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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.01.1907
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 31.01.1907
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- Deutsch
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1190 Nichtamtlicher Teil. ^ 26, 31. Januar 1907. in Leipzig ihre Geschäfte kapitalistisch vereinigt haben. Da durch, daß auch das Stuttgarter Barsortiment von Albert Koch L Co. den gleichen Personen gehört, sind nun die deutschen Barsortimente unter einheitlicher Leitung vereinigt, mit Ausnahme derer von K. F. Koehler in Leipzig, I. Bach manns Buchhandlung in Berlin und den kleinen Vereins sortimenten in Frankfurt am Main und Breslau. Die Lage des Leipziger Sortimentsbuchhandels hat sich im Berichtsjahre 1906 nicht wesentlich verändert. Es war nach Jahren lebhafter Unruhe ein ruhigeres Jahr, das aller dings für erlittene Verluste kein Entgelt zu schaffen ver mochte. Wie allerorten krankt das Sortiment an der durch die wirtschaftlichen Verhältnisse bedingten Steigerung seiner Betriebskosten (Mieten, Druckpreise, Löhne, Ortsporto u. a.), denen ein Ausgleich durch Steigerung des Rohgewinnes leider nicht gegenübersteht. Der Landkartenhandel ist seit den letzten Jahren beeinträchtigt worden durch die bedeuiende Verminderung des Händlerrabatts auf die öffentlichen Karten werke. — Auch in diesem Jahre hatten sich eine Anzahl von Büchern großer Absatzziffern zu erfreuen, wenn auch große »Schlager« fehlten. Bildungshunger der Massen, ziemlich allge meine Unzufriedenheit mit politischen Zuständen, das Suchen nach einer neuen Weltanschauung mögen als einige der Ursachen solcher Erfolge angesehen werden; die durch das Zeitungslesen vielfach erzeugte Gleichförmigkeit der Gedankenrichtungen, nervöses Begehren, das ebenfalls gelesen zu haben, von dem alle Welt spricht, die derart bewirkte Selbftsteigerung des be gonnenen Buch-Erfolges, die mit dem allgemeinen Wohlstand steigende Lese- und Kauflust tun das übrige. Es würde eine höchst dankbare literarische Aufgabe sein, einmal diesen verwickelten inneren Ursachen der Leselust zu Beginn des 20. Jahrhunderts nachzugehen. Auch abgesehen von den ganz großen Erfolgen, darf der Buchhandel wohl zufrieden sein. Aber doch wird noch immer viel mehr erzeugt, als verkauft werden kann. Dem Sorti menter schwindelt es vor Augen, wenn er von all den Neuigkeiten liest, die er nicht nur aufs Lager nehmen, sondern auch verkaufen soll; es wird ihm und dem Publi kum von den Verlegern mehr zugemutet, als geleistet werden kann. Der Sortimenter erlahmt vor der unlösbaren Aus gabe, was dann freilich die Selbsthilfe des Verlegers — von seinem Standpunkt aus berechtigt — in steigendem Maße anregt, wieder zur Unzufriedenheit und weitern wirklichen oder vermeintlichen Beeinträchtigung der Sortimenter. Ob die Überproduktion durch die mit 1. Januar 1907 eintretende Steigerung der Druckkosten etwas eingedämmt werden wird? Nach den bisherigen Erfahrungen seit 1873, dem Jahre des ersten Druckerausstands, kaum anzunehmen. Auch damals wurde Einschränkung der Verlagstätigkett vorausgesagt; aber im Jahre 1905 erschienen 28378 neue Werke gegen 11315 im Jahre 1873. Im Antiquariat war das vergangene Jahr der Entwicklung des Geschäfts nicht ungünstig. Die aufsteigende Preisbewegung für gewisse Literaturgaltungen hält an, wofür die Ursache neben dem steigenden Wohlstände in Europa (auch Rußland erscheint wieder häufiger als Käufer) besonders in dem stetig steigenden Interesse an diesen Werken in den Vereinigten Staaten von Nordamerika zu suchen ist. Diese rein geschäftlich gewiß erfreuliche Tatsache ist vom nationalen Standpunkt aus zu bedauern, da gerade von den wertvollsten Werken ein großer Teil seinen Weg über den Ozean auf Nimmerwiedersehen nimmt. Welcher Beachtung sich die Kataloge der deutschen Antiquare in Amerika erfreuen, beweist die wohl noch nicht dagewesene Tatsache, daß eins der ersten Leipziger Antiquariate den Gesamtinhalt von nicht weniger als sechs Katalogen im ganzen an einen überseeischen Bibliophilen verkaufen konnte. — Die Bücherauktionen setzen ihren seit einigen Jahren genommenen Aufschwung fort, der seinen äußern Ausdruck in einem von Leipzig aus angekündigten »Jahrbuch« der auf den europäischen Auktionen erzielten Preise finden soll.