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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.08.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1931-08-01
- Erscheinungsdatum
- 01.08.1931
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- Deutsch
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X- 176, 1. August 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Hannover im Herbst weitere Beschlüsse fassen. Der Verband unterstützt diese Bemühungen und bittet Kollegen aus anderen Städten, sich mit der Materie zu befassen und mit dem Ver bandsvorstand Fühlung zu nehmen. Es ist nicht daran gedacht, eine solche Gehilfenprllfung für ein kleines abgegrenztes Gebiet einzuführen, sondern eine solche Einrichtung für das gesamte Reichsgebiet beim Börsenverein zu beantragen. Notwendig er scheint allerdings, daß inzwischen Versuche in kleineren! Rahmen gemacht werden. Die Vorsitzenden der Nachbarverbände Norden und Sachsen-Thüringen haben sich ebenfalls bereit erklärt, auf ihren Hauptversammlungen zu dieser Frage Stellung zu neh men. Der Vertreter des Börsenvereins machte noch Mitteilung, daß auch beim Bildungsausschuß vorbereitende Arbeiten ge leistet werden. Die Versammlung ermächtigte den Vorstand, im Rahmen der vorhandenen Mittel eine einfache, aber würdige Feier des svjährigen Bestehens des Verbandes vorzubereiten. Besonders wurde der Vorstand ersucht, eine Geschichte des Verbandes zu schaffen, die den Mitgliedern an jenem Jubeltage überreicht werden kann. Auf Antrag des Verbandsausschusses wurde der langjährige Vorsitzende des Verbandes, Herr Oscar Schmorl- Hanno ver für seine hingebende Tätigkeit im Dienste des Verbandes und seine Verdienste um den gesamten Buchhandel zum Ehren-, Mitglied ernannt. Als Tagungsort für die nächste Hauptversammlung wurde Göttingen gewählt. Gegen 13.39 Uhr schloß der Vorsitzende die Versammlung. Ein einfaches Mittagessen vereinigte darauf die Teilnehmer im Ratskeller des Hildesheimer Rathauses. Herr Bruno Hanckel- Osnabrück wies in kurzen kernigen Worten auf den Ernst der Zeit hin und erinnerte daran, daß vor etwa 120 Jahren Deutsch land in einer ähnlichen Lage gewesen ist und daß sich damals ein Freiherr vom Stein gesunden hat. der durch seinen festen Willen und seine Führergabs Preußen-Deutschland aus der Erniedri gung heraus wieder zur Höhe geführt hat. Er erinnerte daran, daß zur gleichen Stunde in Paris das Schicksal unseres Vaterlandes beraten würde und schloß mit einem starken Be kenntnis zu unserem deutschen Vaterland. Herrn Waldemar Heldt-Hamburg fiel die dankbare Aufgabe des Damenredners zu, die er glänzend löste. Das herrliche Sommerwetter führte die Mehrzahl der Versammlungsteilnehmer am Nachmittag in das nahegelegene Berghölzchen. Ein frohes Zusammensein im Wie ner Hof beschloß die Tagung. Für diejenigen Kollegen, die mit ihren Damen noch bis zum Montag bleiben konnten, war ein größerer Ausflug in die Umgebung Hildesheims vorgesehen, der vom Wetter außerordentlich begünstigt war. Georg Müller. „Sortimenter und wir". Bon Max K r o n b e r g. Es gab eine Zeit, in welcher Dichter und Schriftsteller, nament lich solche von Romanen und Gedichten und anderen Unsachlichkeiten sich einen Karren mieteten nebst einem Gaul und ihre Geistesprodukte von einer Stadt nach der anderen fuhren, um sie dort zu verhökern. Sie bauten sich dann auf dem Marktplatz auf, stiegen auf eine Tonne und priesen ihre Bücher an, vollkommen frei von Bedenken, ob diese Art von Vertrieb auch gentlemanlike sei oder nicht. Leider: infolge der allmählichen Liquidierung des Mittelalters (wir befinden uns immer noch mitten drin) verschwand diese Er scheinung. Wie gern würde ich sie wieder einführen! Es müßte ganz herrlich sein! Hinter dem Stande des Autors würden dann Lastkraftwagen halten, die immer neue Massen von Romanen oder Gcdichtbänden herbeischaffen. Die Menge würde sich stauen, Schupos mit weißen Manschetten würden den flutenden Zustrom der Käufer regeln. Sie lächeln bei dieser Vorstellung? Es gibt nichts zu lächeln: an den »Tagen des Buches« lebt dieser Brauch vereinzelt schon wieder auf. Das wird sich einbürgern. Der Zusammenhang zwischen Autor und Buchkäufer ist viel zu gering. Erstens: der Autor muß schreiben, er kann seine Leser nicht 712 aufsuchen. Verlassen und einsam hockt er hinter der Schreibmaschine, bis er der Altersschwäche anheimfällt, umkränzt von einigen Lor beerblättern und getröstet durch eine Sammlung blondester Locken, die er sanft einbettete zwischen vergilbende Abschnitte von Post anweisungen und Zahlkarten. Das ist Dichterlos. Aber man muh zufrieden sein. Trotzdem: der Leser weiß nichts von ihm, seinem Dichter. Selbst biographien werden nicht ernst genommen. Das Bild des Autors erscheint zuweilen in »Illustrierten«, wobei der Autor aber nur wenig auffällt. Denn neben ihm, .auf derselben Seite, sieht man Boxer, Filmstars und Massenmörder oder gar Sieger aus einem Sechstagerennen. Diese Konkurrenz wirkt plastischer, schon durch die Aufmachung. Autoren sollten sich faszinierender kleiden, wenn sie sich typen lassen. Sie wirken viel zu bescheiden. Auch der Sortimenter kennt den Autor nur aus Abbildungen, welche diese beiden einander aber kaum näherbringen. Was tut der Sortimenter mit einem Bild? Wenn der Autor, dieser bescheidene Mensch mit dem indifferenten Gesicht, ihm als zweiter Vorsitzender des »Ostpreußischen Vereins der Kanarienzüchter E. V.« vorgestellt würde, hätte der Sortimenter denselben Genuß, dieselbe geistige An regung. Das genügt nicht. Sortimenter haben es schwer. Ihre Träume werden dauernd von imaginären Autorengestalten beunruhigt; sie drohen und schreien: »Warum verkaufst du meine Bücher nicht besser?« Armer Sorti menter! Aus allen Himmeln herunter regnet der Segen von Büchern auf sein unschuldig Haupt. Man versichert ihm täglich: »Du wirst erst dann endgültig zum reichsten Manne der Welt, wenn du deine sämtlichen Schaufenster ausschließlich für die Romane von Sebastian Emil Krause verwendest.« Aber zweihundert Schaufenster müßte der Sortimenter besitzen, wenn er diesen Anregungen folgen wollte. Die hat er nicht. Er liebt alle Autoren auch viel zu unparteiisch gleichmäßig, er kann sich nicht vierteilen lassen für Leute, die er nicht einmal persönlich kennt. Aber wie wäre es, wenn alle Nomanautoren sich zu einer Rund reise durch sämtliche deutschen Gaue entschließen würden, um alle Sortimenter der Reihe nach aufznsuchen? Und ihnen Bescheid zu sagen? Da nur gegen dreitausend neue Romane im Jahre erscheinen, gäbe das zehn Autoren pro Tag. Eine Kleinigkeit für den Sorti menter, sie zu empfangen und mit jedem über Literatur zu sprechen. Natürlich nur über die dieses Autors, die andere fällt aus. Welche Vorteile auch für den Autor. Kritischen Blickes würde dieser zu sehen verlangen, wo sein neuestes Werk deponiert ist. Damit dieses Werk auch dem Publikum auffällig werde: »In Ihrem Schaufenster sah ich es nicht«, bemerkt der Dichter dann stirnrunzelnd. »Wie sagen Sie? Irrtum!«, behauptet der Chef, »gestern lag es noch da — da hinten —« ^Da hinten? Hinten legt man meine Romane überhaupt nicht aus, nur vorn — in der ersten Reihe! Aber da haben Sie jetzt Ihre Kochbücher für Pilzfreunde' — ,Wie sage ich's meiner ältesten Toch ter?' — und den .Vollkommenen Angler mit Regenwürmern' liegen —« Der Chef erschrickt, es ist ihm nicht wohl, gleich wird der nächste Autor erscheinen und kontrollieren: »Müller —«, der Chef ruft den Lehrling, »Müller, legen Sie sofort den neuesten Roman dieses Herrn — wie hieß der Roman —« Der Autor unterbricht erregt: »Wie — Sie kennen nicht einmal den Titel? Meine .Katastrophen um Hilde Sömmerlein'? Mein ganz epochales Werk, das endlich allen denkbaren Verirrungen weib licher Psyche grundlegend auf den Leib rückt?« »Müller —«, befiehlt der Chef, »legen Sie die .Hilde Sömmer lein' sofort neben den .Vollkommenen Angler mit Regenwürmern'—« Müller lächelt ganz überlegen und siegesgewiß: »Das geht nicht — wir haben das Buch ja noch gar nicht —« Der Autor erstarrt. Der Chef sinkt zusammen: »Dann bestellen Sie es, Müller«, sagt er ganz kleinlaut, »fünf Exemplare —« »Sie werden nicht auskommen«, warnt der Autor mit Stirn runzeln, »nehmen Sie fünfhundert —« Der Chef bestellt hundert. Jeder Autor verlangt fünfhundert, mancher auch tausend. »Es war mir ein Fest«, sagt der Autor zum Abschied, nicht un befriedigt, »mein nächster Roman erscheint im Oktober. Er ist in der Reinschrift. Dann komme ich wieder!« Man sieht, daß ein solches direktes Zusammenarbeiten auch zwischen Autor und Sortimenter sehr vorteilhaft sein kann, für beide Teile. Der Sortimenter ist dann immer im Bilde. Auch ohne Buch karte!
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