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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1904
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- 08.12.1904
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- Deutsch
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11102 Nichtamtlicher Teil. 285, 8. Dezember 1904. seinem Amte. Auch die lutherisch gesinnten Domherren be hielten ihre Stellen, an ihrer Spitze die Brüder Andreas und Jakob Fuchs. Selbst der freimütige und volksbeliebte Kustos und Prediger am St. Gangolf-Stifte, Johann Schwanhansen, wurde zunächst nur mit gelegentlichen Verweisen traktiert. So wurde denn der weiteren Ausbreitung der evangelischen Lehre, zunächst wenigstens, kein Damm vorgeschoben. Chieregatis Breve mußte unter diesen Umständen erfolglos bleiben, und der Buchdrucker Georg Erlinger, gegen den vor nehmlich oder ausschließlich der oben zitierte Passus gerichtet war, konnte in den Jahren 1523 und 1524 eine ganze An zahl reformatorischer Sermone und Traktate in die Welt hinaussenden. Für die Lebensgeschichte Erlingers sind wir noch immer auf die kleine, aber gehaltvolle, übrigens sehr selten ge wordene und antiquarisch kaum mehr erhältliche Mono graphie von Joseph Heller (Bamberg 1837) angewiesen. Der Artikel von Kelchner in der Allgemeinen deutschen Biographie 6, 226 f. beruht ganz auf diesem Schriftchen, und wo Neuere über Heller hinausgegangen sind, sind sie meist irre gegangen. Ob Erlinger aus Erlangen stammte, wie Heller aus dem Umstande, daß ihn seine Zeitgenossen auch Erlanger nannten, folgert, oder wie neuerdings angenommen worden ist 6), aus dem Dorfe Erlingen im bayrischen Schwaben ge bürtig war, wird sich nicht entscheiden lassen. Als Buch drucker begegnet er uns zuerst in Augsburg, wo er ein »lustig vnd nützlich planetisch werk« (Panzer, Annalen Nr. 860) druckte. In Bamberg erscheint er erstmalig 1519 als Verfertiger eines Holzschnittes, der in einem einzigen (Wiener) Exemplar auf uns gekommen ist. Er stellt eine junge Frau und einen alten Mann dar. Auf einem Zettel über jener liest man: »Was ich nit sich, das frewet mich«, auf einem Zettel über diesem: »Was ich nit mag, sich ich all Tag«. Man wird in den beiden Sprüchen keinen besondern Tiefsinn zu suchen haben, sie drücken wohl nichts anderes aus, als daß der Mensch hier auf Erden bis ins Greisenalter hinein fast nur Unangenehmes und Widriges erlebt und daß schon junge Leute die Er fahrung machen müssen, daß ihre Wünsche und Träume sich nicht verwirklichen: »Ist es köstlich gewesen, das Menschen leben, so ist es Mühe und Arbeit gewesen,« und: »dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück!« Auch die mathematischen und astronomischen Figuren in Johann Schoners 1521 in Bamberg erschienenem ilequatoriuw astronomiouw (Lanrsr, unrmlss t^poZrÄpiüoi VI 172, 6) rühren wohl von Erlinger her. War Erlinger bisher nur als Form schneider in Diensten des Druckers Johann Pfeil tätig gewesen, so sollte er, nachdem dessen Offizin um 1520 eingegangen war, bald selbst eine Buchdruckerei er öffnen. Noch 1522 ließ die Bambergische Regierung den Kammerrechnungen zufolge, die Heller ausgezogen hat, 2300 Geleitsbriefe bei Jobst Gutknecht in Nürnberg drucken, gleich darauf aber erhielt Erlinger die Zusage, daß er künftig mit solchen Aufträgen bedacht werden würde. In der Tat druckte er auch 1523 und 1524 je 3000 Geleitsbriefe, wofür er je 2 Gulden empfing. Außerdem aber gingen nun in diesen beiden Jahren mehrere für die Reformations- und Kulturgeschichte wichtige Schriften aus seiner Presse hervor, die wir kurz mustern wollen. Nur einige wenige von diesen sind mit Erlingers Im pressum versehen, die meisten gehören (nach Joh. Luthers Bezeichnung) zu der Kategorie der »heimatlosen« Drucke. Bei Zuweisung von Drucken dieser Art an bestimmte Pressen muß man bekanntlich mit großer Vorsicht verfahren. Daraus z. B-, daß eine Druckschrift von einem Bamberger verfaßt ist,! folgt durchaus noch nicht, daß sie in Bamberg von Er linger gedruckt sein müßte. Solche vorschnelle Schlüsse hat sich aber z. B. der im Vorstehenden öfter schon citierte Erhardff zu schulden kommen lassen. Man muß vielmehr von den mit einem Impressum versehenen Erlingerschen Drucken ausgehen und kann dann nur solche Drucke seiner Presse mit Sicherheit zuweisen, die in der ganzen Druck ausstattung mit jenen übereinstimmen. Seitdem der bekannte Bibliophile und Sammler von Reformationsdrucken, der Altdorfer Professor Georg Christoph Schwarz, in einer in Strobels Neuen Beyträgen zur Litteratur besonders des sechzehnten Jahr hunderts II 1 (1791), S. 79—128 erschienenen Abhand lung 30 Titelbordüren recht gut beschrieben und danach 85 heimatlose Drucke fast durchweg richtig bestimmt und dann A. v. Dommer und K. Heiland mit bestem Erfolg auf diesem Grund weiter gebaut haben, hat man den Titel bordüren mit Recht große Aufmerksamkeit zugewendet. Zwei ziemlich grobe Titelbordüren, die Erlinger gebraucht hat, hat Heller Seite 9 und 11, leider nicht gerade sehr genau und treffend, beschrieben. Die erste ist ein Nachschnitt der von v. Dommer, Lutherdrucke auf der Hamburger Stadlbibliothek 1516—1523, Leipzig 1888, Seite 259 f. unter Nr. 132 mit der ihm eigenen Genauigkeit beschriebenen Bordüre des Matthes Maler in Erfurt. Charakteristisch ist diesem Nach schnitt, daß der Holzstock in vier Teile auseinandergeborsten ist und daß in dem Täfelchen, das der Posaunenengel oben hält, die Jahreszahl 1523 steht. Diese Bordüre schmückt zunächst den mit Impressum versehenen Druck Panzer Nr. 2083: Vom Zutrincken / Neun laster vnd miß- / brauch . . . (Ver fasser ist der oben erwähnte Joh. v. Schwarzenberg). Die selbe Bordüre und dieselben Typen weisen nun auch die folgenden heimatlosen, aber schon von Heller eben aus diesem Grunde als Erlingersche Preßerzeugnisse gebuchten Drucke auf: Johann Schwanhausens Predigt vom Aller heiligentage 1523») (Panzer Nr. 1968), eine Ausgabe des anonymen deutschen Berichts über die Verbrennung der zwei ketzerischen Antwerpener Augustinermönche zu Brüssel am 1. Juli 1523 6) (Weller, Usxsrtoriuiu t^pogruxbiourn Nr. 2324), zwei Schriften des ausgelaufenen Ulmer Franziskaners und kecken Volksschriftstellers Heinrich von Kettenbach?) (Panzer Nr. 1918 und 1922). Heller unbekannt geblieben ist der folgende Druck (Panzer Nr. 2475), dessen Titel von derselben Bordüre umrahmt ist und folgendermaßen lautet: Ein christliche verma / nung Thoman Störs, an / den erbarn weisen Antho- / niunr Thürler gestellet. / Das er in den wercken / d'lieb (wie an gefangen) bestendigklich ver- / harren wöl. / MDXXiiij. / (4 ff. 40.). 6) Dem übrigens ganz unbekannten Verfasser werden wir unten noch einmal begegnen. Von der zweiten Erlingerscherx Titelbordüre ist der Holz stock gleichfalls in vier Stücke zerbrochen. Oben sieht man eine Vase, von der nach beiden Seiten hin starkes Laubwerk sich verbreitet; rechts und links Säulen, die außer den Sockeln aus je fünf aufeinandergesetzten Kapitälen bestehen; unten halten zwei sphinxähnliche Ungetüme mit Spitzbart, Flügeln und Ringelschwanz eine leere Tafel. Diese Bor düre findet man auf folgenden Drucken: Epistel an die Gemeyne / zu Miltenberg den abschyed des / Pfarhers da- ff S. 14 u. 59. 6) Erhard, in den Beiträgen zur bayerischen Kirchengeschichte. III (1897), S. 6 u. folg. ff Clemen, Beiträge zur Reformationsgeschichte aus Büchern und Handschriften der Zwickauer Ratsschulbibliothek. I. (Berlin 1900), S. 43 u. folg. (Ex. in München u. Bamberg). ff Vgl. zuletzt Gustav Kawerau, Realencyclopädie für Theo logie und Kirche. X. 265 u. folg. ") Ex. Zwickauer Ratsschulbibliothek. XVI. XI. 15zg. ff Erhard, S. 59 A. 2.
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