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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.07.1851
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- 01.07.1851
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- Deutsch
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759 1851.^> er nach Stuttgart kommen, er, der Buchhändler Löflund, wolle ihn in die Lehre nehmen. Und so geschah es: der Knabe ergriff das Anerbieten mit Freude, da er vorher nur einen Schreiberdienst im Aussicht gehabt hatte. Diese kleinen Züge aus seinen ersten Lebens führungen hafteten noch im Alter lebendig in seiner Erinnerung. Auf die nicht leichten Stuttgarter Lehrjahre folgte zu weiterer Aus bildung ein mehrjähriger Aufenthalt erst in Leipzig in der Kum- mer'schen Buchhandlung, dann in Göttingen bei Dieterich, und endlich in Berlin bei Sander. Im Jahre 1817 eröffnet« er zu Berlin eine eigene Handlung, die er nach zehn Jahren auf das Veclagsgeschäft beschrankte. Seine Tdatigkeit in diesen zehn Jahren war außerordentlich angestrengt und erwarb ihm im Kreise seiner Berufsgenossen und darüber hi naus, bald ein wohlverdientes Ansehn. Er errichtete noch eine zweite Buchhandlung in Landsberg a. d. W-; eine Aeitlang gab er einen Berlinischen literarischen Anziger heraus; sodann bearbeitete er mit dem mühsamsten Fleiß wohlgeordnete Kataloge jeder Wissenschaft (es sind ihrer 16), die sich als sehr brauchbar und-zuverlässig erwiesen ha ben, und in mehreren Auflagen, zum Theil bis zur 5tcn, erschienen sind, zuletzt fortgesetzt und neu bearbeitet von Wilhelm En gelmann in Leipzig, dem dankbaren einzigen Zöglinge und treuen Freunde des Verstorbenen. Der bei weitem größte Theil seines eigenen Verlags waren medicinische und chirurgische Werke. — Seit 1834 war er mehrere Jahre Vorsteher des Börscnvereins der deutschen Buch händler-, während dieser Zeit wurvc zu Leipzig die neue Buchhänd lerbörse gebaut: bei der Einweihung des Gebäudes erhielt Enslin das Ehrenbürgerrecht der Stadt und vom Könige von Sachsen den Eivilverdienstorden. Und wie er in Leipzig, als dem Mittelpunkte des deutschen Buchhandels, fast eben so heimisch war wie in Ber lin, und durch das allgemeine Vertrauen zu allen wichtigeren Berath ungen des Buchhändlervereins zugezogcn wurde, so hatte dieser in ihm auch den thätigsten Beförderer aller gemeinnützigen Zwecke. Namentlich ist es der Leipziger Unterstützungsverein für die bedürfti gen Familien verstorbener oder verarmter Buchhändler, den er sich durch Rath und Thal zu immerwährendem Danke verpflichtet hak. Als Mitglied des Preusstschen Literarischen. Sachverständigen-Vereins hatte er vielfach Gelegenheit, scharfes und treffendes Urtheil zu be währen; und auf die von ihm herrührenden Gutachten in der (vom Prof. Eduard Heydemann 1848 herausgegebene) Sammlung der Vota de« genannten Vereins ist, dem Vernehmen nach, vorzugsweise Rücksicht genommen, wenn die Universität zu Berlin, welche ihm bei Gelegenheit des fünfzigjährigen Jubiläums seiner öffentlichen Thätigkeit am 17. Februar d. I. die philosophische Doctorwürde bonoris 0SU8S verlieh, ihn in dem Diplom u. A. bezeichnet als lio- neststis in lidrorum commereii« exporiemiso sxomplo sliis oommenll- snllao suotor Arsvi85imu8, vir äo ro lidrsris et kiblio§rspbies 8erip- tinnibu8 multi8 vr>rii8gue iinnxniter meritu8. Kurz zuvor hatte er, auch als ein Anerkenntniß der in diesen Worten gerühmten Eigenschaften und Verdienste, vom Könige von Preußen den rothen Adlerorden 4. Classc erhalten. Diese öffentlichen Ehren und die sich daran schlie ßende weitverbreitete Thcilnahme Befreundeter waren seine letzte Le bensfreude, der sich der durch und durch bescheidene Mann mit der größten Unbefangenheit hingeben konnte. An diese Uebersicht der wichtigsten Lebensumstände Enslin's und seiner Thätigkeit mögen sich noch einige ihn näher charakterisi- rende Bemerkungen anschließen. Man konnte an ihm alle die Vor züge wahrnehmen, welche kräftigen Naturen eigen zu sein pflegen, die von früher Jugend an die Schule der Entbehrungen durchge- macht haben und glauben dürfen, durch sich selbst