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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.06.1866
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.06.1866
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- Deutsch
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läge von so vielen Exemplaren zu erhalten, als eben die Zahl der Nachschreiber betrug. Wieviel Gewicht dabei auf Eorrectheit gelegt wurde, laßt sich nach der Absicht, zur Vermeidung der Eoncurrenz und etwaiger sofortiger Nach- oder Abschrift eines anderen Verkäufers so schnell als möglich Exemplare zu verfer tigen, leicht ermessen, wenn auch selbstverständlich der Schrift steller die Revision des einen oder andern Exemplars aus Gefäl ligkeit für Freunde übernahm. Diese Inbrarü, die als Büchcr- vcrkäufcr auch den Namen „Lidlioxolss" führten, hatten ihre Läden (tabsrnss) an verschiedenen Stellen der Stadl Rom auf geschlagen und lockten das Publicum durch den Anschlag der ver käuflichen Werke, deren Titel und Preis sie an Säulen ausge hängt hatten. Ein solcher Buchladen oder Taberna bietet ein lebhaftes Bild des Verkehrs. Wir finden denselben mit Besuchern über füllt; denn an diesem Sammelplatz trifft sich die gebildete Welt Roms; hier suchte man den Freund auf, wenn er zu Hause nicht anzutreffen war. Für wenig Geld erhält der Käufer ein hüb sches Buch. Tryphon verkaufte ein Exemplar von Markial's Zcenien samml dem hübschen Einband für 2 Scsicrtien (2s4 Ngr.). Ein Werk, das mindestens einen Druckbogen umfaßt, so billig zu liefern, war auch nur unter jenen Verhältnissen möglich. Zunächst hatten die Buchhändler wohl meistentheils kein Hono rar zu zahlen, wenn auch die Annahme, dass cs den alten Schrift stellern lediglich um die Ehre zu thun gewesen, nicht durchweg gelten kann. Auch ist cs bekannt, daß Plautus und Terenz ihre Eomödien den Aedilen verkauft. Aber auch von Freiexem plaren scheint man einen nur ganz beschränkten Gebrauch ge macht zu haben, da Martial wenigstens Freunde, die ihn um eines seiner Werke angingen, an den Buchhändler verweisen mußte. Wird doch auch öfter der Verleger emptor (Käufer) genannt. Der auffallend billige Bücherpreis jener Zeit findet aber auch noch seine Erklärung in dem Umstande, daß die dama ligen Buchhändler zugleich ihre eigenen Vervielfaltigungsanstal- /en der Verlagswerke hatten; sie hielten sich eine Menge Scla- ven oder auch wohl Freigelassene, durch deren Hand ein Werk der Art vervielfältigt wurde, daß man cs einer möglichst großen Menge von Schreibern dictirrc. Wie schnell aber eine Auflage selbst durch Schreiber hergestellt wurde, läßt sich schon aus den berühmten Tironischen Noten erkennen, d. h. Abkürzungen, welche Tiro, ein Freigelassener Cicero's, erfunden hatte, sodann aber auch aus einer Bemerkung Martial's, der von seinem 2. Buche, welches 93 Epigramme enthält, behauptet (XIII, 3), daß es der Schreiber in einer Stunde abschreibe, eine Angabe, wonach mindestens 9 Verse in der Minute geschrieben werden mußten. Die Auflage wurde gewöhnlich nach dem Bcdürfniß berechnet. Blieb wider Erwarten ein Rest zurück, war der Ab satz in Rom nicht stark genug, so erhielten die Provinzialen, be sonders in Spanien, Afrika, Gallien und Britannien den Rest zugeschickk, da man dort nicht so wählerisch war; oder auch cs wanderte ein guter Theil als Maculatur in die Hände der Krä mer und Fischhändler, die ihrerseits wieder daraus ein Geschäft mit den Schulkindern machten. Für den Autor selbst war jene Versendung nach den Provinzen nur ein Vortheil, insofern diese Folge einer ungünstigen buchhändlerischen Spekulation in Rom des Verfassers Namen über Land und Meer trug und so das Interesse für die Person desselben erregte. Ist es ja doch bekannt, daß, lediglich um den Livius zu sehen, ein Mann von Cadix nach Rom kam, um dann hocherfreut wieder in seine Hei- math zurückkehren zu können. Natürlicherweise entstand durch eine solche Versendung auch ein buchhändlerisches Geschäft in den Provinzen resp. im Auslande. Miscellen. Le ip zig, 26. Juni. Gegenüber den mannigfaltigen beun ruhigenden Berichten auswärtiger Blätter über die gegenwär tigen Zustände Leipzigs und namentlich unfern Post- und Ei senbahnverkehr halten wir uns zu der Mittheilung verpflich tet, daß die Besetzung unserer Stadt durch preußische Truppen den gewohnten friedlichen Gang von Handel und Wandel in keiner Weise gestört hat, und nach der jüngsten Bekanntmachung des K. Ober-Postamts der Verkehr aus und nach allen außec- deutschen, sowie aus und nach denjenigen deutschen Staatsge bieten, mit denenPreußen sich nicht in Kriegsverhältnissen be findet, oder welche von preußischen Truppen beseht sind, unbe schränkt statlsindet; beschränkt nur insofern, als aus und nach allen übrigen Gegenden Postsendungen erst nach dreitägigem Zurückhalten von der Aufgabezeit an gerechnet, von hier fortspe- dirr werden können.— Auch die Ablehnung der Garantie für Werthscnd ungen von Seiten der Post ist vielseitig ganz falsch aufgefaßt worden; dieselbe bezieht sich vielmehr nach einer amt lichen Erklärung nur auf die Fälle eines durch den Kriegszustand herbcigeführtcnVerlustes, eine Gefahr, welche nach den preußischen Proclamationen und dem thatsäch- lichen Verhalten der preußischen Truppen gleich Null ist, und es wäre demnach nicht mehr gerechtfertigt, auch fernerhin Werth- sendungcn aus Furcht vor deren Gefährdung zurückzuhalten. — Der Eisenbahnverkehr hat mit Ausnahme von Sendungen nach Süddeutschland (Oesterreich, Bayern u. s. w.), wohin der selbe bis auf Weiteres gänzlich unterbrochen ist, seinen regelmä ßigen Lauf. — Und was endlich die telegraphische Privat iv orr e sp o n den z anlangt, so findet dieselbe gegenwärtig, nach dem die sächsischen Telegraphenbeamten außer Thätigkeit gesetzt sind, in dem beschränkten Maße Beförderung, wie die vorhande nen geringen Kräfte sie zu bewältigen vermögen. An den Sortimentshandel. — Während die Noth der Zeit den Sortimentshändler zwingt, seine Baarbezüge aufs Aeußcrstc einzuschcänken; während einzelne hochachtbare Firmen und ganze Eorporationcn die sogenannten Baarverlegcr um zeit weilige Suspcndirung der Baarexpedition bestürmen, und mit jeder Woche mehr Handlungen, durch gebieterische Umstände ge- nöthigt, sich diesem Verlangen anschließen werden — in solcher Zeit unternimmt es Hc. Otto Zanke in Berlin mit einem Mulhc, der eines besseren Zieles würdig ist, sich der Reihe der Baarvcrleger anzuschließen mit der Erklärung, daß er seine Romanzeitung vom 3. Quartale an vorläufig nicht anders, als ausschließlich gegen baar liefern werde. Gelänge Hrn. Zanke dieser Staatsstreich gegen seine bisherigen Geschäfts freunde, so würde es ihm vielleicht an Nachfolgern nicht fehlen. Wir haben aber zu dem gesunden Sinne der SortimentSbuch- händlcr das volle Vertrauen, daß sie in richtiger Würdigung der möglichen Consequenzcn die Zumuthung des Hrn. Zanke ab- lchnen und denselben durch allgemeinen passiven Widerstand zum Rückzuge nöthigen werden. In diesem Vertrauen beabsichtigen wir keineswegs, die Sortimcntshändler durch diese Zeilen zum Widerstande aufzurufe»; denn solchen Aufrufes bedarf es sicher nicht erst. Wohl aber können wir nicht umhin, unserem aufrich tigen Bedauern darüber Ausdruck zu geben, daß das wenig rück sichtsvolle Verfahren eines Einzelnen das gegenseitige Vertrauen der Berufsgenossen, woraus allein unsere Stärke beruht, und welches heute mehr denn je noth thut, untergräbt und zugleich ein inderThat verdienstliches literarisches Unternehmen in seinem Be stände vielleicht ernstlich gefährdet. —n.
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