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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.11.1904
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- Erscheinungsdatum
- 23.11.1904
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- Deutsch
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10476 Nichtamtlicher Teil. 272, 23. November 1904. in seiner Vaterstadt Offenbach ansässig, und zwar als an- geseher Musikverleger. Als im Juli l796 die Franzosen in Frankfurt einrückten, versteckte Frau Rath ihre meisten Sachen im Keller und floh dann nach Offenbach zu »Mama La Roche«. Als sie am 16. zurückkehren wollte, half Andrs ihr mit seiner Kutsche aus. In ihrem Schreiben vom 22. Juli an ihren Sohn berichtet sie darüber: »Nun war wieder Holland in Noth! war wieder kein Fuhr- werck zu haben — Da erbarmte unser alter Freund Hans Andre über mich, gab mir sein artiges Küschgen und rasch war ich wieder im goldenen Brunne danckte Gott von gantzem Herzen vor meine und vor die Bewahrung meiner Wohnung.« Im Herbst desselben Jahres gab sie dem Sohne Andres folgenden Empfehlungsbrief an ihren Sohn mit: »den 9ten October 1796. »Lieber Sohn »Überbringer dieses ist der Sohn deines ehemahligen sehr guten Bekandten und Freundes Herrn Andre von Offenbach — Er geht nach Jena auf die Universität — kanst du Ihm mit gutem Rath an Händen gehn — auch sonst ihm förderlich und dienstlich seyn: so wäre es erwiderung alter und neuer (von seinem Vater mir bey der letzten Flucht nach Offenbach erzeigten Freundlichen Auf nahme) Freundschafts dinste. Überzeugt von deiner Willsährlichkeit verbleibe deine treue Mutter Goethe.« Nicht blvß Verleger war Friedrich Justin Vertuch (1747—1822). Als Geheimsekretär des Herzogs Karl August stand dieser vielseitig tätige Mann mit der ganzen Weimarer Gesellschaft in regstem Verkehr. Auch zu Frau Rath spinnen sich die Fäden, denn sie nahm häufig seine Gefälligkeit in Anspruch. Sie schätzte seine Übersetzung von Don Quichotte ebenso wie die künstlichen Blumen, die er in seiner Fabrik Herstellen ließ, und wie die Artikel seines buchhändlerischen Verlages, insbesondere das Journal des Luxus und der Moden. Sie hielt sehr darauf, diese Zeitschrift, wie auch den Merkur, vollständig zu haben. War ihr ein Heft nicht zu gegangen, so reklamierte sie. Goethe nahm ebenfalls seine Zuflucht zu Bertuchs Hilfsbereitschaft und Geschäftskenntnis. Die Briefe der Frau Rath an Bettuch enthalten nur ziemlich un bedeutende Mitteilungen. Bei dem Buchhändler Fromm ann in Jena war Goethe oft zu Gast (u. a. am 9. August 1806). Frommanu begab sich gleich darauf nach Frankfurt, wo er Goethes Mutter besuchte. Am 19. »Augst« schrieb sie an ihren Sohn: »Du kanst leicht drucken wie freundlich Herr Frommann von mir empfangen wurde da ich durch Ihn deinen Lieben Brief empfing. - Auch Goethes Verleger Georg Joachim Goeschen (1750—1828) in Leipzig wird mehrfach in ihren Briefen erwähnt. So schreibt sie am 1. August 1788 an Unzel- mann: »Lieber Freund! Hier schicke ich Ihnen den 5ten Band von Goethens Schriften. Herr Goeschen hat sich mächtig mit schönem Einband angegriefen — nur schade daß die vier ersten Bände nicht auch so Elegant sind.» Am 9. März 1789 schreibt sie an denselben und ärgert sich diesmal in ihrer derben Art recht gründlich über Goeschen, weil die folgenden Bände wieder broschiert waren: »Da schickt Goeschen den 8ten Band wieder in Papier ge bunden wie die 4 ersten theile — was ihn nur vor ein Narr ge stochen hat den 5ten theil so prächtig einbinden zu lassen? Aber er soll sein Fett kriegen, ich habe eine Epistel an ort und stelle geschick, und mich gegen dieses unmusterhaste Betragen höchlich beschwert. Ich hoffe daß Ihnen dieser theil einige vergnügte Stündger verschafen wird.« Die erwähnte Epistel war aber nicht so schlimm, denn am 30. März 1789 schrieb sie an Fritz von Stein U: »Lieber Sohn! Die Exemplare sind richtig angelangt und meine Freunde und ich danken davor aufs Beste — nur begreife ich nicht, warum Herr Goeschen den sonderbaren Einfall hat, mit dem Einband der b zu verschenkenden Exemplare so zu wechseln, ch Von diesem Brief besitzen wir nur eine verbesserte Abschrift. — die 4 ersten Bände waren in blau Papier — das war ganz ordentlich — jeder konnte am Ende des Werks die geschenkten Schriften einbinden lassen, wie er wollte. Nun kommt der 5te Band so prachtvoll als möglich — die Freunde sind also gleichsam gezwungen, die vier ersten Bände so ein binden zu lassen, — ich glaubte, daß nun die 4 letzten eben o schön, wie der bte seyn würden, und siehe da! der 8te ist wieder in blau Papier — wenn nun Hr. Goeschen die noch übrigen 3 Theile nicht eben so schön, als den 5ten überschickt, - so sind die Leute genöthigt, entweder 7 Bände mit vielen Kosten dem einen gleich binden zu lassen, oder den einen schönen Band herunter zu thun usw. — Ich bitte also eine Erinnerung deswegen an Herrn Goeschen zu thun, daß die noch kommenden 3 Bände dem stten gleich möchten, hat er es vergessen, wie sie aussehen, so kann ich ihm mit einem Bande andienen.« Der Buchhändler Christoph Friedrich Nicolai (1733 bis 1811) in Berlin war bekanntlich literarisch sehr gebildet und außerordentlich rührig. Er hatte wegen des in seinem Verlage erschienenen Romans »Leben, Bemerkungen und Meinungen Johann Bunckels« (aus dem Englischen des R. von Spieren übersetzt. 1778) eine Polemik mit Wieland im »Deutschen Merkur«, und wenn Frau Rath (am 12. März 1779) an Wieland schreibt, es sei schade, daß ein Mann wie er sich gezwungen sehe, »einem solchen Schuft von Buchhändler nur eine Zeile zu antworten«, so ist das weiter nicht tragisch zu nehmen. Frau Aja legte die Worte nicht auf die Goldwage, wenn sie sich von ihrem lebhaften Temperament Hinreißen ließ. Am 28. September 1781 berichtet sie an die Herzogin Anna Amalia u. a.: »Diese Messe brachte außer den verschiedenen gauckelern Com- medianten u. s. w. auch schöne Geister in unser Franckfurth. Der vornehmste drunter war ohne allen Zweifel, Herr Sebaldus Nothancker — Er machte mir eine Visite nebst Herrn Merck fl. — Wer diese zwey nicht beysammen gesehen hat, hat nichts gesehen — das behaupte ich. Sie scheinen überaus gute Freunde zu seyn — O Jemine! O Jemine!!!« Frau Rath nennt Nicolai Sebaldus Nothanker nach seinem berühmtesten Roman. Nicolai hat in dem erwähnten Jahre (1781) eine große Reise durch Deutschland und die Schweiz gemacht, die er später in zwölf Bänden beschrieb. Auf dem von Melchior Kraus ausgeführten Bild zu Goethes »Neuestem von Plundersweilen« befindet sich auch Nicolai. (»Das ist Nicolai der sägt an den SteltzerU)-« Frau Rath au die Herzogin Anna Amalia, 10. März 1782.) Das Bild befindet sich jetzt im Tiefurter Schlößchen (Nach bildung in der Weimarer Goethe-Ausgabe, Bd. 16). Der Buchhändler I. F. Unger in Berlin verlegte Goethes »Neue Schriften«. Am 25. Juni 1793 schreibt Frau Rath au ihren Sohn: »Soeben erhalte von Herrn Unger 12 Exemplare vom Bürgcr- generahl — Davon sende ich dir auf dein Verlangen 6 — die übrigen werde aufheben, biß zu deiner Zurückkunft.«jMZ AM Am 15. Juni 1794 schreibt sie an Goethes »Lieber Sohn! Meinen besten Danck vor Reinecke den ertz Schelm — es soll mir aufs neue eine köstliche Weide seyn! Auch verdient Herr Unger Lob und Preiß wegen des herrlichen Papiers und der unübertreffbahren Lettern — froh bin ich über allen Ausdruck, daß deine Schrieften alte und neue nicht mit den mir so fatalen Lateinischen Lettern das Licht der Welt erblickt haben — beym Römischen Carneval da mags noch hingehen — aber sonst im übrigen bitte ich dich bleibe deusch auch in den Buch staben — Auf Gevatter Wielands Wercke hätte ich prenumorirt aber vor der neuen Mode erschrack ich und ließe es bleiben . . . . »N. S. Der, so mir von dem Reinecke die Blätter aus geschnitten hat, soll großen Dank davür haben —Ausschneiden ist meine Sache nicht, ich thue es nur in den größten Nöthen.» Unger gab von 1800 bis 1802 das »Journal der Romane« heraus, das Frau Rath gern las. Die Gattin Ungers, Friederike Helene Unger (1751—1813), war Schriftstellerin. Sie veröffentlichte die fl Johann Heinrich Merck (1741—1791), Kriegsrat in Darm stadt, war in den siebziger Jahren der regste geistige Vermittler zwischen Frankfurt, Darmstadt und Weimar, fl Auf denen Wielands »Merkur« geht.
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