Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1875
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1875-10-18
- Erscheinungsdatum
- 18.10.1875
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18751018
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187510181
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18751018
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1875
- Monat1875-10
- Tag1875-10-18
- Monat1875-10
- Jahr1875
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
und Gelehrte, Professoren und Schriftsteller, Künstler und Jour nalisten, Buchhändler und Buchdrucker geladen, kurz Alle, mit denen das geistig stets hochstrebende und rastlos thätige Haus in literarischer und geschäftlicher Verbindung steht. Und ferner war eine kleine Armee von wohl weit über hundert Männern zugegen, Mitarbeitern in den Etablissements und Comptoirs der Gerolds, die nicht nur von dem Umfange der Thätigkeit des Hauses, sondern auch von dem Geiste, der in demselben herrscht, dem Geiste der Bildung und der feinen Sitte, Zeugniß ablegten. Das Fest, welches die Brüder Gerold ihren Gönnern, Freunden und Mitarbeitern gaben, gestaltete sich aber zu einem Feste für die Firma Gerold selbst und deren Träger. Alle Anwesenden sprachen das Lob dieses ehrenwerthen Hauses aus, dessen Patriotismus und Bürgertugend sich stets bethätigte,das dem literarischen Oesterreich zur Ehre gereicht und dessenLeiter stets zuWiens besten Bürgern gehörten. So oft auch die beiden Brüder sich erhoben und ihren Dank den ein zelnen Gruppen der Anwesenden darbrachten, immer stand wieder ein neuer Freund auf und überbot mit Worten des wärmsten Lobes und der vollsten Anerkennung den Dankredner des Hauses. Und es waren mit die Ersten und Besten Wiens, die, das Glas in der Hand, das Wohl des Hauses Gerold ausbrachten. Wir nennen nur: Se. Excellenz den Sectionschef Freiherrn v. Hoffmann, den Präsi denten des Abgeordnetenhauses vr. Rechbauer, den Herrn Bürger meister von Wien vr. Felder, Graf Victor Wimpffen, den Vice- Präsidenten der Akademie der Wissenschaften Hofrath v. Arneth, Hofrath Professor vr. Billroth, Professor vr. Lützow, Professor Jacobi, Professor Härtel, Professor vr. Schenkt, den Reichs- raths-Abgeordneten vr. Kuranda, Professor vr. v. Miklosich, den Präsidenten der Handelskammer Herrn Gögl, den Director der k. k. Staatsdruckerei vr. Beck, den Hofrath Ritter von Hamm, Pro fessor vr. Siegel, Hosrath Lorenz, den Regierungsrath v. Falke, Bruno Bücher, Custos des oesterr. Museums, den Literarhistoriker Professor Tomaschek und die Vertreter der hiesigen Zeitungen. Das Banket wurde durch die Weisen einer Regiments-Capelle belebt. Kurz vor Beginn desselben theilte der Unterrichtsminister Stremayr Herrn Moritz Gerold brieflich mit, daß Se. Mas. der Kaiser demselben in Anerkennung seines verdienstlichen Wirkens den Orden der Eisernen Krone dritter Elaste verliehen habe. Als die Zeit der Toaste gekommen war, so erhob sich Herr Moritz Gerold und sprach: Hochverehrte Versammlung! Vor hundert Jahren (1775) übernahm unser Großvater Josef Gerold die Buchdruckerei, deren Jubelfest wir heute begehen. Sechs Monarchen haben unser ein Säculum bestehendes Geschäft geschützt und gefördert; aber den höchsten Aufschwung verdankt unser Geschäft den Segnungen der Regierung unseres erhabenen Kaisers Franz Josef, der durch die freie Verfassung, ,die er den oesterreichischcn Völkern gegeben, auch dem Buchdrücke und Buchhandel neue Bahnen ungehinderter Entwickelung eröffnete. Ich bin gewiß, nicht bloß unserer persönlichen Dankbarkeit, sondern auch den Gefühlen der ganzen hoch verehrten Versammlung Ausdruck zu verleihen, indem ich Sie aussordere, mit mir das Glas zu erheben und ein Hoch auszubringen unserem allgeliebten Kaiser! Er lebe Hoch! Hierauf nahm das Wort Freiherr v. Burg: Hochverehrte Versammlung! Ich bin hoch erfreut, dem hundert jährigen Jubelfeste des Hauses Gerold, das einen europäischen, ja einen Weltruf genießt, beizuwohnen. Der Gründer desselben, Josef Gerold, der unter Kaiser Josef II. das Privilegium als Buchdrucker erhielt, hatte keine Ahnung von dem Aufschwünge, welchen sein Geschäft erlangen würde. Ich erinnere mich noch der Zeit recht gut, wo man auf Papier, das nicht besser als Löschpapier war, druckte, so daß der Schriftsteller Lichtenberg folgendermaßen ein neues Buch recensiren konnte: „Dieses Buch ist aus schlechtem, elendem Papier gedruckt; schade um das schöne Papier!" Groß sind die Fortschritte, welche seitdem der Buchdruck in Oesterreich gemacht hat, und das Verdienst, hierzu die Bahn gebrochen zu haben, gebührt Carl Gerold, dem Vater der heutigen Chefs der Firma Gerold. Er war ein Mann von edlem Charakter, wie ich nicht bald einen zweiten kennen gelernt habe. Voll Eifer für die Sache des Fortschrittes war er es, welcher jungen, talentvollen Schriftstellern die Mittel bot, ihre Werke zu veröffentlichen, sie zu verlegen und oft im vorhinein zu honorireu. (Bravo!) Ich selbst suchte als junger Mann bei der Herausgabe meines mathematischen Werkes im Jahre 1824 seinen Rath, und er war es, der mich erniuthigte, meine mathematischen Blätter in die Welt zu schicken; Gerold war es aber auch, der gegenüber der damals herrschenden Druckweise mathematischer Formeln mit gleich großen von einander kaum zu unterscheidenden Zeichen, eine typische Umgestaltung der Integralzeichen schuf, die Lettern neu gießen ließ und die Mittel bot, um allen Anforderungen einer glänzenden typischen Ausstattung entsprechen zu können. Ich kann sagen, m jener Zeit schon waren die Bücher aus Gerold's Druckerei mustergültig und ich kann nur mit der größten Verehrung der Verdienste Carl Gerold's gedenken. (Lebhaste Zustimmung.) Ich glaube, daß wir den Dank, den wir den Manen des Vaters schuldig sind, am besten damit bezeugen, feine Verdienste und feine Edelmüthigkeit am besten damit ehren, daß wir das Glas erheben auf das Wohl der anwesenden Söhne des Hauses Gerold, umsomehr, als mir eben die Kunde zukommt, daß Se. Maj. der Kaiser in Anerkennung der Verdienste des Hauses Gerold Herrn Moritz Gerold das Ritterkreuz der Eisernen Krone zu verleihen geruht haben. (Bravo!) Darum rufen Sie mit mir: Das Haus Gerold lebe hoch! Herr Friedrich Gerold brachte hierauf auf die anwesenden Vertreter der Wissenschaft ein Hoch aus, das in der Versammlung lebhaften Widerhall fand. Herr Adolph Enslin aus Berlin überbrachte den Gruß der deutschen Buchhändler, und erhob das Glas auf den oesterreichischcn Buchhandel. Herr Friedrich Gerold erwiderte diesen Gruß mit einem Toaste auf die deutschen College«. Nachdem Herr Moritz Gerold noch einen Toast auf die Mit arbeiter des Hauses — und daran anknüpfend, als ehemaliger Mit arbeiter der „Ostdeutschen Post", ein Hoch auf die Presse ausgebracht hatte, nahm das Wort der Reichsraths-Abgeordnete vr. Kuranda: Ich erlaube mir den Toast auf die Vertreter der Presse, deren Element ich einst in meiner Thätigkeit angehörte und.dem ich noch mit vollem Herzen und voller Sympathie angehöre, mit einigen Worten zu erwidern. Die Presse verhält sich zum Buchhandel theils als eine Mutter, theils als eine Tochter desselben. Sie gehört ihm als Mutter an, in sofern sie täglich aus dem Leben, in der Politik und der Literatur ihren Bedarf schöpft und dadurch die Erzeugerin von Werken wird, welche Autoren zu Verfassern haben, die eben aus der Schule des Lebens ge lernt haben. Andererseits aber ist sie die Tochter des Buchhandels, denn der Buchhandel gleicht jenem gelehrten Bergmanne, der aus der Tiefe der Wissenschaft schöpft und Schätze hervorholt, die sonst im Leben verloren gingen und nicht bekannt würden. (Bravo!) Das ist ein unsterbliches Verdienst, welches der Buchhandel hat und wenn diese Schätze aus den Tiefen der Gelehrsamkeit geschöpft und an die Oberfläche gehoben worden sind, müssen sie erst im Wege der Münze, der Journalistik, der ganzen Welt zugänglich gemacht werden. Und die Presse ist die Tochter des Buchhandels, wenn es sich darum handelt, die schwere Münze der Wissen schaft in kleiner Münze unter dem Volke zu verbreiten. Das ist das Verhältniß zwischen Buchhandel und Presse und da die Presse dem Buch handel unendlich viel zu verdanken hat, so bringe ich auf den Toast, welcher der Presse gebracht worden, einen Gegentoast aus. Es lebe der Buchhandel! Professor Tomaschek feierte in gebundener Rede die vielseitige Thätigkeit des Hauses Gerold. Sein Toast lautet: Ein Jahrhundert, eine kurze Frist, Wenn man an Erdperioden mißt. Ein Jahrhundert, welch lange, lange Zeit, Gemessen an menschlicher Thätigkeit. Die füllt mit Kraft und Leistung aus Nur ein Geschlecht, ein ganzes Haus. Doch daß das Ende wie der Anfang sei, Daß das Haus ein ganz' Jahrhundert gedeih', Müssen die Enkel dem Ahnen gleichen, An Biedersinn, an Tüchtigkeit ihn erreichen Dann ists nicht eines Hauses Glanz, Nein, ein Ruhm des Vaterlands! Deutscher Fleiß, der so lange hält, Greift ins Getriebe einer Welt, Und der Folgesegen welches Werks Uebertrifft die Arbeit Gutenberg's? Da sieht man mit des Gewerbes Kraft Verbunden Kunst und Wissenschaft,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder