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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.11.1904
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- Erscheinungsdatum
- 18.11.1904
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- Deutsch
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10246 Nichtamtlicher Teil. 268, 18. November 1904. Gymnasium durchlaufen hatte, als ein in Kenntnissen wohl gerüsteter Jüngling die Universität Tübingen, um hier im gründlichen Studium der Naturwissenschaften der strengen Lehre zu folgen, seine reichen Kenntnisse zu ordnen und seinen wissenschaftlichen Blick zu weilen. Schon früher hatte er im Vaterhause manche Gelegen heit wahrgenommen, seiner Kenntnis der Natur festen Grund zu geben. Im väterlichen Verlage boten sich ihm vor treffliche und umfassende Werke für diesen Zweck. Okens große Naturgeschichte, Naumanns Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, die schöne uud sehr verbreitete Zeitschrift »Das Buch der Welt«, die sich hervorragend mit Natur kunde beschäftigte, gaben ihm wohlausgenützte Anregungen, und zu manchem der schönen Bilder im »Buch der Welt« hat er den Text geschrieben. Auch andre große zoologische Werke fanden sich in der gut bestellten väterlichen Bibliothek, so namentlich Cuviers Tierreich, das er auf den Rat und unter Anleitung seines Freundes Gustav Jäger, des jetzigen Professors in Stuttgart (bekannt durch sein lebhaftes Ein treten für die Wollkleidung), in streng systematischer Folge durchgearbeitet nnd sich zu eigen gemacht hat, wie Jäger in seinem warmen Nachruf an den Jugendfreund und Studien genossen mit offenbarer Befriedigung bezeugt.') Das Universitätsstudium schloß er mit Erwerbung des Doktorgrades ab. Seine Doktorarbeit behandelte den UtsroäLot^lns, das aus Funden im Jura und in der Kreide festgestellte seltsame Vorwelttier, also ein Stück streng wissenschaftlicher Forschung. Der frühe Tod seines älteren Bruders, der für die Nachfolge im väterlichen Geschäft bestimmt war, war der äußere Anlaß, daß vr. Julius Hoffmann Buchhändler wurde. Nicht gern entsagte er dem erhofften wissenschaftlichen Beruf; aber mit vollem Entschluß folgte er dem Wunsche des Vaters und widmete sich fortan mit ganzer Seele dem Verlegerberuf. War dieser ihm doch von Jugend auf vertraut, und hatte er doch an seinem tüchtigen Vater den besten Lehrherrn, zu dem er vertrauensvoll aufblicken durfte! Bot doch auch das lebhaft und mit Verständnis für die Forderungen der Zeit beriebene Geschäft seiner ideal gerichteten Lebens auffassung reichen Ersatz für das, was er aufgab! Denn keineswegs ausschließlich hatte die Naturkunde seinen regen Geist beschäftigt — deren Pflege ja übrigens dem Verleger uneingeschränkt Vorbehalten blieb —, sondern ein feiner Sinn für künstlerisches Empfinden und künstlerische Betätigung beseelte ihn mit demselben Reichtum der Leiden schaft, und nicht minder entsprach es seinem idealen Zuge, ein Verbreiter von Wissen zu sein, Bildung ins Volk zu tragen, Gutes zu wirken nach dem Maße, wie einem recht schaffenen Buchhändler diese Aufgabe gestellt ist. Diesen Zielen hat er in seiner ruhigen, bescheidenen Art mit bestem Erfolge nachgestrebt. Ohne in bemerkbarem Grade viel nach rechts oder links zu schauen, ohne geschäftige Hast viel schaffend, nur Gediegenes, Bestes bringend, ver sorgte er den Büchermarkt Jahr für Jahr mit zahlreichen, vortrefflichen Werken, die seinem verlegerischen Verständnis Ehre machen. Das zeigte sich schon im väterlichen Geschäft, wo er nach längerem Pariser Aufenthalt mitwirkend eingriff und dem Vater eine schätzbare Stütze war, mehr aber noch, nachdem er sich 1862 mit dem Erwerb von Carl Thiene manns Verlag in Stuttgart auf eigne Füße gestellt hatte. Die süddeutsche Buchhändlerstadt hat von je der künstlerischen Ausstattung ihrer Verlagswerke lobens werte Sorgfalt gewidmet und diese namentlich auch *, Vgl. Prof. vr. Gustav