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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.07.1857
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.07.1857
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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des deutschen Zollvereins in den Stand setzen, die Acten recht voll ständig zu geben; es ergeht zu diesem Zwecke hiermit die freundliche Bitte, Facta, Aufsätze, Circulare, Petitionen — kurz alles was in der Sache gethan und geschrieben wird, uns schleunigst mittheilen zu wollen. Wir eröffnen unsere Zusammenstellung mit folgender Auffor derung an Herrn Rudel, welche wir der Deutschen Allgemeinen Zeitung entnehmen: Herr A. Rudel, Herausgeber des Centralblattes für die deutsche Papierfabrikation rc., publicirt in den Zeitungen einen Beschluß „der bedeutenderen Papierfabrikanten Deutschlands", wodurch die Papierpreise eine Erhöhung von 10, 15 und 20 Procent (je nach den Qualitäten) gegen die im vergangenen Herbst bestandenen Preise (welche schon um 10 Procent höher waren, als früher) erfahren sollen. Herr Rudel ist in der Geschäftswelt wenig bekannt, und kann es nicht übel nehmen, wenn wir ihn hiermit höflichst ersuchen, die Firmen in der Deutschen Allgemeinen Zeitung zu nennen, welche diesen Beschluß gemeinschaftlich gefaßt und ihm das Mandat zur Publikation desselben gegeben haben. Wir glauben, daß, wer den Muth hat, einen solchen Beschluß zu veröffentlichen, auch den Muth haben wird, sich dafür zu nennen. Kennen wir die Namen, dann werden wir auch mit unfern Namen einen Beschluß fassen können. Herrn Rudel sollen aus der Veröffentlichung der Firmen, welche ihn ermächtigt haben, keine Kosten erwachsen; die Expedition der Deutschen Allgemeinen Zeitung ist von den Anfragern für die Kosten dieser Veröffentlichung voraus gesichert. Darauf hat Herr Rudel Folgendes geantwortet: Von wegen der Koalition der Papierfabrikanten. Es war zuerst im „Bremer Handelsblatt", wo über die in Düsseldorf abgehaltene Vorversammlung rhcinländisch-westfälischer Papierfabrikanten eine ungünstige Aeußerung laut wurde; nachdem die General-Versammlung in Frankfurt a. M. stattgefunden, haben eine Anzahl freihändlerischer Blätter jenen Artikel des „Handels blatt" mit Variationen nachgesungen. Das „Handelsblatt" nennt die Conferenz eine „Coalition", eine Bezeichnung, welche dem Worte „Verschwörung" jetzt ziemlich gleichsteht'), und doch, forscht man den Motiven der Papierfabri kanten nach, so deuten dieselben auf nichts weniger als dieses, son dern zeigen der Wahrheit gemäß, daß die Conferenz durch die Noth- wendigkeit hervorgerufen wurde, die Papierpreise mit den so bedeutend gestiegenen Rohmaterial-, Brennstoff- und Lohn-Preisen in einigen Einklang zu bringen"). Es handelt sich also nicht um gewinnsüchtige Benutzung einer günstigen Conj unctur"), wie dies so oft in andern Industriezweigen vorkommt, sondern nur um die Ermöglichung eines soliden Fortbestandes der deut schen Papierfabrikation überhaupt. Es wird ferner der deutschen Papierfabrikation der Genuß eines ungewöhnlichen Zollschutzes zum Vorwurf gemacht, und dabei 1) Coalition heißt Verein, Verbindung rc., und nicht ,,Verschwör ung"; wir bedauern aufrichtig, wenn Herr Rudel es so nehmen zu müs sen glaubt. 2) Wir wollen einmal annehmcn, es sei früher noch mehr bei der Fabrikation von Papier gewonnen worden, aber wir dürfen, gestützt auf thatsächliche Erfahrungen (siehe weiter unten Anmerkung 5), entschieden in Abrede stellen, daß das Steigen der Rohmaterialien und der Löhne die beabsichtigte Steigerung der Papier-Preise rechtfertige. 3) Gegen diese Versicherung führen wir eine Stelle aus Herrn Ru- del's eigenem Centralblatt Nr. 1t), S. 202 an, worin „mehrere Papier fabrikanten" wörtlich äußern: „Unmaßgeblich halten wir daher dafür, daß eine Vereinsthätigkeit zur Erzielung höherer Preise gerade bei jetziger Conjunctur hervorgerufen werden muß." ' läßt man unberücksichtigt, daß der Schutz des Hadernzolls geradezu ein Genuß der Papierconsumenten ist. Würde der Zoll auf Hadernausfuhr, die in England, Frankreich, Rußland, Oester reich und andern Ländern sogar prohibirt ist, in Deutschland aus gehoben, so würde augenblicklich in den feinem Hadernsorten eine Preissteigerung um diesen Zoll stattfinden, damit nicht eine Ausfuhr derselben nach England und Amerika erfolgte, während im Jnlande Mangel daran ist. Durch die eintretende Vertheuerung der Hadern müßte aber eine Vertheuerung der Papiere erfolgen, und der deutsche Consument würde sich zuerst an den dann billiger fabricircnden Fran zosen wenden. Dieser kann aber den Bedarf des eigenen Landes mit den inländischen Hadern nicht decken, die deutschen und andern Hadern sind aber nunmehr bedeutend theuerer, die starke Nachfrage würde die Preise in die Höhe treiben und das Resultat wäre eine Gesammterhöhung der Papierpreise im Betrage des Ausfuhrzolles, wenn Deutschlands Hadernausfuhr zollfrei erfolgen würde ^). — Es ist nämlich nicht außer Acht zu lassen, daß Hadern nicht belie big, sondern nur nach Zahl, Dichtheit und Cultur der Bevölkerung producirt werden können, weshalb Jedermann im Dienste der Papier fabrikation steht. — Aber eine Fabrik, welche nur 1 Million Pfund Hadern im Jahre verbraucht, beschäftigt mindestens 100 Sammler, welche je pro Tag für 1 Thaler Hadern sammeln und mindestens je 10 Sgr. dabei verdienen können"). Da dies Leute sind, welche anderswie kaum ihr Brod finden dürften, so ist dieser Erwerb kein schlechter, sondern es ist Phrase, wenn es heißt: „sie müssen ihr Brod mit Thcänen essen"! Zum Vergleich der gegenwärtigen Papierpreise führe ich an, daß ein Papier wie für die „Times", „Morning Chronicle" rc. in England 6s4 Sgr. — abzüglich der englischen Papiersteuer von 1)4 Sgr. pro Pfund, 5 Sgr. — also der Ballen 50 oder 40 Thlr., in Frankreich und jetzt in Deutschland 4L Sgr. oder der Ballen 38Thlr. zu stehen kommt"). Dabei ist die englische und französische Papierfabrikation mehr geschützt^) und durch Seemacht und Colonien in bedeutend größere Vortheile versetzt, als die deutsche! Die deutsche Papierfabrikation thut mithin mindestens ihre Schuldigkeit^). Eine Anzahl von Buchhändlern glaubt durch eine Contre- 4) Bei der Art ihres Auftretens, bei dem Tone ihres Vertheidigers, dürfen die Fabrikanten eigentlich kaum erwarten, daß man auch nur ihre wahren Interessen mit Wohlwollen und Svmpathie betrachte und be handle. — Aber wir müssen der Wahrheit die Ehre geben: freie Ausfuhr der Hadern, plötzlich zugestanden, könnte die deutsche Papierfabrikation in arge Bedrängnis bringen; eine solche Maßregel wäre nur nach und nach und nur dann durchzuführen, wenn von andern Ländern Recipro- cität zu erreichen wäre; — früher nicht. 5) Wir nehmen Act davon, daß Herr Rudel zugibt, daß für eine Million Pfund Hadern 100 Sammler 36,300 Thlr. erhalten. Da nun 1 Million Pfund Hadern durchschnittlich 6000 Ballen Papier ü 22 Thlr. (durchschnittlicher Preis) ergeben, so würde aus 36,500 Thlrn. für Ha dern zum Werthe von circa 132,000 Thlrn. Papier hergestellt. — Hieraus ist zu sehen, daß auch nach Abzug der Zinsen des Anlage - und Betriebs-Capitals, der Löhne, der Kosten für Feuerungs- und Bleich- Material und Leim, und eines schönen Abschreibe-Satzes für Abnützung der Maschine» immerhin eine artige Gewinnsumme sich ergibt, auch wenn wir annehmen, daß die Hadern-Händler noch einen angemessenen Nutzen ziehen. Für dieses Beispiel sind wir Herrn Rudel zu Dank verpflichtet; — es dient wenigstens zum Beweis, wohin man mit solchen Ziffern geräth. 6) Herr Rudel wird uns zugeben, daß Schreibpapiere in Frankreich und England auch besser sind, als in Deutschland, und auch die halb geleimten vor den deutschen gleicher Art noch den Vorzug verdienen; hiernach ist eine richtige Parallele nicht zu ziehen. Die französischen und schweizerischen Schreibpapiere sind indessen nicht nur besser, sondern bekanntlich auch wohlfeiler als die deutschen. 7) Daß der größere Schutz die Papiere nicht wohlfeiler macht, be weist ja das Verfahren unserer Fabrikanten. 8) Wenigstens sagt sie es selbst. 176
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