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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.01.1871
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 16.01.1871
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- Deutsch
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JL 12, 16. Januar. Nichtamtlicher Theil. 127 unternahm es. die seiner Obhut anvertrauten Schätze systematisch zu classificiren. Mit einer wahren Leidenschaft für dies Unternehmen opferte er 40 Jahre seines Lebens für tue Verfertigung eines Katalogs, der beinahe 100 Bände in Folio enthielt. Aber nach seinem Tode wurde die Uebereinkunft. welche die Siadt mit dem Seminar getroffen hatte, aufgelöst und jede der beiden Bibliotheken hatte von nun an einen besonderen Cvnservator. Da die beiden Bibliotheken bis 1863 unter ein und derselben Verwaltung geblieben waren, so war es natürlich, daß sie sich ge genseitig vervollständigten. Die Stadt kaufte vornehmlich Werke geschichtlichen und geographischen Inhalts, alte und neue Literatur. Linguistik, Kunst re. Das Seminar verschaffte sich besonders theolo gische, philosophische und philologische Bücher. Trotz der spärlichen Summe, welche für die Erhaltung der Bibliothek ausgesetzt war — 10,000 Franken für die Stadt, 3000 für das Seminar — bildeten die beiden Sammlungen doch zusammen die reichste und vollständig ste Bibliothek Frankreichs nach der von Paris. Die Handschriften waren zahlreich und bedeutend. Die Stadt besaß deren 1600 Bände und das Seminar mehr als 800. In erster Reihe glänzte der »Horten llslioiurum« von Herrad von Landsperg. Gegen das Ende des 12. Jahrhunderts von der Aebtissin des Klosters zu Hohenburg für die Erbauung und Belehrung der Nonnen des hl. Odilus verfaßt, enthielt dieserBand von 600 Seiten >ie ganze profane und heilige Geschichte von der Schöpfung bis zum jüngsten Gericht. Das Werk war mit zahlreichen Bildern versehen, welche für die Kunstgeschichte dieser Epoche eines der kostbarsten Docuinentc bildeten. Dann kam der »Oociox ar^entous«, ein Ge betbuch des 8. Jahrhunderts auf Pergament mit Gold- und Silber lettern geschrieben; ein prächtiges Meßbuch mit dem Wappen des Königs Ludwig des XII. und mit der eigenhändigen Signatur des Erzbischofs Franz von Lyon; ein Breviarium, geschmückt mit aus gezeichneten Miniaturen und Arabesken. Unter den Handschriften von mehr wissenschaftlichem Werthe citiren wir die Sammlung der canonischen Gesetze des Bischofs Rä chten von Straßburg aus dem Jahre 787, eine der ältesten Kopien der Dccretalcn-Sammlung des Isidor von Sevilla, bcmerkcnswerth, weil darin nicht die später unter dem Namen der falschen Decretalen gemachten Zusätze enthalten waren und weil sie folglich dazu dienen konnte, das Datum und die Uncchtheit dieser letzteren zu constatiren; ferner ein Tractat, »8zm(><!iec>n«, von einem Anonymus verfaßt und eine Ueberstcht über die während der ersten neun Jahrhunderte der christlichen Kirche abgehaltenen Concilien enthaltend; ein kost bares Eremplar der allemannischen Gesetze und der Kapitularien der fränkischen Könige, aus dem 9. Jahrhundert; ein anderes schönes Eremplar der Gesetze der Lombarden und .der von dem Kaiser Fried rich >1. gegebenen sicilischen Gesetze, aus dem 12. oder 13. Jahr hundert; ein griechischer Commentar über die zwölf kleinen Pro pheten des Thcophylaktus, Erzbischofs der Bulgaren; die Werke mehrerer deutschen Mystiker des Mittelalters, im Besonderen die des Jobann Tauler und Meister Eckart; die Gedichte Conrad's von Würzburg und Meister Gottfried's von Hagenau. Die autographi- fchenHandschristen der lateinischen Chronik und der großen deutschen Chronik des berübmten Straßburger Historikers Jakob Twinger Von Königshofen; die Sammlung der Gesetze und Statuten der Stadt Straßburg seit dem 13. Jahrhundert; die Prozeßacten Gu- tenberg's gegen die Ei den seines Associö's Drihehn; mehrere Bände von Briefen berühmter Männer des 16. Jahrhunderts u. s. w. Erwähnen wir endlich noch die prächtige Sammlung arabischer, hebräischer, griechischer und lateinischer Handschriften, darunter be sonders ein Horaz, ein Virgil und ein