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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.04.1929
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- 1929-04-20
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- 20.04.1929
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X: 91, 20. April I92S, Redaktioneller Teil. B«rl>nblat< I. d. Dtichn. vuchh-ll»-i. Arbeitgeber-Derband der Deutschen Buchhändler, Sitz Leipzig. Bericht über das Geschästsjahr 1928/29, zu erstatten in der Hauptversammlung des Verbandes am 26. April 1929. Im Augenblick ist unsere gesamte innen- und außenpolitische Lage, durch die auch das Wirtschaftsleben sein Gepräge erhält, bedingt durch den Ausgang der Pariser Reparationsver handlungen. Es handelt sich dabei um eine finanzielle Trans aktion von gigantischem Ausmaße, die entscheidend für die Vor bedingungen ist, die unsere Wirtschaft in den kommenden Jahr zehnten auf dem heimischen Markte wie auf dem Weltmärkte an trifft. Denn von der Höhe der festzusetzendcn Jahresleistungen, die Deutschland an seine Gläubiger abzusührcn hat, wird cs ab- hängen, in welchem Maße die Steuerschraube angespannt werden niuß und wie die Lebenshaltung des Einzelnen sich gestalten wird. Es ist unmöglich, daß schwere und schwerste Verpflichtungen, die sich im Reichshaushalt und damit im Steuerbudgct der öffent lichen wie der privaten Haushaltungen auswirken, auf die Dauer ohne Einfluß auf die Lebenshaltung des Volkes bleiben können. Schon diese Tatsache läßt leider gerade auf sozialpolitischem Ge biete wenig Hoffnung für eine friedlichere Atmosphäre als bisher aufkommen, es sei denn, daß das deutsche Volk sich endlich auf seine Schicksalsverbundenheit besinnt und sich darüber klar wird, daß cs unmöglich ist, vorbildliche Sozialpolitik in einem wirt schaftlich geknechteten Staate zu treiben. Man wird vielmehr nur die Wahl haben, entweder die Lebenshaltung in beängstigen der Weise herabzudrücken unter Aufrechterhaltung oder gar Er weiterung der bisherigen gesetzlichen Arbeitszeit- und sonstigen Arbeitsschutzbestimmungen, oder aber den bisherigen Lebens standard aufrecht zu erhalten oder gar zu verbessern unter rück sichtsloser Einsetzung eines Optimums von Arbeitskraft unter Be seitigung aller gesetzlichen Beschränkungen, soweit sie nicht be stimmt sind, ausgesprochenen Raubbau und Mißbrauch auszu schließen. Bereits das erste Normaljahr, wie es der Dawesplan vorsah, hat bewiesen, daß derartige gewaltige Leistungen an die Reparationsgläubiger bei gleichzeitigen Lohnerhöhungen und Aufrechterhaltung der gesetzlichen Beschränkungen der Arbeitszeit auf die Dauer undurchführbar sind und selbst einen günstigen Konjunkturverlauf mit Naturnotwendigkeit hemmen und in das Gegenteil Verkehren. Es ist durchaus kein Zufall, daß die Ar - bcitslossnziffer im vergangenen Jahre wiederum be ängstigend gestiegen ist, und daß sich erst neuerdings — mit dem Eintritt saisonbedingter Bcschäftigungsmöglichkeiten — die Zahl allmählich wieder verringert. Verschärft wird diese Lage noch durch die sich immer katastrophaler entwickelnden Verhältnisse in der Landwirtschaft, wobei ruhig zugegeben werden mag, daß vielfach Kreditaufnahmen zur Erhöhung der Produktions kapazität sich als übereilt und auf die Dauer als nicht rentabel herausgestellt haben. Jedenfalls ist aber die weitgehende Ver schuldung der Landwirtschaft und die dadurch bedingte Zinsbe lastung im Zusammenwirken mit der Steuerlast eine Tatsache, die nicht weggeleugnet werden kann. Da aber die Landwirtschaft auf dem Binnenmärkte von jeher einer der kaufkräftigsten Ab nehmer gewesen ist, ergibt sich zwangsläufig für alle anderen Ge werbezweige der Ausfall eines ihrer besten Kunden und damit eine nicht nur durch die allgemeinen wirtschaftlichen Bedingungen verringerte Rentabilität, sondern ein unmittelbarer Ausfall an Kaufkraft. So haben sich die Verhältnisse, gerade wenn man sie unter allgemeinen wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet, im Be richtsjahre mehr und mehr zugespitzt, und es herrscht vielfach in Unternehmerkreisen ausgesprochene Berzweiflungsstimmung, die man zutreffend als »U n t e r n e h m e r in ü d i g k e i t- bezeichnet hat. Ihre Ursache hat diese Mißstimmung nicht so sehr in den wirtschaftlichen Schwierigkeiten als solchen, sondern darin, daß Regierungen, Parlamente und Öffentlichkeit den Wünschen und Forderungen der Untcrnshmcrpersönlichkeiten vollkommen ver ständnislos gegenüberstehen, insbesondere aber das