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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.03.1878
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.03.1878
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- Deutsch
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914 Nichtamtlicher Theil. H 55, 6. März. großen Centralpunkten des Buchhandels zusammenfindet, von denen freilich drei nebenbei auch Universitätsstädte sind. Wie gesagt, der Hauptgrund, welcher die Verleger in diese Städte zieht und die dort schon vorhandenen zu größerer Thätigkeit ermuntert, liegt in dem bequemeren, schnelleren und billigeren Ver kehr mit den Sortimentern, welche durch ihr Interesse veranlaßt sind, diese Städte, je nach ihrer Lage, als Commissionsplätze zu be nutzen. Der Verleger erspart eben durch sein Domicil in einer dieser Städte die gerade für ihn enormen Spesen für Auslieferung, Baar- Conto, Emballage bei dem Commissionär und'die sonst zum größten Theil auf ihn allein fallenden Lasten der Hin- und Rückfracht nach einem Commissionsplatz. Dem rastlosen Streben nach Centralisation, welches unser Milliardenzeitalter so auszeichnet, genügt jedoch schon diese durch die Lage und die Natur der Dinge gegebene Verkeilung der Central punkte nicht mehr. Das Ideal dieser Streber geht dahin, uns wie in England und Frankreich nur einen Mittelpunkt auch für den Buchhandel zu schaffen und zwar je nach der politischen Farbe der Betreffenden in Leipzig oder Berlin. In allen Zweigen, welche das Staats-Verkehrswesen betreffen, werden wir uns zum allgemeinen Besten in Berlin immer mehr einen einheitlichen Punkt erringen, aber auf den Gebieten der Kunst, der Literatur und in deren Ge folge auch des Buchhandels werden wir uns hoffentlich unsere ver schiedenen Centralpunkte erhalten. Dazu auch an seinem Theil mit zuwirken hält auch der Stuttgarter Verlegerverein für eine seiner Aufgaben. Die vier jetzigen Hauptplätze des Buchhandels sind durch die Natur ihrer Lage bestimmt worden und werden demnach wohl auch für die Zukunft Haupt- und Centralplätze bleiben. Berlin als Hauptstadt des Reiches ist als Centralpunkt für norddeutsche Hand lungen schon durch seinen sich immer mehr ausdehnenden Verlag in juristischer, staatswissenschaftlicher und pädagogischer Richtung un entbehrlich. Leipzig ist durch seine Lage im Herzen Deutschlands, seine vortrefflichen Einrichtungen für den buchhändlcrischen Verkehr und seine jetzt bestehenden großen Verlagsgeschäfte der gegebene Centralpunkt des ganzen Buchhandels. Wien aus ähnlichen Gründen der Hauptplatz für Oesterreich-Ungarn, Stuttgart seiner geogra phischen Lage und seiner großartigen Verlagsproduction halber der gegebene Centralplatz für Süddeutschland, Elsaß-Lothringen und die Schweiz. Stuttgarts Verlagsthätigkeit wurde durch die Begünstigung, welche es als Commissionsplatz bot, von Jahr zu Jahr gesteigert; dadurch veranlaßt nahmen die Nebenzweige zur Production, Buch drucker, Buchbinder, Holzschneider, Lithographen rc. einen raschen Aufschwung und bildeten sich bald mit zu den leistungsfähigsten Deutschlands aus. Auf diesen Verhältnissen fußend, wurden theils neue Firmen gegründet, theils zogen von auswärts schon bestehende Verlagsgeschäfte zu, sämmtlich in der Voraussetzung, daß Stuttgart als süddeutscher Commissionsplatz Gelegenheit bietet, durch be deutende Spesenersparungen billiger zu produciren und den Verkehr mit einem großen Bruchtheil der Sortimenter schneller und leichter zu machen. Jetzt fangen nun eine Anzahl von fanatischen Centralisations- Strebern an, ihre Ideale vor allem im eigenen Geschäft zu verwirk lichen, indem sie Stuttgart als natürlichen Mittelpunkt für den süd deutschen Buchhandel aufgeben und nur noch über Leipzig verkehren. Den wirklich widersinnigen Verhältnissen, welche durch dieses Vorgehen entstehen/ entgegen zu treten, wurde, wie schon oben gesagt, mit die Hauptveranlassung zur Gründung des Stuttgarter Vereins. Was nützen alle Phrasen über Reform im