Ovid des 12. Jahrhunderts, ein Quintiliau und die Werke der griechischen Mathematiker von 'Euklid an bis Theos von Alexandria. Außer diesen kostbarenHandschriften befaßen die beiden Biblio theken eine schöne Sammlung von Jncunabeln. Die Stadt besaß deren beinahe 5000, von denen eine große Anzahl aus der Biblio thek der Commende des heiligen Johannes herrührte, das Seminar an 4300, worunter 1134 ohne Datum. Eine große Anzahl dieser Bücher waren aus den Pressen von Faust, Schösser, Mentclin und Eggestein hervorgegangen, mehrere waren von Gutenberg selbst ge druckt. Um eine Idee von dem Werthe dieser Sammlung zu geben, genügtes, die „ttatianal»-," von Wilhelm Duranti zu citiren, welche in Mainz im Jahre 1459 von Faust und Schösser gedruckt worden ist; Dieornuis nsLoi», auf Pergament von Faust im Jahre 1462 gedruckt; die 8'ummn des Thomas Aquino, 1466 gedruckt; die deutsche Bibel, 1466 in Straßburg von Johann Mentelin gedruckt; das Decret des Gratian in Straßburg um 1470 gedruckt; die la teinische Bibel, von Peter Schösser 1472 gedruckt u. s. w. Die Büchersammlung umfaßte nahe au 400,000 Bände. Die erste Section dieser Bibliothek, welche Bücher theologischen Inhalts enthielt, zählte 15,349 Werke; die Section, welche Werke juristi schen, politischen und administrativen Inhalts enthielt, zählte 5376 Nummern; die Philosophie war vertreten mit 1609 Werken, die Sprachwissenschaft mit 1191, die alte Literatur mit 5659. Aber der reichste und interessanteste Theil der städtischen Bibliothek war die Section für Geschichts- utid geographische Werke, welche 15,058 Werke zählte. Es fehlte darin kein bedeutendes Werk über die fran zösische und deutsche Geschichte. Außerdem enthielt sic noch über England die Publicationen der „Record Commission" und über Po len und Europa eine Reihe von seltenen Büchern. Endlich umfaßte die letzte Section die Werke und Documente über das Elsaß, in 3728 Nummern. In dieser Berechnung, welche bis zum Jahre 1842 geht, sind nicht einbegriffen die zahlreichen Erwerbungen, welche die Bibliothek in den 25 letzten Jahren gemacht hat, noch die der Stadt von der Regierung und Privatpersonen während dieses Zeitraumes geschenk ten Werke. lieber die Bibliothek des Seminars können wir so genaue Zif fern nicht angeben. Wir beschränken uns darauf, mitzutheileu, daß sie eine reiche Section theologischer Werke enthielt, unter welchen sich viele alte Bibelausgaben und Uebersehungen von heiligen Büchern befanden, ferner eine fast vollständige Sammlung von allem, was sich aus die deutsche Literatur des Mittelalters bezieht, die große An zahl philosophischer Werke, eine Reihe von alten und kostbaren Atis- gaben griechischer und römischer Schriftsteller. Endlich besaß das Seminar unter dem Namen der Grauen Bib liothek und der Lollftotin zwei kostbare Sammlungen im 16. und 17. Jahrhundert gedruckter theologischer und politischer Broschüren, welche sich wahrscheinlich nirgends sonst befinden. Diese Sammlungen, welche beinahe 500 Bände umfaßten, konnten den Vergleich mit allen ähnlichen deutschen Sammlungen aushalten und ihr Verlust ist durchaus unersetzlich. Außer einer schönen Sammlung von Medaillen und Münzen besaß die Bibliothek der Stadt noch ein bedeutendes Cabinet Letti scher, griechischer und römischer Alterthümcr. Die Vorhalle war mit Bas-Reliefs und Fragmenten gallischer und deutscher Statuen ge schmückt, bewunderungswürdig waren besonders unter den Monu menten des Mittelalters zwei kolossale Statuen, die den Bischof Ar bogast und Rudolf von Habsburg darstellten. In einem der oberen Säle derDibliothek befanden sich die schönen Glasarbeiten, mit denen im 17. Jahrhundert die Gebrüder Linck die Fenster der Karthause von Molsheim verziert hatten und die würdig waren, den schönstcnKunst- producten des Mittelalters zur Seite gestellt zu werden; in einem andern Saale befanden sich alte Poriraits von Gutenberg, Matthias Corvinus, Maria von Burgund/Philipp dem Schönen. Eine Möstge Straßburger und elsässiscber Kuriositäten vervollständigte diese Samm lungen. (Straßburger ZeitungJ 20*
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