Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.02.1890
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- 24.02.1890
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984 Nichtamtlicher Teil. 45, 24. Februar 1890. Vermischtes. Deutsches Buchgewerbe-Museum. — Neu ausgestellt sind vierzig von Professor C. E. Döplcr zum -Ring des Nibelungen» gezeichnete Figurinen, die die Berliner Kunstdruck- u. Berlags- anstalt vormals A. L G. Kaufmann dem Museum gestiftet hat. Richard Wagner hatte sich im Jahre 1874 an den durch seine reichen Kenntnisse auf kostümgeschichtlichem Gebiete bekannten Künstler gewandt und ihn zum Entwurf der zu den Bayreuther Aufführungen nötigen Kostüme gewonnen. Die nach umfassenden Studien in den Museen zu Berlin, Kiel, Kopenhagen und Mainz gezeichneten Kostümfiguren hat die Verlags anstalt jetzt in prächtigem Farbendruck herausgegeben. Allgemeiner deutscher Schulverein zur Erhaltung des Deutschthums im Auslande. — Unter dieser Ueberschrift dringt die -Allgemeine Zeitung» folgende Mitteilung: Der deutsche Schulverein hat sich auch im vergangenen Jahre tüchtig weiter entwickelt, die Gesamtzahl der Mitglieder ist jetzt auf mindestens 40000 anzuschlagen. In den letzten Jahren war der Zu wachs namentlich stark in Brandenburg, der Provinz Sachsen, Thü ringen, sowie im bayerischen Franken. Bei weitem an der Spitze steht aber noch immer das Königreich Sachsen mit etwa 80 Ortsgruppen. Am meisten zurück ist Nordwnstdeutschland, aus Westfalen wird in dem Gesamtverzeichnis nur eine einzige Ortsgruppe (in Bielefeld) angeführt. Aus der unermüdlichen Thätigkeit des Vereins ist namentlich beachtens wert und bedeutungsvoll die von mehreren Verlegern angeregte Ver sendung unentgeltlich überlassener Bücher an auswärtige Volks- und Schulbüchereien. Durch opferwillige Beteiligung von VerlagsbuchhändlerN und Privaten ist es möglich geworden, in zwei Jahren nicht weniger als 33 863 Bücher an 348 Stellen zu versenden; zwei Drittel davon gingen nach 14 europäischen Ländern, von dem übrigen Drittel kam etwa die Hälfte nach Südamerika, die andere nach Nordamerika, Afrika, Asien. In ILeipzig sist nunmehr eine ständige Bücherversandstelle (Hermann Weiß, Nürnbergcrstraße 27b) eingerichtet. Untersuchungssache. — Wir empfingen folgende Mitteilung zur Veröffentlichung: Kollegen, die mit dem Jnseratenagenten, früheren'! Ingenieur Sanftleben schlimme Erfahrungen gemacht haben, diene zur Nachricht, daß der P.P. Sanftleben in Berlin in Untersuchungshaft gehalten wird. Belastungsmaterial ist schleunigst einzusenden an den Untersuchungs richter Landgerichtsrat von Makomaski am Landgericht I. in Berlin- Moabit. Richard Eckstein Nachfolg er (Hammer ck Runge) in Berlin IV. Das Winterfest des Vereins Berliner Buchhändler. — Ueber eine originelle Festlichkeit des genannten Vereins erhielten wir von einem Teilnehmer folgenden Bericht: Der «Verein Berliner Buchhändler« feierte am Sonnabend den 15. d. M. in den Räumen des -Englischen Hauses», Berlin W., Mohrenstraße 49, sein diesjähriges Winterfest. Dasselbe gestaltete sich dank der umsichtsvollen Thätigkeit so wohl des Vorstandes, als auch des Festausschusses, zu einem so glänzenden und originellen Festabend, wie ihn die diesjährige Wintersaison gewiß kaum anderweit aufzuweisen hat. Die Idee des Abends war, daß der Verein sich mit seinen Damen und Freunden zu Schiff nach Zanzibar begab. Die Toilette der Gäste mußte dem Zweck entsprechen und so war denn auch, außer zeitgenössischen Landestrachten aller Völker, leichte Sommerkleidung stark vertreten. Den Festsaal des «Englischen Hauses» hatte man in das Deck des großen Schraubendampfers -Ludwig Bamberger» verwandelt, die Dekorationen waren bis in die kleinsten Einzelheiten so vortrefflich durchgeführt, daß die Täuschung eine fast vollkommene war. Der Abend wurde nicht nur durch Tanz, sondern auch durch ein ungemein ausgiebiges und abwechselungsreiches Programm von Auffüh rungen ausgefüllt; die Teilnahme war eine außerordentlich rege, und wie befriedigt jeder Einzelne der Mitreisenden von dieser Afrikaexpedition war, ersieht man wohl am besten daraus, daß erst gegen 6 Uhr morgens das Deck sich zu leeren begann. — lieber den gleichen, offenbar hochamüsanten Abend berichtet des weiteren ein klassischer Zeuge, Ludwig Pietsch, in der Vossische» Zeitung: Wer am Sonnabend um 8 Uhr die oberen Räume des Englischen Hauses in der Mohrenstraße betrat, fand den wohlbekannten großen Saal in der überraschendsten, seltsamsten Weise verwandelt. Er war zu dem Deck desSchraubendampsers -Ludwig Bamberger», Kapitän Herr Meidinger, umgestaltet, bestimmt, den Verein Berliner Buchhändler und ihre Freunde und Gäste, Herren und Damen von allen Nationalitäten oder doch in allen Nationaltrachten des Abend- und Morgenlandes, von Brindisi nach Sansibar, zum Besuch mehr des kühnen Landsmanns, des Besteigers des Kilimandscharo, Or. Meyer, als des verstorbenen Sultans oder seines ^"chlLlsers, — zu befördern. voll originelle Grundidee des Bereinsfestes war phantasie- laal v-Ä ^Sötzlichcn, Humor durebgesührt. Von dem schmalen Vvr- Steac an gelangte man auf schräge aufstcigendem --leg- an Bord des Dav.ve«.a h, ^ Thür). Der Schiffskörper, lerer dargestellt, verkleidete die Thür ... °« Dampfers ,o. Mittels sehr geschickter Dckvrationsmalc wand. Daß der Quai, an dem er lag, der von Brindisi sein müsse, darüber ließen uns die Tafel ürit den Angaben des Weges und der Ab fahrtszeit in italienischer Sprache, die italienischen Zeitungs- und Orangen verkäufer auf den Fliesen und zwischen den Pfählen dieses Hafendammes keinen Zweifel. In der Mitte des Saales bis zum Kronleuchter stieg der große Hauptmast auf, von welchem sich Blumengewinde statt des Tau- merks nach allen Seiten hin und zu den Emporen mit, teppichbehängten Brüstungen hinschwangen. Vielfarbige Wimpel und Flaggen flatterten in Menge von den so umwundenen Tauen herab. Dicht an der Nord- wand erhob sich der Schlot des Dampfers, und davor die Kommando brücke, zu der von beiden Seiten Stiegen hinanführten. Gegenüber in die Nische an der Südwand hinein ragte das Heck deS Schiffes. Dort stand am Steuerrad der Steuermann, wie auf der Kommandobrücke der Kapitän, der seine Befehle mittels des Sprachrohrs der Mannschaft und den Passagieren verkündete. Ein Stab von seetüchtigen, erprobten Offizieren war dem Kapitän bcigc- geben, welche während der ganzen langen Reise ihre Pflichten gegen die Gesellschaft mit vollendeter Liebenswürdigkeit erfüllten. Mit ihnen wett eiferte die gesamte Mannschaft — meist schlanke jugendliche'Gestalten in weiß und blauen Matrojentrachten — in dem Bestreben, die Fahrt ihren Passagieren so angenehm als möglich zu machen. Die Ost- und West wand des Saales unterhalb der Emporen war durch vortrefflich gemalte Dekorationen verkleidet, welche die inneren Schiffswandungen mit ihren großen kreisrunden Lichtöffnungen darstellten. Aus diesem Schauplatz fand ich, als Nachzügler gegen 9 Uhr an Bord eingetrosfen, eine so buntgemischtc internationale Passagiergesellschaft versammelt — hier sich im feurigen Tanz um den Mastbaum drehend, dort auf- und abwandelnd und sich an ihrem eigenen Anblick erfreuend, — wie sie nie an des größten Passagierdampfcrs Bord vereinigt gewesen ist. Nicht nur die Mannigfaltigkeit der Trachten, der malerisch schönen, der echten und der glücklich erfundenen und durchgesührten Charakter masken machte diese» Anblick so fesselnd und vergnüglich. Mehr noch di- ungewöhnlich reiche Zahl der hübschen, anziehenden, der schönen und reizvollen Reisegenossinnen aus allen Altersklassen, während deren diese schätzenswerten Eigenschaften sich von den damit Geschmückten bewahren lassen. Auffallender als dieser willkommene Reichtum freilich erschien mir die um so geringere Beteiligung der männlichen Vertreter gerade des Berufs, dessen -Priester« wir sonst immer am bereitwilligsten sehen, mit den Buchhändlern in ihres Glückes Schiff zu steigen, der Schriftsteller und Dichter. Nur einen von ihnen meine ich in der Menge gewahrt zu haben, aber freilich den Löwen dieses Berliner Winters. Von seinem Verleger (einem der Deckoffizierc), vorgcführt und sorglich vor allen etwaigen Ueberrcdungs- und Entsührungsversuchen begehrlicher buchhänd lerischer Kollege» gehütet, erschien er an Bord, das schöne dunkelbärtige jugendlich männliche Haupt mit dem Turban geschmückt, in orientalische Gewänder gekleidet, und ließ das Unvermeidliche, dem er nie und nirgends entrinnen kann, auch hier näselnd und in Geduld über sich ergehen: das zu Ehren seiner Ehre bereits viel hundert mal bereits Vernommene immer wieder noch einmal anhören und gar erwidern zu müssen. Die Schrift stellerinnen und die Künstler schienen etwas weniger spärlich in der Schar der Verleger und Sortimenter verteilt. Der vielgenannte seemalendc Liebling und Meerfahrtbegleiter unseres Kaisers hatte die schwarzgestickte, offene, weiße Wollenjacke mit den offenen Aermeln, die weiße Fustanella, die weißen Wollengamaschen und den roten Fez der Uniform der Leibgarde des Basileus Georgios von Hellas angelegt. Schwieriger war es, aus der mit merkwürdiger Konsequenz und Meisterschaft in Erscheinung und Sprache durchgeführten Maske des Partikularisten Herrn Bliemche», welcher mit seiner zierlichen kleinen Gattin die Reise mitmachte, den liebenswürdigen geistreichen jüngeren Maler heraus zu erkennen, der sich darin verbarg. Auf der mehrstündigen Fahrt hatte die Reisegesellschaft manches er freuliche Erlebnis. Während des Anlegens in Kreta kam eine Schaar von festlich gekleideten, ausgewählt hübschen Töchtern Griechenlands an Bord, um den Passagieren und Mannschaften des -Ludwig Bamberger» ihre Huldigungen und Blumenspenden darzubringen und mit den jungen Matrosen auf Deck einen sehr graziösen Reigen, mehr Quadrille als Karamaika, aufzusühren. In Suez betrat eine Deputation des Chediw den Dampfer. Die sich nur stumm verneigenden beturbanten Sendboten hatten die Hoftheatertruppe ihres Beherrschers mit an Bord gebracht, welche in dessen Auftrag ein ebenfalls stummes, rein pantomimisches Drama aus der Pharaonenzeit, betitelt -Buchhandels Anfang oder die Macht der Liebe- zu Ehren dieser buchhändlerischen Gäste zur Aufführung brachten. Ein besonders künstlerisch veranlagter Dcckoffizier bekannte sich als Verfasser dieser wortkargen, sinn- und phantasiereichen Dichtung voll Götterspuk und Liebe. Nächst ihrer eigenen originellen und lustigen Erfindung und -sensationellen» Handlung dankte sie ihre starke Wirkung auf die Gesellschaft der meist vorzüglichen Darstellung durch die chediwischen Hos- künstler. Nicht zum wenigsten der prangenden Schönheit und herzgewinnen den Anmut der, ob auch künstlich gebräunten Pharaonentochter Amenenha — sonst Elise von Hausen genannt — und der schlanken Hoheit und Lieblichkeit der persönlich eingreifenden Göttin Isis. Wenn übrigens die Darsteller sich nur aus die stumme Sprache der Augen, Mienen und Geberden beschränkten, so klang dafür desto wohltönender der zwei Scenen begleitende Gesang der beiden Sarastro-Arien durch einen außenstehenden Sänger.
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