Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.08.1931

176, 1. August 1SZI. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Lxposicioli ulemanu 6e libros y artes xfgkicas en kueno8 -Vire8. Ostalogo 6e los Iibro9. l-eiprig: körsenverein 6er Veut8eken kuekkÄncklei- (1931). VII, 318 u. 32 8. 4 Kbk. 8°. 1931. 62 8. in. ^bb. 8°. Ein Vergleich der Kataloge der deutschen Buchausstellung in Rio de Janeiro (Mai 1930) und Buenos Aires (Juni 1931) läßt er kennen, daß die Ausstellung in der Zeit zwischen dem Abbruch in Brasilien und der Eröffnung in Argentinien an Reichhaltigkeit, Aus wahl und Gliederung gewonnen hat. Insbesondere wurden die Ab teilungen Medizin, Kunst und Kunstgewerbe sowie Technik wesentlich vermehrt, da gerade für diese Gebiete in Argentinien besonderes In teresse vorhanden ist. Im übrigeil wurden in allen Abteilungen nach Möglichkeit die Neuerscheinungen der letzten Jahre neu ausgenommen. Es ist dies hauptsächlich ein Verdienst der beratenden Mitarbeit der Deutschen Bücherei, die von der Auslanöabteilung des Börsenver eins zur Neubearbeitung des Bnenarenser Katalogs herangezogen wurde. Wenn die Veranstalter in dem Vorwort hinsichtlich der er reichten Vollständigkeit der Auswahl dennoch um Nachsicht bitten, so hat das seinen guten Grund darin, daß die letzte Entscheidung über das Vertrctensein eines bestimmten Werkes nicht beim Veranstalter, sondern beim Verleger, lag, der z. B. an der Ausstellung eines ver griffenen Buches nur ein geringes Interesse nehmen oder hier und da die Hergabe eines besonders kostbaren Objekts scheuen mochte. Hin sichtlich der Ausgestaltung der Inhaltsübersicht, die im vorliegenden Katalog nur die 10 Hauptgruppen und die 3 Sonderabteilungen aufführt, wird man den Wunsch aussprechen dürfen, auch die 116 Unterabteilungen, auf die man erst im Text stößt, mit aufzuführen. Die Sonderabteilungen, deren Besetzung mit ganz besonderer Sorgfalt getroffen wurde, sind »Argentinien im deutschen Buch«, »Deutschland von heute« und dem »Schönen Buch« gewidmet. Würde künftig auch noch ein Verfasserregister beigegeben, so würde das die Herstellungskosten des Katalogs sicher erhöhen, dafür aber auch seinen Wert als biblio graphisches Hilfsmittel für den ausländischen Interessenten steigern. — Der vom Berliner Kunsthistoriker Alfred Kuhn unter Mitwirkung von Karl Hofer und George Grosz zusammengestellte Katalogder Gra phikschau gewährt einen Überblick über die deutsche graphische Kunst seit Liebermann. — Ausstattungsmäßig stehen beide Kataloge auf erfreulicher Höhe. vr. W i l h. L u i g. Feig-Sitzler: Betriebsrätegesetz, Betriebsbllanzgesetz und Aussichtsratsgesetz. 13. u. 14. Ausl. Berlin 1931: Franz Wahlen. Lwd. RM. 10.—. Der in der Praxis gut eingeführte Kommentar unterrichtet rasch und zuverlässig unter präziser Hervorhebung der namentlich durch die Rechtsprechung des Neichsarbeitsgerichts entwickelten Rechtssätze über alle auftauchenden Fragen. Gerade in den jetzigen Notzeiten, in denen an Arbeitgeber wie Betriebsratsmitglieder besonders starke Anforderungen gestellt werden, wird die dem neuesten Stande der Arbeitsrechtspraxis und -Wissenschaft entsprechende Neuauflage des bewährten Führers durch das Recht der drei zusam mengehörigen Materien des Betriebsräte-, Betriebsbilanz- und Auf sichtsratsgesetzes dankbar begrüßt werden. Als Beispiele für die Behandlung der modernen arbeitsrecht- lichen Streitfragen seien n. a. genannt: Einfluß des Sinkens der Arbeitnehmerzahl unter 20 auf den Fortbestand der Betriebsver tretung (8 1 Anm. 7, Vordem, vor § 39), Abgrenzung selbständiger Tätigkeit von abhängiger Beschäftigung (8 11 Anm. 1), Wiederwahl nach Absetzung oder Auflösung (8 18 Anm. 4), ungültige Beschlüsse des Betriebsrats (8 32 Anm. 2), Aufgaben und Befugnisse der Be triebsvertretung (Vorbem. vor § 66), negative Vereinigungsfreiheit (8 66 Anm. 8), Betriebsvereinbarungen (8 78 Anm. 3 6), Kurz arbeitsklausel (8 78 Anm. 3 e), Einspruchsrecht (8 84 Anm. 8/9), Kündigung von Betriebsvcrtrctungsmitglieöern (8 96 Anm. 2), Zu stimmung zur Entlassung von Betriebsratsmitgliedern (§ 96 Anm. 4) usw. Bei der Erläuterung des Betriebsbilanz- sowie des Aufsichts ratsgesetzes ist auch die einschlägige handelsrechtliche Literatur und Judikatur berücksichtigt. Somit wird auch diese Neuauflage wie ihre Vorgänger sicherlich den Weg in die zahlreichen Betriebe, Amtsstuben und Verbanüsbüros finden, die sich täglich mit Fragen des Betriebs verfassungsrechts zu befassen haben. Rechtsanwalt vr. Kurt Runge, Leipzig. Kleine Mitteilungen Eine deutsche Zeitung in Bulgarien erscheint seit kurzem, das »Bulgarische