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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.08.1915
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- 1915-08-03
- Erscheinungsdatum
- 03.08.1915
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177, 3. August 1915. Redaktioneller Teil. gen wieder zu Gehör, ein Beweis der steigenden Unzufriedenheit im Sortiment. Muß man auch diese Unzufriedenheit als be rechtigt ansehen, so fehlt doch immer noch derjenige, der an gibt, auf welche Weise diesen Nöten zu steuern ist. Es kam zum Ausdruck, daß heute alle Betriebe Aufschläge auf ihre Waren ma chen, während einzig und allein das Sortiment trotz des ganz gewaltig zurückgegangenen Umsatzes und der höheren Spesen nichts Derartiges zu tun imstande ist. Das ist eine Wahrheit, die nicht zu leugnen ist. Wie aber dem abzuhelfen ist, ist eine schwie rigere Sache. Wir haben ja einmal einen Ladenpreis, der nicht ohne weiteres überschritten werden darf, und wir haben 30 Jahre dafür gekämpft, daß dieser Ladenpreis eingehalten wird. Sollen wir nun plötzlich sagen, daß wir uns geirrt haben, und daß der Ladenpreis nur insoweit Geltung haben soll, als er nicht unter boten wird? Eine weitere Einrichtung im Buchhandel, das Kon ditionssystem, ist, wie sich die Verhältnisse entwickelt haben, für das Sortiment zu einer Last geworden. Aber auch da müssen wir sagen, daß wir diese Einrichtung so lange festhalten müssen, bis eine bessere gefunden und an seine Stelle gesetzt ist. Dar über, daß etwas geschehen muß, um die Lage des Sortiments zu heben, herrscht allgemeines Einverständnis. Wie dies aber zu machen ist, soll noch gefunden werden. Die Anträge, die Herr vr. Lehmann gestellt hat, sind sicherlich sehr gut gemeint. Aber wie ich schon in der Ostermesse hervorhob, würde, selbst die Mög lichkeit ihrer Durchführung vorausgesetzt, die Lage des Sorti ments dadurch in keiner Beziehung verbessert werden. Immer mehr kommt zum Bewußtsein, daß nur ein straff organi- siertesSortiment, das imstande ist — Organisation gegen Organisation — mit dem Verlage zu verhandeln die Möglichkeit bietet, eine Besserung herbeizuführen. Eine solche Organisation zu schaffen, bemüht sich seit Jah ren der Vorstand des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine, und die Herbstversammlung, die im vorigen Jahre des Krieges wegen nicht abgehalten werden konnte, war dazu bestimmt, Vorschläge in dieser Beziehung zu machen. Auch dieses Mal dürfte die Abhal tung einer Herbstversammlung unmöglich sein. Hoffentlich ge lingt cs dem Vorstande des Verbandes, in einer anderen Form die Angelegenheit in Fluß zu bringen. Am 21. und 22. Juni brachte Herr Karl Ernst Henrici in Berlin eine Anzahl Autographen zur Ver st eigerung, unter denen sich wirklich sehr viele schöne und wertvolle Stücke be fanden. Der Katalog ist in zwei Abteilungen gegliedert, von denen die erste Fürsten, Politiker, Allgemeines, die zweite Literatur und Künste verzeichnet. Unter den Fürsten ist namentlich ein Brief des Prinzen Heinrich von Preußen, des Bruders Friedrichs des Großen, (Nr. 85) zu erwähnen, der an den Grafen Henckel von Donnersmarck, seinen ehemaligen Adjutanten, gerichtet und Rheinsberg, 18. ä'aoüt 1792 datiert ist. In ihm wird die Politik des Königs Friedrich Wilhelm II. außerordentlich scharf be urteilt: »Es komme bei dem Kriege gegen Frankreich nichts wei ter heraus, als leere lassen«. Ebenso heftig wird der Herzog von Braunschweig mitgenommen, den Prinz Heinrich als eigentlichen Lenker in Preußen bezeichnet, während der König nur »volontairs« sei (^k 240.—). Dann findet sich unter Nr. 81 ein Brief von Guil- lotin, dem angeblichen Erfinder der Guillotine, vom 1. März 1793, der zu dem billigen Preis von 11 verkauft worden ist, ferner (Nr. 67) ein militärisches Schreiben von Andreas Hofer mit eigenhändiger Unterschrift »Andere Hofer« vom l5. September 1809 («ki 56.—), von Ludwig I., König von Bayern, Marie An toinette, Moltke (Nr. 114), 2 Zeilen Quer-4°: »Reiflich erwägen ermöglicht rasch zu handeln. Helmuth von Moltke.« (»K 44.—), Napoleon I. und viele andere. Unter der Abteilung Literatur und Künste ist (Nr. 191) ein Musikmanuskript von Johann Sebastian Bach angezcigt, die durchweg eigenhändige Orchesterstimmc Lasso oontinuo zu der Kantate: »Herr Gott Dich loben alle wir!«, 51-, Seiten, Folio, das 550.— gebracht hat, wozu der Umstand Wohl beigetragen hat, daß die hier vorliegende Stimme als verschollen galt. Von Heinrich Heine sind 6 Briese, bzw. Gedichtniederschrif ten zum Verkauf gestellt worden, wovon namentlich Nr. 283 und 284, eigenhändige Briefe aus Göttingen vom 31. Juli 1825, ZV? Seiten 4°, und aus Paris, den 13. September 1841,1 Seite 4°, beide an seine Schwester Charlotte von Embden gerichtet, hervor zuheben sind. Namentlich der zweite Brief, der die offizielle Mittei lung von seiner Vermählung enthält, und von dem Henrici auch ein Faksimile gibt, ist außerordentlich scherzhaft: ».... Den 31. August heiratete ich Matthilde Creszentia Mirat, eine hübsche, junge Person, mit der ich mich schon länger als sechs Jahre tagtäglich zanke « Nr. 283 brachte 91.—, Nr. 284 76.—. Ferner wurden Briefe von Goethe, Kant, Klinger, Lefsing, Liszt und viele andere Schätze versteigert. Die Ausstattung des Ver zeichnisses mit Faksimiles und Abbildungen läßt den Katalog der Aufbewahrung wert erscheinen. In meinem letzten Berliner Brief habe ich aufNap 0 le 0 n hingewiesen, als auf denjenigen Staatsmann, der schon vor 100 Jahren die Gefahr erkannt hat, die ganz Europa durch die Seeherr schaft Englands droht. Ich habe auch die Kontinentalsperre er wähnt, die jetzt in umgekehrter Weise von England den Zentral mächten gegenüber angewendet wird. Unter dem Titel: »Leh ren der Geschichte, die industriellen Folgen der Kontinentalsperre einst und jetzt« wird in Nr. 349 des Berliner Tageblatts vom 11. Juli 1915 ein sehr bemerkenswerter Aufsatz des Direktors des Chemischen Instituts der Handelshochschule Berlin Pro fessor vr. A. Binz veröffentlicht. Binz führt aus, wie Napoleon als Ersatz für die verbotene Einfuhr britischer Waren diejenigen Industriezweige zu schaffen suchte, die geeignet waren, Ersatz für die ausgesperrten Waren zu bieten. Heute sind Deutschland und seine Verbündeten in der gleichen Plotwendigkeit, und die Richtung, in der sich der gegenwärtige Wirtschastskampf weiter entwickeln wird, läßt sich aus dem Verlauf der napoleonischen Bestrebungen schließen. Binz erwähnt 5 Welthandelsartikel: Kaffee, Zucker, Farbstoffe, Textil-Faserstoffe und Soda, auf die Napoleon besonders sein Augenmerk richtete, und untersucht, ob und in welcher Weise es möglich war, für die einzelnen Ersatz zu schaffen. Damals entwickelte sich namentlich die Krappkultur in Frankreich und Holland und verdrängte die aus England kom mende Cochenille, bis sie in den siebziger Jahren dem künstlichen Alizarin Weichen mutzte. Auch die Rübenzuckerkultur als Ersatz des tropischen Rohrzuckers verdankt diesen Bestrebungen ihren Aufschwung. Am 28. Juni ist Emil Rathenau, der Gründer der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschast und der Berliner Elektrizitätswerke, im Alter von 76 Jahren gestorben. Was dieser Mann als Schöpfer des Telephon-, Licht- und Kraftnetzes erreicht hat, kann hier nur gestreift werden. In der Geschichte der deutschen und namentlich der Berliner Industrie wird Rathenau stets als einer der hervor ragendsten und genialsten Männer fortleben. Was ihn nament lich ausgezeichnete, war die Fähigkeit, nicht nur Bedürfnisse zu be friedigen, sondern sie da zu schaffen, wo sie noch nicht vor handen waren. So verdankt Berlin wesentlich Rathenau die Ausbreitung der Anwendung elektrischen Lichtes und elektrischer Kraft, die sicher ohne seine Tätigkeit heute noch lange nicht die Ausdehnung gefunden hätten, wie es der Fall ist. Durch die Erfindung der Metallfadenlampe ist heute das elektrische Licht nicht teurer als das Gaslicht, und die Möglichkeit, das Licht jeden Augenblick durch Umschalten zu erhalten und verlöschen zu lassen, befördert einen sparsamen Verbrauch. Durch Benutzung dieser Vorteile ist es mir in meinem Betriebe gelungen, die Kosten des elektrischen Lichtes auf nicht viel mehr als die Hälfte des früher gezahlten Betrages für Gas herunterzudrllcken, ein Ergebnis, das sicher nicht zu verachten ist. Die lange Brenndauer der Metall faden, das Fortfallen der häufigen Anschaffung von Glüh strümpfen und vor allem die Schonung der Augen bei Ver wendung des elektrischen Lichtes gegenüber dem Gaslicht emp fehlen die Einführung des ersteren für alle buchhändlerischen Be triebe, auch für die kleineren. Die Frage der Sicherung der Außenstände im feindlichenAuslande beschäftigt fortdauernd die Handels zweige. In Remscheid ist die Deutsch-russische Kricgskreditbnnk A.-G. durch den »Verein Deutscher Fabrikanten und Exporteure für den Handel mit Rußland E. V.« gegründet worden. Ent gegen den bisherigen Bestrebungen, die eine Mitwirkung der Re- 1107
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