Jägers Monatsblatt. Zeitschrift für Gesundheitspflege und Lebenslehre. Oktober 1904. Stuttgart. W. Kohlhammer. ihrem Bilderbücher- und Jugendschristenverlag zugute kommen lassen, der sich durch Menge und Güte auszeichnet und in dem sie sich Ruf erworben hat. Dieses kostbare Beet im Garten der deutschen Literatur gab vr. Julius Hoffmann willkommene Arbeit. Schon Carl Thienemann hatte es ge pflegt; vr. Hoffmann überbot ihn vielfältig. Vor andern zog er in umfassender Weise Künstler zur Mitarbeit heran, stellte die Fortschritte des lithographischen Buntdrucks, deren Technik ihm aus dem »Buch der Welt« und andern väterlichen Verlagswerken geläufig war, in seinen Dienst, und mit solcher Hilfe, geleitet von seinem eignen seinen Verständnis, schuf er Bilderbücher und Jugend schriften von unübertroffener Anmut und gab damit dem weihnachtlichen Büchermarkt ein völlig neues Gesicht, das mit jeder Wiederkehr des schönen Festes neue Schönheiten offenbarte. Wie den Stuttgarter, so hat sein Jugend- schriften-Verlag auch den weiteren deutschen Büchermarkt fast beherrscht, im Reich, in Österreich, in der Schweiz, jahr zehntelang. Überall war er willkommen. Schöne, inhalt reiche Bücher, gediegen nach Inhalt und Form, nicht gerade billig, immer aber preiswert, begehrt und gern aus genommen. Schon der Name des Verlags übte seinen Zauberklang: der gleichmäßigen Gediegenheit seiner Er zeugnisse konnte der wohlverdiente Ruhm nicht fehlen. Es erklärt sich nach dem eingangs Gesagten leicht, daß ein großer und wichtiger Teil dieser Werke über naturwissen schaftliche Dinge belehrte. Hier war ja vr. Hoffmanns Lieb lingsfach, das er neben dem Geschäftsberuf immer noch als Privatberuf auffaßte und pflegte. Aus dem väterlichen Verlage hatte er manches schöne Werk dieser Gattung in den seinigen herübergenommen, und diesen Grundstock hat er in eignem frohen Mitschaffen im Laufe der Jahre beträchtlich bereichert. Manches Werk hat er literarisch und zeichnerisch völlig aus Eignem geschaffen. Eine Arbeit von dauerndem Wert ist sein »Schmetterlingssammler«. Für Erwachsene be stimmt ist seine »Waldschnepfe, ein monographischer Beitrag zur Jagdzoologie«, wozu erwähnt sei, daß es der Ehrgeiz des leidenschaftlichen Jagdliebhabers gewesen ist, alljährlich im Frühjahr die erste Schnepfe heimzubringen. Lange Jahre lachte ihm fast regelmäßig dieses Weidmannsglück. Auch im unterhaltenden Teil seiner Jugendschriften widmete er manchem Buche sein schriftstellerisches und künst lerisches Talent. Sie tragen, soweit sie ausschließlich seiner Arbeit entstammen, den Autornamen I. H.; bei allen aber war seine bessernde schreibende und malende Hand unablässig mittätig, und zweifellos ist dieser strengen Kritik viel für die Abrundung und Formvollendung seiner Verlagswerke zu danken. Eine besonders schwierige Aufgabe hatte er sich in der Herausgabe des großen Werkes »Der Ornamentenschatz«, von Kolb und Dolmetsch, gestellt, die er bei seinem reichen Verständnis in künstlerischen Dingen aber leicht bewältigte. Nicht minder große Anforderungen stellte die von ihm unter nommene Herausgabe der »Dekorativen Vorbilder« an sein künstlerisches Urteil und seine Arbeitskraft. Aber die unab lässige Anregung und mitschaffende Arbeit war seine Freude —, mehr als das: sie war ihm Bedürfnis, Lebenslust. Der freundliche, immer ruhige, scheinbar dem Behagen der Muße lebende Mann war tatsächlich im höchsten Grade beschäftigt; aber, immer reif in seinen Entschlüssen, geordnet in allem seinen Tun, hatte sein persönliches Wesen beizeiten eine ge wisse Abklärung erfahren, fand er immer Zeit, auch privaten Neigungen zu folgen oder mit seiner nie versagenden Ge fälligkeit andern zu dienen. Mit vorrückenden Jahren freilich mußte er darauf be dacht sein, sich zu entlasten. 1885 entäußerte er sich zu nächst seines schönen Jugendschriftenverlags. Der allge-
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