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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.04.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.04.1903
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- Deutsch
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^ 00, 21. 2lpril 1903. Nichtamtlicher Teil 3147 Nichtamtlicher Teil. Die Litrr-itur der Frauenfrage?) Die neuste Zeit hat eine ganze Reihe von Aufgaben und Forderungen zu erfüllen, die sich aus der Umgestaltung der Gesellschaft und ihrer Lebensäußerungen mit Bezug auf das weibliche Geschlecht ergeben haben. Man faßt diese Er scheinung unter der Bezeichnung Frauenfrage zusammen. Die Frauenfrage kam am Beginn des neunzehnten Jahr hunderts in Fluß. Es wurde Gleichberechtigung der Ge schlechter, freie Selbstbestimmung und freie Betätigung auf geistigem Gebiete gefordert. Um die Mitte des Jahrhunderts gewann der Emanzipationsgedanke an Ausdehnung, obwohl das Jahr 1848 diese Bestrebungen als sozialistisch und reli giös gefährlich kennzeichnete. Die Frauenbewegung war jedoch nicht mehr aufzuhallen, und so ist heute durch die Erweiterung der Verkehrswirtschaft, der Industrie und des Handels, durch das Fortschreiten der Geisteskultur und der darauf sich gründenden Steigerung des individuellen Selbst bewußtseins die Frage von größter Bedeutung geworden. Die soziale Lage der Frau wurde eine völlig andre. Während früher der Haushalt auf Frauenarbeit angewiesen war und die Frau durch ihre wirtschaftliche Tätigkeit mit der Gesellschaft als notwendige Produzentin zusammenhing, hat die technische Entwicklung durch die Umgestaltung der Produktion eine einschneidende Änderung gebracht; den Frauen der obern Stände hat sie eine ausfüllende, zweck mäßige Arbeit aus der Hand genommen, um die Frauen der untern Schichten damit zu belasten; die weibliche Haus produktion wurde ganz erheblich eingeengt und die Arbeiter frau in die gewerbliche Lohnarbeit und Manufaktur und Technik hineingezogen. Durch die übermäßige Erwerbsnot wendigkeit wird jedoch die Frau ihren ersten natürlichen Pflichten entfremdet, was zu ernsten Besorgnissen Anlaß gibt. Durch die industrielle Betätigung der Frau wird die Familie zersetzt, was körperliche und seelische Entartung zur Folge haben muß; außerdem verschärft die Frau durch den billigern Verkauf ihrer Arbeitskraft notgedrungen die Konkurrenz; be läuft sich doch die Zahl der erwerbstätigen Frauen und Mädchen in Deutschland auf über sieben Millionen. Der Staat hat zum Schutz der Frauen eine ganze Reihe von Gesetzen nnd Verordnungen erlassen. Es sei hier nur an die Vorschriften des bürgerlichen Gesetzbuchs über Schlüssel gewalt, Geschäftsfähigkeit, Verwaltungsgemeinschaft. Vor behaltsgut, elterliche Gewalt der Frau rc. hingewiesen. Ver- schiedne Berufe in Staat und Gemeinde sind den Frauen erschlossen worden. Auch die vielen Frauenvereine sind eifrig bestrebt, durch Eröffnung neuer Erwerbsmöglichkeiten, durch Gründung von Fachschulen, Mädchenheimen, durch Be lehrung und materielle Unterstützung zur Lösung der Frauen frage beizutragen. So hat der Deutsch-Evangelische Frauen bund durch die verdienstvolle Herausgabe eines Verzeichnisses der von 1851 —1901 auf dem Gebiete der Frauenfrage in Deutschland erschienenen Schriften der Sache einen großen Dienst erwiesen. In den Ortsgruppen des Deutsch-Evangelischen Frauen bundes war häufig der Mangel einer orientierenden Über sicht über die Literatur der Frauenfrage, sowie die Schwierig keit empfunden worden, aus der großen Masse der erschiene nen Schriften die geeignetsten und besten herauszugreifen. Die literarische Kommission des Deutsch-Evangelischen Frauen bundes stellte deshalb ein kleines Verzeichnis von Werken über die Frauenfrage zusammen, das auf Veranlassung des *) Verzeichnis der aus dem Gebiete der Frauenfrage während der Jahre 1851—1901 in Deutschland erschienenen Schriften, Hrsg. v. Deutsch-Evangelischen Frauenbund. 8". (II, 292 S.) Hannover, Heinr. Feesche 1903. Geb. in Leinw. 3.75 no. Pfarrers Lic. Weber in M.-Gladbach dem Herrn Verlags buchhändler Heinrich Feesche in Hannover zur Begutachtung mit der Bitte um Beihilfe bei der Drucklegung vorgelegt wurde. Herr Feesche machte die Damen des Vorstands darauf aufmerksam, daß das Verzeichnis unbedingt vervoll ständigt werden müßte. Seinem Rat und seiner Anleitung wurde entsprochen, und so ist das Verzeichnis von drei auf neunzehn Druckbogen angewachsen. Dieses vom Deutsch-Evangelischen Frauenbund mit er heblichen Geldopfern herausgegebene (von Fräulein Paula Müller in Hannover gezeichnete) Verzeichnis der Literatur der Frauenfrage liefert den Beweis, daß die Frauen auch auf dem Gebiet der Bibliographie Erhebliches zu leisten ver mögen. Das Verzeichnis wird allen, die irgendwie mit der Frauenfrage zu tun haben, vortreffliche Dienste leisten. Vor allen Dingen werden Frauen-, Arbeiter- und politische Ver eine jeder Färbung und Richtung, Politiker, Volkswirtschastler, Behörden, Beamte usw. sich diese übersichtliche Zusammen stellung der Frauenliteratur dienstbar machen, wie auch die Buchhändler ihr einen Platz in der Geschäftsbibliothek gönnen sollten. Die Bibliographie gibt im ersten Teil auf 216 Seiten die Literatur nach dem Alphabet der Verfasser mit bibliographischer Genauigkeit unter Angabe der Verleger, der Jahreszahl und des Preises. Der zweite Teil bringt die Literatur wissenschaftlich geordnet. Die erste Unterabtei lung verzeichnet allgemeines zur Frauenfrage, die zweite umfaßt die Frauenfrage als Erwerbsfrage, die dritte die Frauenfrage als Bildungsfrage, die vierte die Frauenfrage als allgemeine soziale Frage, die fünfte die Frauenfrage in politischer und rechtlicher Beziehung, während der Anhang Volkswirtschaftliches und Sozialwissenschaftliches verzeichnet. Diese Abteilungen zerfallen in folgende Gruppen: 1. Ent wicklung und Geschichte der Frauenfrage, Geschichtliches, Kul turgeschichtliches, Lebensbeschreibungen, Briefwechsel, Tagebücher, Psysiologie, Psychologie, 2. Arbeiterinnenfrage, .Dienstboten frage, höhere Berufs- und Erwerbsfragen, 3. Erziehung, Schule, Mädchengymnasium, Universitätsstudium der Frau, Gesundheitspflege, 4. Die Stellung und der Beruf der Frau in der Ehe, Hauswirtschaftliches, die christliche Liebestätigkeit der Frau: Bewahranstalten, Kleinkinderschulen, Krankenpflege, Diakonie, Blinden-, Idioten-, Irren-, Krüppel-, Siechen- u. Taubstummenpflege, Mission, Jungfrauenvereine, Sonntagsschulen, die allgemeine soziale Hilfstätigkeit der Frau: Armenpflege, Waisenpflege, Jugendschutz, Mäßigkeits bestrebungen, Sittlichkeitsbestrebungen, Wohnungsfrage, Ge- fangnenfürsorge. Unter diesen Gruppen findet der Suchende das, was ihm zu wissen wünschenswert erscheint. Der dritte Teil verzeichnet die periodischen Schriften: Berichte, Jahrbücher, Kalender, Zeitschriften. Mehr als hundert vorgenommne Stichproben haben er geben, daß alle gesuchten Titel in dem Verzeichnis vorhanden waren, daß es also die übrigens nicht erstrebte Voll ständigkeit in hohem Grade bietet. Nur rein erbauliche und belletristische Schriften für Frauen, die mit der Frauenfrage ja auch nichts zu tun haben, wurden nicht berücksichtigt. Die Bibliographie ist aus gut lesbarer Antiqua gesetzt und sorgfältig korrigiert, alles in allem eine sehr erfreuliche, nütz liche Arbeit. Auf S. 159, 220, 221 muß es — lapsn8 oalawi — Salis-Marschlins heißen. K . . . r. Nachtrag. — Wir verfehlen nicht zum Schluß darauf hin zuweisen, daß die französische Literatur über die Frauenfrage in einer sehr ausführlichen Bibliographie, zusammengestellt von Tony Kellen in Essen, im Börsenblatt 1902, Nr. 230, 231 und 236 verzeichnet wurde. (Red.) 418*
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