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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1864
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.04.1864
- Sprache
- Deutsch
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durch den Todesstoß der Philologie, die sich zu behaglich in ihnen breit machte, hat die Kritik nur noch wenige allgemeine Organe, die ihr ausschließlich dienen; diese wenigen gehören vornehmlich den Fachwissenschaften an, und wahrend sie die Wirkung auf die selben üben, die sie beabsichtigen, fristen sie, deutschen Verhält nissen gemäß, kümmerlich ihr Leben, noch seltener das ihres Ver legers. Die Kritik über die Werke aber, die aus den Strömun gen der Zeit, aus dem öffentlichen Leben fließen, hat sich in die politische»Zeitungen geflüchtet, in die Feuilletons derselben, und hängt sich vielfach an die Unterhaltungsblätter. Plan und Raum solcher Zeitschriften gestatten indessen nicht, dem Leser die Fülle des Vorhandenen ins Auge zu stellen und es zu sichten. DaS große Publicum entbehrt heute mehr wie früher einen allgemeinen Ueberblick üher die Bewegungen der Literatur in ihrer Gesammt- heit, es entbehrt damit einen wichtigen Punkt bei der Beurthei- lung unserer Zeit. Die Literatur selbst aber und damit zusam menhängend der Buchhandel leiden unter diesen nur angedeuteten Umständen am meisten. Das Bedeutendste und das einer Zeit Schmeichelnde oder ihr Entgegenkommende gelangt freilich durch sich selbst früher oder später an das Licht, für Bekanntwerden der meist untergeordneten Literatur, welche die Leihbibliotheken inj Umlauf setzen, sorgt die Lesewuth unseres Volkes; den unerläß- ^ liehen, oft die eigentliche Arbeit des Lebens verrichtenden Mittel gliedern aber wird das Recht des Daseins verkümmert und sie sind um so nothwendiger, als aus ihnen erst das Bedeutendere hervorgehen kann und als sie erst das Verständnis des Bedeuten den lehren. Sie sind die Stufen, auf denen Schriftsteller und Publicum emporzuklimmen haben, in ihnen liegt oft die meiste Arbeit und durch ihren Gesammtanblick gewinnen wir am lebhaf testen eine Kenntniß der Zeit. Während das Allerbedeutendste, Hervorragendste unserer Literatur in solchen Zeitschriften min destens nicht unerwähnt bleibt, hängt die Besprechung der übri gen neun und neunzig Hunderttheile vom Zufall, von Neigung, von Abneigung, Kameradcrie und dergleichen ab. Solchen Mißverhältnissen hätte Vieweg's Zeitschrift abge holfen, der Buchhändler und der Schriftsteller hätten die Sicher heit gewonnen, daß das des Besprechens Werthe durch die Kritik an den Platz gestellt worden wäre, der ihm gebührt und zwar in einem Blatte, welchem durch Autorität und Gunst der Verhält nisse ein besonderer Eingang sicher war. Vieweg's Blatt hätte aber vielleicht eine noch größere Wirkung dadurch geübt, daß es von neuem gelehrt hätte, wie ein jedes Werk nicht einzeln und abgerissen, sondern im Zusammenhänge mit der gleichzeitigen und gleichartigen Literatur im Ganzen betrachtet werden muß. Au diesen Betrachtungen regt uns die Aufforderung von den Hrn. H. Bodeck, Ed. Brockhaus u. A. vom Marz d. Z. an, der wir jüngst in den Zeitungen begegneten. Hermann Marggraff hat in den Blättern für litera rische Unterhaltung mit einem ganz besonderen Verständnis ge sucht, soweit der Plan und der Raum es gestarteten, jene allge meinen Gesichtspunkte zur Geltung zu bringen. Die strenge Wissenschastund ihre Monographien lagenaußer dem Bereiche des Blattes, dagegen spiegelte sich in demselben das Leben der allge meinen Literatur in lebhaften Farben ab. Durch gruppenweise Zusammenstellungen, durch sorgfältige Parallelen, durch zweck mäßige, zusammenfassende Jahresberichte hat dieses Blatt unter Marggraff's Leitung seinen