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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1875
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.09.1875
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- Deutsch
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ist nur, daß diese Bcssergesinnten bei Gelegenheiten von solcher Be deutung, wie sie dieser Congreß immerhin hat, sich nicht in der Ma jorität befinden; das ist ein Symptom, welches wir zu registriren haben. Vom Verfasser des Artikels über „Colportageromane". Ohne nähere Beziehung zum Buchhandel, erfuhr ich nur zu fällig, daß mein Artikel über „Colportageromane" aus der „Gegen wart" im „Börsenblatt" abgedruckt und rasch zum Gegenstand einer Debatte geworden sei, in der es namentlich ein Hr. vr. Paul Lippert unternommen habe, mit mehr Leidenschaftlichkeit, als er klugerweise hätte zur Schau tragen sollen, meine Sache, meinen Artikel und mich heftig anzugreifen. Ich bat also um Zusendung der betreffenden Blätter, erhielt sie und fand das Gesagte vollauf bestätigt. Es ist eine sehr bezeichnende Thatsache, die zur richtigen Wür digung der ganzen Sachlage dieser Angelegenheit nicht übersehen werden darf, daß die Vertheidigung des Colportageromans fast ausschließlich von seinen Verlegern geführt wird, während außerdem nur eine einzige unbetheiligte Firma für ihn Partei ergreift. Nichts ist begreiflicher, aber auch nichts unmaßgeblicher als eine der artige Vertheidigung; das „Warum?" bedarf in des Sehenden Auge keiner Erörterung. Dagegen fällt es entschieden schwer ins Gewicht, wenn die völlig parteilose Redaction des Börsenblattes und der nicht interessirte Hr. A. Plötz, Bevollmächtigter der Firmen Ernst L Korn und Gropius'sche Buchhandlung, für meine gute Sache sprechen und es ist eine glänzende Rechtfertigung für die mir gemachten Vor würfe, wenn von „sehr geachteter Seite" (s. S. 2804 d. Bl.), aus der Mitte des deutschen Buchhandels dringend darauf hingewiesen wird, den Absatz der Colportageromanliteratur „wenigstens aus dem Gebiete des ehrenwerthen Buchhandels zu verdrängen", was mit anderen Worten heißt: wo der Colportageroman anfängt, hört der ehrenwerthe Buchhandel auf. Man hat diesen Passus anzugrei fen wohlweislich unterlassen, da sein Verfasser ein Fachmann war, bei dem man ein reicheres Belegmaterial fürchtete, als bei dem Kri tiker, der sich die berechtigte Freiheit genommen hatte, auf ein über wucherndes Unkraut hinzuweisen, das aus den unteren, selten gut situirten Ständen seine Säfte entnimmt und dafür auch noch eine moralische Pest verbreiten hilft. Spricht es nicht gegen den Colpor- tagcroman, daß kein besseres Blatt ihn in seinen Spalten bespricht oder seine Verfasser zur Mitarbeiterschaft aus diesem Gebiet anf- fordert, oder entsinnt sich Niemand, schon früher Angriffe gegen seine Existenz und Berechtigung gelesen zu haben? — Hr. Püttmann ge steht ja selbst zu, daß der Verleger der Colportageromane die „Cul- turmission des Buchhandels außer Acht läßt"; die Hrn. Burmester L Stempelt und Mecklenburg zählen ihn zur weniger guten Litera tur und auch Trenkel sagt, daß dieser Literaturzweig nicht den An forderungen entspreche, die „ein gebildeter Mann" zu stellen be rechtigt sei. Trotzdem und alledem wagt es Hr. vr. Paul Lippert, Vers, mehrerer Colportageromane, „von ethischer Bedeutung und culturhistorischer Berechtigung" dieser Unterhaltungsliteratur zu sprechen. Wer lacht da? Das ganze Frage- und Antwortspiel zwischen den Hrn. Bur mester L Stempel! und Mecklenburg einerseits und dem Herrn vr. P. Lippert andrerseits war überaus hübsch inscenirt, nur zu wenig geschickt durchgeführt, um nicht die Absicht merken zu lassen: die Auf merksamkeit der Leser auf ein anderes Thema zu lenken. „Wer ist Hr. Kürschner?" fragten die Hrn. Burmester L Stempelt und Mecklen burg, und schnarrend rasselte der geistvolle Verfasser der ethisch so bedeutenden wie kulturhistorisch berechtigtenRomane: „FraDiavolo", „Napoleon I. und sein Capua", „Kaiserstochter und Kammerjude", „Die schöne Elsässerin und der blaue Teufel" u. a. m. seine gut ein- studirte Lection herunter. Doch er meinte sein gewöhnliches Lese- publicum vor sich zu haben, vergriff sich im Ton und wurde recht grob, s o grob, daß man bei der Lectüre seiner „Beleuchtung" leicht zu dem Glauben kommen konnte: bei Hrn. vr. P. Lippert sei jene Pe riode des menschlichen Lebens chronisch geworden, deren Namen Jean Paul (Vers, keiner Colportageromane) zum Titel eines seiner Meister werke gemacht hat. Aber ich muß mit Bedauern gestehen, daß auch diese eindring liche Art der Kritik mein verstocktes Gemüth nicht besserte und mein trotziger Sinn mir nicht erlaubt, in Sack und Asche mit dem ge wünschten patsr xseoavi vor Hrn. vr. P. Lippert zu erscheinen, ja mich sogar dazu zwingen wird, auch in Zukunft dem Hrn. Roman fabrikanten bei seiner Arbeit genau auf die Finger zu gucken und, wenn es Noth thut, auch darauf zu klopfen. Glücklicher finde ich Hrn. vr. P. Lippert bei der Wahl seiner Bilder, denn wenn auch „Bettel suppe" eben nicht durch Neuheit der Erfindung glänzt, so ist diese Bezeichnung doch für meine „Skizze aus der modernen Literatur" um so treffender, als sie größtentheils aus Colportageroman - Citaten zusammengestellt ist und selbst Hr. vr. Lippert gezwungen wurde, einige traurige Brocken dazu zu liefern. Daß ich ihn um seine „ro mantische" Thätigkeit und Fähigkeit beneide, war wohl nur ein Scherz des gespäßigen Hrn. Verfassers mehrerer Colportageromane, oder meint er wirklich, jede ungünstige Kritik entstehe nur aus solchen Ur sachen? Nur um dem Hrn.vr. und Verfasser mehrerer Colportage romane die bittere Pille, die er heut' zum zweiten Mal verschlucken muß, wenigstens nach Kräften zu versüßen, thue ich ihm hiermit feier lichst zu wissen, daß ich mir selbst alle Fähigkeit, einen guten oder schlechten Roman zu schreiben, abspreche, er also von meiner Seite keine Concurrenz zu fürchten hat, die er voraussichtlich noch weniger verdauen könnte, als meine „Bettelsuppe", zu der er selbst einige Ingredienzien (zwar keine „Bündel Heu", aber viel Kohl) ge liefert hat. Um endlich auf den weitaus größten Theil seiner Beleuchtung, nämlich die Betrachtung meiner Kritik über Nicolai's griechische Literaturgeschichte überzugehen, sei dem Papa des „Fra Diavolo", der „schönen Elsässerin", wie des „blauen Teufels", der „Kaisers tochter" und des „Kammerjuden" Folgendes freundlichst mit- getheilt: 1) Handelt es sich beim Erscheinen des ersten Bandes eines völlig umgearbeiteten Werkes nicht um eine vollständige Kritik, sondern nur um einen Hinweis, der, wenn das Buch beendet vor liegt, auch ohne die Erinnerung des Verfassers mehrerer Colportage romane in eine ausführliche Besprechung ausgedehnt worden wäre. 2) Sind uns die angeführten Literaturgeschichten so wenig un bekannt, wie sie es dem Hrn. vr. Lippert zu sein scheinen, und auch ohne diese Kenntniß hätte ich sie gerade so gut wie er aus dem ersten besten Compendium der Literaturgeschichte, ja noch einfacher, aus dem Nicolai'schen Buch abschreiben können. 3) So wenig ich auch Bernhardy's Hauptwerk unterschätze, halte ich doch an dem als „ungeheures Dictum" bezeichnetem Satze fest und nenne Nicolai's Werk hinsichtlich seiner Brauchbarkeit und Voll ständigkeit nach wie vor das erste, da ich weiß, was von dem Col- portageromanverfasser, trotz „jahrelanger Studien", allerdings nicht zu verlangen ist, nämlich daß Bernhardy's Werk die Prosa der Grie chen nicht behandelt, während Nicolai die gesammte griechische Lite ratur zum Gegenstände seiner Untersuchung macht. Daß ich übri gens in dieser meiner Meinung nicht allein stehe, beweist die Kritik des Hrn. vr. Gust. Wüstemann, in dessen „Literarischem Jahres bericht" für 1873—1874 zu lesen ist: „Nicolai's Buch, welches zuerst 1867 als Erweiterung des früher Schaaf'schen, später Hor- mann'schen Leitfadens erschien, ist die einzige vollständige griechische Literaturgeschichte". Ich freue mich, Hrn. vr. Paul Lippert, Vers, mehrerer Col-
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