Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.04.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19030427
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190304273
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19030427
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1903
- Monat1903-04
- Tag1903-04-27
- Monat1903-04
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
95, 27. April 1903. Nichtamtlicher Teil. 3317 Es handelt sich bei dieser interessanten Veröffentlichung um die erste Studie dieser Art aus einer der für die erste Geschichte der Druckerkunst wichtigen Städte. Hertz hält es für möglich, daß man sich mit einer ge ringem Zahl von Reproduktionen hätte begnügen können, und beim Durchblättern findet man in der Thai sehr viele Variationen eines und desselben Zeichens, die nur wenig von einander abweichen, von denen sogar ziemlich sicher an zunehmen ist, daß sie durch eine gewisse Verschiebung der Form auf dem Boden der Schöpfform während der Fabrikation entstanden sind. Nichtsdestoweniger halte ich den von Heitz befolgten Grundsatz, alle diese Variationen wiederzugeben, für den allein richtigen. Denn abgesehen davon, daß es stets eine unsichere Sache ist, die einzelnen Fälle zu ent scheiden, betont Heitz sehr richtig, daß auch die zufällig ent standene charakteristische Variation zur Bestimmung der Herkunft und des Zeitpunktes der Fabrikation von Wichtigkeit werden könne. Das Studium der Wasserzeichen, die in den Inkunabeln Vorkommen, steckt noch in den Anfängen. In der Mehrzahl der Fälle ist es unmöglich, jedem Zeichen seinen Fabrikanten zuzuweisen, ja man muß sich schon freuen, wenn man irgend eine Gegend des Ursprungslands angeben kann. Denn die in Deutschland für den Druck gebrauchten Papiere waren größten teils aus dem Ausland eingeführt, weil die vorhandnen deutschen Papiermühlen der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts den durch die Buchdruckerkunst so gewaltig ge- stiegnen Bedarf nicht decken konnten. Im Papierhandel für Nord- und Ostdeutschland war Straßburg im Verein mit Frankfurt und Basel der Haupt-Stapelplatz der französischen, schweizer und elsässischen Herkünste. In der schon erwähnten Arbeit von Schmidt stellt dieser das Bestehen einer Straßburger Papierfabrikation zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts fest, und in der Tat hat sich in den Archiven eine Urkunde aus dem Jahre 1391 er halten, die als Wasserzeichen ein Lilienwappen zeigt, das demjenigen des Straßburger Geldes ähnlich ist. Bekannt ist, daß der in dem Straßburger Gutenbergprozeß vor kommende Heilmann Besitzer oder der Verwandte eines Be sitzers einer Papiermühle war, die, wie Heitz mitteilt, vor dem Weißturmtor lag. Bei Betrachtung des Papiers der Straßburger In kunabeln zeigt sich die auffällige Tatsache, daß ein und das selbe Buch fast stets mehrere, meist durchaus verschiedne Wasserzeichen aufweist, manchmal nicht weniger als sechs bis zehn. Da nun in einem und demselben Werk wohl auch annähernd dieselbe Papierqualität gebraucht worden ist, so können wir die an sich höchst ausfällige Tatsache, die sich aber auch in Inkunabeln andrer Herkunft zeigt, meines Erachtens nur damit erklären, daß diese verschiednen Wasserzeichen auf denselben Qualitäten verschiednen Fabriken entstammen, d. h., daß jede dieser letztem für diese Qualität ein bestimmtes Wasserzeichen benutzt hat, das dafür ihre Fabrikationsmarke war. Genau denselben Zwecken dienen auch heute noch einige musterschutzgesetzlich geschützte Wasserzeichen, während die große Mehrzahl allerdings auch gar keinen praktischen Zweck mehr hat. In einem Fall ist das Wasserzeichen Veranlassung zu einer Formatbestimmung geworden. Das Wappen der General staaten von Holland hat die Bezeichnung ?ro Latria für das Folioformat eingebürgert, während heute im Papierhandel »Folio« keine Formatbestimmung mehr ist, sondern andeutet, daß das Papier gebrochen, gefaltet ist. 100 rvorlrs, togetlwr rvitü tüsir vatsrmarlrs. London 1845 (mit 69 Tafeln). — Lotüsb/, krinoipia tz-xoAraxüiea .... attempt to elnoidate tüs oüaraotsr ok tüe paper-marlrs ok tüe xeriod (15. Jahrh.). London 1858. 