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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1880
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- Erscheinungsdatum
- 08.03.1880
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- Deutsch
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und Förderung zu erfreuen gehabt, daß es Niemanden befremden oder verwundern kann, wenn die französische Nation auf jenen Ge bieten des höchsten geistigen Lebens den übrigen Culturvölkern noch vielfach voransteht. Nirgendwo ist besonders der Sinn für die schöne äußere Form so ausgebildet und so rege, als bei unseren Nachbarn jenseits der Vogesen, nicht selten freilich auf Kosten des Inhalts, und kaum in irgend einem Lande zeigt sich ein so lebhaftes actuelles und intensives Interesse an den Erscheinungen der Literatur als in Frankreich, wo in weiten Kreisen der Bevölkerung auch alledie- jenigen hervorragenden Werke gekauft und gelesen werden, welche man in England nur zu kaufen,inDeutschland nurzulesen pflegt. Dem Sinne für Form und dem Interesse für Literarisches entsprang in Frank reich die Bücherliebhaberei, Bibliophilie oder in ihren Excessen Bibliomanie genannt, welche in den letzten Jahrzehenden, was wir als bekannt voraussetzen dürfen, den französischen Buchhandel zu außerordentlich schätzenswertsten Leistungen angeregt hat, sei es zu stilvollen Neudrucken elastischer Autoren, welche Idee in Deutsch land schnelle Nachahmung gefunden, sei es zu Werken und Zeit schriften literar- und kulturhistorischen Interesses, welche über die bibliophilen Bestrebungen älterer und neuerer Zeit berichteten. Seit Beginn dieses Jahres erscheint ein neues Unternehmen solcher Art unter dem Titel: „8s Invrs. Ksvns msususlls" im Verlage von A. Quantin in Paris unter der Redaction des in literarischen Kreisen wohlbekannten Hrn. Octave Uzanne und repräsentirt sich in dem vorliegenden ersten Heft als eine im großen Stil angelegte, die literarischen Kreise aller Nationen interessirende Monatsschrift. Die Revue zerfällt in zwei selbständige Abtheilungen, in eine mehr bibliophile, „UidlioAraxbis nnoisuns", und eine mehr bibliogra phische, „UiblioKraxtüö moäorns", letztere von besonders reichem Inhalte. Einem längeren Artikel über Volksbibliotheken folgen literarisch-bibliographische Correspondenzen aus fast allen Kultur ländern, zuerst aus Deutschland von Eugen Goldstücker in Berlin, welcher über die neuen deutschen Werke und Ausgaben für Bücher liebhaber berichtet; sodann aus England, Belgien, den Vereinigten Staaten, Italien, Rußland und aus der Schweiz. Eine neue Rubrik „8s 81vrs xarlö" bringt Mittheilungen über interessante Vorträge mit Auszügen daraus, eine weitere ist den Fragen des literarischen Eigenthums gewidmet. In einer umfangreichen, nach den Facultäten geordneten Abtheilung finden wir sodann analy- sirende Berichte über neue interessante Erscheinungen, welche für den Gelehrten, Literaten und Buchhändler von großem Werth sind, weil sie ihn kurz und gut über die Novitäten der ihm bekannten und fremden Fächer orientiren. Eine „6arstts bidliogrnpbiqns" mit 1001 kleinen Notizen beschließt das Heft, welchem noch eine nach Ländern geordnete „LiblisArapbis diblioKraplliqus" beigegeben ist. — Die erste Abtheilung der Revue, die „BiblioAraxbis nnvisnns", ist nach Inhalt und Ausstattung zunächst für Bibliophilen jeder Gattung berechnet. Auf schwerstem Papier und stilvoll gedruckt bringt sie eingedruckte Holzschnitte und größere Stiche, zum Theil colorirt. Aus dem reichen und werthvollen Inhalt dieser Abthei lung, welche Uzanne's Redactionsgeschick aufs neue bekundet, können wir hier nur einen Aufsatz von Fernand Drujon über „8n biblioArapbiö SN ^.uglstsrrs" hervorheben, weil er uns mit einem cultur- wie literargeschichtlich höchst anziehenden Werke, einem neuen, leider nur in 250 Exemplaren gedruckten englischen Ver zeichniß verbotener Bücher bekannt macht. Es führt den Titel: „Inckex librorum probiditorum. Lsin§ Notes bio-, lnblio-, ieono- graxlusal null oritisul on enrions anä nuoonnnon books. 