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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.11.1875
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 01.11.1875
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18751101
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kutester Herre, des weeß ich Sie selber nich. Da sein Se so gut un srage Se den Lagermeester; der wird es Sie schon wissen. Dort kimmt er eben!" „Wüstewoll? . . . Dritter Querflügel, linke Seite, zweiter Stock, Hauptthür, Treppe rechts, Nr. 394", belehrte mich der Lager meister, nachdem er sein „Register" befragt. „Wie sagten Sie? Linker Querflügel, dritte Seite " „Nein", sagte er lachend, „Sie werden es weder behalten, noch finden; auch ist Ihnen der Zutritt allein nicht gestattet. Bitte, folgen Sie mir." Und so traten wir unsere Wanderung an, die bei der Neuheit der Erscheinung, bei der Ausdehnung und Massenhaftigkeit der Räume und ihres Inhalts, und bei dem eigenthümlichen darin herrschenden Leben geradezu etwas Ueberwältigendes hatte für mich armen, kleinen Sortimenter aus Fingeldingen. Endlich, nachdem wir mehrfach bald Höfe überschritten, bald durch endlos scheinende Lagerräume geeilt, stiegen wir eine Treppe hinauf in den zweiten Stock und gelangten ans Ziel „Nr. 394". „Wüstewoll L Sohn, Klapperhausen" stand in mächtigen Buchstaben auf einem unter der Nummer angebrachten Schild. „Ein Lager, das uns viel zu schaffen macht. Die Artikel gehen stark", sagte mein Führer. „Das freut mich. Wüstewoll ist ein guter Freund von mir, und deshalb konnte ich es nicht unterlassen, sein Lager selbst aufzu- snchen. Haben Sie persönlich damit zu thun?" „O nein, ich habe nur einen Theil der Anstalt im Allgemeinen zu überwachen .... Haben Sie die Packräume schon gesehen?" Auf meine Verneinung erbot er sich, mich dorthin zu führen, und war unermüdlich in Beantwortung aller meiner, wohl oft recht ungeschickten Fragen. In Summa erfuhr ich etwa Folgendes: Die Zettel gelangen oft durch die Commissionäre, meistens aber direct an die Bestellanstalt; hier werden sie sortirt: alle auf das Auslieferungs geschäft bezüglichen nach den Verlegern, alle übrigen Correspondenzen nach den betreffenden Commissionären. Letztere werden in täglich mehrmaligen Expeditionen durch die unterirdische Post an die Commissionäre, resp. an die drei verschiedenen Stationen befördert, und dort von den Empfängern abgeholt. Die Verlangzettel gelangen sofort an die im Lagerhaus angestellten Auslieferer, deren jeder je nach dem Geschäftsumfange einen oder mehrere Verleger vertritt. Zettel, welche auf „baar" lauten, müssen mit der Zahlungserklärung des Commissionärs versehen sein; wo dies nicht der Fall, werden sie an denselben zu diesem Zwecke zurückgegeben; ebenso Bestellungen in Rechnung von Firmen, denen der betreffende Verleger nur baar liefert. Diese Beamten besorgen alle Geschäfte, welche die Aus lieferung hervorruft, namentlich auch eine strenge, wöchentlich con- trolirte Lagerbuchsühruug, während die Casscngeschäste und die Buch führung der Anstalt wieder den Beamten im Directionsbureau übertragen sind. Die ausgeschriebenen und gebuchten Facturen gelangen nun vom „Comptoir" an die Oberpacker, deren jedem eine entsprechende Lagerabtheilung unter seiner Verantwortung zuge- theilt ist. Die „ausgelegten" Bücher mit den dazu gehörigen Fac turen werden mittelst jener Eisenbahnwagen und Fahrstühle in die Packsäle befördert, woselbst Facturen und Bücher zunächst nochmals mit einander verglichen werden, und dann in die Hände der Packer gelangen. Soweit war mein freundlicher Führer in seiner Erklärung gelangt, als wir die Packsäle betraten. Hier herrscht erst ein reges Leben! Dort, wo alle Schieuensträuge aus den Handlagern aus münden, ist eine Anzahl Beamter beschäftigt, mit größter Gewissen haftigkeit dieFacturen mit den „ausgelegten" Büchern zu vergleichen. Die richtig befundenen wandern weiter in die Hände der Packer, die an langen, mehrfachen Reihen von