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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.10.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1902-10-16
- Erscheinungsdatum
- 16.10.1902
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- Deutsch
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8350 Nichtamtlicher Teil. Ilk 241, 16. Oktober 1902 Nichtamtlicher Teil Dürer als Buchhändler. Von Fritz Treufreund. (Schlich aus Nr. 240 d. Bl.) Nach dem Erscheinen der Apokalypse wandte sich Dürer sofort neuen Unternehmungen zu, nämlich dem Marienleben und der großen Passion, die zwar erst 1511 erschienen, deren Vorstudien aber in einer Reihe Blätter, die bis zum Jahre 1500 zurückgehen, uns erhalten sind. Vor das Erscheinen dieser großen Bücher fallen noch drei Flugblätter, zu denen er nicht nur die Holzschnitte zeichnete, sondern auch den Text dichtete, also Künstler, Dichter und Verleger in einer Person war, nämlich die drei Gedichte von den sieben Betstunden, über Lebensweisheit und vom Tode (Heller, 1632. 1900. 1901). In das Jahr l511 endlich fällt das größte künst lerische wie verlegerische Unternehmen Dürers, denn in jenem Jahre erschienen auf einmal das Marienleben, die große Passion, die kleine Passion (in zwei verschiedenen Drucken), ganz neu, und die Apokalypse zum zweiten Male. Diese letztere, um einen schönen Titelholzschnitt vermehrt, diesmal nur in lateinischer Sprache. Da auch die andern Werke lediglich lateinisch erschienen, so läßt uns das vermuten, daß er als Verleger mit seiner für das große Publikum der Laien bestimmten deutschen Ausgabe seine Rechnung nicht gefunden habe. Die beiden Passionen und das Marienleben sind von lateinischen Versen begleitet, die Dürers Freunds der später als Abt des Schottenklosters in Wien gestorbene Benedikt Schwalber (Chelidonius), verfaßte. Dürer hat diese Werke auch gedruckt; alle drei tragen den Vermerk: »Iwprs8snw ikininbarAS psr ^lbsrtnin ttnrsr piotorew«, und sie als ein zusammengehöriges Ganzes betrachtet, da er sie auch gelegent lich in einem Bande gebunden verausgabt. Heute sind solche Exemplare äußerst selten und kostbar geworden, lieber die Höhe der Auflagen ist nichts bekannt; wir dürfen sie aber wohl als hohe annehmen, denn einmal sind alle vier Werke nicht gerade selten, dann aber ist auch die erste Auflage von 1511 die einzige geblieben. Die Platten der Kleinen Pas sion existieren bekanntlich noch heute im Lritisll Unssnw und sind erst 1844 noch einmal in einem englischen Gebetbuch ab gezogen worden. Die Platten der Großen Passion erbte Dürers Bruder Andreas; 1695 gehörten sie dem Kunsthändler Kopp- mayr in Augsburg. Der Absatz scheint gut gewesen zu sein; Anton Tücher kaufte z. B. 1512 gleich je drei Exemplare der großen wie der kleinen Passion auf einmal. Ob das in das Jahr 1515 fallende Flugblatt, das Rhinozeros vorstellend, in Dürers Verlag erschien, ist nicht mit Sicherheit zu be stimmen, da keine der verschiedenen Ausgaben ein Impressum trägt. Die erste größere Publikation des Dürerschen Verlags ist erst wieder der Triumphwagen Maximilians 1. nach Pirck- heymers Idee. Von diesem erschien die erste Ausgabe 1522 mit dem Impressum: »zu Nürnberg erfunden, gerissen und gedruckt durch Albrechten Thürer«, im darauf folgenden Jahr eine lateinische Ausgabe: XurmberKLs inprsssns vs o per ^.Ibortnw Dürer. Die Platten sind weit herumgewandert und später noch in Venedig und Amsterdam verwendet worden. Nach dem Jahr 1523 scheint Dürer seine eigene Druckerei aufgegeben zu haben; seine bald darauf erscheinenden Werke tragen wenigstens kein Impressum mehr. 1525 veröffentlicht er seine Underweisung der Messung, in der es am Schluß nur heißt: Gedruckt zu Nürenberg; den gleichen Vermerk tragen die beiden Ausgaben des Unterrichts zur befestigung aus dem Jahr 1527. Auf dem Titel der Uuderweysung heißt es: »Mit begnadung Kayserlicher in und eyngeleibter Freyheyt damit sich ein yglicher vor schaden zu hüten wyß«, am Schluffe aber lesen wir: »Keyserliche freyheit wirt in dem nechsten Küchlein der Proportion so ich zu drucken for Hab eyngeleybet«. Fast läßt uns dieses vermuten, daß er gar kein Privilegium gehabt habe, sondern entweder die Nachdrucker nur zu schrecken beabsichtigte oder vielleicht am kaiserlichen Hofe um ein solches eingekommen war, dessen Ausfertigung sich verzögerte. Das einzige kaiserliche Privilegium, das ivir dem Wortlaut nach kennen, ist erst nach Dürers Tode ausgestellt worden, in Speyer am 14. August 1528, und bezieht sich nur auf die vier Bücher menschlicher Proportion. Vielleicht hat Dürer seine Druckerei seinem Formschneider Jheronymus Andreas (später nur Formschneyder genannt) abgetreten, demselben, der ihm die Stöcke zur Ehrenpforte und zum Triumphwagen geschnitten hat. Diese Vermutung wird dadurch wahrscheinlich, daß die vier Bücher mensch licher Proportion, die »off Verlegung Albrecht Dürer verlassen wittib« 1528 erschienen, mit den gleichen Typen ausgeführt stud wie die oben genannten Werke, aber den Namen des Druckers: Jeronymus Formschneider tragen. Dieser druckte dann 1534 für Dürers Witwe die lateinische Uebersetzung der vier Bücher menschlicher Proportion und 1538 die zweite Auflage der Uuderweysung. Er scheint nicht sehr vertrauens wert gewesen zu sein, denn er kam, während er noch an dem Buch über die Proportionen druckte, im Juli 1528 in Verdacht, mit Hans Sebald Beham gemeinschaftlich eine Arbeit unternommen zu haben, die sich, wenn auch nicht direkt als Nachdruck, so doch als eine Art geistigen Dieb stahls an Dürers Eigentum qualifizieren würde. Dürers Witwe setzte des Gatten Verlag fort und kain, wie wir eben gesehen haben, schon einige Monate nach ihres Mannes Tode (6. April 1528) in die traurige Notwendig keit, gegen ihren eigenen Drucker vorzugehen. Auch sonst hat es ihr an Verdruß nicht gefehlt. So mußte sie die Hülfe des Rates von Nürnberg in Anspruch nehmen gegen Hans Guldenmund, der eine Kopie des Triumphwagens ge schnitten hatte, ebenso gegen die lateinische Uebersetzung der Ivstitutiouss geowstrioas, die Wechel in Paris erscheinen ließ. Sie trat einen Teil des Verlages bereits 1530 an Dürers Brüder ab, und, nachdem sie am 28. Dezember 1539 gestorben war, kam der ihr gebliebene Anteil an Fremde. Erstaunlich ist es, daß Dürer für fremde Verleger so gut wie gar nicht gearbeitet hat. Wir werden sehen, daß die verhältnismäßig wenigen beglaubigten Arbeiten für Buch illustration stets für die Autoren, die ausnahmslos zu Dürers engerm Freundeskreis gehörten, nicht aber im Auftrag der Verleger geschaffen sind. Die bekannte schöne Einfassung mit dem Pirckheymerschen Wappen hat dieser zu verschiedenen Drucken seiner Schriften und Uebersetzungen bei Friedrich Peypus verwendet, für ihn hat Dürer auch die Armillar- sphäre entworfen, die in Pirckheymers Ptolemäus-Ausgabe bei Johann Grüninger in Straßburg »oowwnuibn8 ckoü. Xo- bsrger 1wp6N8i8« 1525 erschien. Für Koberger dürfte die schöne Titelbordüre mit der Taufe Christi geschaffen sein; man findet sie in verschiedenen Drucken von Friedrich Peypus und Joh. Stuchs, aber stets nur in solchen Kobergerschen Verlags. Die schönen Holzschnitte der bei Koberger er schienenen Ksv6latioll68 8. UriAittao werden heute nicht mehr Dürer, sondern der Werkstätte Wohlgemuths zugeschrieben. Für Johannes Stabius entwarf er die Heiligen des Erz hauses Oesterreich, die als Flugblatt in zwei verschiedenen Ausgaben zu 6 und 8 Figuren erschienen, ferner den Heiligen Colomann, der (Stabius' eigenes Porträt) ebenfalls als Flug blatt erschienen ist, ebenso für denselben das Erinnerungs blatt an Kaiser Max sowie die berühmten drei Blätter, dar-
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