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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1892
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1892
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- Deutsch
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149, 3». Juni 1892 Nichtamtlich« Teil. 8899 stattliche Mann zusammengesunken. Ost bin ich ihm in den letzten Monaten vor seinem Tode begegnet, und es hat mir in der Seele Weh gctha», ihn krank und leidend zu sehen. Die herr liche Luft da droben aus einer der Anhöhen Stuttgarts, wo er sich ein neues Haus gebaut hatte, um nur noch das Kommissions- geschäst und das Sortiment in dem alten Hause der Kronprinzstraße zu belassen, hat ihn erquickt, und er hat sich gern erlabt an der prächtigen Fernsicht von dort, auch kräftig gezürnt über die, die sie verbauen und vermauern wollten. Ein rascher Tod hat ihn von langem Leiden erlöst. Einen treuen und guten Gatten und Vater haben die Seinigen neben der Gattin, einer Tochter des Verlagsbuchhändlers Nitzschke, zwei Söhne und eine Tochter — in ihm verloren. Möge sein Gedächtnis bei allen denen, die ihn kannten, im Segen bleiben. Tb. L. Das hundertjährige Bestehen des Hauses I. F. Steinlropf in Stuttgart. Am 25. Mai d. I. durste Schreiber dieses das hundertjährige Bestehen der Firma I. F. Steinkops durch ein einfaches Fest feiern, welches im »Herzog Christoph» mit den Teilhabern und mit den sämtliche» Mitarbeitern der Buchhandlung und der Buchdruckelei nebst den Frauen aller und den Hausgenossen, so wie zwei Ehrengästen unter frohen und ernsten Gesänge», Reden in Poesie und Prosa, zur Befriedigung und zu einer schöne» Er innerung sür alle begangen wurde. Mitgefeiert wurde noch ins besondere die ehrenvolle Thatsache, daß die Mitglieder der Buch druckerei sich weder an dem Streik vor neunzehn Jahren, noch an dem von 1891/92 beteiligt hatten, sondern in alter Eintracht der friedlichen Arbeit treu geblieben sind. Mein Wunsch war, mit der Feier in der Stille zu bleiben und die Oesfentlichkeit beiseite z» lassen; da aber Freunde mir darüber Vorhalt gemacht haben und da die verehrliche Redakiion des Börsenblattes ausdrücklich eine» Bericht vo» mir wünscht, so rede ich im Kreise der Kollegen gerne einige Worte von dem Ergehen eines deutschen Buchhändlerhauses in hundert Jahren. Das Geschäft hat eigentlich schon 1760 begonnen. Mein Ur großvater Betulius, der aus dem Geschlechte v. Birken stammte, das bei der Aechtung der Protestanten in Böhmen vor dem dreißigjährigen Kriege dort ausgetlieben wurde, war Buchbiuder- obermeister in Stuttgart und betrieb auch Antiquariat, wozu ihn seine Kenntnisse befähigte» Unter dem 24. April 1769 erhielt er mittels noch vorhandener Pergamenturkunde des. Herzogs Karl von Württemberg ein ausschließliches Antiquarprivilegium, betrieb dann nur noch Antiquariat, dem er den Verlag von Erbauungsbüchern und Württembergicis, z. B. Sattlers topo graphische Geschichte von Württemberg, Arnds Predigten u. s. w. hinzusügte. Nach seinem Tode erwarb sein Enkel und Zögling Johann Friedrich Steinkops am 13. März 1792 das Geschäft käuflich vo» den Miterben und führte es unter seinem Namen I F. Steinkops als Verlag, Sortiment und Antiquariat in dem damaligen bescheidenen Maßstabe, nachdem er 1806 auch noch eine Druckerei erworben hatte, fort bis 1840. Das Antiquariat hatte er schon 1815 seinem Bruder Ferdinand Steinkopf abge treten, dessen späterer Nachfolger Gustav Süskind wurde, ein Neffe von I. F. Steinkops Die Buchhandlung und Buchdruckerei übergab I. F. Sicinkops 1840 seinem Neffen L. Hänel, nach dessen frühem Tode Fritz Steinkops, der jüngste Neffe seines kinderlosen Oheims I. F. Steinkops, das Geschäft am 1. August 1848 erwarb und seither betreiben durste. Hundert Jahre schließen mancherlei Zeiten und Veränderungen in sich, auch für jedes Geschäft. Meines Onkels Erinnerungen gingen zurück aus den großen Friedrich, und ganz lebendig waren seine Erinnerungen von der