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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1875
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1875
- Sprache
- Deutsch
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Nichtamtlicher Theil. Zur Kenntniß der Handschriftenpreise und des Einbandwesens im Mittelalter.*) Mit der mühsamen Erzeugung der Handschriften stand der Preis im Verhältnis;, der dafür gezahlt wurde, und die Sorgfalt, mit der man den Bücherschatz zu vermehren und zu erhalten bemüht war. Als König Ottokar von Böhmen und Prätendent von Oester reich mit Herzog Heinrich von Bayern zerfiel, ließ er dieChorherren vom Stift St. Florian Bücher, Kelche und Privilegien an einen sichern Ort bringen. Die nämliche Vorsicht beweist die Urkunde Herzog Rudolf IV. vom Jahre 1365, worin er die Bitte des Stif tes gewährt, dasselbe mit dem auf einer nahen Donauinsel gelegenen Schlosse Spielberg zu belehnen, damit sie „ir Chelch und Pücher und auch ir speis sicherleichen möchten behalten". Sie hatten näm lich den Werth einer Zufluchtsstätte schätzen gelernt, während Ru dolf IV. zu Enns verweilte und dort ein Heer zum Kriege gegen Bayern zusammenzog, welches des eigenen Landes nicht schonte. Eine Handschrift der Decretalen, welche Florian dem Edlen Nicolaus Panhalm geliehen und welche nach seinem Tode in fremde Hände gekommen, kostete dem Stifte gerichtliche Schritte und zahllose Be mühungen, bis sie 1469 von dem Inhaber ausgeliefert wurde. Der Scholasticus des Stiftes wurde eigens nach Wien gesendet, um sie in Empfang zu nehmen. Um 1492 wird der Scholasticus Gott mann nach Freistadt geschickt, um die Werke in Empfang zu nehmen, welche Virgilius Schilling, Pfarrer von Wartberg, dem Stifte ge schenkt und dessen Nachfolger hintangehalten hatte. Und doch waren es nur einige Predigtbände. Man kann sich von dem Werth, welchen man in früheren Zetten auf die Bücher legte, einen Begriff machen, wenn man in den alten Klosterannalen häufig neben den großen Bauten und Gütererwerbnngen auch die Codices aufgeführt findet, welche unter den einzelnen Prälaten vollendet oder käuflich erworben wurden. Der als Bernardus Noricus bekannte Kremsmünsterer Chronist schreibt zum Jahre 1099: Item soriptus sst libsr matutinalis odori antäqnus in äuobus voluminilms. Itsrn inoboatus sst, über maiutivalis in sapslla. 1147 Albertus avvas 13 annis. Uujus lsmporis anno 6. psrlsvtus ssi libsr watulmalis, qui nuno sst in vapslla. In der Chronik von Kremsmünster aus dem 12. Jahrhun dert erhält das Jahr 1104 bloß die Notiz: Ägillaräus oomss oooicki- iur ratnsxons. Eine Hand des 14. Jahrhunderts hat hinzngefügt: 8orixtus sst antiguus Uber matutnnalis ollori sud abbats -llramo. Man sah die Vollendung eines großen Buches für ein großes Er eigniß an, wie nicht weniger die kunstvolle Herstellung eines Ein banddeckels. 8io rsnovavit xlsoarium schreibt man zum Jahr 1182 vom Abt Ulrich von Kremsmünster, welcher den kostbaren Einband des karolingischen Evangelienbuches ausbesscrn ließ. Ein herrliches Beispiel von Liebe und Sorgfalt für die Bücher gab Probst Bernhard II. von Voran, der bei der Rettung der Urkunden und Bücher seines Hauses anno 1235 in den Flammen zu Grunde ging. Die grimmigsten Verfluchungen werden oft am Ende eines schönen Codex gegen Denjenigen geschleudert, der die Hand frevel haft darnach ausstrecken sollte. Im Chorherrenstift Ranshofen war ein kostbares Evangelienbuch mit Gold, Edelsteinen und Reliquien geziert, welches Probst Adelhard 1178 Herstellen ließ. Am Ende wurde Derjenige verflucht, der das Buch kauft, verkauft oder wie immer beschädigt; äiminuatur nomsn sjus äs libro vitas st äs oivitais sanota oorxusqus sjus st anima vsrmss immortalss *) Mit gefälliger Erlaubniß der Verlagshandlung aus dem Werke: „Die Bibliothek des Chorherrnstistes St. Florian Ein Beitrag zur Culturgeschichte Oesterreichs. Lmz 