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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1892
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1892
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- Deutsch
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schlossenheit, gleichsam unsichtbar, das verzweigte Getriebe lenken und ihre Person zu einer Hohen Macht den Angestellten gegen über machen. Paul Neff war überall da zu finden, wo die Arbeit drängte, anordnend, selbst auch thätig mit Hand anlegend, überwachend und mit gutem Humor ausmunternd, wenn die Lust an der Arbeit auch über die normalen Geschästsstunden hinaus andauern sollte. Ihm war die Arbeit alles Vom frühen Morgen bis in die späte Nacht hinein sah man ihn thätig, einfach und anspruchslos nur dem lebend, was sein Berus und tue Pflicht desselben verlangte, ohne sich, ausgenommen kurze Sommerserie», eine andere Erholung zu gönnen, als diejenige, die er im Kreise seiner Familie suchte und in vollein Maße fand. Aus kleinen und engbcgrenztcn Anfängen hatte er namentlich den Verlag zu einer Bedeutung emporgehoben, die denselben un bestritten in die erste Reihe der deutschen Verlagsgeschäste stellte. Seitdem er der vorwiegend sprachwissenschastlichenRichtung desselt e» auch noch diejenige der Kunst zur Seite gegeben hatte, war er rastlos und unermüdlich thätig in Verbreitung und Hebung derselbe». Nicht daß er die Ideen und Gedanken nur an sich herantreten ließ, seiner Anregung verdanken eine Reihe der bedeutendsten Er zeugnisse seines Verlags namentlich auf dem Gebiete der Kunstge schichte ihre Entstehung, und die Energie, mit welcher er den einmal gefaßten Plan bis zu seiner Verwirklichung verfolgte, ohne ein Opfer dafür zu scheuen, war bewundernswert. Daneben war er das, was man in Autorenkreisen einen »noblen» Verleger nennt, in jeder Beziehung, wenn auch er ebenso streng in den Forderungen der Arbeit und der Pflicht, wie gegen sich selbst, so auch gegen andere war. Gerade zur Zeit meiner Thätigkeit in seinem Hause entstanden einige seiner bedeutendsten Unternehmungen. Da waren die »Bilder aus Elsaß-Lothringen», für deren Verbreitung er jedes Opfer brachte, da war die erste und zweite Serie der »Klassiker der Malerei» und deren Fortsetzung, »die französischen Maler des achtzehnten Jahrhunderts«, dann das einzig in seiner Art dastehende Bibelwerk »die goldene Bibel», »die Kunst für Alle-, die Werke von Moritz von Schwind, die Geschichte der Keramik von Jaennicke, das künstlerisch hochbedeutende Bilderwerk »Aus dem Schwabenland«, die deutsche Ausgabe von »Racinet, das polychrome Ornament», und namentlich auch aus sprachwissenschaftlichem Gebiet so manches Buch, das rasch Ein gang und dauernde Verbreitung gesunden hat. Paul Neff war einer von denjenigen Buchhändlern, die nament lich auch der gediegenen und künstlerisch vollendeten Ausstattung ihrer Bücher ganz besondere Aufmerksamkeit schenken. Alle Mittel der moderne» Technik mußten ihm zur Verfügung stehen, und ihn ermüdete kein Probiere» und kein Aendern, bis er endlich das Richtige gefunden zu haben glaubte. Es war ihm freilich die Illustration, die in der modernen Litteratur ja einen immer breiteren Raum einnimmt, nur Mittel zum Zweck, und so reich und so mannigfaltig er sie auch verwandte, ebenso sehr verstand er es, sie nicht sich hervordrängen, sondern nur in der innigen und durchaus natürlichen Verbindung mit dem Text ihre Bestimmung finden zu lassen. Ihm war eben auch hier das Beste gerade gut genug, und die Sorgfalt, die er auf die aus seinem Verlag hervorgehenden Werke verwandte, ist der deutlichste Beweis für die gediegene Bildung, für das ideale Interesse, das er für seinen Beruf und dessen Ausgaben hatte. Es waren meines Erachtens die besten und erfolgreichsten Jahre seines Buchhändlerlebens, die Zeit von de» Jahren 1880 bis jetzt. Immer neue Aufgaben suchte und fand er. Seitdem er auch noch de» Verlag von Ebner L Seubert für sich erworben und sich die Ausgabe gestellt hatte, denselben nach Kräften zu erweitern, fand er ein immer größeres Feld für seine Thätigkeit und ver legte immer mehr den Schwerpunkt seiner Thätigkeit aus das Kunstgebiet, das ihm gerade in diesen Jahren neben den eben schon angeführten Werken eine Reihe wertvoller Bereicherungen verdankte, so namentlich sein letztes großes Unternehmen, die von Eduard Paulus heransgegebenen »Kunst- und Altertumsdenk mäler des Königreichs Württemberg». Ich sehe ihn noch vor mir, wie begeistert er, damals schon erschüttert in seiner Gesundheit, bei einem Besuch von mir im vorigen Jahre nur von diesem Unternehmen sprach und mir die Vorarbeiten dazu zeigte. Gerade er war ja für eine solche Publikation der richtige Mann; nicht allein die Begeisterung für seine schwäbische Heimat, sondern auch die Freude an den Kunstschöpfungen derselben und die Fähigkeit ein seines Gegenstandes textlich und illustrativ durchaus würdiges Werk herzustellen, war es, die ihn kein Opfer scheuen ließ, um das Unternehmen ins Leben zu rusen und — was ihm leider nicht vergönnt sein sollte — zum Abschluß zu bringen. Hatte er doch schon Jahre zuvor mit der Neuheransgabe der »Denkmäler der Kunst-, und namentlich auch des »Bilderatlas zur Weltgeschichte, bewiesen, in wie eminentem Maße ihm das Talent zu eigen war, solche Unternehmungen künstlerisch tadellos zu gestalten und sie aus eine Stufe der Vollendung emporzuheben, vor der jeder Tadel verstummen muß. Das eben war das Großartige und in ge wissem Sinne Epochemachende in seiner Thätigkeit, daß er es verstand, seine Verlagswerke bei aller wissenschaftlichen Strenge den volkstümlichen Bildungsallschauungen unserer Zeit anzupassen und ideal genug z» denken, um süc dieses Streben aus Erfolg und Anerkennung hoffen zu dürfen. Beides ist ihm ja in reichem Maße zu teil geworden; allein auch niemals ist er lässig ge worden in seiner Arbeit. Ein Erfolg war ihm nur die Vor bedingung zu einem neuen Erfolg, eine Enttäuschung nur ein Sporn, dieselbe durch ein neues Unternehmen zu paralysieren, und der ideale Gewinn, den er dabei fand, galt ihm mindestens ebensoviel wie der materielle. ES muß einer anderen und berufeneren Feder überlassen bleiben, das Leben des Verstorbenen in ausführlicher Weise dar zustellen. Zu vergessen wird dabei nicht sein, wie Paul Neff gerade für den süddeutschen Buchhandel vorbildlich war als einer derjenigen Verleger, die namentlich auch auf den Buchdruck an regend wirkten und ihm die Wege zeigten, auf denen er der künstlerischen Erfassung seiner Ausgaben gerecht werden konnte. An englischen und französischen Vorbildern und an deren Technik hat Paul Neff seinen Geschmack gebildet, und daß er dem, was er dort sah und schätzen lernte, mit redlichen! deutschen Fleiße auch den Stempel deutsche» Geistes zu geben wußte, das sei ihm als eines seiner hervorragendsten Verdienste nicht vergessen. Ich habe bis jetzt nur von dem Buchhändler gesprochen; sei es mir nun auch gestattet noch des Mannes selbst mit wenigen Worten zu gedenken. Und da hastet in meiner Erinnerung am leben digsten der Tag, wo Paul Neff am Morgen des 1. Oktober 1879, als am Tage des fünfzigjährigen Bestehens seiner Firma, die Glückwünsche seines Personals, das ihm das lebensgroße Bild des Stifters derselben überreichte, entgegennahm. An der Seite seiner Gattin und neben sich seine Kinder, stand er tiefbewegt vor uns und vermochte nur in wenigen Worten seinen Dank zu sagen Als wir dann aber des Abends bei fröhlichem Mahle UNI ihn saßen, da fühlte er sich so recht heiter und erquickt, und seine ganze Güte, sein ganzes liebenswürdiges Naturell kam hier zum herzersreuenden Ausdruck Das war auch der Grundton seines Wesens: echte und unverfälschte Freundlichkeit gegen alle, die mit ihm verkehrten, und wenn ihn die Sorgen- und Arbeits last auch manchmal verstimmte, wenn ihn manche Widerwärtig keit, die ja in keinem Geschäfte ansbleibt, auch mißmutig und ausgeregt machte, niemals habe ich ei» verletzendes Wort von ihm gehört. Er konnte zürnen und strenge tadeln da, wo es sei» mußte; allein sein großes Gerechtigkeitsgefühl ließ es nicht zu, daß er irgend jemand etwas nachtrug. Er »ahm das Leben ernst, vielleicht zu ernst, namentlich auch, weil er stets in dem Gedanken eines frühen Todes lebte, und in seiner Arbeit hat er, obwohl eine kräftig und gesund angelegteNatur, seineKrast vor derZeit aufgezehrt. Gerade in den letzten Jahren ist er rasch und augen fällig gealtert, das dichte dunkelblonde Haupthaar, der Bart waren schnell ergraut und weiß geworden, und sichtlich war der sonst so
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