Buchhandel, alle Noth- schreie über Mangel an Bildung der Berufsgenoffeu, über verkannte ideale Bestrebungen, wenn auch die gewöhnlichsten praktischen oder, wie ja jetzt die Haupt- und Generalphrase lautet — kaufmännischen Prinzipien ganz außer Acht gelassen werden! Der erste und Haupt zweck des Buchhandels ist, gleich der jedes andern Geschäfts, wie sich wohl Jeder ehrlich eingestehen wird, Geld zu verdienen und zwar möglichst viel Geld zu verdienen. Je nach dem Geschmack und dem Gewissen des Betreffenden kann dies auf mehr oder weniger an ständige Weise geschehen; daß dann in zweiter Linie auch gleichzeitig ideale Zwecke erreicht werden können, ist der Vorzug und der Reiz, welcher in unserm Geschäft für edler angelegte Naturen geboten wird. Nun erschweren aber diejenigen Firmen, welche im Uebermaß des Streberthums, trotz ihrer geographischen Lage, Stuttgart als Commissionsplatz aufgeben, nicht nur sich selbst das Geschäft bedeutend, sondern sie vertheuern auch den Verlegern die Production und die Expedition ungemein. Ersteres kann den Herren natürlich Niemand verbieten, aber ebenso wenig kann es verwundern, wenn sich die Ver leger gegen das Andere möglichst zu schützen suchen, zumal durch dies Verfahren das einfachste kaufmännische Prinzip in unglaublichster Weise vor den Kopf gestoßen wird. Einzelne Beispiele werden dies am besten vor Augen führen. Um diese Firmen in Augsburg, Darmstadt, Frankfurt, Heidel berg, Mannheim, München, Nürnberg, Straßburg, Wiesbaden und gar diejenigen in der Schweiz mit den gewünschten Maaren zu ver sehen, wird der Stuttgarter Verleger genöthigt, diese Maaren auf seine Kosten, zum Theil an den betr. Städten vorbei, nach Leipzig spazieren zu lassen und dann dem dortigen Commissionär Ausliefe- rungs-, Baar- und Commissionsgebühren dafür zu zahlen. Dagegen macht sich nun der betreffende Sortimenter das Privatvergnügen, seine Bezüge aus Stuttgart auf seine Kosten von Leipzig, ebenfalls zum Theil fast an Stuttgart vorbei, an seinen Wohnort fahren und den unverkauften Theil derselben zu Ostern diese gleiche Irrfahrt noch einmal antreten zu lassen. Dafür hat er denn die Genugthuung, daß der Verleger diese Bücher wieder auf eigene Kosten von Leipzig nach Haus reisen lassen muß. Ein Blick auf die Eisenbahnkarte von Deutschland genügt, uni die Sinnigkeit dieser allerneusten Centrali- sationsidee erkennen zu lassen. Ein Zahlenbeispiel dürfte den kaufmännischen Standpunkt, welchen die Reformer einnehmen, noch deutlicher machen. Ein Stutt garter Verleger sendet einem süddeutschen Sortimenter, welcher nur über Leipzig verkehrt, für 1000 M. netto, davon werden, im günstig sten Fall, für 500 M. netto abgesetzt. Dieses Geschäft macht dem Verleger Mehrkosten: Fracht nach Leipzig (5 M. netto ^ 1 Kilogr. Gewicht) also 200 Kilogr. (50 Kilogr. 3 M. Fracht) — 12 M., die Hälfte zurück — 6 M., 1 U Cassaprovision in Leipzig von 500 M. ^ 5 M., Summa (ohne sonstige Commissionsspesen zu rechnen): 23 M. Dem Sortimenter entstehen dagegen folgende Kosten: 200 Kilogr. von Leipzig per Eilgut 24 M., Emballage 12 M., die Hälfte zurück als Frachtgut 6 M., Itzk, Cassaprovision vom Absatz 5 M., Summa: 47 M. Diese 1000 M. Waarenumsatz, resp. 500 M. Waaren- absatzvcrursachenalso in Summe 70 ^Unkosten. BeirationellemBe- zug auf kürzestem Weg von Stuttgart würden die Spesen für den Verleger mit 23 ganz wegfallen, diejenigen des Sortimenters sich, je nach der Entfernung seines Wohnorts von Stuttgart, auf Vs^Vs reduciren. Dem Sortimenter würde also, obgleich er in Stuttgart ebenfalls Commissionsspesen zu tragen hätte, doch ein weit billigerer und außerdem auch schnellerer Bezug zu Statten kommen, während der Verleger nicht genöthigt würde, durch Berechnung erhöhter Spesen seine Preise höher zu stellen. Aus dem Vorstehenden dürfte wohl hervorgehen, daß der Stuttgarter Verein nicht beabsichtigen kann, den Verkehr mit dem Sortimenter zu erschweren und dem Vielgeplagten das Leben noch
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