Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
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- 1931-08-13
- Erscheinungsdatum
- 13.08.1931
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- Deutsch
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1931
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Xr 186, 13. August 1931. Rodaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dlschn Buchhandel. Zur Zukunft des deutschen Vuchmarktes. Horst Kliemann — mit dem ich seit Jahren weite Strecken gemeinsam gewandert bin — wird es mir nicht verübeln, wenn ich seinen Aufsatz im Börsenblatt Nr. 172 vom 28. Juli 1931 reichlich theoretisch finde. Es gibt, so will mir scheinen,, eine Grenze zwischen Theorie und Praxis, die füglich nicht über schritten werden sollte; wenn nämlich die Theorie so stark in der Luft hängt, daß sie vom Schreiber selbst als Utopie empfunden wird. Denn selbst wenn man alles das unterschreiben will, was Kliemann zunächst über die Ausfuhrmöglichkoiten berichtet, wenn man sogar unterstellt, daß die Strukturverhältnisse des inneren Marktes sich so verschieben, daß die Bibliotheken das Lesebedürsnis des deutschen Marktes vorwiegend er schöpfen werden, so ist es beinahe phantastisch, anzunehmcn, daß der Staat, die Länder und Kommunen etwa 250 Millionen wer den für Bibliothekszwecke ausgeben können. Was nach dieser akuten Zahlungsmittelkrise kommt, wissen wir nicht. Wir hoffen, daß sie ohne große Verluste vorübergehen wird. Woher nimmt aber Kliemann den Mut, zu behaupten, die Hochschutzzollwelle werde weiter wachsen? Warum glaubt er, daß die nationale Autarkie mehr sein wird als ein Übergangsstadium? Warum muß sie — aus volkswirtschaftlichen Gründen — überhaupt kommen? Und selbst wenn dies alles eintritt, wäre es dann nicht die Wicht der Schriftsteller, der Verleger und Sortimenter alles zu versuchen, um die Buchhandelswirtschaft aus dieser Ein kapselung herauszunehmen? Was Kliemann als Zukunftsbild an die Wand malt (allerdings zwischen den Zeilen), ist Rückschritt, ist Aufgeben letzter Ziele des deutschen Buchhandels. Der Buch handel hat feine Daseinsberechtigung in der Volkswirtschaft nicht daher, weil er L u x u s i n d u str i e ist, sondern — vr. Fried rich Oldenbourg hat es in seinem Aussatz »Zur Weltgeltung des deutschen wissenschaftlichen Buches« klar bewiesen — weil er Mittler von Spitzenleistungen einer Nation ist. Mögen in Notzeiten die Neuerscheinungen um ein Drittel oder die Hälfte sinken, mögen Bertriebsfockmen sich wandeln, ja wan deln müssen, an den Grundbedingungen, die den deutschen Ver lag zwingen, zu Produzieren, die das Sortiment veranlassen, zu verteilen, ändert sich nichts. Ein Blick auf Rußland zeigt, daß meine Ansicht nicht hoffnungsloser Optimismus ist, sondern daß hier volkswirtschaftliche Gesetze (nicht Gefühlswerte) walten, die es stets zustandebringen werden, daß eine Produk tion erscheint ohne die Zwangszensur der wissenschaftlichen und populären Bibliothek. Schon vor Jahresfrist habe ich in einem Vortrag die Frage: Kapitalverlag oder Jndividualverlag *), zu beantworten versucht. Diese Fragestellung wollte auf ein Teil gebiet Hinweisen, welches vermutlich bei der strukturellen Umschichtung des Verlages zur Erörterung kommen wird. Denn bevor der Kliemannsche Weg beschritten wird, gibt es eine Anzahl betriebswirtschaftliche Fragen zu klären, die weiterbringen, ohne daß dem Geistesleben Gewalt angetan wird. Es mag taktisch falsch sein, wenn ich hier an die erste Lauenstcincr Zusammenkunft 1922 erinnere, da wurden Vorschläge zur Umschichtung der Betriebe gemacht, die auch heute noch ihre volle Bedeutung haben (s. Börsenblatt 1922 Nr. 235 und 274). Ich möchte glauben, daß — um zwei Beispiele zu nennen — die Aktivität der katholischen Verleger (Der große Herder) und der nationalsozialistischen und kommunistischen Verlage uns zeigt, daß vom Lebenskreis aus Ausdehnungsmöglichkeiten be stehen, auf die wir horchen sollten. Ob man Bismarcks Ge danken und Erinnerungen oder die Disraelis liest, immer er kennt man, daß kein Führer einer Nation in Kulturfragen bereit war, in kurzen Zeitläuften zu denken. Es heißt die Gegenwart überschätzen, die Hoffnung auf den Wert der Nation verlieren, wenn man die Lage des inneren Buchmarktes so unterschätzt, wie es Kliemann tut. Folgt man zahlenmäßig Kliemann, so würde nach seiner Rechnung der gesamte Umsatz im Buchhandel etwa aussehen: *) Theodor Marcus, Kapitalverlag oder Jndividualverlag. Aus der Werkstatt des Verlegers. Reichenberg 1939: Sudetendeutscher Verlag Kranz Kraus. 734 Innerer Markt: Bibliotheken 100 Millionen Innerer Markt: Privatkäufe 100 Millionen Äußerer Markt: 5N vom heutigen Umsatz 100 Millionen*) 300 Millionen Mit anderen Worten, der Buchhandel würde drei Viertel seines Gesamtumsatzes verlieren. Ist dies alles nicht weit über das Ziel hinausgeschossen? Was hat sich denn seit dem 13. Juli — dem Schalterschluß der Danatbank — tatsächlich geändert? Malt Kliemann zu schwarz, so sei mir gestattet, zu weiß zu sehen; denn auch mir kommt es nur daraus dn, die Diskussion zu fördern, wenn ich auch gestehe, daß ich den augenblicklichen Zeitpunkt für zu früh halte, um in Erörterungen einzutreten über die künftige Gestaltung des deut schen Buchmarktes. Ich sehe dringende, naheliegende Hilfsmaß nahmen, um Verlag und Sortiment ins Jahr 1932 hinüber zuführen. Breslau, 1. August 1931. Theodor Marcus. Theodor Marcus hatte die Liebenswürdigkeit, mir seine Er widerung vorher zur Kenntnis zu geben, sodaß ich gleich einiges dazu sagen kann. Aus seinen Schlußsätzen spricht die Meinung, ich habe den Aufsatz etwa unter dem Eindruck des 13. Juli und der folgen den Tage geschrieben. In Wirklichkeit wurde er Ende Mai zu Papier gebracht und nur äußere Umstände (eine Reise u. a.) verhinderten eine frühere Veröffentlichung. Auch die Juli ereignisse haben die Richtigkeit nach meiner Meinung nicht ver mindert, sie vielleicht nur in ein schärferes Licht gestellt. Und nun schreibt Marcus u. a., daß ich die letzten Ziele des deutschen Buchhandels durch dieses an die Wand gemalte Bild aufgebe. Damit macht er aber einen Fehler, der zwar häufig ist, auf den zu stoßen ich aber hier nicht erwartet hätte. Die Aufzeigung einer möglichen Entwicklungslinie zwecks Diskussion bedeutet doch noch lange nicht den Wunsch nach Erfüllung. Das wäre ja gerade so, als wenn derjenige, der vor einem Gewitter warnt, nun auch wünscht, daß der Blitz einschlägt. Wirkt denn nicht gerade die Tatsache, daß ich diese von mir so gesehenen Möglichkeiten in scharfer Formulierung zur Diskussion stelle, als eine Art Weckruf, um eben die Abwehrkräfte zu sammeln und zur Tat zu rufen? Wo in aller Welt habe ich gesagt, daß man die Hände in den Schoß legen soll? Theodor Marcus weiß genau, wie sehr ich den Jndividual-Verlag als Wurzel aller vcr- legerischen Kraft schätze. Aber kann mich diese Überzeugung vom Besseren hindern auszusprechen, daß ich etwas Schlechteres kom men sehe? Selbstverständlich ist es unsere Pflicht, dagegen an zukämpfen. Wie ein solcher Kampf ausgehen kann, ist nicht zu sagen. Man bedenke aber, daß der Angriff von zwei Seiten kommt: 1. von der Seite der Kaufmüdigkeit, der eine Lesefreudigkeit gegenüber steht; 2. von der Seite der allgemeinen Wirtschafts lage. Es steht natürlich dem Buchhandel immer frei, eine Dis kussion abzubrechen, da es naheliegendere Sorgen gäbe. Ich hosfe, daß dann der Buchhandel nicht plötzlich vor einer Situa tion steht, in der er nicht einmal mehr einen Kampf aufnehmen kann. Es wäre leicht, dazu Parallelen in der allgemeinen wie in der buchhändlnrischen Wirtschaftsgeschichte zu finden. Was aber nun noch die Zahlen betrifft, die Marcus angibt, so wäre dazu zu sagen, daß natürlich in den von ihm genannten Lebenskreisen Umsätze jetzt und in Zukunft erzielt werden, die weit über die Zahl von 100 Millionen hinausgchen. Der äußere Markt hat aber noch nie 100 Millionen, sondern etwa 55 Mil lionen betragen. Der Gesamtumsatz des deutschen Sortiments betrug in den letzben Jahren jährlich wohl etwas über 500 Mil lionen Mark. Und wenn etwa 3000 Bibliotheken 85?L der Schönen Literatur kaufen würden, so kaufen sie damit doch nicht 855? der Auflagen, sondern nur der erschienenen Werkzahl. Ich kann beim besten Willen daraus nicht eine Minderung des Ge samtumsatzes um drei Viertel errechnen. H. Kliemann. *> Das heißt praktisch, bei geringerer Zahl von Neuerscheinungen Umsatz- bzw. Ausfuhrsteigerung um rund 7LA. Ist also absichtlich optimistisch!
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