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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.04.1929
- Strukturtyp
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- 1929-04-13
- Erscheinungsdatum
- 13.04.1929
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- Deutsch
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85, 13. April 1929, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. allzu leichtgläubig zu sein. Eine Organisation wie der Börsen verein mit den vielfach widerstrebenden Interessen seiner ver schiedenen Mitgliedergattungen muß sich des Kreises seiner Auf gaben und der Grenzen seiner Macht immer bewußt bleiben; sie überschreiten zu wollen, hieße von vornherein zum Mißerfolg verurteilt zu sein. Das gilt in Zeiten, die im Vergleich zu früher wesentliche gesetzliche Einengungen gebracht haben, in ganz besonderem Maße. Die Hauptforderungen zur Besserung der wirtschaftlichen Lage liegen nicht auf buchhändlerischem Gebiete. Es sind solche, die der Buchhandel mit der Gesaintwirlschaft gemeinsam hat und für die er sich deshalb Schulter an Schulter mit dieser auch ein- setzen muß. Sie sind genugsam bekannt und kehren in allen Jahresberichten und auf allen Kundgebungen der Organisationen immer wieder. Wenn wir trotzdem einzelne hier kurz andeuten, so geschieht es nur, weil wir diese für ganz besonders wichtig halten. Selbstverständlich muß der Dawesplan eine Regelung er fahren, die in endgültiger und in einer den Grundsätzen der Vernunft und der Gerechtigkeit entsprechenden Weise Deutsch land die Erfüllung seines Kriegstcibuts aus eigener Kraft ermöglicht. Daß trotzdem die Last nicht leicht, und daß sie auf Jahrzehnte hinaus der deutschen Wirtschaft auferlegt sein wird, weiß jeder. Mit umso größerem Nachdruck muß gefordert wer den, daß bis ins kleinste Sparsamkeit geübt wird, um trotz der Abgaben an die Siegerstaaten wieder die Kapitalbildung zu er möglichen. Der deutsche Unternehmer muß wieder Erfolgsmög lichkeiten sehen; Arbeit ohne diese zerstört aus die Dauer jede Initiative. Daher sind folgende Forderungen zu erheben; Die inneren Lasten müssen aus das Mindestmaß zurückgesührt werden. Hier kann viel geschehen, wenn man berücksichtigt, daß früher der An teil der öffentlichen Lasten am Volkseinkommen 16?S, jetzt aber 385L beträgt. Wohin wir steuern, beweist der Umstand, daß trotz des enormen Steuerdrucks das Aufkommen zur Deckung des Staatshaushaltes nicht zureicht. Seit Jahren wird schon eine grundlegende Änderung der Steuergesetzgebung erwartet. Was bisher geschehen ist, sind nur schüchterne Anfänge. Es ist bekannt, ein wie wesentlicher Teil des Steueraufkommens durch den um ständlichen und komplizierten Verwaltungsapparat verschlungen wird. Gewerbe- und Hauszinssteuer müssen ihres konsislatorischen Charakters entkleidet, am besten abgeschasft werden, denn das Ideal einer gerechten Besteuerung ist die Abgabe lediglich nach dem Ertrag, und zwar nach möglichst einfachen Grundsätzen, die es erübrigen, daß sich jeder einzelne Gewerbetreibende zur Abgabe der zahlreichen Steuerdeklarationen eines besonderen Sachver ständigen bedienen muß. Auch die dreijährige Durchschnittsbe wertung muß zum Ausgleich zwischen guten und schlechten Ge schäftsjahren wieder eingeführt werden. Für die Sozialgesetzgebung gelten die gleichen Grundsätze. 1913 betrug die zur Bestreitung der sozialen Lasten aufgebrachte Summe l,2 Milliarden RM, 1927 dagegen 4 Milliarden; seit dem sind weitere nicht unerhebliche Steigerungen eingetreten. Der Staat und die Kommunen haben sich jeder Einmischung in die Privatwirtschaft zu enthalten, soweit nicht das öffentliche Interesse ihre eigene gewerbliche Betätigung aus gewissen Ge bieten fordert. Der Buchhandel — Verlag und Sortiment — gehört hierzu nicht. Wir lehnen daher jede behördliche Kon kurrenz, in welcher Form sie auch auftreten mag, ab und werden sie mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln bekämpfen. Zu diesen wirtschaftlichen Forderungen gesellen sich für den Buchhandel noch solche kultureller Art. Was wir in dieser Hin sicht wünschen und erwarten, ist beim Tag des Buches zum Aus druck gekommen. Bei aller Beschränkung der Mittel und trotz des Zwanges zur größten Sparsamkeit darf doch die Pflege gei stiger Güter nicht vernachlässigt werden. Wir sind den Behörden, insbesondere dem Reichsministerium des Innern, dankbar dafür, daß sie sich für diese Bestrebungen am Tag des Buches eingesetzt und damit