1874, Ebenhvch sche Buchh." abgedruckt. i§nsmqus bsrsäitsni insxtillAuidilsm. Am häufigsten ist der Fluch: Ron viäsat, Ollristuw, qui lidrum subirabit istum. Es ist von kulturgeschichtlichem Interesse, hier einige Hand schriftenpreise aus alter Zeit anzufügen, welche größtcntheils oesterreichischen Codices entnommen sind. In den frühesten geld armen Zeiten hat man erstaunliche Tauschwerthe für schöne Codices hingegeben. Der Mönch Ulrich von Bcnedictbeucrn erhielt 1074 vom Grafen Ulrich von Botzen für ein Meßbuch einen werthvollen Weingarten. Um dieselbe Zeit hat die kunstfertige Schönschreiberin Diemud von Wessobrunn für eine Bibel in 2 Bänden ihrem Kloster ein Landgut in Pisinberch erworben. Um 1120 kaufen zwei Brü der, Edle von Perge, dem Chorherrnkloster Baumburg ein Missale mit Holz und Wiesengründen ab. Abt Walther von Michelbeuern (gest. 1190) kauft eine Bibel mit vielen auf Goldgrund gemalten Bildern in 2 sehr großen Bänden um 10 Pfund Pf. In Salz burg waren anno 1289 folgende Bücher zu nachstehenden Preisen taxirt: vsorstalss maZnas onrn apxaratu oräinario 12 Mark Sil ber. Die summa klostisosis 7 Mark. Lsaltsrium Alossatum st xostillatum 6 Pfund Pf. Lisron^mus suxsr Daviäsm st lamsn- tationss äs Zrossa littsra und Louavsntura supsr libros ssvtsn- tiaruin 2f4 Mark. Alle natürlich auf Pergament geschrieben. Der Floriauer Codex XI. 288 aus dem 14. Jahrhundert miraoula, para- dolas, bistorias auf 94 Pergamentblättcrn in 4. enthaltend, ist im Jahre 1339 von einem gewissen Jacob in der Ratstraße in Wien um 6 Pfund Pf. an den Caplan Ulrich bei St. Pankraz versetzt worden. Ein anderer Codex unserer Sammlung mit allerlei asketischen und homiletischen Aufsätzen aus dem 14. Jahrhundert auf 314 Papier blättern in Folio wurde 1386 von einem Pfarrer in Münster um 7 Gulden weniger 4 Groschen erworben. Ein Pergamentband des 14. Jahrhunderts in 4., klein aber nett geschrieben, die Bibel von den Büchern Salomon's bis zur Apokalypse fassend, kostete damals in Wien 4 Gulden. Eine Glosse zum Psalterium 57 Blätter in 4. auf Pergament aus dem 14. Jahrhundert kam merkwürdiger Weise dem Käufer um diese Zeit ans nicht mehr als 60 Pfen. zu stehen. Ein Antiphonarium in Folio mit Miniaturen wurde vom Bischof Johann von Sekau anno 1388 um mehr als 35 Pfund Pf. gekauft. Ein Pergamentcodex patristischen Inhalts 130 Blätter klein Folio mit Farben verziert wird 1399 für die Karthause Königsfeld bei Brünn um 118 Groschen geschrieben. Im Jahre 1453 kauft Simon Abt von Mondsee um 12 ungarische Gulden einen Kommen tar zu den Psalmen auf Pergament 211 Blätter in gr. Folio, vom Chorvicar Strigl in Augsburg; er war anno 1430 sehr schön ge schrieben worden. Die lidri 4 ssutsntiarum I-omdaräi saso. 14. Folio 199 Blätter, sehr zierlich, werden 1438 in Wien nm 8 un garische Gulden vcrwerthet. Eine andere Handschrift des 14. Jahr hunderts init der I-sotura xrimi ssutsntiarum auf 350 Folioblättern schön geschrieben und mit Miniaturen geschmückt, wurde 1411 mit 7 ungarischen Gulden bezahlt. Kloster St. Dorothea in Wien kauft 1435 von den regulirten Chorherren zu Sternberg in Mähren die primam ssounäas der summa tllsoloAisa des Thomas von Aquin, 122 Blätter Folio aus dem 14. Jahrhundert um 5 Gulden. Das selbe Kloster erhandelt 1418 die Dialoge Gregor des Großen, einen Pergamentcodex des 12. Jahrhunderts, 119 Blätter stark in 4. und zierlich geschrieben, um 12 Schilling von den Augustinern. Ernst Preuhafen und sein Sohn Georg stiften 1425 einen Jahrtag zu Steiereck durch Hingabe eines Krautgartens und eines Meß buches, welches auf 24 Pfund Pfen. geschätzt wurde. Heinrich Stup- par, Chorherr zu St. Stephan in Wien, hat nach Ardacker (Colle- giatstift im Kreise obern Wienerwald) gegeben „ain schöus groß I tagezeitpuch und ain schvns Meßpuch genannt ain special, die wol 437*
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