Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1880
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55, 8. März. 987 Nichtamtlicher Theil. von Büchner und andere aus der Mitte der Fachgenossen hervor- gegangene Beiträge zur Geschichte unseres Standes geliefert. Die streng juristische Seite des Themas tritt weniger hervor, als sich nach der Fassung des Titels vermuthen läßt, ist dann aber auch so gründlich „gelehrt", d. h. die betreffenden Ausführungen sind so sehr vom Fachmann für seine Collegen geschrieben, daß der Geschäfts mann wohl meist so gut wie nichts davon verstehen wird. Im All gemeinen aber ist die kurze Broschüre bereits eine sehr lesenstverthe „Geschichte des Buchhandels" in uuos, welche für Alle, welche sich noch nicht mit den angeführten Quellenschriften beschäftigen konnten, eine reiche Fülle des Interessanten und Belehrenden bietet. Der Verfasser will eigentlich nur die „Entstehung des Sorti mentsbuchhandels" schildern, bei der eigenartigen Entwickelung aber, welche der Buchhandel bis zur zweiten Hälfte des vori-gen Jahr hunderts genommen hat, ist es natürlich, daß bis zu dieser Zeit alle Zweige des Geschäftes, wie sie bis dahin in der Praxis untrenn bar verbunden waren, auch so zur Darstellung kommen. Für den eigentlichen Zweck der Schrift werden drei Perioden unterschieden: „Die erste, von Erfindung der Buchdruckerkunst bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts, umfaßt die Anfänge des deutschen Buchhandels; der zweiten, die sich bis gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts er streckt, haben der Meßverkehr und der Tauschhandel ihr eigen tümliches Gepräge verliehen; für die Entwickelung während des dritten bis zur Gegenwart reichenden Zeitabschnittes ist die Ein bürgerung des Trödelvertrags unter dem Namen des Conditions- geschäftes bestimmend gewesen." Einen wirklichen deutschen Buchhandel gibt es erst seit Er findung der Buchdruckerkunst, und die ersten Drucker vereinigten in sich außerdem zugleich die Functionen von Verlegern und Sorti mentern. Doch schon seit Anfang des 16. Jahrhunderts werden Berlagsartikel an fremde Druckereien in Auftrag gegeben, und die Scheidung zwischen Drucker und Verleger beginnt. Noch lange aber war die Thätigkeit des letzteren mit der des Sortimenters ver einigt und jeder Bücherproducent war darauf angewiesen, selbst mit dem Bücher kaufenden Publicum in Verbindung zu treten. Ein sehr beliebtes Mittel hierzu war die Gründung vonZweigniederlassungen. Schon Peter Schösser hatte eine solche in Paris, und wie umfang reich sie war, geht daraus hervor, daß ihr Werth aus 2425 öous ä'or geschätzt wurde, als sie nach dem Tode ihres Vorstehers Hermann von Stathoen im Jahre 1475 kraft des äroit ä'aubaino eingezogen, infolge der Fürsprache des deutschen Kaisers und des Kurfürsten von Mainz aber durch obige Entschädigungssumme in Jahresraten von 800 Livres bezahlt wurde,— Ebenso hatte Anthoni Koburger eine Filiale in Paris, Franz Birckmann eine solchem London, während fremde, namentlich italienische Verleger Factoreien in Deutschland gründeten. — Ein weiteres Förderungsmittel für den Vertrieb der Literatur waren die zahlreichen Geschäftsreisen der Buchdrucker und ihrer Gehilfen, ein drittes die Associationen verschiedener auf getrennten Plätzen bestehender Geschäfte zu gemeinsamer Thätig keit. „Ueberblickt man diesen ganzen Verkehr in seinen mannig fachen Erscheinungen, so ist es ein reichgestaltiges und anziehendes Bild, welches die Anfänge des deutschen Buchhandels darbieten. Er war noch weit entfernt von seiner gegenwärtigen vortrefflichen Organisation und entbehrte vor allem noch des zusammenhaltenden Mittelpunktes, allein der Unternehmungsgeist, die Umsicht, der Fleiß der Buchhändler hatte doch schon viele der Schwierigkeiten, welche namentlich bei dem damaligen Zustande der Verkehrsmittel sehr beträchtlich waren, mit frischem Muthe zu überwinden und dem Gewerbe reiches Leben einzuhauchen gewußt." Die zweite Periode ist die des Meßverkehrs, mit anderen Worten des Tauschhandels. Ursprünglich