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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.05.1929
- Strukturtyp
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- 1929-05-14
- Erscheinungsdatum
- 14.05.1929
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- Deutsch
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X: 109, 14. Mai 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.ü.Dtschn. Buchhandel. Was einst die Buchdrucker von der Setzmaschine befürchtet haben: daß sie ihren Beruf gewaltig einengen würde, ist nicht eingetroffen — iin Gegenteil, das Gewerbe hat sich ständig ausge- weitet. Der Bedarf hat nicht etwa die Maschine, sondern die Maschine hat den verstärkten Bedarf geschaffen und die Produk tion ganz gewaltig gesteigert. Vielleicht hat sie auch die Pro duktion unserer Autoren gesteigert! (Heiterkeit.) Wenn wir der Herstellung des Handsatzes noch ein Wort widmen wollen, so ist dazu zu sagen, daß die handsatzlichc Herstellung sich eigentlich von der Arbeit des Erfinders der Buchdruckcrkunst nicht wesentlich unterscheidet. Abgesehen von dem reichhaltigeren Material bleibt doch die rein manuelle Tätigkeit des Handsatzes noch immer so, wie sic Johann Gutenberg schon ausgeübt hat. Hat der Satz nun die Maschine oder den Setzkasten verlassen, dann wandert er in ersten Abdrucken zu jenen Männern, die auch ein wenig beneidenswertes Dasein führen, von denen Alfred Braun kürzlich bei seinem Streifzug mit dem Mikrophon durch Berlin sagte, daß er als Arbeitsloser sich bestimmt nicht zu ihrer Tätigkeit melden würde: zu den Korrektoren. Diese Männer ver richten eine Tätigkeit, die wie die des Autors selber für alle Zeit von aller Maschinentechnik unberührt bleiben wird. Die stille, mühselige und doch so verantwortungsvolle Arbeit des Korrektors sicht kein Mensch, der ein Buch oder eine Zeitung liest. Sie wird erst dann bemerkt, oder besser gesagt, vermißt, wenn der geneigte Leser oder, was für den Korrektor noch schlimmer ist, zu nächst der Herr Autor einen jener Schnitzer entdeckt, über den nach seiner Meinung jeder Mensch mit fünf gesunden Sinnen hätte stolpern müssen. (Heiterkeit.) Ich möchte nur Ihnen allen einmal wünschen, daß Sic einmal den Ärger durchkosten müßten, mit dem der Korrektor sich alle Tage vollsaugt wie ein trockener Schwamm mit Wasser! Der Korrektor ist bei der Herstellung eines Druckwerkes buchstäblich das Lamm, das aller anderen Sünde trägt! (Heiterkeit.) Leider erlaubt es die Zeit nicht, dies noch des Näheren zu begründen. Auf der »Bugra« in Leipzig 19l4 und auf der »Pressa» in Köln waren Wunderbeispiele zu sehen, was Setzern und Korrektoren an »Runen- und Ketlschrist- forschung- alles zugemutct wird. Aber auch abgesehen davon hängt die korrekte Drucklegung eines Werkes von hundert kleinen Dingen, Zufälligkeiten und Nebensächlichkeiten ab. Man kann kühnlich behaupten, daß es ein ganz fehlerfreies Buch einfach nicht gibt. Das beweist am besten das Beispiel der berühmten Oxford-Bibel, von der zwanzigmal Korrektur gelesen wird und auf jeden weiteren Fehler noch Prämien ausgesetzl werden: dabei soll noch keine Neuauflage ganz fehlerlos gewesen sein! Ich möchte Ihnen also zurufen: Verzeihen Sie dem Manne, der von den Fehlern der anderen leben muß, von dem man aber verlangt, daß er ganz allein ohne Fehler sein soll! (Heiterkeit.) Ist nun der Satz in der ersten Korrektur von Fehlern gereinigt — es folgt später noch eine erste und zweite Fehlerrevision —, dann tritt der Metteur in Funktion, der aus den Spalten die Seiten formiert, und der auch der Disponent über die gesamte Satzarbcit bis zur Übergabe der Formen an die Stereotypie oder den Druckersaal ist. Auch ihm liegt eine ver antwortungsvolle Aufgabe ob. Er hat nach bestimmten Prin zipien ein in richtiger Raumverteilung und vielerlei anderen Dingen gefälliges Bild jeder einzelnen Buchseite zu schaffen. Nur besonders erfahrene Setzer werden deshalb mit den Funktionen eines Metteurs betraut. Die Stereotypie bildet dann eine Zwischenstufe zwischen Satzhcrstellung und Druck, die im Büchcrdruck nur dann eine Rolle spielt, wenn es sich um höhere Auflagen eines Werkes handelt. Durch Hand- und Maschinenarbeit wird aus der Satz form über den Weg der Maternprägung eine zusammenhängende Bleiplalte gegossen, diese eventuell noch mit einem galvanischen Kupfer- oder Nickelniedcrfchlag versehen, und von diesen Platten werden dann erst die Maschincndrucke hergcstellt. Wird ein Werk im Rotationsdruck hergestellt, d. h. wie eine Zeitung im Schnelldruck von endlosem Papier gedruckt, dann ist die Stereo typie unentbehrlich, da diese.Maschinen nur von gebogenen Platten zu drucken vermögen, während die sogenannten Schnell pressen vom Satz selbst oder von der Flachplatte drucken. Damit sind wir schon beim Druckprozeß angelangt. Satz und Druck stehen für das Gesamtbild eines Druckwerkes in engster Wechselwirkung zueinander. Ist der Satz schlecht und der Druck gut, so bleibt das Ganze schlecht; ist der Satz gut und der Druck schlecht, so ist es das gleiche oder noch schlimmer, da dann alle vorhergehende Mühe umsonst war. Auch der gute Drucker muß als Handwerker mit Kunst- und Farbensinn und beim illustrier ten Druck mit besonderem Feingefühl begabt sein, um aus dem Werk des Künstlers, aus der Atzung, der Autotypie, der Radie rung, dem Holzschnitt oder sonstigen Bildstöcken durch sorg fältigste Zurichtung die feinste Nuance herauszuholen. Vor bedingung für einwandfreie Arbeit des Druckers ist neben einer guten Satzform eine gut erhaltene moderne Maschine und nicht zuletzt die Verwendung guten Papiers und besten Farbcnmate- rials. Gerade das Papier spielt eine bedeutsame Rolle. Wie manches gute Werk ist bloß deshalb unansehnlich, weil aus Papier und Farbe oder eines von beiden zu wenig Wert gelegt wurde! Die moderne Schnellpresse vermag stündlich 1000 bis 2000 Bogen zu drucken. Bei der Rotationsmaschine richtet sich der Produktionsumfang nach der Größe der Maschine. Die Durch schnittsleistung einer mittleren Rotationsmaschine beträgt 10 000 Bogen pro Stunde. Für die Produktion des billigen Massen buches, z. B. des bekannten llllsteinbuches, werden heule soge nannte Buchmaschinen gebaut, die das ganze Buch in einem Pro duktionsgang so weit fertigstellcn, daß nichts mehr weiter übrig bleibt als die Einhängung des gehefteten Buches in den Deckel oder Umschlag, — was dann auch noch wieder auf maschinellem Wege vor sich geht. Bei der Buchherstellung kommen die verschiedensten Druck techniken — teils hilfswcise — zur Anwendung. Neben dem Buchdruck, dem sogenannten Hochdruckverfahrcn, also von hoch stehender Schrift — oder Bildplatte —, der Flachdruck (der Stein-, Zink-, Licht- oder indirekte, der sogenannte Offsetdruck) oder der Tiefdruck, — die letzteren Verfahren besonders bei illu strierten Werken und bei Werken mit photographischen Wieder gaben. Beim reinen typographischen Buch dominiert natürlich der Buchdruck. Einen weiteren Streifzug durch die jedem ein zelnen dieser Druckverfahren innewohnenden technischen Beson derheiten und ihre Anwcndungsmöglichkeitcn für den Bücher druck muß ich mir leider aus Zeitmangel versagen. Das innere Kleid eines modernen Buches wird umso voll kommener sein, je besser alle Einzelheiten im Fortgang des Her- stellungsprozesses von vornherein durchdacht und die Anwendung der zweckmäßigsten Drucktcchnikcn in Rücksicht gezogen ist. Im übrigen wird der anzusctzende Verkaufspreis eines Buches bei all diesen Dispositionen meist eine ausschlaggebende Rolle spielen. Was für die Innengestaltung des Buches gilt, trifft im gleichen Maße auch auf sein äußeres Gewand zu: auch beim Buch einband spielen der Auchkünstler, der Graphiker wie der fachlich hochgeschulte technische Arbeiter eine gleich bedeutsame Rolle. Und nur, wenn mit künstlerischem Gcstaltungswillen und init technischem Können wirkliche Güte des verwendeten Materials einhergcht, wird ein ansehnliches Buch entstehen. Auch hier hängt wieder viel vom Preis des Buches ab. Der einfachste Pappe oder Kalikoeinband mit schwachem Rücken wird wesentlich billiger, aber auch recht bald unansehnlicher sein als der gute Leinen oder Halbfranzband, — von Ganzlederbänden, die ja schließ lich als Luxusbändc auch Luxuspreise haben, ganz zu schweigen. Eins möchte ich noch Herrn vr. Döblin sagen. Ich kann mich als Mann der Technik nicht zu dem Standpunkt bekennen, den er als Autor vertreten hat: »Wir wollen vor allen Dingen das geistige Gut in die Köpfe bringen, das äußere Gewand ist uns gleichgültig!» Demgegenüber muß ich sagen: je höherwertig der Buchinhalt ist, in ein umso ansprechenderes Gewand muß das Buch gekleidet sein; man soll dem Volke nicht das Gute in einem schundigen Gewände darbietcn wollen. (Zustimmung.) Wir Buchdrucker und Verleger und alle, die wir am technischen Her stellungsprozeß beteiligt sind, müssen uns dagegen wehren, daß unsere Kunst durch Grundsätze dieser Art zum Niedergang ge bracht wird. Der Preis des Buches — das erkenne ich an — ist für die Propaganda, die durch Tage wie den heutigen ge trieben wird, mitbestimmend. Hilfe für das gute Buch durch 527
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