255, 2. November 1904. Künftig erscheinende Bücher 9603 Arthur Holitscher: Das sentimentale Novelle. Geh. Mk. 2.50, geb. Mk. 3.50 Arthur Holitscher erzählt in seinem „sentimentalen Abenteuer" eine der Geschichten, wie sie zuweilen an solchen Stätten passieren, wo Künstler, Dichter und Literaten aus aller Herren Ländern und die dazu ge hörigen Frauen sich begegnen, Kameradschaften bilden, zuweilen einen innigeren Gruß wechseln und sich wieder trennen. Eine schöne, leidenschaftliche, sich gern und geschickt verschleiernde Frau nasführt einen melancholischen Dichter. Dieses ist das Thema, das Holitscher in einem sehr feinen Stil erzählt. Er kennt sichtlich die Welt seines Buches aus eigenem Erleben, vielleicht aus eigenem Erleiden. Aber man spürt, daß er von ihr nicht umgarnt ist. Er hat sich abseits gestellt, und bei allem Zauber dieser geistigen inter nationalen Gesellschaft hat er gespürt, daß ihre Schmerzen und ihre Begeisterungen Ironie verdienen. Lind so, ironisch nachsichtig, ein wenig schmerzlich, und in ungebrochenen Gefühlen nur dort, wo der wirklich große Künstler, ein norwegischer Maler, auftritt, erzählt er das Abenteuer. Alexander Ruths: Hertha Ruland Noman. Geh. Mk. 5.— geb. Mk. 6.— Der Noman führt den Leser in den Gasthof eines westdeutschen Städtchens. In dem bunten Milieu des Gasthoflebens entwickeln sich seine bewegten und wechselvollen Szenen. Hertha Nuland, die Tochter eines Hofbesitzers, ist in das Haus gekommen. Am sie wogt das bunte Leben, um ihretwillen spielen sich die Kämpfe der Männer ab, bis sie selber in den großen Konflikt mit der Welt und der eigenen Familie ge trieben wird. Der Autor des Romans ist ein Hesse. Die Schilderungen von Land und Leuten sind bei aller poetischen Verklärung doch wahr und scharf gesehen und man kann Ruths einen Heimatskünstler im besten Sinne des Wortes nennen. Die Heimat zum Thema seiner Dichtung zu nehinen, ist bei ihm kein partikularistisches Abseitsgehen, auch keine Deutschtümelei, sondern die schlichte Manier eines Mannes, der am liebsten von dein spricht, was er mit Augen gesehen hat. Ferner versenden wir in neuer Auflage: Jakob Wassermann: Die Geschichte der jungen Renate Fuchs Noman. Siebente Auflage. Geh. Mk. 6.—, geb. Mk. 7.50 Seitdem der alte Fontane tot ist, der das Schicksal der kleinen Effi Briest in die verstehende Milde der Alterserfahrung gehüllt, ist in diesem Frauenroman znm ersten Male wieder ein Kunstwerk zu begrüßen und ein Künstler, der menschlich tief und reich genug scheint, um eine Entwickelung zu noch reiferen Werken zu versprechen. Wir versenden nur auf Verlangen. Bestellzettel liegt bei. Vossische Zeitung (Berlin).