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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1892
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.12.1892
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- Deutsch
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Die Uebernahme des Hahmannschen Geschäfts erfolgte am 15. Juli 1861, und mit frischem Mute begann Loescher feine Arbeit. Sein klarer Geschäftsbuch sein unermüdlicher Fleiß, seine soliden Grundsätze und die wahrhaft peinliche Pünktlichkeit in Erfüllung seiner Verpftichtungen brachten das nach Hahmanns Tode etwas zurückgekommcne Geschäft bald in Aufschwung und zu großer Ausdehnung. Das anfangs kleine Lokal in Via Carlo Alberto Ivurde von Jahr zu Jahr erweitert und schließlich in die geräumigen Lokalitäten des llniversitäts-Gebäudes in Via di Po verlegt, wo das Sortiment sich noch gegenwärtig in den Händen seines langjährigen Mitarbeiters und Nachfolgers Carlo Clausen befindet. Günstige Zcitverhältnisse förderten das uner müdliche Schaffe» Loeschers, und bald war sei» Name als Buch händler und später auch als Verleger in ganz Italien bekannt und geschätzt. Ein Hanptverdienst hat sich Loescher erworben durch die von ihm in Italien eingesührten VcrlagSartikel großer deut scher Häuser, wie Justus Perthes (Atlanten von Stieler-Bcrghaus, Menke, Spruner, Kämpen in italienischer Uebersetzung), B. G. Teubner (Lidliotlisca serixtor. graoa. st rom.), B. Tauchnitz, Weidmann, Gerold re., und im übrigen sehr viel zur Verbrei tung wissenschaftlicher deutscher Litteratur in Italien beigetragen. Die Verlegung der italienischen Regierung nach Florenz, später nach Rom, veranlaßte Loescher, dort Zweiggeschäfte zu er richten (Florenz 1865, Rom 1870), denen er bis zu seinem Tode als Socius angehörte und die sich von Anfang an des gleichen großen Ansehens rühmen dursten, dessen der Name Loescher sich in ganz Italien erfreut. Als Verleger war Loescher bestrebt, stets gute Bücher in würdiger Ausstattung, vielfach reich illustriert, zu bringen, die zur Hebung der Bildung in höheren Lehranstalten von großem Einfluß waren und sind. Hierin hat er wirklich Vorzügliches geleistet, und seine Schulbücher für Gymnasien und Lyceen sind in fast allen Lehrstätten Italiens eingesührt. Mit Vorliebe Pflegte Loescher die Philologie,, und seine von ihm in dieser Richtung ins Leben gerufenen Sammlungen! Lrodivio äi klottologia, Ikivista äi ülologis olassiaa, kiornalo störte» äolla Isttoratura italiana, sowie in anderer Richtung Lrediros italionuos äs biologts sind von Gelehrten aller Nationen von jeher sehr geschätzt worden. Ein mit großer Sorgfalt von ihm gepflegter Zweig des Buchhandels war das Export-Geschäft. Es giebt wohl nur wenige größere Buchhandlungen und wissenschaftliche Institute des Auslandes, die seine Pünkilichkeit und Zuverlässigkeit in Herbeischaffung oft schwer aufzutreibender Werke nicht erprobt und anerkannt hätten. Das Gleiche galt und gilt von dem 1876 von ihm gegründeten wissenschaftlichen Antiquariat. Loeschers Streben und Verdienste fanden auch an hoher Stelle würdige Anerkennung durch Verleihung mehrerer hoher Orden von seiten Sr. Majestät des Königs von Italien und vielfach ihm verliehene Medaille» bei Ausstellungen des Jn- und Auslandes. Seine geschäftliche» Erfolge begründeten und vermehrten Loeschers Wohlstand; aber er blieb auch im Reichtum der ein fache, biedere Charakter, als den man ihn von jeher geschätzt, und verkehrte mit seinen Angestellten, Bekannten und Freunden in altgewohnter einfacher Weise. Schwere Prüfungen trübten sein glückliches Familienleben. Der liebevolle Vater mußte all' seine blühenden lieben Kinder zu Grabe geleiten. Sein letztgeborener Knabe starb im zarten Kindesalter, und eine liebliche, reich begabte Tochter erlag im Alter von 17 Jahren einem mehrjährigen Lungenleidcn. Zwei Jahre später wurde sein hoffnungsvoller achtzehnjähriger Sohn, den er im Geiste schon als treuen Mitarbeiter und Mitbesitzer seines Verlages sah, während eines Aufenthaltes in der Schweiz in der Nähe von Zug durch einen grausigen Sturz getötet. Von diesen schweren Schicksalsschläge» hat Loescher sich nie ganz wieder erholen können, und weder die Bemühungen einer liebe vollen Gattin, noch auch die seiner Freunde vermochten den alten Frohsinn wieder bei ihm wach zu rufen. Obwohl seit Jahren italienischer Bürger und treuer Unter- than seines neuen Vaterlandes, bewahrte er doch seiner deutschen Heimat immer die alte deutsche Treue. Er war in Turin ein thätiges Mitglied der deutschen Gesellschaft, deren vaterländischen Bestrebungen er stets warmen Beifall schenkte, und dort, wie bei anderen gemeinnützigen Zwecken, spendete er stets gern und reichlich. Seit 1887, nachdem er sein Sortimentsgeschäst mit Export und Antiquariat seinem ersten langjährigen Mitarbeiter und Freund Carlo Clausen abgetreten, beschäftigte er sich nur mit seinem Verlage, und, anscheinend kerngesund, hätte man annehmen dürfen, der stattliche, rüstige Mann würde seinem Hause noch viele Jahre in gewohnter Arbeits- und Schaffenskraft vorslehen können. Ein etwas verschlepptes Leberleiden führte ihn diesen Sommer nach Karlsbad. Auf der Reise hielt er sich noch bei Verwandten und Freunden in Leipzig aus, die dieses Besuches in schmerzlicher und doch dankbarer Erinnerung gedenken werden, da ja sie so wenig wie Loescher selbst eine Ahnung hatten, daß dieses das letzte Wiedersehen sei. Kaum in Karlsbad an gelangt, überfiel ihn ein Herzleiden, und die rasch herbeieilende Gattin führte ihn in Begleitung seiner Aerzte nach Turin zurück. Allen Bemühungen zum Trotz verschlimmerte sich das Leiden, und als später auch noch Wassersucht hinzutrat, schwand jegliche Hoffnung auf Genesung. Am 22. November nachts 2 r/j Uhr erlöste der Tod unser» lieben und werten Freund Loescher von seinem schweren Leiden, und am 24. November, an einem trüben, nebeligen Herbst nachmittag, haben wir, seine zahlreichen Freunde und Mitarbeiter, die wir ihm treu durch Freud und Leid gefolgt sind, ihn hin- ausgebracht an den Ort des Friedens, wo er nun mit seinen drei lieben Kindern vereint in der Familiengruft ruht. Hermann Loescher war ein Biedermann im wahren Sini^ck des Wortes, ei» edler Charakter, ein warmherziger Mensch; e» war einer jener Pioniere der deutschen Litteratur im Auslands auf die der deutsche Buchhandel mit Stolz blicken kann und im ihm die ehrende Aberkennung des Auslandes sichern. Mi Ehre seinem Andenken und Friede seiner Asche! 6. 6. Vermischtes. ' Deutsches Buchgewerbe-Museum. — Neu ausgestellt sind t^ Tafeln des im vorigen Jahre erschienenen Werkes von Essenwcin, D l farbige Ausstattung des zehneckigeu Schiffes der Pfarrkirche zum h> Gereon in Köln durch Wand- und Glasmalereien l Frankfurt a. M/ Verlag von Heinrich Keller). Dieses Werk ist das letzte, das wir dem unermüdlichen Eifer Effcnweins verdanken, und die erste und zuglen letzte Publikation von eigenen Arbeiten Trotz vielfacher Bitten seiner Freunde und Verehrer hatte sich Essenwein niemals dazu verstanden, eigene Arbeiten zu veröffentlichen, da es ihm widerstrebte mit ihnen vor die Oeffentlichkett zu treten, so lange noch so viele Schätze aus alter Zeit in Verborgenheit liegen, die, wie Essenwein sich ausdrückt, - nicht nur würdiger sind veröffentlicht zu werden, weil sie als Originalquelle dazu beitragen, uns eine immer festere Basis für das Studium des Ent wickelungsganges zu bieten, welchen die Kunst des Mittelalters durch laufen hat, sondern weil sie auch geeigneter sind, Vorbilder für Neu schöpfungen zu bieten, als neue Arbeiten überhaupt, bei denen man doch erst prüfen muß, ob sie das Gute, welches uns die Alten ohne Frage bieten, wirklich ebenfalls enthalten.- Wer die ausgestellten Tafeln mit Aufmerksamkeit betrachtet, wird erstaunen über das tiefe Verständnis der Formensprache und Dekoration des Mittelalters, mit dem Essenwein an seine Ausgabe herangetreten ist. Die Ausführung der Tafeln in chromo lithographischem Farbendruck ist vortrefflich. Entscheidung des Reichsgerichts. — In Bezug aus die Be stimmung des Z 73 des Genoffenschaftsgesetzes vom 1. Mai 1889 — --Wird die Genossenschaft binnen sechs Monaten nach dem Ausscheide. des Genossen aufgelöst, so gilt dasselbe als »ich! erfolgt- — hat dli^ Reichsgericht, II. Civilsenat, durch Urteil vom 16. September 1892 aM gesprochen, daß der Ausgeschiedene infolge der Auflösung der GenosstW schasl in Ansehung der Liquidation so zu behandeln ist, als ob er nia
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