T a g b l a t t«, lebhaft gefördert vou der ungefähr 25 000 Köpfe starken deutschen und österreichischen Kolonie. Damit haben von den sechs Balkanstaaten vier, und zwar Bulgarien, Jugo slawien, Rumänien und die Türkei eine deutsche Presse; nur zwei Balkanstaaten, Albanien und Griechenland, besitzen noch keine deut schen Zeitungen. vr. F. W. Aus Skandinavien. — Die Ausfuhr von Büchern aus Schweden hat sich vermindert, indem im Jahre 1930 346 734 KZ im Werte von 1897 H64 Kronen gegen 450 256 KZ im Werte von 2 293 373 Kronen im Jahre 1029 ausgeführt wurden. Von den 1930 ausgeführten Büchern gingen für etwa 1 Million Kronen nach Finnland, 200 000 nach Norwegen, 100 000 nach Däne mark und 100 000 nach den Vereinigten Staaten. Die Anzahl der im ersten Halbjahr dieses Jahres in Schweden erschienenen Bücher bezeichnet die Fachpresse als die niedrigste seit langer Zeit. Es erschienen nämlich nur 940 Werke gegen 996 wäh rend der entsprechenden Zeit 1930 und 1049 im Jahre 1929. Eine Tageszeitung in Stockholm hat sich aus diesem Anlaß an einige leitende Persönlichkeiten der Buchhandelswelt mit der Frage gewandt, ob das literarische Interesse in Schweden Nachlasse. Von allen hat sie die Antwort bekommen, daß es nur ein Zufall sei, denn es hat sich nicht gezeigt, daß das Publikum weniger Bücher kaufe als sonst. Wenn man die Schaufenster der Buchhandlungen betrachtet, findet man aber, daß nicht so viele schwedische Originalromane dort Vor kommen, und der Grund dazu ist zweifellos in dem Umstand zu suchen, daß viele Autoren ihre neuesten Werke zu dem großen nordischen Nomanwettbewerb gesandt haben, der noch nicht entschieden ist. Ein Zeichen, daß mehr gelesen wird, ist die Tatsache, daß die Auflagen größer geworden sind. In Stockholm starb am 4. Juli der Leiter der schwedischen Buch handelsschule, Professor Carl A. Fahlste dt. Aus alter Buch händlerfamilie stammend, wurde er im Jahre 1863 in Stockholm ge boren, studierte zuerst in Uppsala, besuchte dann verschiedene Uni versitäten in England, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, wurde 1893 Professor Dipl, an der Universität zu Genua und später Professor der französischen Sprache und Literatur bei dem In8tituto k'rane^eok'jorentjllo in Nicastro. Nach Schweden zurückgekehrt, wurde er 1899 Sprachlehrer bei der Beskowschen Schule in Stockholm, wo er bis zu seinem Tode wirkte. Er hat mehrere Lehrbücher heraus gegeben, darunter schwedisch-italienische, italienisch-schwedische und schwedisch-spanische Wörterbücher. Seine Haupttätigkeit hat er aber auf einem anderen Gebiete geleistet, und zwar als Leiter der schwedi schen Buchhandelsschule seit der Gründung im Jahre 1905. Beim 25jährigen Jubiläum der Schule wurden ihm viele Beweise der Dankbarkeit zuteil; u. a. wurde ihm eine Gabe von über 5000 Kr. überreicht, wovon jetzt die Zinsen fleißigen Schülern der Buchhandels schule zugute kommen. Trotz schwerer Krankheit während der letzten Wochen wollte er sein Amt nicht aufgeben, sondern begab sich mit Aufbietung seiner letzten Kräfte zum Unterricht. Drei Tage vor seinem Tode leitete er die letzte Stunde in seinem Heim vom Kranken bett aus. In Dänemark ist aber der Bllcherverkauf etwas zurück gegangen, und zwar infolge der Wirtschaftslage. Nach dem Ge schäftsbericht des Verlages Gyldendal für das Jahr 1930 erschienen in dieser Zeit 329 Bücher gegen 279 im Jahre 1929. Diese Ver mehrung aber bezieht sich ausschließlich auf die Schulbücher, von denen der Verlag 1930 64 mehr als im vorigen Jahr herausgegeben hat. Die übrige Literatur dagegen ist zurückgegangen. Im Bericht wird der skandinavische Nomanwettbewerb als das größte literarische Er eignis des Jahres 1931 bezeichnet. Der Verlag beschäftigte 1930 im ganzen 557 Personen. Der Gewinn war etwas kleiner als im vorigen Jahr. Der Uberschuß beläuft sich auf 413 000 Kronen. Die Aktionäre erhalten 8 Prozent Dividende - 288 000 Kronen. In der Zeit vom 2. bis 11. Juli wurde in Norwegen ein großes Treffen nordischer Buchhandlungsgehilfen abgehalten, das von 31 Dänen, 27 Norwegern, 1 Finnländer, 1 Isländer und 21 Schweden besucht wurde und das als außerordentlich wohlgelungen bezeichnet wird. Das reichhaltige Programm umfaßte Vorträge von bedeutenden Fachleuten, Führungen usw. Der Leiter des Kursus war der Vor sitzende des Norwegischen Buchhändlervereins, Herr Niels Hauff. Die unvergeßlichste Erinnerung dieser schönen Tage war der Besuch bei Sigrid Undset, wo die Teilnehmer aufs freundlichste empfangen wur den, was um so mehr zu schätzen ist, da die Dichterin sonst alle Be suche ablehnt. A. Q. (Fortsetzung auf S. 716.) 713