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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1903-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1903
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- Deutsch
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1918 Nichtamtlicher Teil. 55, 7. März 1903 gehen?« schrieb er an Susemihl. »Wenn I>r. Miillner uns Ungurd geben will, so weiß er aus unfern Briefen, was er will und was wir wollen. Nicht ein Jota mehr oder weniger als in diesen Briefen steht geben wir. Aber trotz alledem zahlte Göschen für das Stück (362 S. 16".) bei 4000 Auflage 1250 Taler Honorar. Miillner war sein Erfolg zu Kopf gestiegen. Sein Trauerspiel »Die Albaneserin« ging Göschen zur Durchsicht mit der Bemerkung zu, daß eine Konkurrenzfirma 2500 Taler dafür zahlen wollte. Das war Göschen denn doch etwas zu stark. Das Stück erschien also bei der Konkurrenzfirma lCotta), die 3000 Taler für eine Auflage von 10 000 Exemplaren zahlte. Cotta brach aber seine Beziehungen zu dem anspruchsvollen Autor sehr bald ab. 1823 bot Graf August von Platen Göschen, »dessen Liebe zur Poesie und für elegante Ausgaben deutscher Dichter allgemein bekannt sei , eine Sammlung orientalischer Gedichte an. Platen verlangte kein Honorar; er erbat sich nur 53 Freiexemplare und ein hübsches Gewand für sein kleines Werk. Woshalb Göschen das Werk nicht verlegte, ist un bekannt. Seine alte Vorliebe für die englische Literatur be kündete Göschen auch noch in seinen alten Tagen dadurch, daß er 1820 eine Übersetzung von Byrons Gjaur von A. v. Nordstern (Pseudonym für v. Nostitz) und trotz der bereits bestehenden Übersetzungen von Wieland, Eschenbnrg, Schlegel, Voß rc. 1825—26 eine neue Übersetzung von Shake speares dramatischen Werken in 19 Bänden von dem preußi schen Regierungsrat I. W. O. Benda brachte. Obwohl Göschen sich wiederholt vorgenommen hatte, mit seinen Unternehmungen zurückhaltender zu sein, ließ er sich doch immer wieder zu neuen kostspieligen und wenig aussichtsreichen Veröffent lichungen Hinreißen. So begann er 1825 einen von W. E. A. von Schlieben herausgegebenen Atlas von Europa (1825—29 16 Taler, koloriert 23 Taler), der 14—16000 Taler herzustellen kostete und schwerlich die Druckkosten brachte. Am 5. April 1828 starb Göschen in seinem sechsund siebzigsten Lebensjahre, von denen er sechzig dem Buchhandel gewidmet hatte. Der Ertrag seiner Arbeit war für ihn materiell ein bescheidener. Die Ungunst der Zellen war viel schuld daran; verschiedene Ursachen lagen aber in Göschen selbst. Es sei gestattet hierherzusetzen, was sein Enkel und Biograph mit bemerkenswerter Unparteilichkeit darüber sagt. Soweit Göschen als Verleger auf Gewinn sehen mußte, war sein Urteil nicht immer ganz richtig gewesen. Sein Gefühl für das was ziehen mußte, scheint nicht besonders fein gewesen zu sein; auch war seine Abschätzung des Wertes der Autoren nicht immer richtig. Unbedingt besaß Göschen große geschäftliche Fähigkeit, Hindernisse rücksichtslos zu überwinden; er war in vieler Beziehung ein befähigter Verwalter, ein tüchtiger Geschäftsmann, imstande, die verwickeltsten Einzelheiten zu beherrschen und mit dem bemerkenswerten Talente begabt, die Zuneigung der Menschen zu erwerben — aber ihm fehlte der Spürsinn, die erste not wendige Eigenschaft, wenn ein Verleger Erfolge haben soll. Auch beeinflußten Freundschaft und Gemeinsamkeit der Ideen sein Urteil mehr, als seinen Interessen dienlich gewesen wäre. Seine großen Aufwendungen für Prachtausgaben und seine Bemühungen um die Druckkunst dürfen ihm schwerlich als geschäftliche Fehler angerechnet werden. Er wußte genau, was er damit wollte. Gefahr und Verlust vor Augen, arbeitete er für die Ehre Deutschlands und bestand ruhmvoll in seinem Wettbewerb mit großen Typographen des Aus lands. Aber trotz gelegentlicher Irrungen steht Göschen unbestritten als einer der ersten damaligen Buchhändler und eine Zelllang als der berühmteste Buchdrucker Deutsch lands da. Wahrheit, Gerechtigkeit und Güte, diese Eigenschaften bezeichnen das Lebensideal, das Göschen unentwegt festhielt. Die Hoheit eines christlichen Lebenswandels erfaßte Göschen mit besondrer Kraft. Wie er in sozialen und politischen Dingen fast stets gesunde, verständige Ansichten zeigte, so betrachtete er auch geistliche Angelegenheiten von einem auf geklärten und festen Standpunkt aus. Er stand auf dem festen Grunde der Religion; sein Leben als Familienvater und Bürger, als Brotherr seiner Angestellten, als treuer Freund, als Beschützer und Wohltäter der Armen und Waisen legen Zeugnis davon ab. Göschens strenge Sitt lichkeit hinderte ihn nicht, die Freuden einer harmlosen Ge selligkeit zu genießen; gastfreundlich war Göschen immer; Gepränge und übertriebner Aufwand waren ihm zuwider. Die menschenfreundlichen Bestrebungen Göschens äußerten sich nach verschiedenen Richtungen hin. Er veranstaltete Lotterien für verschämte Arme, brachte eine Sparkasse zustande und beteiligte sich an allen gemeinnützigen Bestrebungen. Daß diese sich auch auf das Gebiet des Buchhandels erstreckten, darf bei einer Persönlichkeit wie Göschen nicht wundernehmen. Als Ostermesse 1802 ein Anzahl Buchhändler über die Be seitigung der verschiedenen AUßstände im Buchhandel beriet, wurden Göschen und sein alter Freund P. G. Kummer in den Ausschuß gewählt, der sich weiter mit dem Gegenstand zu befassen hatte. Göschen ließ eine Schrift drucken: »Meine Gedanken über den Buchhandel und über dessen Mängel, meine wenigen Erfahrungen und meine unmaßgeblichen Vor schläge, dieselben zu verbessern«. Seine Bestrebungen, einen großen Buchhändlerverein ins Leben zu rufen, hatten vorerst keinen Erfolg. Aber Göschen erlebte noch die Freude, daß er seine Gedanken in dem Ostermesse 1825 gegründeten Börsen verein der Deutschen Buchhändler verwirklicht sah. Als 1807 die französische Regierung einen Zoll von 50 Prozent auf deutsche Bücher erhob, die in französisches Gebiet eingeführt wurden, zu dem damals die französische Regierung einen großen Teil von Deutschland rechnete, kämpfte Göschen mit Wort und Schrift gegen diese schädliche Maßregel. Auch gegen das Nachdruckswesen war Göschen stets auf dem Plan. Seine hochstrebende Begeisterung für das Schöne und seine unermüdliche Tatkraft in seinem eignen Geschäft, hielten ihn nicht ab, kräftig einzugreifen, wenn eine öffentliche Angelegen heit es erforderte. Das war Georg Joachim Göschen! Die alten und jungen Buchhändler und Buchdrucker, die Freunde der deutschen Literatur und Geschichte müssen an dieser liebevollen Lebensbeschreibung, die ihren Helden immer im Rahmen seiner Zeit behandelt und den literarischen und politischen Ereignissen stets den entsprechenden Raum gewährt, ihre Helle Freude haben. Dieser alte ehrenfeste deutsche Buchhändler kann dem heutigen Geschlecht in mehr als einer Hinsicht zum Vorbilde dienen. Möge dieses würdige biographische Denkmal, dessen Wert noch durch die vielen mitgeteilten, bisher ungedruckten Briefe erhöht wird, in Deutschland und besonders im Buchhandel die gebührende Beachtung finden! F. I. Kleemeier. Kleine Mitteilungen Vom österreichisch-ungarischen Buchhandel. — Nach dem der bisherige Sekretär des Vereins der oesterreichisch- ungarischen Buchhändler, Herr Hugo Bonlo, seiner Stelle ent hoben worden ist, hat Herr Richard Hollinek sich bereit erklärt, die preßgesetzlichen Bestimmungen zu erfüllen und als verant wortlicher Redakteur der »Österreichisch-ungarischen Buchhändler - Korrespondenz« zu zeichnen. Milden Sekre tariatsgeschäften wurde Herr Karl Hinrichs betraut. — Über den drohenden Bücherzoll und die Maßnahmen dagegen (siehe Börsenblatt 1903, Nr. 32, 36, 43 und 49) berichtete in der letzten Ausschußsitzung des Vereins der österreichisch - unga rischen Buchhändler der Vorsitzende des Vereins, Herr Kommerzial rat Wilhelm Müller in folgender zusammenfassender Dar stellung :
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