3198 9l, 20. April 1929. Fertige und Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Warum wird Hoehnes Roman so außergewöhnlich gut besprochen? „Latten wir heute so etwas wie eine geistige Kultur, dieses Buch eines Dichters und geistvollen Menschen würde im Mittelpunkt des Interesses stehen", schreibt Ludwig Benninghoff im „Kreis". Hoehnes Roman ist bildgewordenes Erleben der Gegenwart, Erfassen der romantischen Sprengstoffe, die neben aller Sachlichkeit liegen und die Welt vorwärtstreiben, — unsere Zeit, gesehen aus der Polarität ihrer Menschen. /)«§ am 29. Die Reportage Gottes oder die Dichtung von 1928: Allein schon die Idee des Romans läßt aufhorchen. Ein typischer Mittel europäer von heute, mit allen Mastern der Modernität gewaschen, im Ver drängungskampf mit den romantischen Ressentiments liegend, erhält den Auftrag, das berühmte Romanfragment des Novalis zu vollenden. Voll endeter Unsinn, nicht wahr? Dennoch, die Handlung beginnt. In dramatischer Reihenfolge folgt Bild aus Bild: Eine moderne Revue entpuppt sich als Parade bürgerlicher Nach romantik. Im Ruhrgebiet erlebt er den großen Streik als eine Wirklichkeit des Bergmannsliedes aus dem „Ofterdingen". Mit dem Schlüffelmärchen von Eros und Fabel weiß er Paris in einen romantischen Halbtraum zu tauchen. Und Mussolinis Rede auf Novalis als Verherrlichung des Faszis mus oder Trohkis Verbannung in den Pamir ist nichts weiter als restloser Bankrott der Romantik durch den blauen Himmel von Italien und die Sach lichkeit des bolschewistischen Rußland. Er hat die Welt durch Novalis gesehen und durch die Romantik sich selbst vom Leben ausgeschloffen, bis ihn seine Freundin (die beste Gestaltung des kommenden Frauentypus) durch il.r instinktsicheres Weibtum in die Welt der Wirklichkeit führt. Die Frau beendet das Fragment und das Kind vollendet die mystische Aufgabe. Ist man nun berechtigt, Erscheinungen unserer Gegenwart, so wie Edmund Hoehne es tut, mit derRomantik inVerbindung zu bringen? Ohne Zweisell Wir sehen nur die seelischen Fäden nicht mehr, die uns mit dieser großartigen Epoche verbinden, und sind erstaunt, wenn wir sie aus gezeigt bekommen, wie es in diesem Buche geschieht. Wie steht es um den Gehalt dcsBuches? DasBuch will etwas anderes sein als das Übliche. Nicht das Ziel ist das Wesentliche, sondern der Weg zum Problem. Der überraschende Schluß ist der energische Versuch, aus der falschen Romantik herauszukommen und dem Leben zu geben, was ihm gebührt. Edmund Hoehne/ Die Reportage Gottes Ein Roman von heute und morgen ^ geh. 3.50, in Leinen 5.50 ^ Eugen Diederichs Verlag in Jena