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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1886
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.03.1886
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- Deutsch
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^ 60, 13. März 1886. Sprechsaal. 1355 Sprechsaal. Die »Schleuderer,« Vas »solide Sortiment« und die Litteratur. II. Dem in Nr. 54 d. Bl. unter obiger Über schrift erschienenen Artikel sollen einige Worte erwidert werden. Der Einsender desselben sucht die Sachlage zu verwirren, um seine Schlüsse zu rechtsertigen. Es giebt große Sortimcntsgeschäste mit bedeutender auswärtiger Kundschaft, weilcke die Ladenpreise festhalten. Wissen, Eifer, Tüchtig keit des Besitzers fesseln seine Kunden an ihn. Solche Konkurrenz ist segensreich; sie zwingt, ihr mit gleichen Mitteln zu begegnen. Der Kamps gegen die Schleuderei aber ist der Kamps gegen das selbstsüchtige Treiben gewisser Firmen, die bewußt und planmäßig durch rücksichtslosen Gebrauch des mechanischen Mittels der Preisunterbietung einen großen Umschlag zu erzwingen suchen. Das Gefährliche dieses Treibens liegt weniger darin, daß solche Firmen anderen wirklich einen Teil des Absatzes entreißen, sondern vielmehr in der Schädigung ihrer Be rufsgenossen durch die diesen anfgezwungene allgemeine Herabdrückung des Laden preises. Wie groß diese Schädigung ist, zeige folgendes: In dem Sortimenterverzeichnis der drei Verlegervereine sind an 1500 Firmen aufgeführt. Deren Umschlag durchschnittlich zu 40 000 Mk., den Rabattverlust daran durchschnittlich nur zu 2°/, (statt 10—15°/,) veranschlagt, ergiebt auf jede Handlung durchschnittlich 800 Mk.. auf 1500 1 200 000 Mk. Rabattverlust! Der Gesamtbuchhandel wird also, nach sehr mäßiger Schätzung, um mehr als eine Million in seinem rechtmäßigen Gewinne gekürzt, weil es einigen wenigen Firmen gefällt, ihre Sonder- intcressen denen der Gesamtheit gegenüberzustellcn. Ohne den Druck von deren Schleuderangeboten wäre der Kundenrabatt längst erträglich gemacht oder ganz befeitigt. Diejenigen Verleger — und es sind gar viele—welche der ungenannten Berliner Schleuder firma die Wege kreuzen, werden sich nicht durch den Popanz »Schädigung der Wissenschaft« irre machen lassen: die Wissenschaft besteht auch ohne jene Firma und Genossen weiter. Es stände schlecht um sie, wenn sie von den dem Sorti menter abgezogenen 10—15°/. abhinge. V. Grober Unfug. Die Revolverpresse hat es ausgebracht, günstige Kritiken und dergl. durch Inserate sich bezahlen lassen; in verschämter Form ist von notleidenden Blättern dieses Verfahren auch dem Verlagsbuchhandel gegenüber in dem Sinne ausgenommen worden, daß vor Er scheinen einer Besprechung vom Zeitungsver leger an den Werkverleger die Mitteilung ge macht wird, eine Besprechung des betreffenden Berlagswerkes stehe für Nr. x seines hervor ragenden Blattes in Sicht, es sei deshalb ge boten in dieser Nummer ein Inserat über das Werk abzudrucken. Dieses Ansuchen ist insofern ganz sinnlos, als für keine Nummer ein Inserat sich weniger eignet, als für diejenige, welche bereits eine kritische Besprechung enthält; die Aufforderung läßt sich lediglich auf den für die Kritik un würdigen Grundsatz deuten: »Da nt äsiu Gieb Inserate, damit ich Reklame mache«. Nachdem auch angesehene Zeitungsverleger angefangen haben, diesen Mißbrauch ohne weiteres Nachdenken mitzumachen, muß endlich einmal ernstlich Einspruch dawider erhoben werden, daß derartige Praktiken unterer Schichten in die Bräuche des Buchhandels eingeschmuggelt werden. Eine Verurteilung des deutschen Verlagsbuchhandels. Herr Joseph Kürschner in Stuttgart, der mit einer Reihe von Verlegerfirmen neuer dings aus gespanntem Fuße zu stehen scheint, schleudert in Nr. 25 seiner »Schriftsteller-Zeitung« gegen den modernen Verlagshandel eine Philippika, welche er bei seiner dem Buchhandel nur, zu wohl bekannten Schaffensfreudigkeit lieber hätte unterlassen sollen, weil er damit eine ganze Reihe sehr angesehener Firmen ver letzt, ohne dabei seiner eigenen, so äußerst aus giebigen literarischen Mache den gebührenden Zoll zu entrichten. Kürschner sagt u. a.: „Die deutsche Schriststellerzeitung begann zu erscheinen, als wir kaum erst Zeugen ge wesen waren einer Wandlung in der Litte ratur, die heillos für diese, schmachvoll für ihre Vertreter war. Nicht das Buhlen mit wohlfeilem Ruhm und der Gunst der Menge, auch nicht eifriger Erwerbstrieb führten vom Wege ab, sondern charakterlose Gewinnsucht. Der Stolz, das Bewußtsein der Kraft, die Eigenart der Individualität — alles wurde dem Gelde geopfert. Der Beruf, der seiner Natur nach der freieste sein soll und sein muß, war der unfreieste geworden, selbst der Pegasus zwang sich mehr als einmal ins Joch, wenn ihm goldener Hafer vorgeschüttet wurde. Die Arbeit auf Bestellung florierte! Das Fabrikwesen hatte siegreichen Einzug gehalten in die Litte ratur! Die Massenproduktion stieg ins Un glaubliche! Anthologiecn, Pracht- und Reise werke mit eignen Holzschnitten oder fremden Clichüs, Werke der Populärwissenschaft, auch wohl belletristische Neuigkeiten, selbst Zeitungen verfertigte man on Zros nach landläufigem Rezept, in allen Formaten, zu jedem Preis, gebunden und broschiert. Und auf alles wurde die Geschäftsmarke gedrückt, die sür die Beurteilung maßgebend war, wie die ge kreuzten Schwerter für die Güte des Meißner Porzellans. Die Tendenz kann eine Feindin der Kunst werden, die Gesinnungslosigkeit ist es allemal und im Zeichen der Gesinnungs losigkeit, der absoluten Farblosigkeit und ver ächtlichen Liebedienerei mit dem Willen der Menge stand alles, was da »angefertigt« wurde. Dem Publikum ging diese Vergeschäft- lichung gut ein, und die Kritik kam ihm zum großen Teil dabei gern entgegen. Man sah gar nicht mehr auf den Autor und nur mehr aus den Verleger und beurteilte diesen nicht mehr nach der Bedeutung seiner Verlags richtung, sondern nach der Eleganz der Aus stattung, die er seinen Büchern gab. Stehende Phrasen der Kritiken beweisen das. Da hieß es: »Schon wieder beschert uns der durch seine zahlreichen Prachtwerke bekannte Ver lag« rc., oder »Es versteht sich von selbst, daß der Verlag« rc., oder »Wir sind es schon ge wohnt, daß alles, was aus diesem Verlage kommt, sich durch prachtvolle Ausstattung aus zeichnet, hier aber hat er sich selbst übertroffen; der reichgehaltene Deckel« rc., oder noch besser, »Daß alles, was aus diesem Verlage kommt, gut ist, versteht sich von selbst«, ja sogar offen »Die Eleganz -dieser neuen Erscheinung des rc. besticht uns« rc. Daß »dieser Verlag« selbst aus die kultursördernde Bedeutung des Buchhandels keinen und aus den kausmännisch- industricllen Geist alles Gewicht legte, be wiesen seine »Waschzettel«, die immer das Zufällige, Nebensächliche als das Hauptsäch liche und woraus es ankommt, hinstellten. Das Buch als materielles Objekt trat mehr und mehr in den Vordergrund, seine tech nische Herstellung wurde fast Selbstzweck, der geschickte Vertrieb wichtiger sür den Erfolg als der geistige Gehalt. Vereinzelte Versuche, demgemäß den Namen des Autors bei ge bundenen Exemplaren zu eskamotieren, dafür aber den Namen des Geschäftsmannes un billiger und unlogischer Weise in Gold-, Schwarz- und Blinddruck bald mehr, bald minder verschämt auf den Rücken zu setzen, fanden Anklang und vielfach Nachahmung. Dagegen stiegen Formichneider, Buchdrucker, Papiersabrikant im Wert, auch sie wurden an geeigneter Stelle im Buche selbst mit ihren Leistungen namentlich angeführt; ja es sind Beispiele vorhanden, daß selbst der gewiß sehr ehrenhafte, aber für das Gedeihen der Litteratur und das Interesse der Leser doch sicher belanglose Name des Fabrikanten der Druckerschwärze in den Büchern genannt wurde." Einsender kann nicht unterlassen den geist reichen Wendungen des Herrn Kürschner seine Anerkennung zu zollen; aber in Anbetracht des geschmähten Berlagsbuchhandels scheint es doch nötig, Herrn Kürschner in die Grenzen ruhiger Selbsterkenntnis zurückzuweisen. Ein Verleger, der seine gangbarsten Artikel selbst redigiert hat. Verlagsveränderungen und deren Buchung. Schon vor Jahren wurde in diesem Blatte die Bitte an die Verleger gerichtet, den Titel angaben bei Verlagsveränderungen stets die Jahreszahl hinzuzufügen. Leider wird aber in vielen Fällen diese durchaus notwendige An gabe unterlassen. Bei dem vielbeschäftigten Sortimenter unter bleibt dann leicht die Änderung im Katalog, da die Arbeit eben zu zeitraubend ist; spätere Bestellungen gehen infolgedessen meist an den im Kataloge angegebenen alten Verleger und dieser hat unnötige Arbeit. Der neue Verleger und der Sortimenter haben, wenn überhaupt der Verlangzettel auf dem Umwege sein Ziel erreicht, Minderabsatz, weil das Buch nun häufig zu spät eintrifft. Möchte doch nunmehr allseitig stets die bezeichnte notwendige Angabe hinzugefügt werden. Ein anderer Übelstand bürgert sich leider auch immer mehr ein, indem die Aufträge zu den bei Verlagsveränderungen notwendigen Buchungsänderungen in durchaus unge nügender Weise erfolgen. Es ist in der Ordnung, daß von dem bis-
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