französischen Revolution und ihren Folgen; er hat auch ein Buch darüber versaßt, eine Darstellung der Ereignisse nach den unmittelbarsten Berichten. Bezeichnend ist der damalige Vertrieb dieses Buches. Es gab noch nicht von ferne einen Sortimentshandel wie jetzt, aber es gab eine Unzahl von reichsunmittelbaren und von souveränen Herrschaften, geistlichen und weltlichen Kurfürsten, Fürsten, Grasen, Reichs städte» , Potentaten jeder Größe oder Kleinheit; diese» wurde nach Wahl die Revolutionsgeschichte zugesandt, und die meisten antworteten, nicht mit roten oder blauen Bändchen oder Diplomen, sondern mit Medaillen, mit großen goldenen von der Größe eines Fünsmarkthalers und mehr; in meiner Kindheit habe ich noch eine ziemliche Anzahl jener Ehrenthaler gesehen, die vollends in Silber verwandelt worden sind. Das Geschäst war aber ein sehr lohnendes und ehrenvolles. Die Kriegszeiten vo» 1792 bis 1815 und die deutsche Schmach waren schwer, der Druck der Zeit lag hart aus jedem Einzelnen, von der Sparsamkeit der damaligen Lebensweise hat unser Geschlecht keine Vorstellung mehr. Mein Onkel pflegte oft zu erzählen, wie das Starkenbuch und der Löfflerin Kochbuch ihm damals das tägliche Brod ins Haus gebracht. Solche Zeiten mußten voraufgehen, um Deutschland endlich reif zu machen zu einem einigen Deutschland und zu den großen Siegen von 1870/71. In hundert Jahren erlebt der Buchhandel, um mit Jean Paul zu rede», natürlich vieles Traurige in Verlag, Sortiment und Kommission; Sorgen und Mühen aller Art sind auch hier nicht ausgeblieben; aber auch viel Freudiges und Bedeutendes ist geworden, auch im Steinkops'schen Verlage; der Aufschwung des deutschen Buchhandels in dieser Zeit ist doch ein großartiger und gewaltiger. Das Haus I. F. Steinkops durste sortgedeihen; es ist in denselben Wegen geblieben wie seit hundertdreißig Jahren, cs hat namentlich religiöse und aus das Jenseitige gerichtete Bücher verlegt, und der Blick aus das Zukünftige ist gewiß in allen Dingen vernünftig. Von den alten Wurzeln lebt das Geschäst noch heute, es ist auch stets in bescheidenem Umfang geblieben; ich kann nur danken und rühmen, wie ich seit 1848 habe ernten dürfen, wo andere vor mir gesät hatten. Eine der großen Segnungen des geschäftlichen Tagewerks darf ich nicht übergehen: ich war so glücklich, treue und tüchtige Mitarbeiter und namentlich auch eine kleine Schar von Zöglingen gehabt zu haben aus denen hochgeschätzte Männer geworden sind, die unseren Stand zieren Jetzt stehen mir zwei Schwieger söhne zur Seite, C. Weitbrecht und K. Gustorsf, und mein Sohn Carl Steinkops; dadurch kann ich noch jetzt Mit arbeiten, was ohne solchen Beistand nicht möglich wäre. Mein Rückblick aus die hundert Jahre und darin aus eigene vierund vierzig Geschäftsjahre ist Lob und Dank gegen Gott, der mich getragen hat bis ins Alter, und herzlicher Dank gegen meine Berussgenossen sür alle Liebe und Freundlichkeit, die ich von den selben erfahren durfte. bl 8t. Gerichtsverhandlung. Politische Bilderbogen. Nr. 1. Juden in Deutschland. (Verlag der Druckerei Glöß in Dresden.) Der im Verlage der Druckerei Glöß in Dresden erschienene »Politische Bilderbogen Nr. 1: Juden in Deutschland» gab den An laß zu einer Verhandlung vor dem Schöffengericht in Hannover, die am 1. Juni stattsand. Gegen den dortigen Buchhändler Herrn C. F W. Warn ecke war die Anklage auf Grund § 10 dcS preußischen Gesetzes über die Presse vom 12. Mai 1851 erhoben, weil er den vorerwähnten Bilderbogen in seinem Schaufenster aufgchängt hatte. Das Urteil lautete: Der Buchhändler Warnecke wird kostenlos freigesprochen. Die Kosten des Verfahrens hat die Staatskasse zu tragen, desgleichen auch die Kosten der Verteidigung. Gründe: Der Angeklagte hat nicht bestritten, den den Akten beiliegenden Bilderbogen (»Juden in Deutschland») in seinem straßenwärts an der Alten Celler Heerstraße 53 belegenen Buchhändlcrladen durch Befestigung 528'
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