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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.11.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.11.1904
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- Deutsch
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9560 Amtlicher Teil. 255, 2. November 1904. Nichtamtlicher Teil Neues aus der Kruppscheu Vücherhalle. Von Tony Kellen (Essen/Ruhr). Nach zweijähriger Pause erscheint jetzt wieder ein Jahresbericht der Kruppschen Bücherhalle in Essen, und zwar für die Betriebsjahre 1902/04*). Bei dem außer gewöhnlichen Erfolg, den diese Bücherhalle unter allen Volks bibliotheken errungen hat, wird es die Leser dieses Blattes gewiß interessieren, deren Entwicklung auch in den beiden letzten Jahren kennen zu lernen. Der Bücherbestand, der bei der Eröffnung sich auf 8000 Bände belief, ist bis Ende Februar 1904 auf 41 537 angewachsen, wobei auf erste Eremplare 26 478 Bände, auf Doppel- und mehrfache Exemplare 15 059 Bände kamen. Unter den ersten Exemplaren befinden sich übrigens auch etwa 3000 Broschüren, wie die Partituren-Ausgaben von Eulenburg-Payne, die Theater-Bibliothek von Bloch, usw., die trotz der regen Nachfrage, deren sie sich erfreuen, nicht gerade als Lesebücher betrachtet werden können. Die Benutzung ist in derselben Weise gestiegen wie in den ersten drei Jahren. Jeder Kruppsche Beamte und Arbeiter ist zur völlig kostenfreien Benutzung berechtigt, sofern er sich eine Leihkarte ausstellen läßt. Von 1899 bis 1904 sind im ganzen 13 656 Anträge auf eine Leihkarte gestellt worden. Ende Februar 1904 waren noch 9864 Leih karten in Geltung, d. h. dreimal soviel wie bald nach Er öffnung der Bücherhalle und nahezu doppelt soviel wie am Schluß des ersten Jahres. Von den 24 000 Werksange hörigen sind über 40 Prozent Leser, davon etwa ^/z Arbeiter und h'z Beamte. Von den höhern Beamten der Gußstahl fabrik besitzen 65 Prozent Leihkarten, von den Mittlern Be amten 62 Prozent und von den Arbeitern 37 Prozent. Am größten ist die Leselust bei den Mittlern Beamten, doch muß auch die Beteiligung der Arbeiter als sehr groß be trachtet werden; zumal wenn man bedenkt, daß die meisten von ihnen schwere körperliche Arbeit zu verrichten haben. Seit dem ersten Betriebsjahre mit 94 000 Bänden Ausleihe ist die Zahl der ausgeliehenen Bände im vierten Betriebsjahre auf 243 796 gestiegen, im fünften Betriebs jahre auf 282 391. In letzterem entfielen durchschnittlich 937 ausgeliehene Bände auf einen Leihtag. Im Winter schwankte die Zahl zwischen 1100 und 1500 und erreichte am 23. Dezember 1903 mit 1598 Bänden die höchste Aus leiheziffer, die die Bücherhalle bisher zu verzeichnen hatte. Jnr letzten Winter waren durchschnittlich 15 000 Bände, also nahezu 2/5 des ganzen Bestandes, gleichzeitig ausgeliehen. In der Statistik sind die kleineren Standbibliotheken in der Fabrik und die des Krankenhauses (800 Bände mit einer Ausleiheziffer von ca. 4000 Bänden jährlich) nicht berücksichtigt. In der großen Kolonie Kronenberg in Essen-West ist eine Filialausleihe errichtet. Ferner wurden im letzten Jahr besondere Ausleihen auf dem »Hügel« und in der Krupp schen Johanneshütte bei Duisburg eingerichtet. In allen Ausleihen befindet sich eine Standbibliothek, deren Bände von Zeit zu Zeit gewechselt werden; doch werden dort auch alle Bücher der Hauptausleihe ausgeliefert. Auch die Beamten der beiden Kruppschen Zechen bei Bochum werden von Essen aus mit Büchern versorgt. Die Inhaber von Leihkarten sind im Gebrauch der Einrichtungen der Bücherhalle sicherer geworden. Die Lese *) Bericht der Kruppschen Vücherhalle über die Betriebsjahre 1902 1904. Essen 1904, Buchdruckerei der Gußstahlfabrik von Fried. Krupp A.-G. 40., 6 S., 8 Tabellen und 7 (mehrfarbige) graphische Taseln. lust ist lebhafter geworden, und die Erlaubnis, gleichzeitig mehrere Bände (für Familienangehörige) mit nach Hause zu nehmen, wird eifriger benutzt als früher. Gegen 20 Pfennig Bringgebühr werden die Bücher ins Haus gebracht. Gegen Zahlung von 4 werden das ganze Jahr hindurch Bücher ins Haus gebracht und wieder abgeholt, auf Wunsch all wöchentlich eine Sendung einer bestimmten Literaturgattung. Über Neuerscheinungen und Fortsetzungswerke wird den Interessenten Mitteilung gemacht. So gelangt das Neueste stets sofort in Umlauf, und die Nachfrage ergibt einen Anhalt dafür, wieviel doppelte Exemplare von vielgelesenen Büchern, z. B. von Frenssens Werken, von »Briefen, die ihn nicht erreichten«, oder von Hedins letztem Reisewerk, noch anzuschaffen sind. Neuerdings werden auch Zeitschriften nummernweise ausgeliehen; doch wird hierbei hauptsächlich Wert auf solche Zeitschriften ge legt, die in den von Essener Buchhandlungen geführten Journalzirkeln selten oder gar nicht zu finden sind, z. B. auf Kunstzeitschriften wie »Das Interieur«, »6ovlloi88sur«, »Vor Lsornm« usw. Bloße Unterhaltungszeitschriften werden nur in Ausnahmefällen heftweise abgegeb-n. Im letzten Betriebsjahr wurden 57 600 Zeitschriftenhefte den Bestellern ins Haus geliefert. Obwohl gewisse Zeitschriften, z. B. »Prometheus«, ferner alle Kunstzeitschriften fast beständig unterwegs waren, blieben sie verhältnismäßig gut erhalten, so daß sie — gebunden — der Bücherhalle wieder einver leibt werden konnten. Daß die Benutzer durchaus nicht mit beliebiger Lektüre zufrieden sind, beweist die stetig zunehmende Zahl von Vor merkungen auf ausgeliehene Bücher (im ersten Jahre 1456, im fünften Jahre schon 10 246). Die Zahl der in Ver lust geratenen oder stark beschädigten Werke ist gering fügig. Dagegen findet bei vielgelesenen Büchern natur gemäß eine Abnutzung statt, die allmählich zur Ausscheidung führen muß. Wenn im letzten Jahre 205 Bände als abge nutzt ausgeschieden worden sind, die durchschnittlich 120 mal, einzelne sogar bis 190mal ausgeliehen waren, so ist es ganz selbverständlich, daß in den nächsten Jahren diese Zahl immer mehr steigen wird. Angesichts der guten Behandlung, die die Bücher durchweg erfahren, und der verhältnismäßig geringen Abnutzung des eigentlichen Einbands, der durch einen Umschlag aus blauem Hanfpapier geschützt ist, konnte dazu übergegangen werden, teilweise einen billigern Ein band anzuwenden. Besonders bei den Büchern kleiner Formate wird in den letzten Jahren statt der aus bestem Saffian gefertigten Halblederbände lohgares Schafleder, Art linnen oder Artvellum mit Erfolg verwendet. Verschiedene Versuche mit andern modernen Stoffen, wie Pegamoid und Dermatoid, haben besondre Vorteile nicht ergeben. Die Bücherhalle soll nicht bloß Unterhaltungsliteratur liefern, sondern auch das Bildungsbedürfnis befriedigen. In dieser Hinsicht ist es bemerkenswert, daß von allen Fächern die Gruppe Handel, Gewerbe, Technik, Haus- und Landwirt schaft die stärkste Zunahme in der Ausleihe erfahren hat (das achtfache gegenüber dem ersten Jahre). Als charakte ristisch wird ferner verzeichnet das »kaum zu befriedigende« Verlangen nach Kriegserinnerungen, insbesondere nach der Literatur über den Krieg von 1870/71. Dieses Verlangen zeigte sich auch bei der Eröffnung der Ausleihe in der Johanneshütte sofort in auffälliger Weise. Sehr stark be nutzt wird ferner die Abteilung Jugendschriften, sowie die kleine Gruppe der vorhandenen Musikalien und der neuer dings angeschafften Blochschen Theaterbibliothek. Wie sehr die Leitung der Bücherhalle darauf bedacht ist die Wünsche der Benutzer zu befriedigen, kann man
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