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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.09.1929
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- 1929-09-28
- Erscheinungsdatum
- 28.09.1929
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X-226,28. September 192S. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn.Buchhandel. Nachdem ihm so an verschiedenen Bibliotheken ausgiebig Gelegenheit geboten war, sich das Handwerkliche des Berufes anzueigncn, erwarb er sich im Jahre 1897 mit seiner ersten bibliothekswisscnschastlichen Arbeit, dem »Verzeichnis der Bon ner Ilniversitätsschriften 1818—1885» die bibliothekarischen Sporen. Diese Arbeit, die für die spateren dieser Art vorbildlich geworden ist, zeigt bereits den ganzen Milkau: Gründlichkeit, Klarheit und peinliche Akribie, souveräne Beherrschung des Stof fes, übersichtliche Anordnung und edle typographische Form. Bibliographien gehören nicht gerade zur Licblingslektüre der »leisten Menschen, wenn sie aber so durchdachte und beseelte Arbeiten sind wie die vorliegende, ist cs ein Genuß, in ihnen zu blättern und zu lesen. Inzwischen ivar das Preußische Kultusministerium auf den vielversprechenden Bibliothekar aufmerksam geworden. Im Juli 1897 übertrug cs ihm eine große, seiner würdige Aufgabe: die Herstellung des Gesamtkatalogs der preußischen Bibliotheken. Rach gründlicher Vorbereitung nahm Milkau die Aufgabe in Angriff. Heute, nach 30jähriger Arbeit liegt der Gesamtkatalog mit seinen 2)4 Millionen Titeln druckfertig vor und stellt das größte wissenschaftliche Unternehmen dieser Art dar, das bisher existiert. Aus den Vorarbeiten hierfür erwuchs, wie bei ihm Theorie und Praxis stets Hand in Hand gehen, seine viel ge nannte historisch-kritische Abhandlung über »Ccntralkataloge und Titeldrucke» (1898). Und als eine weitere tvcrtvollc Frucht dieses Jdcenkrcises, die wir ihm zwar nicht allein, aber doch zur Hauptsache verdanken, sind die »Instruktionen für die alpha betischen Kataloge der preußischen Bibliotheken und für den preußischen Gesamtkatalog» (1899) zu nennen, durch die zum ersten Mal einheitliche Katalogisierungsrcgeln für einen größe ren Kreis von Bibliotheken ausgestellt wurden. Die »Preußische Instruktion«, wie man sic kurzweg nennt, hat seitdem ihren Eroberungszug auch auf die übrigen deutschen Bibliotheken er streckt. Nicht unterlassen möchte ich noch, aus die meisterhafte typo graphische Gestaltung gerade dieses Werkes hinzuweifen, das bei der Vielheit der zu unterscheidenden Satzclemente ganz beson dere Schwierigkeiten für den Druck bot. Mil vollem Recht hat man das Buch als einen der besten Drucke bezeichnet, die Deutsch land in der damaligen Zeit.aufzuwciscn hat. Nachdem die Arbeit des Gesamtkatalogs organisiert war, wurde Milkau von Althoff ins Kultusministerium berufen, wo er einige Jahre als Hilfsarbeiter tätig war. Im April 1902 übernahm er die Leitung der Universitätsbibliothek Greifswald. Fünf Jahre hat er dieser Anstalt Vovgcstandcn und sie nach und nach zu einer Musterbibliothek gestaltet. Und was er mit Greifs wald im kleinen getan, das führte er in den Jahren 1907 bis 1921 mit Breslau in größerem Rahmen durch. Bei alledem wußte er aus den täglichen Verwaltungs geschäften — einer Forderung entsprechend, die er selbst aus gestellt hat — »sich genug Muße uiid Frische zu retten, um für seinen Teil auf bescheidenem Hausaltar die Flamme der Wissen schaft zu nähren». So erschien im Jahre 1906 in dem bekannten Sammelwerk »Kultur der Gegenwart« sein berühmter Artikel über »Die Bibliotheken«. Bon einer hohen Warte läßt er hier feinen Blick durch die Jahrhunderts und über die Völker 'schwei fen und zeichnet ein begeistertes und begeisterndes Bild vom Wesen und Wert der Bibliotheken und vom Beruf des Bibliothe kars. Diese programmatischen, richtungweisenden Ausführun gen sind zweifellos das wertvollste, was in unserer Zeit über Bi bliothekswesen überhaupt geschrieben worden ist. Die ganze jüngere Generation der Bibliothekare, und nicht nur die Deutsch lands, hat sich an ihnen gebildet. Zum Jubiläum der Breslauer Universität (1911) schrieb Milkau die Geschichte ihrer Bibliothek, ein hervorragendes Werk, wenn er es selbst auch bescheiden als »Skizze» bezeichnet. Man weiß nicht, was man an dieser Schrift mehr bewundern soll: die Klar heit, mit der er die Zusammenhänge darlegt, die Anschaulich keit, mit der er die Vorgänge schildert, die Lebendigkeit, mit der er