3. Teil. — Vodemann, Tplogr. u. typogr. Inkunabeln der kgl. öffentl. Bibliothek zu Hannover. Hannover 1866 (mit Inkunabeln aus 34 Orten und 243 Wasserzeichen). Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. Sehr dankbar werden die Forscher Herrn Heitz dafür sein, daß er sich keineswegs mit der einfachen Wiedergabe der Wasserzeichen begnügt hat, sondern zu jeder Gruppe der 1330 Nummern ihre Beschreibung und ihr Vorkommen, die vermutliche Abstammung mitteilt, sowie noch eine Fülle von Bemerkungen bringt. Die größte Menge des in Straßburg im fünfzehnten Jahrhundert verdruckten Papiers ist begreiflicherweise fran zösischer Abstammung; viel wurde auch aus Deutschland ein geführt, und besonders rege Beziehungen unterhielt Stratzburg mit Basel. Die Tatsache der Versendung des Papiers von einem zum andern Ort bietet die Hauptschwierigkeit zur be stimmten Verwertung des Vorkommens der Wasserzeichen für die Abstammung der Drucke. Otto Hupp hat in seiner ersten Veröffentlichung über das Rosenthalsche Liissale speoials*) die drei darin vorkommenden Wasserzeichen wiedergegeben. Es sind drei Formen des Ochsenkopfs mit dem auf einer Stange stehenden sogenannten Antoniuskreuz**) und ein so genannter Dreiberg mit dem auf ihm sich erhebenden hohen Kreuz. Der schon erwähnte Briquet ist auf Grund dieser Wasserzeichen der Ansicht, daß das Papier aus Basel oder aus dessen nächster Umgebung stammt, und er behauptet, daß dieser Ochsenkopf mit dem Antoniuskreuz nicht vor 1457, der Dreiberg mit dem Kreuz in dieser Größe nicht vor 1464 vorkommt.***) Hupp hat diese Feststellungen nicht aner kannt^), wenn er auch ein früheres Vorkommen nicht Nachweisen kann. Nun finden wir in der Heitzschen Ver öffentlichung eine reiche Anzahl von Wasserzeichen im Charakter derjenigen des Missales. Der Dreiberg kommt in den angeführten Straßburger Drucken in derselben Größe nicht weniger als sechzehnmal vor, während der Ochsenkopf mit dem Antoniuskreuz in über hundert Variationen vor handen ist. Die Straßburger Drucker Mentelin, Eggestein, Flach, Prüß, Husner, Knoblochtzer und Grüningen haben sich des Papiers mit jenen Wasserzeichen bedient, und zwar zu Drucken, die, wie ich sehe, nicht vor das Jahr 1472 zurückreichen. Daß das Missale in Basel oder Straßburg gedruckt ist, paßt auch am besten zu den Feststellungen Missets, der seinen Gebrauch für die Diözese Konstanz aus liturgischen Gründen nachgewiesen hat.ftff) Im übrigen kommt der Ochsenkopf mit dem Antoniuskreuz später auch in Mainzer und holländischen Drucken vor. Außerordentlich zahlreich sind in der Heitzschen Publi kation auch die Zeichen einer gotischen Minuskel p in mannigfachen Variationen vertreten. Heitz glaubt, daß das Zeichen ursprünglich einer französischen Fabrik gehört; es kommt um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts in mehreren französischen Orten vor; aber auch in den Nieder landen und Deutschland ist das Zeichen verwendet worden. Auch das spricht für die Auffassung, daß die Wasserzeichen ursprünglich Papiersorten bezeichneten und daß jeder spätere Fabrikant diese Sorten als von ihm herrührend mit seiner Hausmarke versah. So finden wir das x mit einem Kreuz, mit einem und andern Zutaten versehen. *) Ein Nisssle speoisls, Vorläufer des Psalteriums von 1457. München-Regensburg 1898. S. 4. **) Vergl. Hupp, Gutenbergs erste Drucke. München 1902. S. 24, Anmerkung 1. Das Antoniuskreuz, das die Form eines griechischen T' hat, verdankt seinen Namen dem so gestalteten Attribut des heiligen Antonius. Es ist sehr wahrscheinlich, daß bas Ist weil es auch allein für sich vorkommt, das Zeichen eines bestimmten Papiers ist und daß diese, in den Straßburger Inku nabeln so zahlreich vorkommenden Papiere mit dieser »Haus marke« alle derselben Fabrik entstammen. ***) lla dato de trois improssions preoises par leurs üliAranss in LiülioAraxüe moderne. L ris 1900 dl. 2. f) Gutenbergs erste Drucke. 1902 S. 52 und im Centralblatt für Bibliothekswesen 1903 S. 184 (April). s-s) 17n misset sx6oia1 de vonstanoe in Liülio^raxüie moderne 1899 dl. 4. 442
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder