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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1875
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1875-10-18
- Erscheinungsdatum
- 18.10.1875
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Theil Das Haus Gerold. H. Die Festfeier von dessen hundertjährigem Bestand am 9. October.*) Wien, 11. Oct. Das war eine Feier, würdig des seltenen und bedeutungsvollen Ereignisses! Schon vom frühen Morgen an liefen am 9. October bei den Brüdern Gerold die schriftlichen und tele graphischen Beglückwünschungen aus allen Richtungen der Windrose ein; Briese folgten auf Briefe, Depeschen auf Depeschen, aus ganz Oesterreich-Ungarn, Deutschland, Italien, Frankreich, Holland, Ruß land rc. Hunderte und Hunderte! Den Reigen der persönlichen Begrüßungen eröffnete eine aus sechs Mitgliedern der Gcrold'schen Buchdruckcrci und des Verlags geschäfts bestehende Deputation. Nachdem mit herzlichen, warmen Worten den Gefühlen des genannten Personals am heutigen Tage Ausdruck geliehen worden, verlas Herr Revisor Lipsch die auf Perga ment gedruckte Adresse, worauf dieselbe in einem mit außerordent lichem Geschmack ausgeführten Einbande von Herrn August Sartorius den Herren Moritz und Friedrich Gerold überreicht wurde. — Herr Haessel, welcher zu dem Feste aus Leipzig gekommen war und seit einem Viertcljahrhundert als Commissionär dem Hause nahe steht, schloß sich mit seinem aus dem Herzen kommenden Glückwünsche den Hausgenossen an, desgleichen die Herren Pauli und Demuth, die Besitzerdes Sortimentsgeschäfts Gerold L Co.; die Gehilfen des letzteren hatten drei Herren aus ihrer Mitte abgesandt, um ihre innige Teil nahme an dem Gründungsfeste zu bezeigen. Die Herren Rudolf Lechner und Wilhelm Brau- Müller jun. überreichten darauf als Vertreter des „Vereins der oesterreichischen Buchhändler" eine Adresse; die Herren Fischer und Jasper kamen im Namen des „Vereins der Buchdrucker Nieder oesterreichs". Nachdem dann der „Buchfink", der Verein Wiener Buchhand lungs-Gehilfen und jüngerer Buchhändler durch eine Deputation seine Glückwünsche dargebracht, erschien Herr Adolph Enslin aus Berlin, um im Namen und als „Vertreter des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler" mit einem vortrefflichen, herzlich gehaltenen Vortrage folgende Adresse zu übergeben: Hochgeehrte Herren! Der festliche Tag, welcher heute für Sie und für Ihr Haus erschienen, ist zugleich ein frohes Ereigniß für den ge summten deutschen Buchhandel. Gilt es doch die Wiederkehr des Tages zu feiern, an welchem vor hundert Jahren eine Firma begründet wurde, welche seit ihrem Bestehen bis jetzt zu den Zierden des Buchhandels ge hörte und deren Träger sich stets der allgemeinsten Hochachtung und Ver ehrung erfreuten. Als Ihr Großvater im Jahre 1775 die Kaliwoda'sche Buchdruckerei und Berlagshandlung käuflich erwarb und unter seinem Namen „Joses Gerold" fortführte, da wurde der Grundstein eines Geschäftes gelegt, das bald mächtig emporwuchs und alle jene Zweige umfaßte, die der Beförderung der Literatur im weitesten Sinne des Wortes dienen konnten. Es war Ihrem Herrn Vater vergönnt, das mit Umsicht und praktischem Sinne begonnene Werk mit frischer jugendlicher Kraft fortzuführen und durch Hinzufügung einer Sortimentshandlung den Kreis der geschäftlichen Thätigkeit in hohem Grade zu erweitern. Die ältere» unserer Genossen bewahren das Andenken Carl Gerold's in treuem Gedächtniß. Sein Erscheinen auf der Buchhändler-Messe in Leipzig wurde stets freudig be grüßt; die Biederkeit seines Charakters, die echt wienerische Gcmüthlichkeit, die Herzlichkeit und das Wohlwollen, welches er seinen College» entgegen brachte, gewannen ihm Aller Herzen. Mit diesen Eigenschaften verband er aber auch eine umsichtige Klugheit und einen ungemein praktischen Blick für die Erfordernisse seines Geschäftes. Eine Reihe glanzender Berlagsunternehmungen verschafften der Firma nicht nur in Oesterreich, sondern auch im Auslande einen guten und festbegründeten Rus. *) I. S. Nr. 231. — Der Jubeltag fiel nicht auf den 10. Oct., wie es in dem ersten Artikel irrthümlich heißt, sondern auf den neunten October. Besonders aber müssen wir es an dieser Stelle hervorheben, daß Carl Gerold den Bestrebungen, welchen der Börsenverein Jahrzehende lang seine besten Kräfte gewidmet hat: „der Herstellung eines gesetzlichen Schutzes literarischer Erzeugnisse gegen Nachdruck" eine hervorragende Theilnahme gewidmet hat. Die Anregungen, welche Fr. Perthes und Cotta zur Zeit des Wiener Congresses gaben, wurden von Carl Gerold auf das kräftigste unterstützt, und wenn wir uns heute dieses für die Literatur geradezu unentbehrlichen Schutzes erfreuen, so geziemt es uns dankend jener Männer zu gedenken, welche den Grundstein unserer heutigen Gesetzgebung gelegt haben. Auch den andern allgemeinen Angelegenheiten des Buchhandels stand Carl Gerold stets nahe; er war eine Reihe von Jahren hindurch Mit glied verschiedener Ausschüsse des Börseuvereins, an deren Arbeiten er stets regen Antheil nahm, und gründete im Jahre 1845 in Gemeinschaft mit C. A. Hartleben den Verein oesterreichischer Buchhändler. Als Ihr Herr Vater im Jahre 1854 tief betrauert aus diesem Leben schied, da konnte er nicht nur das Bewußtsein mit in das Grab nehmen, redlich und treu gewirkt und geschaffen zu haben, er hatte auch die wohl begründete Ueberzeugung, daß sein Werk in seinem Geiste und seinem Sinne fortgeführt würde. Bereits 1843 traten Sie, hochgeehrte Herren, als Theilhaber in das väterliche Geschäft ein. Ihrem unermüdlichen Fleiße und Ihrer geschäft lichen Tüchtigkeit ist es zu danken, daß die Firma „Carl Gerold" dem alten bewährten Ruse erhöhtes Ansehen und neuen Glanz zufügen konnte. Als Sie nun, um Ihre volle Thätigkeit dem Berlagshandel und der Buchdruckerei zuwenden zu können, im Jahre 1867 Ihr Sortiment andern Händen anvertrauten, da wußten Sie, daß die neuen Leiter Ihre bisherigen treuen Mitarbeiter waren, welche ihren höchsten Ehrgeiz darin fanden, den alten Ruf der Firma makellos zu erhalten. So blicken wir heute auf eine hundertjährige Thätigkeit zurück, auf ein rastloses Ringen und Schaffen, zugleich aber auch auf Vorbilder, reich an bürgerlichen Tugenden und geschäftlicher Tüchtigkeit. Möge der Segen Gottes, welcher Sie und die Ihrigen so sichtlich geleitet hat, auch ferner Ihrem Hause bewahrt bleiben, auf daß der Name „Carl Gerold in Wien" auch den kommenden Geschlechtern in hellstem Glanze erstrahlen »löge! Die Adresse selbst, ein wahres Meisterstück der Kalligraphie, ruht in einem prachtvollen blausammtenen Einbande. Herrn Moritz Gerold, als Verwaltungsrath der Versiche rungsgesellschaft „Donau" und der „Allgemeinen Depositenbank", wurden außerdem von den Verwaltungsräthen beider Gesellschaften sehr kostbar ausgestattete Adressen durch Deputationen überreicht. Unter der großen Anzahl von Zuschriften, welche an das Haus Gerold aus Veranlassung seines Jubeltages gerichtet wurden, seien noch die folgenden erwähnt: vom Unterrichtsminister Stremayr, vom Justizminister Glaser, vom Statthalter Freiherr v. Conrad- Eybesfeld, vom k. k. oesterr. Museum für Kunst und Industrie; ferner sandten der Deutsche Buchdrucker-Verein in Leipzig, das Gremium der Buch-, Kunst- und Musikalienhandlungen Prags, der Leipziger Buchhändler-Verein, der Hamburg-Altonaer Buchhändler- Verein, der Verein junger Buch- und Musikalienhändler „Odcrkrebs" in Stettin, der Verein junger Buchhändler von Hamburg-Altona „Sphynx", theils Briefe, theils Telegramme mit den freundlichsten Glückwünschen. Hosrath Professor vr. Langer, als Rector Magni- ficus der Universität, überreichte persönlich die Gratulation der Wiener Hochschule; ebenso Professor ür. Lützow seitens der Akademie der bildenden Künste. Stundenlang folgte Besuch auf Besuch von Gelehrten, Schriftstellern, aus allen Kreisen der Gesellschaft und legten Zeugniß ab für die außerordentliche allgemeine Theilnahme, welche das seltene Fest allenthalben gefunden; außer den Buch händlern Wiens hatte sich eine namhafte Anzahl von Buchhändlern aus allen Provinzen eingefunden, so Herr Tempsky aus Prag, Herr Fink aus Linz, Herr Gusek aus Kremsier, Herr Hansen aus Budweis, Haberler aus Znaim u. a. Am Abend gaben die Brüder Gerold in den Sälen der Garten bau-Gesellschaft ein glänzendes Banket. Sie hatten Staatsmänner 498*
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