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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.10.1875
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- Erscheinungsdatum
- 06.10.1875
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- Deutsch
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3562 231, 6. Octobet. Nichtamtlicher Theil. gischer Weise deren drückende und hemmende Verhältnisse darstellte, wurde in den vierziger Jahren dem Fürsten Metternich überreicht; sie schaffte auch einige Abhilfe und bereitete die Aufhebung der Cen- sur vor. Im Jahre 1848—49 wurde er von Wien in das Frank furter Vorparlament gewählt, sowie in den verstärkten Ausschuß der niederoesterreichischen Stände. — Im Jahre 1845 gründete Carl Gerold im Verein mit Hartleben den Verein oesterreichischer Buchhändler, welcher viel zur Hebung des inländischen Buchhandels beitrug. Das in stetiger Entwickelung befindliche Sortimentsgeschäft am Stephansplatz blieb in seinem Wirkungskreise nicht auf Wien beschränkt, sondern umfaßte bald die ganze Monarchie, vorzüglich jene Gegenden, in welchen noch keine Buchhandlungen bestanden, und seine Verbindungen immer weiter über Oesterreichs Grenzen hinaus ausdehneud, brach es der deutschen Literatur Bahn im gan zen Orient und Italien. In gleichem Maße wuchs das Commissionsgeschäft, da durch die vielen neuen Buchhandlungen in Oesterreich Wien sich nach und nach zum Mittelpunkt für den oesterreichischen Verlagsbuchhandel herausbildete, wie denn auch gleichzeitig ein bedeutendes Commis sionsgeschäft mit Südwest-Deutschland sich entfaltete. Ueber die Art und Weise des Betriebes dieses Zweiges des Geschäfts äußert sich ein Brief von Vincenz Fink in Linz am Schluß des Jahres 1865. Darin heißt es: „Meinen herzlichsten Dank für alle meinen Interessen gewidmeten Aufmerksamkeiten .... Irre ich nicht, so bin ich einer Ihrer ältesten Committenten, wenigstens werden Sie keinen älteren haben. Seit mehr als 60 (jetzt 70) Jahren kein Zerwürf- niß, nicht die leiseste Mißhelligkeit. Wir wollens auch ferner so halten!" Fern von aller Sucht nach äußeren Auszeichnungen und nur den Pflichten des Berufes wie jenen gegen sein Vaterland treulich folgend, war Gerold ein stiller und uneigennütziger Förderer der Wissenschaft und aufstrebender Talente. Wie manches verdienst volle und kostspielige Werk ist von ihm verlegt worden, obwohl nicht im entferntesten an einen Gewinn gedacht werden durfte, und wie so manches jungen Autors Werk hat er angenommen und honorirt, um ihn in seinem Streben zu unterstützen! Echte Humanität und große Liebenswürdigkeit gehörten zu den Grundzügen des alten Gerold, wie es auch in nicht geringerem Maße die seiner Söhne sind. Aufs allgemeinste betrauert, starb er im 71. Lebensjahre am 23. September 1854. Aus der damals von Bonitz, Seidl und Mozart redigirten „Zeitschrift für die oesterreichischen Gymnasien" lassen wir den folgenden Nachruf hier folgen: „Mit tiefem Bedauern zeigt die Redaction den Hintritt eines Mannes an, der, im Bereiche seiner Wirksamkeit allgemein geachtet, zu der »Zeitschrift für die oesterreichischen Gymnasien« in näherer Beziehung stand, indem dieselbe zuerst vor fast fünf Jahren aus seiner Officin und seinem Verlage ans Licht trat. Am 23. September l. I. starb nämlich in Wien der bürgerliche Buchhändler und Buchdrucker, Herr Carl Gerold, der Eigenthümer und Chef einer der bedeutendsten Verlags und Sortimentsbuchhandlungen Wiens, die er in früheren Jahren allein, in späteren vereint mit seinen Herren Söhnen geleitet und auf einen Standpunkt erhoben hat, der ihm einen ehrenvollen Ruf in den weitesten Kreisen sichert. Vorzugsweise dem Verlage wissen schaftlicher Werke und Zeitschriften seine Aufmerksamkeit zuwendend, ohne deshalb edlere Producte vaterländischer Belletristik abzuweisen, hat die Berlagshandlung Carl Gerold namentlich in neuester Zeit die im Gymnasialwesen angebahnten Verbesserungen durch stets bereitwillige Uebernahme einschlägiger Verlagsartikel kräftigst för dern geholfen und dadurch besonders um diejenigen Interessen, welche unsere Zeitschrift zu vertreten hat, mannigfache Verdienste sich erworben. Eine ausführliche Auszählung der vorzüglicheren Schriften, welche aus Gerold's Buchhandlung hervorgegangen sind, würde die Grenze dieser Anzeige überschreiten. Auch die Buch druckerei des Herrn Gerold hat seit dem Umbaue des Hauses, worin sie seit langen Jahren sich befindet, einen dem lebhaften Betriebe, in dem sie steht, entsprechenden Charakter angenommen. Herr Carl Gerold schied tief betrauert von Allen, die ihn kannten, begleitet von dem Nachrufe eines wackeren, thätigen Bürgers, eines reellen, ehren haften Geschäftsmannes, eines edlen, biederen Menschen. Friede seiner Asche!" Nach dem Tode von Carl Gerold ging das Geschäft an dessen Söhne Friedrich und Moritz Gerold über, die bereits im Jahre 1843 als Theilhaber in dasselbe eingetreten waren. Ihre ganzeThätigkeit wandten dieSöhne in den erstenJahren dem Sortimentsgeschäfte zu und erreichte dasselbe nun jene Höhe, die es sich bis auf die neueste Zeit bewahrt hat. Es war besonders die Errichtung neuer Bibliotheken und die Completirung schon be stehender, worauf dieAufmerksamkeit jetzt gerichtet wurde. — Von den großen Aufträgen, welche das Gerold'sche Geschäft damals erhielt, erwähnen wir beispielsweise die Zusammenstellung der gesammten Literatur der griechisch-orientalischen Kirche in allen lebenden und todten Sprachen. Zu diesem Zwecke wurden alle europäischen Städte bereist, und im Laufe zweier Jahre war eine mehrere tausend Werke umfassende Bibliothek gebildet worden im Werthe von über 50,000 Ein anderes Mal galt es die möglichst vollständige Literatur der Ichthyologie (Fischkunde) herbeizuschaffen; Nordamerika stellte ein großes Contingent zu dieser Bibliothek, die an Werth 20,000 ^ überstieg. Unter den seltenen und schwierig auszuführenden Auf trägen, mit welchen das Sortimentsgeschäft betraut wurde, sei außer dem noch die Lieferung einer vollständigen Sammlung aller auf die Runen bezüglichen Werke erwähnt. Neben der Hebung des Sortimentsgeschäfts wurde auch dem Verlage eine größere Ausdehnung gegeben und der Druckerei beson dere Aufmerksamkeit zugewandt, infolge dessen sie auf gleichen Fuß und Umfang mit den größeren Druckereien Deutschlands eingerichtet wurde. Von den hervorragenden Autoren aus den verschiedenen Zwei gen der Literatur des Gerold'schen Verlages nennen wir nur Namen, wie: Ahrens, Arneth, Bartsch,'Beer, Billroth, Bonitz, Brücke, Burg, Conze, Enk, Ettingshausen, Falke, Feuerbach, Gallina, Gentz, Glaser, Haberlandt, Halm (Münch-Bellinghausen), Hammer-Purgstall, Heb bel, Karajan, Kautz, Klun, Kollonitz, Lindner, von Littrow, Lotheis sen, Mackeldey, Mocnik, Möring, Mosenthal, Neumann, Jda Pfeif fer, Raumer, Redtenbacher, Ruthner, Savigny, Schenk, Scherzer, Schmarda, Sickel, Spitzer, Tomaschek, Unger, Wahlberg, Warsberg, Melden, Wickenburg-Almasy, Winkler und Wolf. Moritz Gerold war viele Jahre hindurch Vorstandsmitglied des V ereins oesterreichischer Buchhändler und durch mehrere Decennien Mitglied der niederoesterreichischen Handelskammer; Friedrich Ge rold nahezu zwanzig Jahre Gemeinderath (Stadtrath) der Com mune Wien. Im Jahre 1856 wurde die Firma Carl Gerold's Sohn zum Buchhändler der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ernannt; der Umsatz von deren Publicationen betrug in den Jahren 1857— 1874 die Summe von nahezu 450,000 Durch den großen Umfang der Verlagsunternehmungen und den Aufschwung der Druckerei vollauf in Anspruch genommen, wurde im Jahre 1867 das Sortimentsgeschäft an die vieljährigen treuen Mitarbeiter Hugo Pauli und Theodor Demuth verkauft, deren regem Eifer es gelungen ist, den alten Ruf des Geschäftes auf gleich solider Basis zu erhalten. Ueber den Verlauf der Festfeier selbst wird nächstens ein wei terer Artikel berichten.
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