Steuer system die Anlage von Kapitalien im Gewerbebetrieb und die Leitung derartiger Betriebe geradezu bestraft. Bon berufener Seite ist schon wiederholt und nachdrücklichst darauf hingewiesen worden, daß es nicht angeht, durch Sondersteuern auf den Ge werbebetrieb wie Gewerbesteuer, Jndustriebelastung, Umsatz steuer das gewerbliche Kapital und Einkommen weit stärker zu belasten als sog. arbeitsloses Einkommen aus reinem Kapital vermögen. Der Staat begnügt sich nicht damit, den Gewerbe treibenden einen Teil ihres Einkommens wegzusteuern, sondern erhebt ohne Rücksicht darauf, ob überhaupt ein Einkommen er zielt wird, Umsatz- und Gewerbesteuer. Wenn beispielsweise von einem mittleren Betriebe, der in den letzten Jahren rund die Hälfte seines Kapitals durch ständige Verluste verloren hat, über 50 060 Mark Steuern zu zahlen gewesen sind, so zeigt dies, wie widersinnig unser Steuersystem ist und wie dringend es einer grundsätzlichen Reform bedarf. Da heute der Unternehmer in den weitaus meisten Fällen nicht mehr der kapitalistische Eigen tümer seines Betriebes ist, sondern nur dessen Leiter, während finanziell allenthalben das Bankkapital dominiert, das durch alle nur erfaßbaren Sachwerte gegen Verluste gesichert ein ebenso hohes wie bequemes Zinscinkommen erzielt, so kann cs nicht wundernehmcn, daß die leitenden Persönlichkeiten in den Unter nehmungen wenig Neigung mehr verspüren, ihre eigene Existenz zu riskieren, um als Äquivalent für dieses Risiko lediglich eine Lebenshaltung einzutauschen, die sie als Angestellte in größeren Betrieben weit weniger risikobelastet und wesentlich angenehmer ebenfalls erreichen können. Man hat zwar immer verkündet, daß Kapitalbildung notwendig sei, aber wenn die Probe aufs Exempel gemacht wird, so zeigt sich, daß heute sowohl auf steuerpolitischem wie auf sozialpolitischem Gebiete alles getan wird, um diesen wirklich notwendigen Prozeß der Bildung von Eigenkapital zu hemmen. Solange dieser Zustand währt, wird man den llnter- nehmerpcssimismus nicht überwinden können und wird froh sein müssen, wenn sich noch genügend Persönlichkeiten finden, die auch unter diesen schwierigsten Verhältnissen noch gewillt sind, ihr Geld und ihre Arbeitskraft an das Risiko eines eigenen Betriebes zu setzen. Daß auch der Buchhandel von der allgemeinen wirt schaftlichen Entwicklung nicht unberührt bleiben konnte, liegt auf der Hand. Verlags- wie Sortimentsbilanzcn lassen erkennen, daß trotz aller Anstrengungen, das Interesse am Buch zu fördern und in weitesten Kreisen zu Wecken, die wirtschaftliche Auswirkung noch vielfach ausgeblieben ist, und die zahlreichen Ausfälle an Kaufkraft — durch Arbeitskämpfe, wie z. B. im Ruhrgebiet oder infolge der großen Arbeitslosigkeit oder zufolge mannigfachster Exportfchwierigkeiten — eine starke Verringerung der Renta bilität zur Folge gehabt haben. Selbst wo aber noch ein einiger maßen befriedigender Geschäftsgang festzustellen ist, wird gleich zeitig über einen katastrophal schlechten Geldcingang geklagt. Dies muß sich naturgemäß auch auf die Nnternehmerlust und die Möglichkeit größerer Lagcrdispositionen auswirken. Wenn z. B. der Versuch der Schulbuchverleger, das Sortiment zur rechtzeiti gen Bestellung für das Ostergeschäft zu veranlassen, trotz aller möglichen Anreizmittel nur geringen Erfolg gehabt hat, so be ruht dies einfach auf der Unmöglichkeit für einen großen Teil des Sortiments, größere Lagcranschaffungen auf eigenes Risiko zu machen, ohne sich der Gefahr auszusetzen, illiquid zu werden Im Verlag aber ist es, ebenso wie in der Industrie, die Produk tionskostenfrage, die bisher eine befriedigende Antwort nicht ge funden hat. So fern es uns liegt, die Dinge allzu schwarz zu malen, so müssen wir doch mit allem Ernste feststellen, daß der Buchhandel die Konsequenzen der wenig ro sigen allgemeinen Wirtschaftslage in vol lem Ausmaße zu spüren bekommt und zu tra gen hat. Daß sich daraus gerade auch für das uns besonders berührende sozialpolitische Gebiet notwendig Folgerungen er geben müssen, die leider mit den Wünschen der Gewerkschaften nicht immer übcrcinstimmen, ist eine Selbstverständlichkeit. Die sozialpolitische Lage war im Berichtsjahre ge kennzeichnet durch eine verhältnismäßige Stabilität der Mantel- tarifc, nachdem die Arbeitszeit schon früher unter Berücksichti gung der neueren Gesetzgebung eine meist langfristige Regelung erfahren hatte. Dagegen war leider eine starke Labilität <36
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