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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1903
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- 11.04.1903
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- Deutsch
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2908 ^»5 83, 11. April 1903. Nichtamtlicher Teil. den im Palaste des Kardinals Domenico Grimani in Venedig aufbewahrten Altertümern und anderen Kunstsachen handelt, über das Breviarium folgendes: »Das berühmte Meßbuch, das Messer Antonio Siciliano für 500 Dukaten verkaufte, wurde von verschiedenen Meistern mit Miniaturen versehen und beanspruchte zu seiner Herstellung mehrere Jahre Arbeit. Man findet darin Miniaturen von Hans Memling . . . 125 Stück, von Gerard von Gent, 125 Stück von Livienus von Antwerpen.« Selbst wenn uns der erwähnte Anonymus die Künstler nicht angegeben hätte, wäre es den Kennern des Stils der flämischen Schule leicht gewesen, wenigstens die hervorragendsten Miniaturisten des Breviariums anzugeben, besonders Memling, welcher in diesem Juwel mit der ganzen Pracht seiner Kunst glänzt. Hans Memling, Memelinck, fälschlich auch Hemling ge nannt, wurde um 1440 in Mömlingen bei Aschaffenburg ge boren und war ein Schüler des Rogier van der Weyden in Brügge. In seinen letzten Lebensjahren bereiste er Spanien und Italien imd hinterließ überall rühmliche Zeugnisse seiner großen Kunst. Er starb 1494 in Brügge. Gerard von Gent scheint, wie Morelli mit Recht bemerkt, kein andrer als Gerard van der Meiren zu sein, welcher genau um 1450 in Gent geboren wurde und einer der bedeutendsten flandrischen Maler nach Jan van Eyck war. Im Jahrgang 1858 des Archivs f. d. zeichn. Künste be hauptet Heinr. Harzen in einem Artikel: »Gherard Horebont von Gent, Jlluminist des Breviars Grimani in der St. Markus bibliothek zu Venedig«, daß Horebont einer der Künstler des Breviariums gewesen sei. Aber da dieser Gerard erst 1489 geboren wurde, d. h. also, nachdem Kardinal Grimani das Breviar bereits von Antonio von Messina erworben hatte, bedarf es weiter keiner Berichtigung dieser irrtümlichen Be hauptung. Einen Künstler mit dem Namen Livienus von Antwerpen scheint es nicht zu geben; aber Morelli glaubt, daß damit Hugo von Antwerpen oder Lieven van Bitte von Gent gemeint sei, der ein großer Künstler war. Zanotto bemerkt mit Recht, daß diese Künstler nach ihren Namen und Geburtsländern zu verschieden bezeichnet wurden und ent scheidet sich dann für den von dem Anonymus gebrauchten Namen, obgleich derselbe in der Geschichte der Malerei neu ist. Außer den genannten Meistern und außer Antonello von Messina, dessen Miniaturen Zanotto bezeichnet hat, ar beiteten noch andere Meister am Breviarium, deren Namen uns unbekannt geblieben sind. Da das Breviar dem 1477 zu Rom gedruckten ganz gleich ist, so ist es sehr wahrscheinlich, daß es 1478 angefangen wurde. Der Kardinal Grimani erwarb es 1489 und daraus kann man wohl schließen, daß die Künstler zehn Jahre zur Herstellung brauchten. Als Papst Sixtus IV. 1484 starb, blieb das Breviar un vollendet in den Händen eines der Künstler. Da es etwas später vollendet wurde, läßt sich annehmen, daß es Antonello von Messina von Memling während seines Aufenthalts in Brügge kaufte und als er dann nach Venedig kam, 1489 dem Kardinal Grimani für 500 Zechinen oder Dukaten überließ. Domenico Grimani, geb. 1461, war der Sohn des Dogen Antonio Grimani und der Caterina Loredan. Nachdem er verschiedene ihm von der Republik anvertraute Aufträge aus geführt hatte, widmete er sich dem geistlichen Stande. 