8/ kisanns b'l'Lxi. 4. llcmäon 1877." Unter dem Pseudonym verbirgt sich, wie Hr. Drujon versichert, einer der hervorragendsten, in Pariser Kreisen wohlbekannten englischen Bücherliebhaber. Dieser Index verzeichnet zwar über 119 Schriften französischer, englischer, deut scher, lateinischer und italienischer Sprache, aber er beschränkt sich auf die merkwürdigsten Bücher und gibt in lesenswerthen Anmer kungen Inhalt und Tendenz derselben, sowie den Grund ihres Ver botes an, alles mit der minutiösen Genauigkeit eines passionirten Liebhabers. Es sind meist Erotica, die Fraxi verzeichnet. Er con- statirt den quantitativen wie qualitativen Rückgang dieses Genres der Literatur in den europäischen Staaten, wogegen wir vernehmen, daß derselbe während der letzten Jahrzehende auch in Amerika Ein gang und Verbreitung gefunden hat; zunächst durch einen Irlän der, Namens W. Haines, welcher von 1847—71 nicht weniger als 320 Erotica publicirte und dabei glänzende Geschäfte ge macht haben soll. Allein in New-Jork sollen jährlich über 100,000 Bände abgesetzt worden sein, bis eine Verschärfung der Gesetzgebung diesem Geschäfte ein Ende machte. Gegenwärtig soll Brüssel für derartige Literatur ein Hauptstapel- und Productions- platz sein, weil die zuständigen Behörden die betreffenden Gesetzes bestimmungen dort milder handhaben als anderwärts. Hr. Drujon, welcher uns auf den interessanten Index von Fraxi aufmerksam macht, ist selbst der Autor eines solchen für Frankreich und zwar des neuesten und vollständigsten. Der Titel desselben lautet: „OataloKus äss ouvraZss, öorits st ässsins äs tsuts uatnrs xonr- suivis, supprimäs ou sonänmiws äsxuis ls 21 Ootobrs 1814, jusqu'au 31 fuiltst 1877 sto. karis 1879." In der Einleitung zu seinem Katalog führt Drujon zahlreiche andere Kataloge, ferner auch Zeitungen und Broschüren an, welche er benutzte, und sodann rubricirt er die einzelnen Gattungen von Preßvergehen. Dieselben sind höchst mannigfaltig, da das französische Preßrechtkein einheit liches und auch kein codificirtes ist, sondern aus einer Reihe theils veralteter, theils gelegentlicher, theils octroyirter Bestimmungen besteht, deren älteste dem Beginn des vorigen Jahrhunderts ent stammt. In Frankreich untersteht jede bildliche Darstellung, wo sie auch immer angebracht sei, dem Preßgesetz und es sind dort auf Grund desselben, wie Drujon anführt, inhibirt bezw. in ihren Her stellern oder Verkäufern bestraft worden: Manschettenknöpfe, Schieß scheiben, Ohrringe, Zahnstocher, Embleme aller Art, Foulards, Medaillen und Medaillons, Photographien, Pfeifen, Cigarren- und Cigarrettentäschchen, Servietten, Statuetten, Büsten, Gruppen rc., theils wegen Verstoßes gegen die guten Sitten, theils aus politischen Gründen. An Büchertiteln ist Drujon's Werk nur zu reich; die ihnen beigefügten unterhaltenden und pikanten Anmerkungen legen Zeugniß ab von der Kenntniß und dem Fleiße des Verfassers. Paul Dehn. In dem diesjährigen Carnevalskränzchen des hiesigen Buch handlungs-Gehilfenvereins, der mit regem Eifer bemüht ist, seine Mitglieder bei festlichen Veranstaltungen in ansprechendster Weise, namentlich mit geistiger Kost zu unterhalten, wurde ein buch händlerisches Zukunftsbild in 1 Act „So muß es kommen!" zur Ausführung gebracht. Die Hauptmotive desselben schildern die heu tigen Reformbestrebungen im Buchhandel mit einem köstlichen, ur wüchsigen Humor und entwerfen einen trübseligen Einblick in die Zustände, wiesie in etwa 100 Jahren auftreten könnten; pointen reiche Einzelheiten in Bezug auf Tagesfragen sind von geradezu drastischer Wirkung, und die Hrn. Verfasser würden gewiß auch wei tere Kreise zu lebhaftem Dank verpflichten, wenn sie denselben durch den Druck einen Blick in die Zukunft ermöglichen wollten. * Verbote. Auf Grund des Socialistengesetzes ist ferner verboten: Herr von Treitschke der Sozialistentödter und die Endziele des Liberalismus. Eine sozialistische Replik. Leipzig 1875, Genossen schaftsbuchdruckerei.
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