diesen Ausgabenkreis als ihnen zustehend anerkannt haben. Wir haben es freudig begrüßt, mit einer großen Zahl kultureller Verbände zusammen wirken zu können. Möge daher diese im Berichtsjahr zum ersten Male geleistete Arbeit ein vsr- 398 heißungsvoller Anfang zu späteren Erfolgen sein, Erfolgen, die nicht nur unserem Berussstande, sondern der Allgemeinheit zu gute kommen werden. Aus den einzelnen Zweigen des Gesamtbuchhandels ist folgendes hervorzuheben; Im wissenschaftlichen Verlag und Sorti ment wird das Berichtsjahr als ein solches ruhiger Fortent wicklung bezeichnet. Das Tempo der Zeit macht sich auch hier bemerkbar. Die Gefahr des Veraltens wächst und zwingt zur Beschleunigung des Absatzes. Werbung spielt deshalb auch aus dem Gebiete des wissenschaftlichen Verlages eine immer mehr zunehmende Rolle. Daß auch die auf Grund des K 12 der buchhändlerischen Verkaussordnung gegebenen Möglichkeiten, durch Organisierung verbilligter Sammelbestellungen besonderen Anreiz zu schaffen, nicht nur in zunehmendem Maße benutzt wer den, sondern sogar zu einer Erweiterung über die an sich in Z 12 nur als Ausnahmefall gedachte Anwendung geführt haben, ist aus den Verhandlungen über die Revision der Verkaussordnung genügend bekannt. Wir glauben deshalb, daß sich eine von beiden Seiten, vom wissenschaftlichen Verlag und Sortiment, gebilligte Neuordnung, die auf kautschukartige Bestimmungen möglichst ver zichtet, segensreich auswirken wird. Der in besonderen Richt linien modernisierte Bedingtverkehr beginnt sich mehr und mehr zu festigen. Namentlich diejenigen Sortimenter können in seiner Anwendung gute Erfolge verzeichnen, die es bei genauer Kennt nis der Kundenwünsche verstanden haben, das Bedingtgut im Wege der Ansichtssendung abzusetzen. Der Zwang, den Absatz durch Aufnahme neuer Möglichkeiten zu beleben und zu beschleu nigen, ergibt sich aus der Tatsache, daß große wissenschaftliche Werke, insbesondere juristische Kommentare, in zunehmendem Maße durch den Reisebuchhandel vertrieben werden. Dabei ist dringend ein Maßhalten in den Zahlungszielen zu wünschen. Der Reisebuchhandcl Pflegt hierbei sehr groß zügig zu sein. Es liegt aber im Interesse des Ver lags selbst und des Sortiments, auf angemessene Grenzen zu achten; denn deren Überschreitung hätte zwangsläufig die Folge, daß sie allgemein zur Erweiterung der Kredit spanne für den Buchhandel führen. Das aber dürste nicht ohne Auswirkung auf die Preisbildung bleiben. Die Frage der Kreditgewährung spielt natürlicherweise auch in den übrigen Buchhandelszweigen, insbesondere aber im schöngeistigen Verlag und im allgemeinen Buchsortiment eine wichtige Rolle. Das Publikum, na mentlich die Stammkundschaft, beansprucht Kredit als etwas Selbstverständliches. Der Sortimenter muß ihn gewähren. Er kann das aber im Regelfälle nur, wenn ihm der Verleger seiner seits eine genügend lange Kreditfrist einräumt. Umso bemer kenswerter ist, daß trotzdem keine Preissteigerungen, gerade im schöngeistigen Verlag, vielmehr im Durchschnitt Preissenkungen zu verzeichnen sind. Bei den billigen Ausgaben sind manche schon der Meinung, es werde zuviel des Guten getan. Diese Ver suche, durch billige Ausgaben den Markt zu beleben, sind durch aus verständlich, ebenso wie es kaufmännisch richtig sein mag, wenn der Originalverleger diese billige Ausgabe nicht selbst ver anstaltet, sondern die Lizenz dafür an die sogenannten Kollek tionsverleger abgibt, denen hierfür ein viel wirksamerer Ver triebsapparat zur Verfügung steht. Das schöngeistige Buch, der Roman, ist und bleibt nach wie vor Modesache. Gelesen wird das Neueste vom Neuen; das, worauf die Kritik besonders hinweist, oder was sich als besonders interessant und deshalb zugkräftig im Publikum selbst herum spricht. Die Zeitspanne dieser Modegeltung wird immer kürzer. Konnte man früher von einem halben Jahr oder einer sogar noch längeren Zeitspanne sprechen, so beträgt sie heute nur noch wenige Monate. Selbstverständlich gibt es auch heute noch belle tristische Werke, die längere Zeit Beachtung finden, die Jahre hindurch ihren geregelten Absatz finden; aber sie sind Aus nahmen. Für die andere gute Literatur bleiben nur die Be lebungsversuche durch Veranstaltung billiger Ausgaben. Da durch fließen nicht nur dem Autor, sondern auch dem Original verleger Einnahmen zu, die er zu neuer Produktion verwenden kann. Welche Folgerungen ergeben sich aber für den Sortimen-
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