1493 machte ihn Papst Alexander VI. zum Kardinal. Bald darauf, 1498, wurde er zum Patriarchen vonAquileja ernannt, auf welche Würde er 1517 zu Gunsten seines Neffen Marino Grimani verzichtete. Er starb 27. August 1523 in Rom. Der Kardinal Grimani zeichnete sich nicht nur durch seine Frömmigkeit aus; er war auch ein eifriger Gelehrter, ein be deutender Sammler von Altertümern, ein Beschützer der schönen Künste und trug viel dazu bei, daß in seiner Familie edle Liebhabereien gepflegt wurden. In seinem Testament vom 16. August 1523 bestimmte der Kardinal, daß das kostbare Breviarium seinem Neffen Marino Grimani zusallen sollte und daß es niemals veräußert werden dürfte; vor seinem Tode hatte letzterer festgesetzt, daß es an die Republik Venedig übergehen sollte. Marino brachte das Breviarium von Ve nedig nach. Rom und hier blieb es bis zu seinem am 18. Sep tember 1546 erfolgten Tode. Stringa berichtet, daß das Breviar mit vielen anderen Kostbarkeiten verloren gegangen wäre, wenn es Johann Gri mani, ebenfalls Patriarch von Aguileja, nicht wieder ausge sucht und mit großen Opfern an sich gebracht hätte. Die seltene Arbeit, die zur Wiedererlangung aufgewandten Mühen und Kosten ließen es dem würdigen Prälaten wünschenswert erscheinen, das Kleinod während seiner Lebzeiten bei sich zu be halten. Die Republik Venedig gab seiner Bitte nach; dasselbe kam von Rom nach Venedig zurück und blieb bis zum 3. Ok tober 1593 in den Händen des Patriarchen. Einige Tage vor seinem Tode ließ der Patriarch pflichtschuldigst und in der Befürchtung, daß das Werk nach seinem Ableben verloren gehen könnte, seinen Freund, den Prokurator von St. Markus, Marc-Antonio Barbaro, zu sich bescheiden und vertraute ihm das Breviar an, damit er es in öffentlicher Sitzung des Se nats in die Hände des Dogen Pascal Cicogna lege. Das kostbare Buch kam nun in die St. Markusbibliothek und zu größerer Sicherheit in den Schatz der Markusbasilika. Bevor es jedoch in der Bibliothek Platz fand, wollte es die Republik mit einem reichen Einbande versehen lassen und be traute Alessandro Vittoria mit dieser Arbeit. Vittoria führte dieselbe einem so kostbaren Gegenstand, seinem eigenen Künstler talent und seinem Auftraggeber entsprechend würdig aus. Als die Republik unterging, verblieb das Breviar im Schatz der St. Markuskirche. Nachdem Morelli drei Monate lang ver sucht hatte, es in seine Verwahrung zu bekommen, bewirkte er den Erlaß vom 4. Oktober 1797. Durch diesen Erlaß des Rates der Stadt Venedig wurde die erbetene Überführung des Breviars aus dem Schatz in die Markusbibliothek ausge sprochen, wo es sich noch heute befindet und als eines ihrer kostbarsten Juwele bewahrt wird. Der künstlerische Einband des Breviars ist aus karmesin rotem Samt; auf beiden Deckeln befindet sich je ein Rund bild aus vergoldetem Silber, auf dem vordern Wappen und Bildnis des Kardinals Dom. Grimani, auf dem hintern die jenigen seines Vaters, des Dogen Antonio. Außerdem sind auf die Schenkung und ihre Bestätigung bezügliche Inschriften von vergoldetem Silber angebracht. Der Band besteht aus 831 Seiten, 28 ein hoch, 22 ein breit; er ist also umfangreicher als das Breviar Matthias Cor- vins, das nur 597 Seiten zählt. Das dazu verwandte Perga ment ist von großer Feinheit und vollkommen weiß; jede Seite ist so glatt, daß mau die Fleischseite nicht von der Haarseite unterscheiden kann. Ein Titelblatt ist nicht vor handen. Den Anfang bilden die Symbole des Kalenders und die verschiednen ländlichen Beschäftigungen während der zwölf Monate des Jahrs. Auf den Kalender beziehen sich 24 Miniaturen, sämtlich von der Hand Memlings; dann folgen die Gebete mit 60 Miniaturen von derselben Größe wie das Breviar aus der Heiligengeschichte und die Bilder der berühmtesten Heiligen; hierauf 18 kleinere Miniaturen, die den Heiligen von besonderer Verehrung Vorbehalten sind und am Anfang des Gebets zu jedem einzelnen stehen. Außerdem trägt jede Seite des Breviars am Rand eine senkrechte, verschiedenartig fein kolorierte Einfassung, bei der alle Töne untereinander abwechseln, sei es in den Ornamenten oder Figuren, in den Flächen, Ansichten oder in der Farbe. Man findet Arabesken aller Art, viele mit Gold und Silber, oder mit den leuchtendsten Farben des Regenbogens gemalt,
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