die Personen vor unsere Augen treten läßt, oder endlich den liebenden Humor, der auf jeder Seite hervorleuchtet. Das Buch liest sich wie ein historischer Roman. Man ist unwillkürlich ge- 1046 neigt, die geistige Verwandtschaft des Verfassers mit Männern wie Freytag, Scheffel, Keller oder Fontane fcstzustcllen, auch wenn mau nicht weiß, daß er in seiner Jugend sich einmal selbst als Romancier versucht hat. Als andere vorbildliche Arbeiten aus jener Zeit nenne ich sein schönes »Verzeichnis der Hand bibliothek des Großen Lesesaals« der Breslauer Bibliothek (1914) und nicht zuletzt die wertvolle Reihe der von ihm verfaßten, längst nicht genügend gewürdigten Jahresberichte seiner Bi bliotheken. Im Laufe der Jahre hatte Milkau mehr und mehr das An sehen erlangt, eine, um nicht zu sagen, die Autorität auf dem Gebiet des Bibliothekswesens zu sein. Keine bibliothekarische Frage von Bedeutung wurde in Berlin entschieden, ohne daß man die Meinung des Breslauer Geheimrats gehört hätte. Wiederholt übertrug man ihm auch wichtige bibliothekarische Missionen. So war er im Aufträge des Kultusministeriums in England, und während des Krieges wurde er auf Wunsch des Generalgouvcrneurs nach Belgien geschickt, um gegenüber den umlaufenden Gerüchten das Schicksal der belgischen Bi bliotheken zu untersuchen. Mit den Ergebnissen und Erlebnissen dieser Reise hat er in eineui ebenso lehrreichen wie amüsant geschriebenen Bericht im »Zentralblatt für Bibliotheks wesen« (1916) auch seine Fachgenossen erfreut. Und gleicher weise finden wir ihn wenig später (1917) in amtlichem Auftrag um Wohl und Wehe der polnischen Bibliotheken bemüht. Nach alledem konnte es keinem Zweifel unterliegen, daß zu Anfang des Jahres 1921, als A d o l f vonHarnack von dem Posten des Generaldirektors der Preußischen Staatsbibliothek zurücktrat, als dessen Nachfolger, sofern dieser überhaupt aus dem Kreise der Bibliothekare genommen würde, nur Milkau in Frage kam. Daß wirklich das Ministerium ihn berief und nach dem Gelehrten von Weltruf einen bibliothekarischen Fachmann an die Spitze der größten Bibliothek Preußens und Deutschlands stellte, das fand in der bibliothekarischen Welt frohen Widerhall und wurde allgemein als ein Fortschritt für die Geltung des biblio thekarischen Berufes gewertet. Milkau hat diesen Posten nur vier und ein halbes Jahr bekleidet, und diese fielen noch dazu in eine Zeit, die durch die Nachkriogs- und Jnflatiionsvcrhältnisse besonders schwierig war. Soweit die Ungunst der Verhältnisse und die kurze Amtsdaurr es zuließen, war er mit Erfolg bestrebt, die einzelnen Abteilungen und Dienstzweigc auszubauen und den Bedürfnissen der Gegenwart anzupasscn. Über der Sorge um die eigene Anstalt ließ er die Gesamtheit der Bibliotheken nicht außer Acht. Sein besonderes Verdienst ist es, daß der Preußische Leihverkehr zum Deutschen Leihverkehr er weitert wurde (1924). Diese segensreiche Einrichtung, die kein an deres Kulturvolk aufzuwciscn hat, ermöglicht cs dem Gelehrten, durch Vermittlung seiner Ortsbibliothek jedes beliebige Werk, das am Ort nicht vorhanden ist, gegen die geringe Bandgebühr van 10 Pfennig aus einer anderen reichsdcutschcn Bibliothek zu beschaffen, während er bis dahin die vollen Portokosten für die Hin- und Rücksendung einschließlich der Vcrpackuugsgebühren zu tragen hatte. Der Gründung der Deutschen Bücherei, von deren Nützlichkeit und Notwendigkeit er von Anfang an überzeugt war, brachte er ebenfalls besonderes Interesse entgegen. Er war der erste, dem man im Vertrauen auf seine bewährte Organisa tionsgabe die Leitung der neuen Bibliothek antrug. Wenn er diesem Rufe auch nicht gefolgt ist, so gehört er doch von der Gründung bis zum heutigen Tag dem Verwaltungsrat der Deutschen Bücherei an und hat ihr zu allen Zeiten seinen Rat und feine Hilfe geschenkt. In den schwierigen Situationen, die die Anstalt in, ersten Jahrzehnt ihres Bestehens durchzumachen hatte, wußte er nicht selten Mittel und Wege zu zeigen, die er folgreich aus den Schwierigkeiten herausführten. Mitten in seinen Arbeiten und Plänen zur Reorganisation der Staatsbibliothek überraschte ihn die Nachricht, daß er zum 1. Oktober 1925 in den Ruhestand versetzt sei. Ein Jahr vorher, als er die gesetzliche Altersgrenze erreichte, war ihm vom Vor gesetzten Ministerium bereits ein Ehrenjahr bewilligt worden, und an sich bestand Wohl die Möglichkeit, ihm auch ein zweites
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