geworden zu sein, was sie sind. Es giebt ein englisches Buch, in welchem u. A. aus älterer und neuerer Zeit eine ziemlich große Zahl gerade von Buch druckern und Buchhändlern zusammengeftellt ist, die sich aus viel fachen Hemmungen äußerer drückender Verhältnisse zu einer ehren vollen Thätigkeit in Förderung der Literatur emporgearbeitet haben; Deutschland könnte nicht wenige Beispiele daneben stellen. Wenn Enslin von Johann Georg Cotta erzählte, wie er durch strenge Ordnung, Sparsamkeit und rastloses Selbstarbeiten zu Wohlstand und Ansehn gekommen, so empfand man, es war sein Ehrgeiz gewe sen, solchen Vorbildern nachzueifern; und als vor wenigen Jahren die Biographie von Friedrich Perthes erschienen war, äußerte er, er habe das Buch mit wahrer Erbauung gelesen, ein Ausdruck, den auch ein Anderer über die treffliche Schrift in vollem Sinne gebraucht haben möchte, der aber in seinem Munde noch von einer specielleren Anwendung auf ähnliche Erlebnisse in seiner eigenen Laufbahn her rührte. Wie die beiden eben Genannten war auch er weit entfernt, im Buchhandel nichts weiter als ein kaufmännisches Geschäft zu se hen : seine würdigere Auffassung desselben als eines Dienstes an der Wissenschaft als solcher, hat er oftmals durch große Opfer bethätigt, indem er mit freudigster Bereitwilligkeit zu Unternehmungen die Hand bot, bei denen von Gewinn keine Rede sein konnte, sondern die lediglich um ihrer selbst und ihrer wissenschaftlichen Bedeutung willen gefördert sein wollten. Die hierin erkennbare Liberalität war ein Grundzug seines Wesens, und sein Geben war jederzeit auch ein solches, daß die linke Hand nicht wußte, was die rechte that- Der nähere Verkehr mit ihm war in hohem Grade anziehend: man hatte immer den Eindruck als von einem ruhigen, klaren, unbestechlichen Verstände, und von einem durchaus gesammelten Wesen, das durch keinerlei Affect so leicht aus der Fassung zu bringen war, weshalb auch, wo es zu handeln galt, Entschiedenheit des Willens und Con- scquenz ihn auszeichneten und sicher zum Ziele führten: Besonnenheit, Geradheit und eine ungemeine praktische Tüchtigkeit war das Her vorstechendste in seinem Charakter. Er beklagte oft, in seiner Jugend nicht diejenige wissenschaftliche Bildung erhalten zu haben, welche unsere Gymnasien gewähren; er hatte später Manches durch eigenes Studium nachgeholt: aber einen weiter reichenden Ersatz dafür ge währte im Umgänge mit ihm sein natürlich richtiger Blick für alle Verhältnisse und seine ernste Theilnahme für alle wichtigeren Lebens interessen. Es kann, namentlich für den Schulmann, etwas sehr Belehrendes und Erfrischendes haben, an dem verständigen Urtheil solcher scheinbar draußen, desto mehr aber in der Wirklichkeit des Lebens stehender Männer die eigenen Ansichten zu prüfen, die so leicht in der ausschließlichen Sphäre des Amtslebens etwas beschränkt Junftmäßiges und Unfreies annehmen. — War in Enslin Ver standesklarheit das Vorherrschende, so kam doch, besonders in der freieren Geselligkeit, die an ihm haften gebliebene süddeutsche Leben digkeit und Gemüthswärme immer auch zum Wort, und machte die Unterhaltung mit ihm außerordentlich anregend und angenehm. Ur sprünglich, frisch, einfach und eigen war sein Denken und Reden, nichts Angenommenes oder Nachgcspcochenes: und wo er diese Aecht- heit des Wesens bei Anderen fand, störte ihn auch die größte Diver genz der Ansichten nicht, Achtung und Vertrauen zu beweisen. — Kurz es ist in ihm ein Ehrenmann aus der Welt geschieden, ein treuer Diener seines Königs und ein begeisterter Freund unserS deut schen Vaterlandes, ein wahrer Förderer unserer Literatur. Friede sei ner Asche! Berlin, den 31. Mai 1851. L. Wiese- Dem Andenken Friedrich Emanucl Eurich's in Linz. Der 15. Jänner des Jahres 1772 war der Tag, an welchem der bis zu seinem Lebensende an Geisteskraft und Scelenstärke noch jugendliche Friedrich Eurich zu Stuttgart das Licht der Welt er blickte. Schon als Eleve des dortigen Gymnasiums und später als Zögling der berühmten Carls-Akademie, in welche er durch besondere
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