Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.08.1851
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- 1851-08-05
- Erscheinungsdatum
- 05.08.1851
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- Deutsch
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916 ^ 70 tenhändler zu sein und Geld und Zeit und Kenntnisse lieber zur Aufstellung eines reichhaltigen festen Lagers verwendet — je mehr wird der Buchhandel sich heben und mit dem Antiquar handel concurriren können. Das Publicum kann nicht viel von solchen Buchhandlungen halten, in denen es eine Unmasse von größtentheils überflüssigen Novitäten, dagegen sehr oft nur ein kleines unbedeutendes Lager werthvoller neuerer Werke überhaupt findet — während es bei den modernen Antiquaren zu seiner freudigen Ueberraschung das umgekehrtr Verhältniß gewahrt. Hierzu tritt noch der gewiß überall empfundene Nachtheil, daß seit der Revolution ein großer Theil des minder bemittelten Publi kums gar keine Bücher mehr kauft, während der Buchhändler früher Lerade unter dieser Classe zahlreiche Abnehmer für Novitäten, z. B. Lieferungswerke, fand. Der Bücherabsatz ist jetzt fast allenhalben auf das nothwendige Bedürfniß reducirt und dürfte es auch noch geraume Zeit hindurch bleiben. Dieser wichtige Umstand hat dem modernen Sortimentshandel geschadet, dem Antiquariatsbuchhandel aber genützt und es ist hohe Zeit, die daraus entspringenden Nachtheile nach Kräften zu vermindern. Die 3. Concurrenz bilden die leidigen Schleuderer, die alle neuen Werke ohne Ausnahme mit hohem Rabatt verkaufen und dadurch ihren College» am Platze nicht nur, sondern dem ge summten Buchhandel großen Schaden zufügen, ohne es selbst je zu etwas Erklecklichem zu bringen. Diese Schleuderer, nicht die nach kaufmännischen festen Grundsätzen handelnden Antiquare sind als Unterwühler und Feinde des Buchhandels zu betrachten und zu bekämpfen. Auch bei ihnen wird das Wie? meist durch Localver hältnisse bedingt. In großen Städten wird gemeinsames Handeln der College» viel vermögen, in kleinen Städten wird ein solcher Schleuderer sein Unwesen ohnehin nur auf kurze Zeit treiben kön nen, denn er wird nie aus einen grünen Zweig gelangen. Diese Schleuderei kann nicht genug beklagt werden; wie bitter ist es für den an soliden Principien hängenden Buchhändler, wenn er sieht wie junge Leute, die nicht rechnen können, leichtsinnig das Geschäft verderben und ihm den wohlverdienten Erwerb schmälern! Die Zahl dieser Schleuderer würde für die Zukunft schon etwas gemindert werden können, wenn man weniger Lehrlinge annähme und auf bessere wissenschaftliche und kaufmännische Bildung dersel ben gedrungen würde. Nur eine höhere, nicht blos technische Ausbildung lehrt die Würde des Standes bewahren, denn obschon der Buchhändler zuerst nichts als Kaufmann ist und auch nichts andres werden kann, so sollte doch nie vergessen werden, daß es im literarischen Verkehr Grenzen giebt, die der Speculationsgeist nicht überschreiten darf, ohne die Ehre des Buchhandels preis zu geben. Die 4. Concurrenz wird dem Buchhandel bereitet durch die ge setzwidrigen Ueber griffe der Antiquare ins Sortiment-Ge schäft. Es beschränkt sich dies zunächst auf diejenigen Staaten, in denen die Antiquare nur mit gebrauchten Büchern handeln dür fen, wie z. B- in Baden. Leider giebt es unter diesen Antiquaren solche, die ehrlos genug sind, die bestehenden Gesetze auf alle mög liche Weise zu umgehen- Sie beziehen neue Bücher, lassen sie bin den, brochiren, ausschneiden und sind auf diese Weise durch den Buchstaben des Gesetzes geschützt. Es ist ferner eine traurige That- sache, daß es Verleger giebt, die so wenig Ehrgefühl haben, daß sie solchen Antiquaren ihre Artikel ohne Weiteres liefern, gerade als ob sie Buchhändler seien. Solche Verleger sollten öffentlich namhaft gemacht werden und die gekränkten Handlungen jede Verbindung mit ihnen abbrechen, den Antiquaren dabei energisch auf die Finger sehen und nicht ermüden, ihr gesetzloses Treiben zu bekämpfen, indem sie bei den Behörden auf die stete und kräftige Handhabung der zum Schutze des Buchhandels bestehenden Gesetze dringen. Unter dieser 4fachcn Concurrenz seufzt der heutige Sortiments handel und es ist wahrlich kein Wunder, wenn man von allen Sei ten die bittersten Klagen hört. Es ist gewiß sehr zu bedauern, daß es so gekommen ist, daß der Sortimentshändler fast ganz aus sei nem ursprünglichen Geleise gedrängt ward, und daß namentlich der sog. Antiquariats-Buchhandel eine so große Ausdehnung gewonnen hat. Aber es sollte doch mehr anerkannt werden, daß der Buchhan del dies zum Theil selbst verschuldete. Denn hätte der Buchhandel den Zeitverhältnissen und den Bedürfnissen und Umständen des gro ßen Publicums mehr Aufmerksamkeit gewidmet und Rechnung ge tragen, so wäre wenigstens der schlimme Umstand verhütet worden, daß ein großer Theil des Antiquariats-Buchhandels sich in den Hän den von Leuten befindet, die weder Buchhändler noch Antiquare, sondern reine Spekulanten sind, die gute und schlechte Literatur durcheinander, gewissenlos ins Publicum bringen, da es ihnen blos um Geld, nicht auch um Ehre zu thun ist. Es ist bereits oben bemerkt worden, daß die Art der Abwehr dieser Uebelstände sich nicht allgemein gültig feststellen läßt, sondern sich meistens nach den Localverhältnissen richten müsse. Aber das dürfte feststehen: daß dem Buchhandel nicht aufgeholfen wird, wenn er in den jetzigen unnatürlichen Grenzen sich bewegt, sondern daß er vielmehr jene Grenzen erweitern muß, indem er aus dem Anti quarbuchhandel diejenigen Seiten sich ancignet, die ihm ursprüng lich angehörten und welche weit entfernt, die Ehre und Würde sei nes Standes zu beeinträchtigen, dieselben vielmehr in den Augen des Publicums nur zu erhöhen geeignet sind. Es ließe sich noch sehr vieles über diesen wichtigen Gegenstand sagen, leider erlaubte der beschränkte Raum dieser Blätter nur eine skizzenhafte Ausführung. Wir übergeben diese Gedanken, das Resultat vieljähriger Er fahrung, der Oeffentlichkeit, in der Hoffnung, daß viele unserer Col lege» denselben ihre Billigung nicht versagen werden. Ueber unverlangte Sendungen nach Rußland. Seit Jahren haben sich sämmtliche deutsche Buchhändler Ruß lands unverlangte Zusendungen dringend verbeten, wie solches nicht allein aus dem Schulischen Adreßbuch und allen Verscndungslisten, sondern auch aus wiederholten Anzeigen im Börsenblatt ersichtlich. Dessen ungeachtet langen für erwähnte Buchhändler fast mit jedem Ballen unverlangte Bücher an, und natürlich sind dies meistens solche, die man aus Gründen gerade nicht zu erhalten wünschte. Man könnte sich eine derartige Geschäftspraxis einiger Verleger schon gefallen lassen, wenn die Sache damit abgethan wäre, daß diese Her ren für unnütze Spazierfahrten ihrer Bücher, hohe Frachten und Zölle ersetzen müssen, da aber auch für die russischen Buchhändler daraus große Unannehmlichkeiten entstehen, so scheint es an der Zeit, die Sache von diesem Gesichtspunkte aus zu betrachten. Auf den Censurämtern in Rußland werden die Ballen ausge packt und selbst die Maculatur genau durchgesehen. Es werden alle verbotenen und dem Censuramte unbekannten Bücher vorläufig zurück gehalten und die Buchhändler erhalten nur die erlaubten zugesandt. Die Censoren wissen sehr gut, daß sich die Buchhändler alle unver langten Zusendungen verbeten und zwar wiederholt verbeten haben, kommen nun dessen ungeachtet verbotene oder solche unbekannte Bücher, von denen der Buchhändler weiß, daß sie in Rußland ver boten werden müssen, so geräth er folgerecht in Verdacht, dergleichen auf eine oder die andere Weise einschmuggeln zu wollen; dieser Ver dacht muß sich in Wiederholungsfällen bis zu gewisser Annahme stei gern und diese wieder kann nur eine'Concessionsentziehung zur Folge haben. Niemand wird die Censoren tadeln können, wenn sie die Ent-
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