Werth und seinen Reiz aus der alten Zeit in die neue herübergetragen. Marggraff hätte die literarische Zeitschrift des Böcsenveceins redigiren können, seine literarische, philosophische und menschliche Bildung befähigten ihn dazu, es befähigte ihn dazu die erworbene Uebersicht über das Leben in der Literatur und über die Schrift steller, er besaß die Mittel dazu in seinem kritischen Geiste, in seinem Verständnis für das Leben der Literatur und für das Weben des Buchhandels und — in der Gerechtigkeitsliebe, die ihm oberstes Gesetz erschien. Diese Gerechtigkeitsliebe ließ ihn für den Stand der Schriftsteller neben aufrichtiger Anerkennung der Jrcthümer und Fehler, die seine Genossen hie und da kenn zeichnen, das Wort vor Deutschland nehmen, er durfte es mit um so größerer Sicherheit, als er nach manchen Richtungen hin über vielen seiner College» stand. Dem Buchhandel leistete die Redaction Marggraff's wesent liche Dienste; das Blatt gehört einem Verlagsgeschäft von so be deutendem Umfange, daß leicht ohne besondere Pression der Ver lagshandlung, die wir in keinerWeise voraussetzen wollen, Brock- haus'scher Verlag und Brockhaus'sche Pläne ein Uebergewicht hätten bilden und den größten Theil des geistigen Interesses im Blatte hätten an sich ziehen können. Es war dies nicht der Fall. Das von Marggraff verfolgte Prinzip der Betrachtung der Lite ratur in ihrer Gesammtheit schloß solches Ueberwiegen Brock- haus'schcc und Beschädigen der übrigen Interessen aus. In Marggraff's Kritiken herrschte nie besondere Gunst oder Abgunst, sie suchten das Wesen der Dinge darzustellen, sie aus dem Geiste der Zeit zu beleuchten und die besprochenen Bücher einzureihen in die Stelle, die ihnen zustand. Eine besondere Gabe aber besaß Marggraff in seiner Kritik, die für den Buchhandel wesentlich war: er erkannte Talente, er zog und stellte sie ans Licht und half ihnen den Weg ins Volk finden, ermunternd, rathend, warnend. Marggraff hätte Redacteur des literarischen Organs des Böcsenvereins werden können, — aber das Organ ist nicht ins Leben getreten und den armen Marggraff beweinen seine Wiktwe und seine zehn Kinder. Sollte der Börsenverein an der Familie dieses Mannes, der in edler und uneigennütziger Weise der Literatur und dem Buch handel diente, nicht den Dank des Buchhandels freundlich abzu tragen vermögen? Solchen Wunsch wollen diese Zeilen aussprechen, sie wollen aber auch dazu anregen, daß von neuem erwogen werde, ob und wie Vieweg's Gedanke verwirklicht werden könne. Miscellcn. Leipzig, 8. April. Um den zur Messe hier anwesenden College«Gelegenheit zu geben, mit ihren Freunden und Bekann ten einen heiteren und gemüthlichen Abend zu verleben, wird der Vorstand des hiesigen Gehilfenvereins auch in diesem Jahre wie der ein gemeinschaftliches Abendessen in den Räumen des Schützen hauses, und zwar auf Montag den 25. April veranstalten. Wir möchten dies schon jetzt zur Kenntniß bringen, um dieser geselli gen Vereinigung des deutschen Buchhandels im allgemeinen In teresse eine recht zahlreiche Theilnahme zu sichern. Die bevorstehende Ausstellung soll dem Vernehmen nach von Hrn. Friedr. Bartholomäus in Erfurt mit einer Samm lung chinesischer und japanesischer Merkwürdigkeiten '— namentlich prachtvolle Bilderbücher und Bilderbogen, in Far bendruck aufPapier und aufAeug, Karten rc. — beschickt werden, worauf wir bei dem hohen Interesse dieser Gegenstände schon im voraus aufmerksam machen wollen. Personalnachrichten. Herr Heinrich Erhard (Firma Metzler'sche Buchh.) in Stuttgart ist, nachdem die Zeit, für welche er in die Gewerbe-und Handelskammer daselbst gewählt war, abgelaufen, wiederholt für sechs Jahre in diese Kammer gewählt worden.
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