veranlaßt durch die Aus sicht, bei dem Zusammenströmen zahlreicher Käufer aus allerlei Landen auch für die Literatur guten Einzelabsatz zu finden, ent wickelte sich daraus bald das Tauschgeschäft zwischen den Berufs genossen. Zuerst dominirte bekanntlich Frankfurt a/M. und das Zusammenströmen von Buchhändlern und Gelehrten „all Uranootorckisusos" wird von Henricus Stephanus in seiner Schrift von 1574 über die dortige Messe lebhaft geschildert. Bald aber hob sich Leipzig mehr und mehr, schon in der Mitte des 17. Jahr hundertsist es der wichtigste Sammelplatz des buchhändlerischen Ver kehrs und 1764 waren nach Reich's Ausdruck, der mit am längsten von allen Leipzigern nach Frankfurt ging, von diesem Jahre an aber auch wegblieb, die Frankfurter Büchermessen „begraben". Beim Einkäufen der Bücher fand in der älteren Zeit der erst später aufgekommene Vorzug des Buchhändlers vor dem Nicht buchhändler nicht statt, sondern die Preise warm für alle Käufer die gleichen. Dagegen wurde zuweilen bei der Festsetzung derselben auf die Entfernung des Meßplatzes vom Druckorte Rücksicht ge nommen, so daß von der Jenaischen Gesammtausgabe der Werke Luther's (1553—70) der Band in Jena selbst 18 Groschen, in Leipzig und Naumburg 19, in Frankfurt a/M. 20 Groschen kostete. Doch gab es auch damals schon Partiepreise und da ferner vielfach nach „Ballenpreisen" gehandelt, d.h.eine Anzahl Werke ohne Rücksicht auf Inhalt und öfter selbst auf Format, lediglich nach der Bogen zahl im Ganzen verkauft wurde, so war durch diese beiden Modali täten der Buchhändler bereits im Vortheil gegen den Privat käufer. Von der Gewährung des jetzt üblichen eigentlichen Buch händlerrabatts finden sich dagegen erst Spuren am Ende des 17. Jahrhunderts. Dem auf den Messen sich entwickelnden eigentlichen Tausch verkehr widmet der Verfasser in erster Linie eine eminent juristi sche Abhandlung, die aus dem oben angeführten Grunde hier über gangen werden muß. Zur geschichtlichen Seite der Frage wird zunächst der seltsame Brauch hervorgehoben, daß ursprünglich Bücher ohne Rücksicht auf ihren Inhalt, z. B. also 100 Bogen eines juristischen Buches gegen 100 Bogen eines theologischen ausgetauscht wurden, wie noch im März 1667 die Leipziger Buchhändler sich beschweren, daß die Holländer, deren werthvolle und zierlich aus gestattete Verlagsartikel damals sehr gesucht waren: „sich an keinen Tax wollen binden laßen, Sondern wir mäßen zum öfteren Ihnen bey der Buchhandlung vor einen Bogen wohl 3 oder 4 Bogen geben". Später wurde natürlich Preis gegen Preis getauscht, auf die Dauer jedoch wurde dieser Modus für die Verleger besserer Artikel so lästig und gefährlich, daß eine Aenderung dringend geboten war. Denn namentlich die Collegen aus den vom geistigen Verkehre weit ab liegenden Orten brachten die armseligsten Artikel zu Markte, nur um Tauschobjecte zu haben. Außerdem lag seit dem Aufkommen des Tauschens der Preise die Versuchung sehr nahe, die Preise der Bücher übertrieben hoch anzusetzen. Sehr drastisch hat Johann Peter von Ludewig, der Kanzler der Universität Halle, diese Zustände geschildert: „In Deutschland aber, weil das sogenannte Stechen, Tauschen oder Changiren aufgekommen, so soll und muß etwas ge druckt sein. Sie schleppen sodann ihre auch noch so liederliche Waare auf die Messen; da heißt es, man müsse Novitäten mit nach Hause bringen. Und da werden gute Sachen gegen schlechte und liederliche vertauschet und umgesetzet. Bei welchen Umständen die meisten von Denenjenigen, die sich nur auf sogenanntes Sortiment legen, bancorout werden und an den Bettelstab gerathen." Diese Uebelstäude machten sich naturgemäß am meisten fühlbar an dem Orte, wo die stärkste verlegerische Thätigkeit herrschte, wo nach der bisherigen Art des Geschäftsverkehrs infolge dessen aber auch am meisten fremde Artikel zusammenströmten und die Schwierig keit, dieselben zu verwerthen, am größten wurde: in Leipzig. Und von hier aus wurde zuerst das neue Verfahren durchgesetzt, die 136*
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