Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.03.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-03-19
- Erscheinungsdatum
- 19.03.1929
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19290319
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192903193
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19290319
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1929
- Monat1929-03
- Tag1929-03-19
- Monat1929-03
- Jahr1929
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
bezaubert sie uns am stärksten, mitten in einem Zeitalter der Arbeit, will sagen: der Hast, der unanständigen und schwitzenden Eilfertig keit, das mit allem gleich fertig werden will, auch mit jedem alten und neuen Buche: — sie selbst wird nicht so leicht irgend womit fertig, sie lehrt gut lesen, das heißt langsam, tief, rück- und vor sichtig, mit Hintergedanken, mit offen gelassenen Türen, mit zarten Fingern und Augen lesen«. — Diese allgemein ausgesprochene For derung erhält in »Jenseits von Gut und Böse« Fleisch und Blut in einem Aphorismus, der davon handelt, wie schlecht man in Deutsch land Bücher liest. »Wie viele Deutschen wissen es und fordern es von sich zu wissen, daß Kunst in jedem guten Satze steckt, — Kunst die erraten sein will, sofern der Satz verstanden sein will! Ein Mißverständnis über sein Tempo zum Beispiel: und der Satz selbst ist mißverstanden! Daß man über die rhythmisch entscheidenden Silben nicht im Zweifel sein darf, daß man die Brechung der allzu strengen Symmetrie als gewollt, und als Reiz fühlt, daß man jedem staccato, jedem rubato ein feines geduldiges Ohr hinhält, daß man den Sinn in der Folge der Vokale und Diphthonge rät, und wie zart und weich sie in ihrem Hintereinander sich färben und umfärben können: wer unter bücherlesenden Deutschen ist gutwillig genug, solchergestalt Pflichten und Forderungen anzuerkennen und auf so viel Kunst und Absicht in der Sprache hinzuhorchen? Man hat zu letzt eben das Ohr nicht dafür: und so werden die stärksten Gegen sätze des Stils nicht gehört, und die feinste Künstlerschaft ist wie vor Tauben verschwendet«. Man fragt sich demgegenüber bang: Wo werden heutzutage Bücher s o geschrieben, wer l i e st Bücher heute so, wo ist ein Wille, so zu schreiben und zu lesen? Buchrezenfion durch den Rundfunk. Von Grete Berges, Hamburg. Die Buchrezension durch den Rundfunk bezweckt dasselbe wie die Buchrezenfion durch die Zeitung. Es soll ein möglichst großer Kreis von Menschen hcrangezogen werden, der sich regelmäßig über gute Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt orientieren und zum Lesen anregen läßt. Also: eine höchst kulturelle Angelegenheit. Der Rund funk ist ja nun im Grunde genommen nichts weiter als eine gespro chene Zeitung. Eins aber ist dabei von wesentlich unterscheidender Be deutung. In der Zeitung kann man Nachlesen und nachschlagen so viel man will — die vom Mikrophon herangebrachte Kunde ist ein malig, das gesprochene Wort kehrt nicht wieder. Daraus folgt, daß es beim Rundfunk der Verstärkung von Eindrücken durch Hinweise, Erläuterungen, stimmungsvolle Rahmen und einprägsamen Vortrag bedarf. Ist dies der Fall, so kann die Wirkung allerdings noch inten siver und deutlicher sein als die der Zeitung. Vor allem aber besteht beim Rundfunk die Möglichkeit, einen weit größeren Teil des Pu blikums zu erfassen, Menschen, die abseitig von Zeitung und Groß stadtrummel leben, für das Buch zu gewinnen. Allerdings muß cs eine reizvolle und wertvolle Werbung sein: der geistige Nährstoff darf nicht, wie es an manchen Stellen üblich ist, einfach brockenartig, zerstreut und zersplittert, vorgesetzt werden, sondern es gilt in erster Linie, ihn zusammenzufassen, schlagkräftig, wirkungsvoll, gleichsam aktiv zu gestalten. Man muß sich bewußt sein, um was es geht: Nämlich um nicht mehr und nicht weniger als um das gesamte deutsche Schrifttum! Die Frage ist also: Wie schafft man für den Bücherfunk eine interessante Höraufmachung? Es geht zum Beispiel nicht an, daß einfach eine Rezension nach der anderen über die verschiedenartigsten Werke hintereinander durchgesprochen wirb. Das ermüdet und hinter läßt keinen Eindruck. Für jede Woche muß im voraus ein bestimmter Nahmen vorgesehen werden. Etwa wie folgt: »Das Neueste auf dem Gebiete der Jugendliteratur« oder: »Was liest die Dame am Tee tisch?« usw. Auf diese Weise läßt sich sehr gut, wie es teilweise schon der Fall ist, in den einzelnen Sendebezirken ein Zusammenarbeiten mit den Sortimentern erzielen, indem der Buchhandel durch Schau fenster-Hinweise und Buchausstellungen die Rezensions-Bestrebungen des Rundfunks regelmäßig unterstützt. Statt Auftischung von wahl losem Vielerlei, das weder dem notleidenden Buch nützt noch dem Publikum zur Bildung, Belehrung und Unterhaltung dient, sollte eine ganz strenge, sachlich-kritische Sichtung durch literarisch geschulte Kräfte erfolgen, die Mittler zwischen Verlagswesen, Buchhandel und Rundfunk sind. Es ist durchaus nicht notwendig, alles zu bringen, aber von jedem Gebiet das Wesentlichste und für die Gesamtheit Wertvollste — in künstlerischer, in ethischer, in fein-unterhaltlicher Beziehung. Auch das Moment der Aktualität muß selbstverständlich beim Rundfunk durchaus berücksichtigt werden. Zeitbewegende Ge danken, die in der Literatur ihren Niederschlag finden, sollen in erster Linie durch den Rundfunk, das Sprachrohr der Welt, in Nähe und Ferne verkündet und erörtert werden. Es wäre sehr reizvoll, Bücher, die in der Öffentlichkeit vom Streit der Meinungen umbrandet sind, in einem literarischen Disput vor dem Mikrophon besprechen zu lassen. Vor allem muß der Sprecher des Bücherfunks nicht nur ein ver sierter Literat, sondern auch ein glänzender Improvisator, ein Plau derer und Humorist sein, der nicht trocken sein Manuskript abliest, sondern der Hörerschaft den Bücherstoff in einem bunten Geranke von blitzenden Geistraketen spielend und unmerklich innerlich nahezu bringen weiß. Nur die Wechselwirkung vieler Kräfte erzeugt Leistun gen. Soll der Guß der großen Bücherwerbeglocke vor dem Mikrophon gelingen, dann genügt es nicht, daß der Meister, der Autor allein, sein Werk niederlegt, — nein, das ganze Handwerk, alle Mitarbeiter am literarischen Werkdienst müssen aktiv vertreten sein und bewußt Mitwirken: Verleger, Buchhändler und Rundfunk-Literat. Vielleicht dürfen sogar hin und wieder Nezitationskünstler, Sänger und Musi ker hcrangezogen werden, um ein schönes Buchrezensions-Programm zusammenzustellen. Es ist an der Zeit, von allen Wachtposten literarischen Lebens aus diesen Problemen mehr Beachtung zu schenken und vor allem tätig einzugreifen. Je mehr Anregungen und positive Vorschläge die Sendeleitungen erhalten, desto mehr Aussicht ist auf positive Taten. Die Buchrezension darf kein Stiefkind der Rundfunk-Programme sein, denn ich wiederhole: Es handelt sich um eine bisher vielleicht noch unterschätzte Hilfsaktion für das gesamte deutsche Schrifttum, die zu ungeheurer Schlagkraft und praktischer Wirksamkeit gesteigert wer den kann. »Ein paar Worte zur Photomontage-. Als langjähriger und, wie ich wohl ohne allzugroße Selbst beweihräucherung sagen kann, auch erfolgreicher Verlagsiverbefach- mann fühle ich mich verpflichtet, auf die Ausführungen des Herrn Julius Nitsche im Börsenblatt vom 28. Februar, die er mit »Photo kleberei und Buchumschlag« überschreibt, einiges zu erwidern: Schon die Bezeichnung der Photomontage, die schon seit langem unter diesem Namen läuft und auch bekannt ist, mit »Photokleberei« kennzeichnet die Mißachtung, die Herr Nitsche diesem modernen Re- klamcmittel von vornherein entgegenbringt. Diese Mißachtung ist wohl auch darin begründet, daß erstens die Zusammenstellung von verschiedenen Photos zu einem geschlossenen Bild aus Amerika stammt und daß weiter Herr Nitsche sich wohl selbst noch nie mit dieser Arbeit versucht hat. Es wäre sonst kaum möglich, zu behaup ten, so einfach und leicht wäre diese Arbeit, daß man sie einem Buch binderlehrling im 2. Lehrjahre übertragen kann. Was da wohl zu tage käme, verdiente sicher die Kritik, die in dem bereits oben ge nannten Artikel enthalten ist! Schon die Beschaffung der passenden Photos — man kann ja nicht irgendwelche verwenden, sondern die Bilder müssen doch dem Inhalt des Buches, für dessen Schutzumschlag die Photoarbeit Ver wendung finden soll, angepaßt sein — schon diese Beschaffung des Materials ist mit mehr Mühe verbunden, als mancher Laie sich vor stellen kann. Wieviel Archive von Filmgesellschaften, Ateliers usw. müssen durchgesehen werden, bis man das Passende findet. Billiger stellt sich der Schutzumschlag auch nicht. Schon das Pa pier — es kann natürlich nur Kunstdruck für die Autotypien ver wendet werden — ist teuer. Dazu kommen die Honorare für die Photos, die Unkosten für Zwischenaufnahmen, die doch meistens not wendig sind — und nicht zuletzt das Künstlerhonorar. Ich gebe gern zu, daß nicht für alle Bücher Photokompositionen am Platze sind, und ich bestätige gern, daß in letzter Zeit auf diesem Gebiet zu viel des Guten getan wurde. Aber z. B. für Romane, die verfilmt wurden, was liegt hier näher, als für den Schutz umschlag die Photos aus dem Film zusammenzusetzen? Und warum sollten moderne Romane nicht mit modernen Reklamemitteln pro pagiert werden? Der Schutzumschlag ist ja doch nur ein Lockmittel, ein Blickfang! Und daß alle Photobilder gleich aussehen, ist wohl nicht zu beweisen! Nun zur Beschriftung: So schön eine Fraktur oder Gotisch wirkt, so schön diese Schriften sind — ungeeignet für die Photokom position sind sie auf jeden Fall. Hierher gehört eine moderne Be schriftung, wie sie die Schreibschrift darstellt! Wir müssen uns darüber klar sein, daß manches an dieser Art der Umschläge heute noch micht gut ist, noch nicht genügend ausge glichen — warten wir noch einige Jahre, lassen wir unsere Künstler arbeiten und schaffen! Der Erfolg wird nicht ausbleiben. A r h u ks.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder