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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.10.1852
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1852-10-04
- Erscheinungsdatum
- 04.10.1852
- Sprache
- Deutsch
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1450 >.N 101 -Hand der Machthaber jetzt zu Vertragen gestalten. Das mag als in der Ordnung, hingenommen werden, nur darf man dabei das Kind nicht mit dem Bade ausschütten und ohne Weiteres Alles über einen Kamm scheeren; man darf keine Monopole schaffen, die in ihrer starren Abgeschlossenheit alle Entwicklung tobten- Diese An sicht ist bei mir durch ein vorurtheilloses Durchdenken der Sache zur Ueberzeugung geworden, die nicht damit übereinstimmen kann, daß man die bestehenden Verhältnisse, ohne reifliche Berücksichtigung der Kehrseite, umgestalte. Geht es doch nur zu oft in allen fortschrei tenden Entwickelungen der Gesellschaft so, daß man dieses oder jenes im Princip Unmoralisches zulassen muß, wenn nicht die Verhinde rung eines Uebels ein noch weit schlimmeres erzeugen soll und alles was wir in solchen Fällen zu thun haben, kann sich vernünftiger Weise nur darauf beschranken, daß wir die Uebelständc regeln und ihre Uebergriffe zu hindern suchen. Und das ist ganz außer allem Zweifel auch hier das rechte, was wir allein in's Auge zu fassen ha ben; wir werden ganz gewiß der Gesammtliteratur und dem Buch handel einen großen Dienst erweisen, wenn wir bei internationalen Vertragen nicht auf die gänzliche Unterdrückung der Wiederabdrücke, sondern nur darauf hinwirken, daß den ausländischen Werken, zwar ein angemessener Schutz gewährt wird, der sich nach den verschiedenen Fachern der Literatur regeln sollte, keinesweges uns aber der freien Benutzung derselben in einer Weise begeben, die uns dieselbe sehr er schwert oder gar gänzlich entzieht. Denn die Thatsache steht ganz unbestritten fest, daß es ohne den Nachdruck ausländischer Werke, um deutsche Wissenschaft und Kunst noch sehr übel bestellt sein würde. Dieses nun ist meine unmaasgebliche Meinung über einen Gegenstand, auf dessen Erledigung gegenwärtig von allen Seiten gedrängt wird, und wofür voraussichtlicher Weise Schritte gethan werden, die uns vieles bereuen lassen werden, wenn sie nicht mit aller Vorsicht geschehen. Sie, in Ihrer Stellung, gehören zu denen, die hier vermittelnd und auf den rechten Weg helfend, einschreiten können und darum habe ich mich nicht enthalten wollen, Ihnen meine Ansichten offen darzulegen; ich wiederhole, daß ich dabei von keinem anderen Interesse geleitet werde, als dem, das ich an der all gemeinen Wohlfahrt der Literatur nehme; ist meine Ansicht eine irrige, so werde ich mich freuen, sie berichtigen zu können und ich hoffein Ihnen den Mann gefunden zu haben, mit dem man seine Gedanken austauschen kann — ohne mißverstanden zu werden. Achtungsvoll und ergebenst. * In dem Aufsatze „das literarische Eigenthum nach seiner völkerrechtlichen Ausbildung und Bedeutung" in Nr- 83 d. B- wurde die Ueberzeugung ausgesprochen, daß die Stimmen derjenigen verstummt seien, welche den Nachdruck, wenn nicht als im Recht begründet, doch als der allgemeinen Wohlfahrt ersprießlich gerechtfertigt hätten. Dieß theilwcisc zu widerlegen hat wohl die vorstehende Zuschrift zum Zweck, da sie diesen Gegenstand in entgegengesetzter Weise bespricht, dieß aber mit so viel Würde und Unbefangenheit thut, daß wir uns auch ohne Aufforderung verpflichtet halten, mit wenigen Worten auf diese Ansicht einzugehen. Wir lassen dahin gestellt, ob die Vertreter des Nachdrucks blos aus Mangel an Muth, und nicht vielmehr, durch ihr Gewissen getrof fen, lieber handeln, als zur Verthcidigung ihres Gewerbes sprechen, und wenden uns sofort zur Sache- Unser College nimmt an, daß die Anregung internationaler Verträge zum Schutz der Rechte der Autoren, als Frage der Hu manität behandelt werde, vermag sich aber nicht zu überzeugen, daß der Wiederabdruck im Auslande erschienener Werke, „ dem wir unleugbar in Deutschland sehr viel zu danken haben", nun plötzlich zu einem Vergehen gestempelt werden solle, was ohne alle weitere Rücksichten ausgerottet werden müsse. Es ist zu bemerken, daß in diesem Satze zwei ganz verschiedene Standpunkte miteinander vermischt sind, die weit auseinander lie gen: der moralische und der materielle. Denn nur auf die sittlichen oder geistigen Vortheile kann ich die Bemerkung beziehen, daß wir dem Abdruck im Auslande erschienener Werke viel zu verdanken ha ben. Deutschland hat glücklicher Weise im Nachdruck ausländischer Werke niemals so umfassende Geschäfte gemacht, daß der pecuniäre Gewinn der Erwähnung wcrth wäre, und nach der ganzen Gesin nung, welche in dieser Zuschrift sich ausspricht, läßt sich nicht vor aussetzen, daß der Schreiber den Gewinn, welchen deutsche Buch händler vom Nachdruck ausländischer Werke ziehen, im Auge ge habt habe. Ob wir aber der Ueberschwcmmung Deutschlands mit auswärtiger Literatur in der Originalsprache, die sich wesentlich auf die französische beschränkt, wirklich so viel zu verdanken haben, wie Schreiber glaubt, das läßt sich wenigstens bezweifeln. Wir be kennen uns offen zu der entgegengesetzten Ansicht, denn der fran zösischen Literatur verdankt Deutschland hauptsächlich seine frühere Entwürdigung und sittliche Vergiftung. Dem Eindringen der Schriften aus der Zeit Ludwig des XIV. haben wir die Entsittli chung der Höfe und des Adels damaliger Zeit, haben wir die rasche Verbreitung des Unglaubens und der Lästerung, und dem Eindrin gen der neuen Schule, der Sue, Dumas, G- Sand, Louis Blanc, Proudhon und wie sie alle heißen, haben wir die Untergrabung auch der letzten Grundvesten des sittlichen Gefühls, und die Mis- achtung der Ehe, der Familie und des Eigenthums zuzuschrei- ben, welche jetzt bei uns im Schwange gehen. Auch dürfen wir nicht verschweigen, daß gerade die unsittlichsten Bücher in der Ur sprache die weiteste, wenn auch geheime, Verbreitung in Deutschland gefunden haben. Auch in England haben viele höchst verderbliche Bücher das Licht der Welt erblickt; sie haben aber bei Weitem nicht gleiches Un heil in Deutschland gestiftet, und die zahlreichen Uebersetzungen ha ben uns vielmehr mit solchen Erzeugnissen der englischen Presse be kannt gemacht, welche den schädlichen Einflüssen Frankreichs noch immer das Gegengewicht gehalten haben. Gern geben wir jedoch zu, daß Andere anderer Meinung sein, und da Gewinn sehen können, wo wir den größten Verlust erblicken; diesen Gegnern aber müssen wir Vorhalten, daß die Gesetze, welche die materielle Ausbeutung des geistigen Eigenthums verbieten, die geistige Benutzung frei lassen. Das Gute also und das Schlimme, welches wir von unsern Nachbarn einlauschen wollen, hätten wir ganz eben so vollständig erlangen können, auch wenn der Nach druck nicht gewesen wäre- Wir haben thatsächlich von England und von Italien eben so viel Gutes als von Frankreich und mehr erhal ten, obschon der Nachdruck englischer und italienischer Bücher nicht der Erwähnung werlh und das Tauchnitz'sche Unternehmen sogar erst durch den Schutz des Autorrechtes möglich geworden ist. Es ist überhaupt ein grober Jccthum, den so viele theilen, daß die Wohlfeilheit der Schriften durch die Freigebung des Nachdrucks bedingt sei. Die Theurung schwedischer, russischer, spanischer Bü cher, deren Nachdruck zur Zeit unvcrwehrt ist, lehrt das Gegcntheil, und es giebt viele deutsche Bücher, die berechtigte Verleger haben, welche ungleich wohlfeiler sind, als alle Nachdrucke. Die Wohlfeilheit der Bücher ist von ihrer Absatzfähigkeit, und diese von der Verbreitung des Wissens bedingt- Je mehr sich unsere Buchhändler diese angelegen sein lassen , desto mehr werden sie für die Verwohlfeilerung der Bücher und die Steigerung des Absatzes thun. Niemand wird in Abrede stellen, daß wir Bücher mit vollem Verlagseigenthume haben, die au Wohlfeilheit mit den verbreitetsten Nachdrucken wetteifern, und machen unter andern die neuen Aus-
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