Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1904
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19041121
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190411217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19041121
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-21
- Monat1904-11
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
270, 21. November 1904. Nichtamtlicher Teil- 10367 der Beleuchtung, aber die Prinzessin Louise von Coburg am Klavier ist fein, und das schöne Mädchen da, das sich emsig über das Nähzeug beugt, ist eine Kunstleistung ersten Ranges von vr, H. Engelken in Alt-Scherbitz, während das Kind mit dem Hunde Emil Gottheit in Königsberg verfertigt hat. Auch Gruppenbilder gelingen gut: die drei alten schwatzen den Frauen von R. Dührkoop in Hamburg und Wil helm Weimers in Darmstadt »Stammtisch« sind voll- giltige Beweise dafür. An Landschaften haben I. Steidel in Berlin, Ehrhardt in Coswig und der Letteverein Hervorragendes geliefert, und Tierphotographien sind ganz herrliche vorhanden: die drei Pferde an der Tränke von Hans Hildenbrandt in Stuttgart sind lebenswahr, wie sie da trinken, während der letzte Abendsonnenstrahl von irgendwoher flackernd über die Rücken hinhuscht. Genug davon, ich könnte noch seitenlang schildern; man folge mir nun in den einzigen Raum der Kaiser lichen Reichsdruckerei in Berlin. Auch hier Bilder an den Wänden in Schwarzdruck und bunten Farben, Porträts, wie die Potocka, Reproduk tionen von alten und neuen Gemälden, Landschaften und Architektur, alles gleich schön und technisch vollendet. Da sind heliographische Nachbildungen, Original-Künstler-Stein- zeichnungen, wie Skarbinas Königliches Schloß in Berlin, Nachbildungen älterer Stadtpläne, von Radierungen, Holz schnitten z B. von Dürer, Rembrandt usw., da sind endlich Professor Krügers farbige Holz- und Metallschnitte nach alten Ölgemälden, wie sie die Italiener auch nicht schöner, die andern Nationen aber gar nicht ausstellen, z. B. der mit zehn Platten gedruckte Knabe mit dem Papagei; auch ein Rubenssches Gemälde ist ein wahres Kunstwerk der Reproduktion. Und die im Achteck eingesponnenen, von innen zart beleuchteten Köpfe sind lediglich Wasserzeichen in Biittenpapier, bei weitem feiner, wie sie Pietro Milano drüben in der italienischen Ausstellung vorführt. Die schönen und scharf gezeichneten Porträts des Prinzen Heinrich, der sich hier rasch die Herzen erobert hat, und George Washingtons ziehen namentlich die Amerikaner sehr an. Ganz besonders gelungen sind auch die Akzidenzen der Reichsdruckerei, namentlich die sorgfältige Herstellung von Wertpapieren. Es ist mir schon in Paris ausgefallen, wie vollendete Stiche namentlich zum Zwecke der Herstellung von Papiergeld die Amerikaner anfertigen? Auch dies mal haben sie eine sehr reichhaltige und schöne Ausstellung davon; aber bei aller Anerkennung der vorgebrachten Leistungen glaube ich nicht, daß die Reichsdruckerei irgendwie den Vergleich mit ihnen in der Herstellung vor: Wert papieren zu scheuen braucht. Was den Buchdruck anbetrifft, so zeigt schon das Firmenschild, was die Anstalt vermag: in 24 Sprachen druckt sie Übersetzungen von Schillers Wort: »Körper und Stimme leiht die Schrift den stummen Gedanken. Durch der Jahrhunderte Strom trägt ihn das redende Blatt«, vom altägyptischen und den Rnnen- alphabeten den Druck durchführend bis zum heutigen Chine sischen hin. Die ausgelegten Bücher in allerlei Sprachen und Schriften mit wunderbar schönen Randleisten, Initialen und Bildern beweisen wieder die Höhe des Standes der Buchherstellung in der Anstalt. Namentlich ist das nur in wenigen Exemplaren abgezogene Nibelungen werk ein Kunstwerk der Typographie allerersten Ranges In Schauschränken liegen dann weiter ein Dutzend Werke etwa, die weniger den Druck, als namentlich den Buch einband in künstlerischer Vollendung darstellen sollen. Darüber noch ein besonderes Wort. Der Einband wird nach drei verschiedenen Methoden hergestellt: als Fabrikeinband, Bibliotheksband und als künstlerischer Einband. Daß der erstere seinem Preise und seinem Zwecke nach innerlich nicht allzu gut wird, ist selbst verständlich. Die Bände werden in vorher gepreßte und gemachte Deckel einfach ohne Falz hineingehängt. Das ist in allen Ländern so: warum aber eine amerikanische Firma — ich will sie nicht nennen — die ganze Schluderei im einzelnen auf der Ausstellung demonstriert, ist mir unver ständlich gewesen. Im ganzen übertreffen also die eng lischen und amerikanischen Fabrikbände die deutschen auch nicht viel. Dagegen kann man den deutschen Bibliotheksband als solider gemacht und in seiner Form sich dem Inhalt mehr anpassend bezeichnen, als den der übrigen Länder, dafür ist die Volckmarsche Bibliothek im deutschen Haus und die Ausstellung der Akademieschriften in dem Unterrichtsgebäude Zeuge; sie halten den Vergleich mit den Reihen der Publi kationen der amerikanischen Universitäten und des Agrikulture- Departments, sowie mit den französischen und englischen Bänden der Art völlig ans. Nun aber die künstlerischen Einbände — darin leisten bekanntlich die Italiener (Majoli), Franzosen (Grolier usw.) und Engländer von alters her Vorzügliches und, wenn die Deutschen auch früher bis zum dreißigjährigen Kriege darin nicht zurückgeblieben waren, so hatten sie doch seit anderthalb Jahrhunderten und länger diesen Zweig des Kunstgewerbes arg vernach lässigt. Sie verstanden es weder neue Ideen in be zug auf die Muster zu bringen noch das vorhandene Material künstlerisch zu verwenden. Jetzt ist das etwas anders geworden. Die Italiener sind, wenn ich nach der Ausstellung der Firma Gustavv Cecchi in Florenz urteilen darf, auf den Ideen der Renaissance fest eingeschlafen; viel Pergament mit Malerei, daneben Verwendung von Metall und Lederpressung, aber alles im Stile der Renaissance. Die Engländer schlummern — wenigstens zum Teil — wie es scheint, auch so langsam auf dem ewigen Ledermosaik und der Mustervergoldung auf farbigem Leder ein Selbst die welt berühmte Firma Zahnsdorf in London, Rioiere L Son da selbst und die Oxkorä Cuivsrsit^ ?IS88 können scheinbar nichts anderes mehr als das, so vollendet in Geschmack und Ausführung auf diesem Gebiete das Einzelne auch sein mag. Nur an einer Stelle zeigen sie etwas Neues. Die Firma Cedro Chivers in Bath in England hat ein Patent auf »Vkllnosnt« erworben, das ist ein Verfahren, welches be wirkt, daß das Leder transparentartig Farben durchschimmern läßt. Wie das möglich ist, weiß ich nicht; aber die Farben sind, wie ich glaube, unter das Leder gemalt und scheinen saftig durch, so daß das Ganze eine prachtvolle Kombination von Farben in Gemälden, Randverziernngen und Mustern ergibt. Bewährt sich das, dann sind die Engländer allen andern überhaupt um mehrere Pferdelängen vorläufig vor aus. — Die Franzosen dagegen sind Modemenschen: die ewigen Hellen Bände und die immer sich wiederholende Ver wendung von Lilienmuster und Blumen, von Hellen Farben in Rot, Blau und Gold wird nachgerade langweilig. Da zwischen dann freilich einmal etwas andres in wunderbarem Geschmack wie die Bände der Firma S. David, Gruel oder H. Weil! in Paris oder die feinen Miniaturausgaben in kostbaren Bänden von Perlmutter und Emaille, die I. De- pelly L Co. vorführt, oder die schönen Pergament nachahmungen in Celloid, die freilich auch die Italiener haben, und dann wieder, damit der Gegensatz nicht fehlt, eine Ausgabe von Victor Hugo der Kollektion Hetzel in rotem Leder, aber die Bände nicht einmal von gleicher Höhe, sondern treppab treppauf — das ist der Franzose, wie er leibt und lebt, und so sieht auch seine Ausstellung aus. — Nun ist auch der Amerikaner in den Wettbewerb eingetreten und gleich, das muß man ihm lassen, forsch. Was die Firma Binger L Hertzberg in Chicago da vorsührt, ist weit schöner als selbst Zahnsdorfs Sachen. Wundervolle Lederbände in Mosaik und 1358*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder