jahre 1927 in Berlin in den Ausstellungshallen am Kaiser damm abgehaltene Wochenend-Ausstellung wurde der Forderung aus einen früheren Ladenschluß erneut Nachdruck gegeben. Auch in der Provinz bemühten sich die linksstehenden Parteien, diese Forderung zur Durchführung zu bringen. Sie brachten in den Strdtvcrordneten- Versammlungen, besonders in Sachsen, z. B. in Dresden, Leipzig, Chemnitz, Glauchau, Meißen usw., ferner auch in anderen Teilen des Reichs, in Bremen, München usw., Anträge ein, an den Reichstag und an die Retchsregierung heranzutreten, um eine Änderung der Gesetzgebung dahin zu erreichen, daß die offenen Verkaufsstellen in der Zeit von 6 Uhr abends bis 7 Uhr morgens geschlossen gehalten werden. Außerdem sollten Verhandlungen mit den Arbeitne^mer- und Arbeitgeber-Organisationen eingeleitet werden, daß zunächst durch freiwillige Vereinbarungen der Sechs-Uhr-Ladcnschluß fest gelegt wird. Diese Verhandlungen scheinen bisher aber zu einem von den Antragstellern gewünschten Ergebnis nicht geführt zu haben, denn bisher ist nicht bekannt geworden, daß in den betreffenden Städten von dem Vorschlag, täglich auf eine Stunde des besten Ladengeschäfts freiwillig zu verzichten, Gebrauch gemacht wurde. Trotz dieses Er gebnisses ermüden die Verfechter des früheren Ladenschlusses aber nicht, die Propaganda für ihre Forderung erneut nachdrücklich aufzunehmen. In diesem Jahre haben sie sich hierfür den Berliner Polizeipräsi denten verschrieben, der sich in einem Aufruf dafür oinsetzte, wenig stens an den Sonnabenden und an den Tagen vor den großen Festen die Geschäfte um 5 Uhr nachmittags zu schließen. Dieser Aufruf ist in einer Form gehalten, die nichts mit den sonst so trockenen polizei lichen Verordnungen gemein hat. Es heißt darin, der Fllnf-Uhr- Ladenschluß würde auch dom in letzter Zeit so stark propagierten Gedanken des Wochenendes, das in England sich schon seit vielen Jahren so vorzüglich bewährt habe und das sich heute jenseits des Kanals niemand mehr sortdenken könne, zugute kommen. Es würde eine Steigerung der Liebe zur Natur, eine gewaltige Förderung unserer Volksgesundhsit erreicht, da dann die erfreuliche Möglichkeit eines Ausspanuens in frischer Luft fern der Großstadt gegeben ist. Nach Ansicht des Polizeipräsidenten wäre es völlig falsch, daß nur die Arbeitnehmer einen Vorteil von der Einführung des Fünf- Uhr-Ladenschlusses haben würden. Eine solche Regelung liege nicht zuletzt im eigensten Interesse der Unternehmer selbst und würde unbestreitbar zu ihren Gunsten wirken. Erfreulicherweise gelte ja der Standpunkt, daß eine möglichst lange Geschäftszeit eine Erhöhung des Gewinns bringe, bei der überwiegenden Mehrheit der Unter- nohmer schon längst als überwunden. Man denke nur einmal an die Zeiten zurück, in denen noch der Neun-Uhr- und sogar der Zehn- Uhr-Ladenschluß galt. Damals habe der Gedanke eines früheren Ladenschlusses ebenfalls zunächst hestigchen Widerstand der Geschäfts-
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