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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.12.1851
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- Erscheinungsdatum
- 23.12.1851
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- Deutsch
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1614 opfern, Zeit, die opferte er bereitwilligst seinem Hamburg, und so steht unser P. auch in dieser Hinsicht uns als treffliches Muster da! Nachdem uns das Familienleben im P.'schen Hause noch geschildert worden, treffen wir auf einen Abschnitt: „Die politischen Aussicht ten nach dem zweiten Pariser Frieden, Herbst 1815 bis Herbst 1816," in welchem die Persönlichkeit unsres P. weniger hervortritt; doch werden uns auch die politischen Ansichten P.'s vorgcführt, und sie überraschen auch hier durch ihre tiefe, ruhige und gediegene Auffas sung der Zustände! „Den Theoretikern und Schriftgclehrtcn traute Perthes so wenig, daß er fle sämmtlich wo möglich aus allen ständi schen Versammlungen ausgeschlossen sehen wollte!" Darnach hätte P. gewiß alles gethan, was in seinen Kräften stand, um 1848 aus seinem Wahlbezirk keinen Schriftgelehrten nach Frankfurt zu brin gen; das eine Beispiel belegt noch heut P.'s Meinung glänzend. Für den Buchhändler hat der Abschnitt: Perthes Ansichten über die Bedeutung des Buchhandels für Deutschland sehr viel Interesse, seine Grundsätze sind die, die wir von jedem Verleger adoptirt wünsch ten. Aus der Denkschrift, die P. im Jahre 1816 schrieb und die wohl nur noch Wenigen bekannt ist , erhalten wir sodann einige An deutungen. Um seine Ideen lebendig werden zu lassen, unternahm er im Sommer 1816 eine größere Reise durch Deutschland, das End ziel war Wien; der Bericht über dieselbe füllt 3 sehr lesenswerthe Abschnitte; eine Hauptaufgabe der Reise war, dem Nachdruck nach Kräften entgegen zu arbeiten. Die Reise trat P. am 19. Juli an und am 8. Octbr. kehrte er nach Hamburg zurück. Sie wird uns durch Auszüge aus den Briefen an seine Caroline sehr lebhaft er zählt; nach allen Seiten hin richtete der Reisende seine Aufmerksam keit und mancher Schluß aus den Beobachtungen trifft mit voller Kraft den Nagel auf den Kopf. Ueber das Fabrikwesen des Wup- perthales äußert er sich eben nicht sehr erfreut, diese Fabrikthätigkeit sei ein Grab unseres Charakters, unserer Sitten und unserer Kraft. — Aus Düsseldorf schrieb er: „Gestalt, Gesicht und Haltung der Leute hat etwas Unruhiges und Unflates, ihren Zügen fehlt die feste Form; in Zeiten der Gefahr würde man sich diese Menschen nicht zu Gefährten aussuchen." — Man denke an 1848 und 1849! Der Verkehr mit den Brüdern Droste in Münster und der Besuch des Kölner Doms geben zu Aeußerungen über Katholicismus und Pro testantismus mannichfachen Anlaß, die tiefer fühlende Gemüther ge wiß ansprechen, bei Freigemeindlichen aber Kopfschütteln erregen und zu dem Gedanken führen werden, P. hänge dem Katholicismus sehr zu, und doch war P. evangelisch-protestantisch gesinnt durch und durch, wie manche Stelle seiner Briefe zeigt. Mit einer großen Zahl Notabilitäten Deutschlands brachte ihm diese Reise in Berührung; in Münster mit den Droste's, Vinke; in Coblenz mit Görres; in Nassau mit Stein! in Frankfurt mit Fr. Schlegel, Fr. v. Meyer, den Brüdern Schlosser und einer großen Zahl von Diplomaten, die der Eröffnung des Bundestages harrten, unter andern auch W.v. Hum boldt; hier suchte er für den Buchhandel Deutschlands zu wirken. Nach einem Aufenthalt von 8 Tagen verließ P. Frankfurt, „des Sprechens u. Hörens, des vielen Essens und Trinkens und des Ueberschusses an Geist und Witz herzlich müde." In Heidelberg traf P. mit Thibaut, Daub, Kreuzer, Martin, dem Buchhändler Winter, den Brüdern Avisiere und auch mit Voß zusammen; über Letzteren wird Interes santes berichtet und eben nicht sehr erbaut schied P. von ihm; eben so unerquicklich ist ihm das Zusammensein mit Paulus, es ver anlaßt P. zu harten Aussprüchen. „Wer Fürsten und Minister so schwarz macht," schreibt er, „wie diese Männer hier, der muß doch auch sagen, was er will, und wer das nicht kann, der soll sich beschei den und bescheiden sein. Auch im Politischen kann nur Liebe und Ver trauen helfen; auch hier ist der Haß als Stimmung der Seele vom Satan. — Mir ist mitten in dieser Schönheit und reichen Fülle der Natur beklommen und herbe zu Muthe. — In diesem Paradiese hier IM 110 hat mich Betrübniß und Wehmuth ergriffen." In Stuttgart ver kehrte er natürlich mit Cotta und traf hier mit Wangenheim zusam men. Ueber des ersteren politische Stellung in Würtemberg wird be richtet, wie überhaupt über die Lage Würtembcrgs, die Beleuchtung darüber führt P. zu dem Schluß: „Die Menschen mischen die Kar ten und spielen hier wie überall, aber die Dinge gehen ihren Weg; eine andere größere Hand leitet ihren Gang." — Am 5. Sept. kam P. nach Wien. Hier traf er nun wieder mit einer Menge bedeuten der Persönlichkeiten zusammen, so mit dem Erzherzog Johann, Gentz, Collin, dem jungen Napoleon, Hammer, Hormayr, Pilat, dem Pater Hoffbauer, mit welchem er ein sehr interessantes Ge spräch über Katholicismus und Protestantismus, über Stolbecg und seinen Uebectritt führt. Am 25. Sept- verließ P. Wien. Die Rück reise wird sehr kurz erzählt, beinahe aber fand er in der Nähe von Blankenburg sammt seinem Sohne Matthias, welcher die Reise mitge macht hatte, seinen Tod in der Schwarza, aus welcher ihn, dicht vor den Rädern einer Sägemühle die kräftige Hand des Papiermül ler Stahl herausriß. So tragisch das Ereigniß, so komisch das Zu sammentreffen, daß ein Papiermacher einen Verlagsbuchhändler dem Tode entriß. Der letzte Abschnitt dieses Buches enthält: P.'s Be merkungen über den literarischen Verkehr während seiner Reise durch Deutschland. Wir möchten wünschen, daß dieser Abschnitt ganz im Börsenblatte abgcdruckt würde, er giebt ein Bild des Buchhandels im Jahre 1816, wie wir noch keins haben, wir hoffen aber, daß jeder gebildete Buchhändler, Alt und Jung, das Leben unsres P. selbst zur Hand nehmen wird, also auch diesen Abschnitt liest. Welch freudiges Gefühl mußte P. empfinden, als er am Abend seines Le bens die Wünsche und Bestrebungen, die ihn zu jener Reise im Jahre 1816 trieben, fast alle verwirklicht sah, der Buchhandel war ein Na tionalinstitut geworden, der Nachdruck war zu Grabe getragen! Das 4. Buch fuhrt die Ueberschrift: Perthes' brieflicher Verkehr über die politischen und religiösen Fragen von der Zeit des Wartburgfestes bis zur Zeit dereu- ropäischenCongresseinTroppau undLaibach 1817 — 18 22, und zerfällt in 9 Abschnitte. Die Persönlichkeit unsers P. tritt in diesem Buch ganz zurück, desto mehr aber giebt uns dasselbe Gelegenheit, den regen Geist, das reiche Wissen, das tiefe Gemüth desselben zu bewundern. Mit vielen hervorragenden Personen seiner Zeit standP. nicht blos in geschäftlichem, sondern auch in freundschaft lichem brieflichem Verkehr. Aus diesem reichen Schatze P.'scher Briefe und noch mehr aus denen seiner Freunde, wie Görres, Stolberg, Gentz, Graf Moltke u. a. werden uns hier Auszüge gegeben, die keine Auszüge hier zulasscn, da der Raum zu beschränkt ist. Be dauern müssen wir, daß nur selten der Schreiber des Briefes genannt ist; daß es aber häufig Personen waren, die den Verhält nissen nahe standen, geht deutlich hervor; wären Namen genannt, so würde manche Mittheilung noch an Interesse gewinnen. Wir wer den häufig zu Vergleichungen mit unfern Tagen hingerissen und un sere Achtung und Liebe für P. steigert sich immer mehr und mehr, wenn wir diese scharfen, gediegenen Urtheile über Personen und Zu stände, die in diesen Briefauszügen P.'s hervortretcn, genauer betrach ten- DemBiographen selbst aber müssen wir für die geschickte Anord nung dieses Theiles das größte Lob zollen. Da wir keine Auszüge geben können, so wollen wir jedoch auf S-208 u. f., wo sich P. über eine deutsche Republik, S. 237 u. f. über die Majoritäten und die Herrschaft der Massen ausspricht, S- 272 u. f. auf die Antwort P.'s auf einen Brief von Görres, S. 283—-284, wo er über die öffentliche Meinung und Zeitungen seine Meinung abgiebt, beson ders gern aufmerksam machen. Ueber seine Thätigkeit zur Verdrän gung des Nachdrucks von Seiten des Bundestages erfahren wir auch einiges. Von großem Interesse sind diese Mittheilungen seines Freun des Böhl von Faber über die spanische Revolution, für die wir dem
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