Packtischen mit der bekannten Gewandtheit Leipziger „Markthelfer" die Pallete formtreu, ein- schlagen und schnüren, diese verschiedenen Thätigkeiten ganz fabrik mäßig an ebenso viele Kräfte vertheilend. Die nicht mit dem Inhalte der Facturen stimmend befundenen, oder aus sonst einem Grunde beanstandeten Auslieferungen werden bei Seite gestellt; sie werden nicht mit den rückkehrenden Lowries zurück gesandt, sondern unter Benutzung des nach allen Theilen der Lager räume laufenden Telegraphennetzes wird der Schuldige herbeigerufen. Persönlich muß er nicht nur die Rüge über seinen Fehler sich holen, sondern auch selbst die Bücher zurücktragen und sie in richtigem Zu stande zurückliefern. Das ist seine Strafe. Man sagte mir, daß solche Fehler sehr selten vorkämen, schon aus dem Grunde, weil Jeder, der mehr als dreimal innerhalb eines gewissen Zeitraumes sich solcher Versehen schuldig mache, seines Postens als Oberpacker unwürdig erklärt und enthoben würde. Aus dem Packraum geleitete mich mein Führer schließlich in die Sortir- und Abfertigungsräume. „Hier werden die Packele nach den Com Missionären sortirt, wie Sie sehen", belehrte mich der Lagermeister, „nicht nur die aus der Anstalt stammenden, sondern auch alle von hiesigen und auswärtigen Verlegern an uns gelieferten Sendungen, deren täglich nicht wenige einlaufen, wie Sie sich wohl denken können. Auch bestehen sie häufig nicht in fertigen, facturirten Packeten, sondern es werden uns Auflagen mit den dazu gehörigen Facturen gesandt, und die Verpackung und Vertheilung derselben wird hier im Handumdrehen besorgt. Ja wir erhalten sogar häufig direct aus verschiedenen, auswärtigen Druckereien die rohen Ballen frisch ge druckter Bücher, oft bogenweise, die dann mit den Umschlägen unserer Buchbinderei übergeben, dort broschirt, geheftet oder cartonnirt wer den, und nun nach Auftrag des Verlegers durch uns zur Verpackung und Versendung gelangen." „In der That, eine recht bequeme Einrichtung für die Verleger", bemerkte ich ... „Und für die Commissionäre", setzte Jener hinzu, und fuhr dann fort: „bitte, treten Sie hierher, um nicht in unsanfte Berührung mit jenen Körben zu gerathen. Es wird soeben mit der Verladung unsrer heutigen letzten Ausfuhr begonnen. Das ist die Abtheilung für Franz Wagner, 2321 Pallete laut Avis, wie Sie Jenen rufen hören." „Das ist ja kolossal", rief ich, „das Alles für einen Commissio- när?" „O, mein Herr, das ist nicht viel; wir haben heute einen der schwachen Tage." „Noch eine Frage, bitte. Wie ist das mit dem Avis? Seitdem wir diese Anstalt haben, gibt es keine spurlos verschwundenen Packete mehr, oder, wenn es dennoch vorkommt, übernimmt unweigerlich der betr. Commissionär den Verlust. Wie geht das zu? Auch empfange ich nun Avise, die keine Firmen sondern nur Nummern enthalten. Dieselben Nummern finden sich auf den Facturen wieder, und der Avis erfüllt daher vollkommen seine Aufgabe. Aber vergeblich habe ich über die Function dieser Nummern uachgesonnen und wie das alles zusammenhängt." „Mit dem größten Vergnügen will ich Ihnen das erklären. Die Sache ist sehr einfach. Bevor die Rechnungsfacturen (die Baar- facturen werden besonders verbucht und avisirt, wie Sie wissen) aus dem Comptoir zum Auslegen gelangen, Passiren sie das Nummern- Burcau. Hier liegen Register auf, welche für jeden Tag eine gewisse Reihe von Nummern, die auch dem höchsten Bedarf entspricht, vorge druckt enthalten. Daneben laufen zwei Rubriken, die eine für den Absender (Verleger), die andere für den Empfänger (Sortimenter). Zunächst werden die Facturen, wie sie von den Auslieferern nach und nach eiulaugen, fortlaufend numerirt, jeder Tag von Nr. 1 wieder anfangcnd. Sodann werden sie hinter den betr.Nummern registrirt, also z.B. lO.Mai 1900. Nr. I.von Cotta — an Saunier, St. Gleichzeitig mit dem Fortschreiten dieser Arbeit beginnt ein Anderer das Aus schreiben der Avise für jeden Commissionär. Diese Avise, besser Ver-
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