— Auch im Autographenhandel macht sich der steigende Wohlstand bemerkbar. Die in den letzten Jahren auf den Markt gekommenen Sammlungen haben, trotzdem eine Anzahl gerade der vermögendsten Sammler gestorben ist, willige Aufnahme gefunden. Für erste Stücke, namentlich von Namen aus der deutschen Lite ratur und der Musik, sind zum Teil Preise bezahlt worden, die noch vor wenigen Jahren als unerhört gegolten haben würden. Daneben darf aber nicht verschwiegen werden, daß der Verkauf andrer als erster Stücke sehr schwierig und meist nur zu sehr mäßigen Preisen möglich ist, eine Klage, die übrigens auch von Amerika aus noch in der Dezember nummer des »Collector« laut wird; doch scheint sich hier eine Besserung langsam anzubahnen. Der Leipziger Musikalienhandel wurde im verflossenen Berichtsjahr stark beunruhigt durch öffentliche Warenhaus angebote, die sein Ansehen und das solide Geschäftsgebaren bedrohten. Ein sicheres Mittel zur erfolgreichen Bekäinpfung der Warenhauskonkurrenz hat sich noch nicht finden lassen. »So kann es nur Sache des Volks sein, durch Vermeidung der Warenhäuser deren Interesse an buchhändlerischen Unter nehmungen zu ersticken oder sie zu zwingen, sich den all gemeinen Bedingungen des Börsenvereins zu unterwerfen, wie das verschiedene gerade der besten, größten und solidesten Warenhäuser bereits getan haben.« — Anerkennung ver dienen die tatkräftigen Bemühungen angesehener auswärtiger Verleger, wenigstens die ärgsten Mißstände abzuschwächen. Der Wettbewerb der Warenhäuser ist um so empfindlicher, als sie sich meist auf den Vertrieb der sogenannten Schlager oder gangbaren Zugstücke beschränken, den Vertrieb guter, aber wenig oder noch nicht gangbarer Werke jedoch andern überlassen. Die Rabattverhältnisse sind die alten geblieben. Mehrmals mußte Verfehlungen entgegengetrelen werden. Diese Übelstände und andre gemeinsame Interessen gaben den Leipziger Musikalienhändlern Anlaß zu engerm persönlichen Zusammenschluß in der Form von zwanglosen Zu sammenkünften am ersten Mittwoch jedes Monats, woran sich günstige Aussichten knüpfen. Die starke Produktion von Musikalien, namentlich leichterer Art, hat angehalten. Von besonderm Einfluß aus den Sortimentshandel waren im Operettenfach »Die lustige Witwe« von Lehar; seit Jahren hat kein Werk die Kauflust des Volks so angeregt wie dieses. Bemerkenswert für das Geschäft waren die Opern von R. Strauß (Salome), Wolf- Ferrari u. a., einstimmige Lieder von Hugo Wolfs, R. Strauß, Max Reger, letzterer auch auf dem Gebiet der Instrumental musik; stark begehrt waren wieder die Berliner Komponisten Lincke, Holländer u. a., beachtenswert das Interesse an aus- ländrscher Musik (sehr verbreitet der spanische »Polo«-Marsch oder »Sorella«, ferner »Matlchitche«). Sogar Musik wilder Völkerschaften (Indianer-Gesänge) wird verlangt. Zu erwähnen sind die Partitur-Ausgaben in Taschenformat «Opern R. Wagner's u. a.). Die Ausfuhr an Musikalien (Verlag und Sortimeul) und Notenschreibpapier (nach beschränkten Unterlagen be rechnet/ ergab als Durchschnitt einen Kilo-Wert von 7 85-) und betraf Opern und Operetten (Lohar, Strauß usw.), Lieder (Becker, Göhler, Hildach, Hugo Wolfs usw.), Albums (in großer Anzahl »Sang und Klang«), Werke von Grieg, Holländer, Smding, R. Strauß usw., in starkem Maße gute Salonmusik und Notenschreibpapier.
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