Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19021002
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190210029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19021002
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1902
- Monat1902-10
- Tag1902-10-02
- Monat1902-10
- Jahr1902
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
229, 2. Oktober IS02. Nichtamtlicher Teil. 7855 Ihm folgte Herr Seippel, gedankenreich des deutschen Buchhandels gedenkend und dabei jüngste Vorkommnisse im Jungbuchhandel behandelnd. Der Festausschuß wurde dann von Herrn Otto Meißner »gelobt«, zwar nicht so ganz in der Bedeutung Baedekers, aber die humorvollen An spielungen verstimmten nicht, sondern »stimmten«. Der Fest ausschuß hatte auch für Tischlieder gesorgt. In einem hieß es: In dem soliden Sortiment Beginnt ein neues Leben. Jetzt giebt's nur höchstens fünf*) Prozent, Mehr darfst du ja nicht geben, Sonst kriegt beim Kopf dich Freund Brockhaus, Aus dem Verein fliegst du hinaus: :/: Kommst auf die schwarze Liste, Und das war' doch sehr triste. :/: Ein anderes schloß: Und kam' noch einmal ich zur Welt, Und würde vor die Wahl gestellt: Was willst du werden? — sprich mein Sohn! »Buchhändler werd' ich, habt mich schon- — Denn groß und herrlich der Beruf, Zu dem mich Lust und Neigung schuf. :/: O neue Zeit, auch du bist schön, Mußt nur mit offnen Augen seh'n. :/: Als Trabant des Festausschusses berichtete Herr Quitzow über das dritte, ungedichtet gebliebene Festlied durch Verlesung einer Reihe von Postkarten, die teilweise in Lapidarstil ab- gefaßt waren und die Tischgesellschaft höchlichst erheiterten. Noch einmal wurde des Buchhandels gedacht, als eines Berufes, der Persönlichkeiten erheische; wenn Frenssen in den »Drei Getreuen« den Pflug und den Spaten das deutsche Schwert nannte, so brächte uns dieses Schwert das Brot im eigentlichen Sinne; dazu gehöre aber ein andres Schwert: der deutsche Geist und das deutsche Buch, die uns das geistige Brot schafften, an welchem Schaffen mitzuwirken hoher Beruf des Buchhandels wäre. Das Hoch galt unserm Vorsitzenden. Ihm gesellte Herr Westphalen Herrn Seippel als vollwichtige buchhändlerische Persönlichkeit zu. Herr Halle erinnerte daran, daß nicht nur die Stadt Eutin, sondern auch das Land Eutin die Heimstätte großer Männer sei, und forderte zu einem Hoch auf auf einen unter uns weilenden Kollegen, einen »Bürgermeister in psrtGvK«. Die Vergeltung blieb nicht aus. Unten an der Stadtrats- und Bürgermeisterecke erhob sich erst einer, zuckle mit den borstigen Brauen und hielt grimmige Musterung im Kreise. Was er verschont hatte, das packte der andre, eben jener Sohn des Eutiner Landes, und zerzauste es Aber, merkwürdig, ob es wohl ätzend war, war es doch nicht verletzend; goldiger Humor erwärmte alle Worte, und selten mag eine Festtafel in größerer Heiterkeit beendet worden sein, als die des Kreises Norden in Eutin. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß eine Anzahl von Be grüßungstelegrammen eingegangen war. Eins aus Wismar, dessen Absender als xosta laursatus wohlbekannt im deutschen Buchhandel ist, möge hier eine Stelle finden: Stets stand Kreis Norden vorne an, Wo's galt, das Sortiment zu schützen, Und wo's um dessen Ehre ging, Mit Donner fuhr er drein und Blitzen! An heut'ger Stätte hätte wohl Ein Ruhmeshymnus dies berichtet. Doch sind im Voßhaus zu Eutin Die Wände all' schon vollgedichtet. Sturm und Regen hatten ausgetobt. In lieblichem Glanze, am klaren Himmel leuchtend, stand der Mond über dem Eutiner See, an dessen lkfer wir, ganz unerwartet, die *) Anmerkung des Setzers: Der Berichterstatter scheint sich mit der neuen Zeit noch nicht recht befreundet und deshalb verhört zu haben, es hat doch sicher -zwei Prozent, geheißen. Stille eines Herbstabends genießen durften. Als wir später in den Saal zurückkehrten, hatte sich der Kreis der Kollegen zwar gelichtet; aber der Saal füllte sich bald wieder. Das verdankten wir »Onkel Anton«. Wer ist Onkel Anton? — Wir erfuhren, daß er, ein würdiger Greis von zweiundsiebzig Jahren, zur Feier seines Geburtstags einen geselligen Kreis um eine Bowle versammelt habe, etliche Matronen und ältre Herren, aber viel mehr junge Frauen und junge Mädchen. Sehnsüchtig schauten diese durch die Glasthür des Neben saals in den großen Saal und zu seinem Klavier. Einige Walzertakte wirkten elektrisierend, und als darauf eine Ab ordnung von uns sich zu Onkel Anton begab, wurde dessen Damen die Erlaubnis zum Tanzen erleilt. Hei! was ist dann Walzer getanzt worden, Walzer und immer wieder Walzer! Aber nicht immer derselbe! Wir hatten zwei Klavier- Virtuosen, von denen jeder einen Walzer auswendig spielen konnte, doch, wie gesagt, nicht denselben. So kam die ge wünschte Abwechslung in die Sache, die denn auch die Tänzer und die Tänzerinnen, solche mit greisem Haar und solche im erst sich entknospenden Jugendflor, stundenlang in Bewegung hielt. Selbst das verstimmte Klavier konnte die Stimmung nicht beeinträchtigen. Der Wirt, der übrigens selbst mittanzte, ist mutmaßlich über das im Programm nicht vorgesehene Tanz-Intermezzo nicht ernstlich erzürnt ge wesen; wenigstens hatten die Kellner während der Zeit an strengenden Dienst. — Am Montag den 15. September blaute der Himmel über Eutin. Die im Festprogramm vorgesehene, aber schon abtelegraphiert gewesene Fahrt durch die Kasseedorfer Tannen nach dem Ukleisee wurde deshalb noch aus geführt. Wer den Reiz der Gegend und besonders des Uklcisees nicht aus eigner Anschauung kennt, der möge zu Geibel greifen; mit diesem möchte der Berichterstatter doch nicht in Wettstreit treten. Durch Fußwanderung längs des Keller sees erreichten wir abends Eutin wieder. Unterwegs mußten »der Zuavenschmidt«, »Einer der von Nachnahmen lebt« und noch einige andre manches leiden; aber was macht's? — die Gesellschaft blieb marschfähig dabei! Noch ein Wort über Eutin. Es ist das Ideal einer anmutigen und freundlichen Landstadt. Der Bericht erstatter hat auch nicht an einer einzigen Stelle Anprei sungen von »Odol« oder »Mellins Food« oder »Stollwerks Adler - Chokolade« und dergleichen mehr entdeckt. Da gegen sind die Vorderfronten vieler, vielleicht der meisten Häuser mit Kletterrosen und Epheu und anderm Grün ge schmückt und umrankt. Wie gesagt wurde, liefert der Magistrat der Stadt auf Wunsch jedem Bewohner die er forderlichen Pflanzen unentgeltlich. Eine weise Verwaltung, eine nachahmungswerte Einrichtung! Diese schrecklich öden und langweiligen großen Städte dagegen mit ihrer Zer streuung! Wenn doch Satzungen und Gewohnheiten einmal außer Kraft gesetzt und die Hauptversammlungen des Börsen vereins in Rudolstadt, auf dem Kyffhäuser oder an sonstigen schönen Punkten im Herzen Deutschlands abgehalten werden könnten! Wie würde das reizen, wie würde das sammeln! Heil dir, du Stadt Johann Heinrich Vossens und Carl Maria von Webers! Heil dir, Eutin! Wir waren so gern in dir. — Hamburg, 28. September 1902. Justus Pape. Kleine Mitteilungen. Nochbildungen von Freimarken. — Wie die Leipziger Blätter berichten, ist vor wenigen Tagen in einigen Orten Sachsens versucht worden, Nachbildungen von Freimarken zu 10 in den Verkehr zu bringen. Die ziemlich geschickt gefertigten Falschstücke zeigen nachstehende Merkmale: 1. die Farbe ist dunkler (etwas schmutzig rot) mit einem ganz geringen Stich ins Violette; 2. die Schattenlinien am Hals der Germania sind nicht nach unten ge schweift, sondern genau wagerecht; 3. der linke untere Teil des 1032*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder